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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.09.1878
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1878-09-09
- Erscheinungsdatum
- 09.09.1878
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- Deutsch
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lichsten Gegenstände unsers Verkehrs- und Culturlebens. Vom Schreib- und Zeichenpapier angefangen bis zu den Papierkleidern und dem amerikanischen Papierwohnhause fehlt in dieser Aus stellung kein nothwendiges Glied anschaulicher Belehrung über die Gewinnung, die Verarbeitung und die Verwendbarkeit des all bekannten Stoffes. Die erste Abtheilung umsaßt die Rohstofse. Eine kennzeich nende Erscheinung, über welche allerdings der Fachmann anders denken mag als der Laie, ist es, daß die Rohstoffe der guten alten Zeit: Lumpen oder Hadern, nur zweimal; Holz, Stroh, Esparto- gras re. dagegen einige zwanzigmal vertreten sind. Freilich erklärt sich diese Erscheinung zum Theil daraus, daß die Papiersabrikation sich mehr und mehr in der unabweisbaren Nothweudigkeit befindet, nach geeigneten Ersatzstoffen zu suchen. Solange der Bedarf an Papier noch ein so geringer war, daß man den erforderlichen Faserstoff aus den sonst beinahe werthlosen Abfällen von Zeuggeweben gewinnen konnte, beschränkte man sich säst ausschließlich auf die Verwendung von Lumpen zur Papier- bereitung. Da aber der Papierverbrauch, namentlich in den letzten fünfzig Jahren, in einem viel größern Verhältniß gestiegen ist, als die Gewinnung jener Zeugabfälle, so wendete man sich noth- gedrungen immer mehr der Auffindung und Verarbeitung neuer Faserstoffe zu. Gegenwärtig geschieht dies schon in einem solchen Umfange, daß die gewöhnlichen Papiere, aus deren Haltbarkeit ein besonderer Werth nicht gelegt wird, namentlich aber die großen Massen von Zsitungspapieren, hauptsächlich aus Ersatzstoffen be stehen. Von hervorragender Bedeutung ist hierfür das Holz, haupt sächlich das der Fichte, Lärche und Espe. Das gewöhnlichste Ver fahren zur Gewinnung des Holzzellstoffes besteht darin, daß große, von der Rinde befreite Holzstücke gegen die Lylinderfläche eines etwa 200 Umdrehungen in der Minute machenden Sandsteines gepreßt werden, während ein steter Wasserstrom die abgelösten Fasern ab spült. Durch Sieben und Pressen werde» letztere sodann von dem Wasserzusatz befreit. Ungleich besser zur Papierherstellung als dieser geschliffene und kurze Holzstoff ist die sogenannte Cellulose. Sie wird dadurch ge wonnen, daß das Holz zuerst in Späne zerschnitten und dann unter starkem Dampfdruck in kaustischen Laugen behandelt wird. Aus letzterem wird sodann das Soda wiedergewonnen. Dieser Holzstoff, der ansänglich durch die Lauge eine stark braune Färbung annimmt, läßt sich vollständig bleichen, was bei dem geschliffenen Holzstoffe nicht der Fall ist; zugleich behält das Holz seine Faserkrast und kann zu besseren Papieren mit verwendet werden. Cellulose in ungebleichtem Zustande enthält die Ausstellung namentlich aus Schweden und Finnland, welche Länder bei dem dortigen Holzreichthum die preiswerthesten Stoffe liefern sollen. Sehr lehrreich ist die von der Firma Max Dresel in Dalbke bei Bielefeld ausgestellte Gruppe von Cellulose. In einem runden Ausbau sieht man oben im Kreise die verschiedenen zur Gewinnung des Cellulosestoffes verwendeten Hölzer, darunter die gekochten Späne, dann die braune Faser, daraus die gebleichte Cellulose, die gefärbte Cellulose und die verschiedenartigsten, aus dem genannten Stoffe hergcstellten Papiersorten. Eine ähnlich übersichtliche Zu sammenstellung liefert die Papier- und Cellulosesabrik von Bernhard Behrend in Cöslin, welche das Holz zu ihren Erzeugnissen aus den Varziner Forsten bezieht. Besondere Erwähnung verdient an dieser Stelle ein Papier stoff, der die Mitte zwischen Cellulose und geschliffenem Holze hält. Es ist dies zwar