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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.09.1900
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- Erscheinungsdatum
- 17.09.1900
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- Deutsch
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6912 Nichtamtlicher Teil. 216, 17. September 1900. Nichtamtlicher Teil Kreis Norden in Hamburg. »Nun ist das Festlied für den Begrüßungsabend noch nicht aus der Druckerei da, und in einer Viertelstunde muß ich zur Vorstandssttzung fort. O, es ist« — er gänzen wir den Stoßseufzer dahin: es ist mühe-, aber auch ehrenvoll, zugleich Mitglied des Festausschusses und des Vor standes zu sein! Sollte aber etwa ein griesgrämlicher Nörgler meinen: wozu überhaupt ein Festausschuß? erledigt eure geschäftlichen Dinge ordentlich! — dem sei gesagt, daß dieses im Kreis Norden gründlich zu geschehen pflegt, was selbst höheren Orts, wenn auch nicht immer freudig, an erkannt wird. Aber, wenn liebe Gäste zu erwarten sind, schmückt man sein Haus und trifft festliche Vorkehrungen, und zwar um so sorglicher, wenn die Gäste in Begleitung ihrer Frauen kommen. Dazu gehört ein Festausschuß. Für Sonnabend den 8. September hatte der Fest ausschuß einen Teil der neuen Räume bei Siechen belegt. Ein schönere Stätte wäre nicht zu finden gewesen. Um 6 Uhr nachmittags waren noch Handwerker darin beschäftigt znr letzten Ausschmückung, um 8 Uhr glänzte alles in tadel loser Vollendung. Ohne Zweifel wirkt der Raum, in dem man sich befindet, sehr auf die Stimmung ein, die sich darin enlwickeln soll. Bei der gediegen-vornehmen und geschmack vollen Ausstattung, bei dem reichen Blumenflor, bei dem würzigen Trunk, der geboten wurde, stieg die Stimmung schnell auf den Höhepunkt echter Fröhlichkeit. Der B.e- grüßuugsredner hatte recht, wenn er sagte, daß die Regen wolken am Himmel draußen nur als Folie dienen könnten, von der die Fröhlichkeit drinnen sich um so Heller abhöbe. Wir durften schon Kollegen aus Oldenburg, Bremen, Lübeck, Garding und Flensburg begrüßen, teilweise mit ihren Frauen. Die Einzelunterhaltuug nicht nur war eine lebhafte, sondern auch von den Gästen trug einer und der andere durch Vorträge zur allgemeinen Unterhaltung bei. Unter den hiesigen Kollegen entdeckten wir dabei ein bisher unbekanntes Talent für Couplets, das reichen Beifall fand. Den Löwenanteil davon erntete zwar ein eingeführter Gast, vr. I. N., als Konzert- und Schnellmaler. Seine Zeich nungen waren genial, ob sie nun das Bett Karls des Großen, eine Klapperschlange oder Portraits darstellten. Von letzteren war besonders das Doppelportrait von N. N. — der Name bleibe hier verschwiegen —, als er über die deutsche Grenze wanderte, und dann fünfzehn Jahre später als Kommerzienrat in Berlin, eine meisterhafte Leistung. Für den Sonntag-Morgen hatte der Festausschuß das Hamburger Rathaus für die Besichtigung offen gehalten. Da nun aber der Chronist in seinem Bürgereid geschworen Hut, stets der Stadt Bestes zu suchen, darf er natürlich nicht eine ausführliche Beschreibung der Sehenswürdigkeiten des Rathauses geben; könnte doch sonst mancher Leser dadurch vom Besuche Hamburgs abgehalten werden, indem er sich sagt: Was am und im Rathause zu sehen ist, habe ich längst durchs Börsenblatt, das uns stets über alle den Buchhandel bewegenden Fragen so photographisch treu berichtet, er fahren; die Hamburger Kollegen trifft man ohnehin in Wort und Schrift oft genug an: was soll ich noch in Ham burg, ich gehe lieber nach Hameln, Harzburg, Heidelberg oder sonst ins Heu! Nur eins sei gesagt: die Rathäuser in Bremen, Lübeck und anderen Schwesterstädten haben zwar den Vorzug des Alters und damit den Schimmer von Sage und Poesie, doch schöner ist das Hainburger. Die Festtafel war im zoologischen Garten gedeckt, nicht unmittelbar