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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.09.1900
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- Erscheinungsdatum
- 25.09.1900
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- Deutsch
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»ach wie vor jedes Buch ohne nennenswerten Zeitverlust aufzufinden. Mag auch Herr Prager anderer Meinung sein und meinen Vorschlag als in ungünstigem Sinne »charakte ristisch« beurteilen — ein besseres Mittel, sich Lagerkenntnis und Titelgedächtnis anzueignen, giebt es meiner Meinung nach absolut nicht, freilich auch kein gefürchteteres, denn unsere jungen Mitarbeiter sind in der Regel recht wenig gelaunt, Wolken von Staub zu schlucken, mit Bücherpaketen Leitern ab und auf zu klettern und nicht nur rasch, sondern andauernd ununterbrochen zu arbeiten; denn wenn man bei solcher Beschäftigung lange Kunstpausen macht, kann sie sich allerdings in recht unliebsamer Weise auf eine unabsehbare Zeit erstrecken. Betonen muß ich des weiteren, daß mir das »Aus zeichnen« der antiquarischen Bücher, d. i. die Eintragung des Verkaufspreises in diese selbst, ganz unerläßlich erscheint. Wie oft kommt es vor, daß »Bücherwürmer« nicht nach Zetteln wählen, sondern die Bestände selbst durchstöbern, sich nicht scheuen, die letzten Sprossen der Leiter zu erklimmen oder sich auf den Fußboden zu hocken, um einen »Schmöker«, der ihre Aufmerksamkeit erregt, zu besichtigen; wie häufig kommen wohl auch Kollegen aus der Fremde und forschen nach Desi deraten oder sonst für sie interessanten, für den Eigentümer vielleicht schwer verkäuflichen Büchern, und wie lästig ist es daun, jede Frage nach dem Preise erst durch langes Heraus- sncheu des betreffenden Zettels erledigen zu können. Und wenn nun gar der Buchdrucker etliche Zettel verliert — in meiner Praxis kam es vor, daß ein solcher Jünger Guten bergs ein ganzes Paket verlor — und keine Duplikate vor handen sind, — wie herrlich ist eS dann, die Preise nochmals eruieren zu dürfen! Und weil schon von Preisen die Rede ist, sage ich's gleich: ich freue mich gar nicht, wenn ich dem Verkäufer die Preise zahlen kann, die er verlangt, sondern werde stets bestrebt sein, so billig als möglich einzukaufen, es sei denn, es handelt sich um Kunden, die mir regelmäßig und gute Offerten machen und die ich an meine Firma fesseln will. Wie manches Buch, das ich sicher zu einem guten Preise verkaufen zu können wähnte, ist doch auf Lager liegen geblieben und entwertet immer mehr — das muß durch günstigere Käufe wett gemacht werden, und wenn ich feilschen müßte wie eine italienische Trödlerin. Gelehrter und Kaufmann zugleich, das soll ja nach des Herrn Prager eigenen Worten jeder Antiquar sein oder werden. Dabei ist es aber ja gar nicht der fertige, gewiegte Antiquar, an den ich mich mit meinen Winken wende, cs ist der Anfänger, den ich davor warnen will, durch vorschnelles Annehmen oder brüskes, un motiviertes Ablehnen einer Preisforderung seitens eines Ver käufers diesen entweder argwöhnisch zu machen oder für immer abzuschrecken, und der Anfänger ist es auch, dem es erlaubt, ja geboten sein muß, seine Unfähigkeit, den Wert eines Buches selbst zu bestimmen, darzuthun, indem er ihn durch ein Gesuch oder Angebot im Börsenblatt festzustellen sucht; denn kein Meister ist vom Himmel gefallen, und ich bedauere sehr, daß Herr Prager meine Ausführungen über das moderne Antiquariat unbesprochen ließ; gerade die Unkenntnis dieses letzteren ist der wundeste Punkt in manchem buchhändlerischen Geschäftsbetrieb. Das moderne Antiquariat hat so manches vergriffene, fast unauftreibbar gewesene, daher hoch bewertete Buch wieder zu einem Spottpreise auf den Markt geworfen und unsere gewiegtesten Kollegen gezwungen, von neuem »in die Schule zu gehen«! Nun nur noch eins: Auch der Gewohnheit, Werke von großer Wichtigkeit selbst dann in die betreffenden wissenschaft lichen Spezialkataloge aufzunehmen, wenn ich sie gar nicht besitze, werde ich niemals mehr entsagen. Vor allem spricht der Erfolg für mich und macht mich ganz gleichgiltig gegen das, was die Leiter großer Bibliotheken, diese »grauen« Theoretiker, darüber sagen. Ferner habe ich folgende, mir maßgebende Gründe dafür, die ich der Praxis abgewonnen habe: 1. Mancher Gelehrte und sonstige Interessent sucht ein ganz bestimmtes Werk und greift zu meinem Kataloge nur, weil er hofft, das Werk darin aufgeführt zu finden. Täuscht er sich, so nennt er meine Firma leistungsunfähig, legt den Katalog für immer weg und beachtet auch meine weiteren Kataloge nicht mehr. Findet er aber das Gesuchte, so ist es ihm vielleicht zu teuer, aber er sieht unwillkürlich auch die anderen Seiten des Katalogs durch und bestellt nicht selten ganz etwas anderes, als er wollte. 