ebenfalls geschliffener Holzstoff, aber aus Holz, welches vorher in Dampf erweicht worden ist und dadurch eine wesentlich längere Faser behält. Aus diesem Material bestehen die von der Reichs-Postverwaltung ausgegebenen Postkarten und Post anweisungsformulare. Nach dem Holz nimmt unter den Ersatzstoffen zur Papier bereitung der Strohstoff eine Hauptstelle ein, welcher in nassem und trockenem Zustand, gebleicht und ungebleicht, ausgestellt ist. Nicht minder ist die Verwendbarkeit von Bast, Espartogras und Jute veranschaulicht. Der Gruppe der Rohstoffe schließt sich die, buchstäblich bunteste Ausstellungsabtheilung der Chemikalien und Farben an, die durch 50 Aussteller vertreten ist. In zum Theil malerischer Anordnung sind Krystallgruppen, blendende Anilinfarben, Gelatin und Leim, Soda, Chlorkalk und unzählige andere Bedarfsartikel aus dem Ge biete der Chemie zusammengestellt, und geben ein Bild, wievielerlei gebraucht wird, um Papier herzustellen und demselben ein glattes, gefälliges Ansehen zu geben. Interessant ist hierbei, wie die haushälterische Technik den Rohstoff zu seinem Hauptzwecke zu verwenden und dabei gleichzeitig für Nebendienste auszunutzen versteht. Aus der Cellulose wird, wie schon oben erwähnt, das in der Bereitungslauge enthaltene Soda wiedergewonnen. Die Lumpen, welche kostspieligere Farbestoffe enthalten, müssen sogar diese hergeben, bevor sie ihrer eigentlichen Bestimmung zugesührt werden. So sieht man unter anderen Farben reines Jndigoblau, welches aus blauen Lumpen gewonnen ist. Diese verhältnißmäßig hoch im Preise stehende Farbe wird nicht bei der Papierherstellung benutzt, sondern findet in der Zeugfärberei loh nendere Verwendung. Lumpen mit gewöhnlicheren Farben werden vor der Aufarbeitung sortirt und dienen ohne weitere chemische Be handlung des in ihnen enthaltenen Farbstoffes zur Färbung der Papiermasse. DiezweiteHauPtabtheilung enthältdieMaschinen und Werk zeug e zur Darstellung von Papier und Pappe und zur Verarbeitung für verschiedene Zwecke. Sie ist von beinahe anderthalbhundert Ausstellern beschickt. Von den in Betrieb gesetzten Maschinen verdient besonders das Hauplgeräth der Papierbereitung, der sogenannte Holländer, die Aufmerksamkeit des Besuchers. Diese Vorrichtung besteht in der Hauptsache aus einem Troge mit einer aus kropssörmiger Erhöhung ausrecht stehenden Reihe von Messern und einer darüber hin sich bewegenden, ebenfalls mit Messern versehenen Walze. Mittelst dieser Maschine werden die Hadern zur Herstellung von ungebleichten, z. B. Packpapieren, sogleich zu sogenanntem Ganzstoff, d. h. der voll ständig brauchbaren Papiermasse, verarbeitet. Um feinere Sorten herzustellen, muß man die Lumpen zuerst in Halbstoff umwandeln, dann bleichen und später zu Ganzstoff mahlen. Dabei werden sämmtliche Verrichtungen: Mahlen, Waschen, Bleichen, Färben und Leimen nacheinander in drei oder mehreren Maschinen der beschrie benen Construction ausgeführt. Dem eben angeführten Geräth reihen sich die andern Maschinen und Werkzeuge zum Vertheilen und Verdünnen der Papiermasse, Pressen, Leimen und Trocknen des Papiers an. Eine gleichfalls be ständig in Betrieb befindliche Maschine zeigt das Trocknen von Papp bogen. In großen Kästen von Gitterwerk, welche ähnlich wie Wind mühlenflügel im Kreise sich rasch herumdrehen, wird in kurzer Zeit das Austrocknen vieler Hunderte von Pappbogen auf einmal bewirkt. Eine italienische Firma hat eine Vorrichtung ausgestellt, mit welcher die Papierbahn, während sie sich noch aus dem Metalltuch des Siebtisches befindet, in genau gleich große Bogen zertheilt wird. Auf einer Papierfärbemaschine wird ein endloser Papierstreisen von Bogenbreite über farbehaltige Walzen hingeführt und hieraus von einem selbstthätigen Trockenapparat in langen Falten auf gehängt. Zahlreich vertreten sind die Papierbeschneidemaschinen jeder Art. 477*
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