neben den »Quadrumanen«, wie es in einem Festliede hieß, aber doch in der Nähe davon! Beiläufig: Festlieder sind dankbare Poesie (?), sie mögen noch so bissig sein, wenn sie nur zwischen den rechten Gang eingeschoben werden, gehen sie sanft mit ein wie Oel. Na, daran hat es denn auch nicht gefehlt! Der Festausschuß hatte auf litterarischem Gebiete besonders stark gearbeitet; eines seiner Mitglieder war der Last frühzeitig erlegen und mußte mitten aus der Arbeit heraus Erholung am Nordseestrande suchen. Neben einem »Führer durch Hamburg und 12 Ansichts postkarten«, neben Bildern vom »Hamburger Hafen«, neben ungezählten Ansichtspostkarten wurde auch noch ein 28 Seiten starkes Druckheft verteilt, das den vielversprechenden Titel trägt: »Satiren und Episteln von der nordischen Wasserkante«. Der Chronist hat es noch nicht in Ruhe und Aufmerksamkeit lesen können, doch scheint ihm der Pfeffer und anderes Gewürz dabei nicht gespart worden zu sein Mildernd für den Festausschuß durfte indessen der Umstand sein, daß so viel Stoff für Satire im lieben deutschen Buchhandel vorhanden ist, an der nordischen Wasserkante nicht am wenigsten. Von den Tischreden sei hier nicht im einzelnen berichtet Es ist bekannt genug, daß im Kreise Norden ein starkes Empfinden sich oft genug mit einer gewandten Zunge paart; man wird also der Behauptung Glauben schenken, daß an attischem Salz kein Mangel bei Tafel war. Nur eine be sondere Rede wurde gehalten. Es war ruchbar geworden, daß ein Geburtstagskind mit am Tische saß. Eine Gattin blieb opferfreudig dem Gatten geeint, die höhere Pflicht hatte sie dem trauten Familienkreise, der Kindecschar entrückt. Solche Hingabe an Amt und Beruf des Gatten wurde natürlich gebührend gefeiert. Ja, selbst der Himmel hatte diesem Ereignis zu Ehren, äm Gegensatz zum gestrigen Tage, sein sonnigstes Festkleid angelegt. Aber siehe da, es zeigte sich nun, daß noch ein zweites Geburtstagskind mit am Tische war; auch hier war die noch im ersten Mai des Lebens stehende Gattin dem Gatten, unseren deutschen Kollegen aus Oesterreich, gefolgt. Und weil unser Kreis Norden selbst Geburtstag feierte — er war gerade einundzwanzig Jahre alt geworden, wie sein Vater mit Stolz rühmte —, so durften wir ein dreifaches Familienfest begehen. Dementsprechend war auch die Zahl der eingelausenen Glückwünsche. Abwesende und ehemalige Mitglieder stellten sich telegraphisch ein. Aber der Festausschuß, in dem Bestreben, für große Tafel zu sorgen, hatte umfassend ein geladen. Alle Eingeladenen waren nicht gekommen; dafür gingen jedoch von vielen telegraphische Glückwünsche ein, so z. B. vom Börsenvereinsvorstand, Verein der Buchhändler zu Leipzig, Verbandsvorstand, Königlich preußischem Minister des Innern und von manchen im Buchhandel wohlbekannten Personen. Obwohl der Festausschuß ohne Zweifel echte Telegramme in Händen hatte, soweit es sich um das Konkrete dabei handelt, ist doch dem Chronisten nach und nach der Verdacht aufgestiegen, daß von den Blättern ganz etwas anderes abgelesen wurde, als darauf stand, bezw. als von den genannten Korporationen und Privatpersonen hätte depeschiert sein können. Doch soviel ist gewiß, daß alle diese Telegramme mit lautem Beifall, ja teilweise mit frenetischem Jubel ausgenommen wurden. Da erhob sich ein Tischgenosse, zog ein Telegramm aus der Tasche, verlas es und ließ es dann von Hand zu Hand gehen, um die Echtheit feststellen zu lassen. Danach hatte die »Woche« sich erboten, einen Spezial-Photographen zu senden, wenn große Perthes-Büste vorhanden wäre und ihr gestattet würde, Svnderaufnahmen von dem Charakter kopfe eines verdienten hiesigen Kollegen zu bringen. Die Woche hatte also offenbar den erst am Freitag im Börsen blatte veröffentlichten Artikel unseres, übrigens anwesenden
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