2. Ich kann niemals wissen, was ich während der Druck legung des Katalogs einkaufen werde. Gerade eines der in Frage kommenden Werke kann in der Zwischenzeit von mir erworben werden. 3. Je vollständiger der Katalog ist, desto länger kann ich ihn verwenden. Wenn ich rein nur das aufnehme, was ich derzeit wirklich auf Lager habe, so ist der Katalog, voraus gesetzt daß er »zieht«, in kürzester Zeit total veraltet. Damit wäre ich zu Ende. Schelten Sie mich, Herr Prager, aber ich gehe jetzt und stecke meine Nase in einen Maßkrug, und in einen Münchener noch dazu. Denn beim Maßkrug erfahre ich, was mein Nachbar über die Weltlage denkt. Er hat den »Chinakoller« — das nächste Mal schicke ich ihm einen Katalog über ostasiatische Reisewerke. Spaß bei Seite — erst nachdem ich beim Maßkrug zuhörte, wie viele Wunder geschichten, Geistererscheinungen, Teufelslisten mit größtem Ernste vorgetragen und von einem andächtigen Publikum mit Dankbarkeit ausgenommen wurden, erst nachdem ich durch das mir gar nicht so sehr sympathische, aber zungenlösende Naß, das in besagtem Maßkrug sich zu befinden pflegt, einen tiefen Blick in die Volksseele gethan hatte, dämmerte mir ein Verständnis darüber auf, wie so mancher inhaltlich wirk lich hirnverbrannte Schmöker zu einem unverhältnismäßig hoch scheinenden Wert und Preisansatz gelangen konnte, und die Konsequenzen, die ich aus dieser Erkenntnis zog, waren solche, daß ich sie niemals zu bereuen haben werde. Franz Unger. Kleine Mitteilungen. Feldpaketpvst nach China. — Die erste Feldpakctpost nach China wird am 2. Oktober mit dem fälligen Dampfer des Nord deutschen Lloyd von Bremerhaven abgehen. Die Feldpostpakete werden von den Eisenbahn-Pvstanstaltcn in Paketsäckc verpack: und nach Bremen an die daselbst bei dem Postamt 5 auf dem Centralbahnhof eingerichtete besondere »Sammelstelle sür Feldpost pakete- verschickt. Die Sammclstelle verpackt die Pakete in Paket säcke für die verschiedenen Truppenteile in Ostasicn. Für die Beförderung in Ostasien hat die Militärbehörde die Gestellung der erforderlichen Landtransportmittcl zugesagt. Feldpostpakete dürfen bis 2'/, lrA schwer, 35 ein lang, 15 om breit und 10 cm hoch sein. Die Verpackung hat in Kistchen oder festen Kartons mit äußerer Umhüllung von haltbarer Leinwand oder Wachsleinwand und mit fester Umschnürung zu erfolgen. Zur Aufschrift ist eine genau und deutlich ausgefüllte Feldpostkarte zu verwenden, die auf der Sendung zu befestigen ist. Die Karte muß außerdem den Absender und den Inhalt angebcn. Das Porto beträgt für jedes Paket 1 die vom Absender zu entrichten ist. Postpaketadressen werden nicht bcigegeben. Eingeschriebene, Wert- und Nachnahmesendungen sind nicht zulässig. Hierzu wird in der Na tionalzeitung bemerkt: Nicht zu verwechseln ist dieser Paketdicnst der Feldpost mit der einmaligen Gelegenheit zur Verschickung schwerer Pakete an die Angehörigen des ostasiatischen Expeditionskorps und des Oberkommandos, die das Kriegsministerium ein gerichtet hat. Hierzu wird das Ende September von Hamburg nach Ostasien abgehcnde Materialtransportschiff benutzt. Es dürfen damit an jeden Offizier und im Offiziersrang stehende Militär person insgesamt 50 Ir^, an jeden Unteroffizier oder Gemeinen insgesamt 30 KZ geschickt werden. Hierbei ist das Porto bis Ham burg vom Absender zu tragen. Diese Sendungen sind mittels Postpaketadressen -an die Bahnhofskommandantur Hamburg, mit Angabe der Empfänger in Ostasien zu adressieren. Bei allen Feldpostsendungen ist die genaue Angabe des Namens, Dienst-
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