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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.09.1900
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- 12.09.1900
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- Deutsch
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212, 12. September 1900. Nichtamtlicher Teil. 6767 auch sehr verschieden weit sind. Ein großer Teil, wohl die Mehrheit der Bücher, kann nur in ganz engen Kreisen Absatz finden. Rein wissenschaftliche Fachwerke aus Gebieten, die den breiteren Schichten des Volkes fremd sind, können eben auch nur von Fachkreisen gelesen werden. Wissens gebiete, die infolge der allgemeinen Schulbildung in weiten Schichten auf Verständnis treffen, können auch Bücher liefern, deren Absatz über die Fachkreise hinausgeht, falls die Sprache des Buches allgemein verständlich ist. Konversations lexika, die jedem Gebildeten mancherlei Aufschlüsse zu geben vermögen, können sich Absatz in der ganzen gebildeten Welt erobern u. s. w. Aber die besonderen Eigenschaften des Buchs, die Zeit- nmstäiide, unter denen es erscheint, machen sich beim Absatz doch stets fühlbar, und auch die Person des Verfassers ist für den Absatz oft von größter Bedeutung. Bücher haben eben ihre besonderen Schicksale. Für die Mehrzahl der Menschen ist das Bedürfnis, Bücher zu erwerben, nur sehr gering, und deshalb spielt bei dem Absatz der Bücher neben den Eigenschaften des Buches auch der Preis eine ganz besondere Rolle. Vielleicht nirgendwo tritt es so klar zu tage wie hier, daß der Preis die Nach frage unmittelbar beeinflußt. Der Buchhandel umfaßt nach dem ganz allgemein herr schenden Sprachgebrauch den Verlagsbuchhandel, den Sorti mentsbuchhandel, den Kolportagebuchhandel und den Anti quariatsbuchhandel als Hauptgruppen, die noch durch ver schiedene Zwischenglieder miteinander verbunden sind. Der Umstand, daß man die Thätigkeit der Verleger anstandslos im allgemeinen und meist auch im wissenschaftlichen Sprach gebrauch als »Handel« bezeichnet, ist ein beachtenswertes Zeichen dafür, daß man den Begriff Handel nicht cinengen kann ans das, was ich als »Kaufmannshaudel« bezeichnet habe, sondern auch dem Begriff »Fabrikhandel« eine Be deutung beimessen muß. Denn in Wirklichkeit ist der Vcr- lagsbuchhandel als eine Unterart des Fabrikhandels, des Handels mit Erzeugnissen der eigenen Produktion, zu be trachten. Im Verlagsbuchhandel trifft die Thätigkeit des Produzenten mit der des Kaufmanns zusammen. Wie jeder Produzent Rohstoffe einkauft und diese in bestimmter Weise umgestaltet und so in eine gebrauchsfähigere Form bringt, so erwirbt der Verlagsbuchhändler das Manuskript, das in dieser Form noch gar nicht absatzfähig ist, und bringt es durch eigene oder durch herangezogene fremde gewerbliche Anstalten und Arbeiter in die Buchform, die absatzfähig ist. Der geistige Inhalt des Manuskripts bleibt dabei unver ändert, aber die äußere Form, in der dieser Inhalt erscheint, wird ganz anders. Das individuelle Erzeugnis des Ver fassers wird dadurch vervielfältigt. An diese Herstellung der zum Absatz fähigen Form und an diese mechanische Vervielfältigung des Manuskripts reiht der Verlagsbuchhandel unmittelbar die Thätigkeit des Groß handels an. Er sucht die Erzeugnisse seiner Produktion an die init den Konsumenten arbeitenden Kleinhändler abzusetzen. Zum Teil, in Deutschland mehr als in anderen Ländern, verbindet sich damit gleichzeitig auch der Absatz unmittelbar an Konsumenten sowohl für die aus eigener, als auch für die ans fremder Produktion stammenden Waren. Der Kleinhandel mit Büchern, der unmittelbar an die Konsumenten rückt, hat zumeist die Form des Ladenhandels angenommen (»Sortimentsbuchhandel«), Aber er erscheint daneben auch in der Form des Hausierhandels (»Kolportage buchhandel«). Auch die Form des Detailreisens (»Reise buchhandel«) wird häufig angewcudet. Dazu tritt in den Städten noch der Straßenhandel (»fliegender Buchhandel«), der von einem Stand ans der Straße oder von einem Wagen aus oder direkt aus der Hand Bücher und andere Druck erzeugnisse verkauft. Der Verkauf direkt ans der Hand er streckt sich namentlich auf Zeitungen, Zeitschriften, aber auch auf gangbare Bücher, wie Straßenführer, Fahrpläne, Tages broschüren u. s. w. Der Buchhandel, der von einem Stand oder Wagen aus betrieben wird, erscheint zum Teil als Antiquitätenhandel, da er oft, namentlich in Universitäts städten, alte, selten gewordene Bücher vertreibt. Von diesen letzteren Fällen abgesehen, sollen die erwähnten Formen des Buchkleiuhaudels dem Absatz neuer Erzeugnisse des Verlagsbuchhandels dienen. Diesen Absatz zu finden, ist ihre Hauptaufgabe; der Buchkleinhäudler ist infolge der be sonderen Verhältnisse des Buchhandels viel mehr reiner Ver käufer als Einkäufer. Ist die Hauptvoraussetzuug für den geschäftlichen Erfolg des Verlagsbuchhandels die, daß er unter den zur Verfügung stehenden Manuskripten diejenigen heraus findet, welche am meisten Aussicht haben, in weitere Kreise zu dringen, so ist es für den Buchkleinhändler von der größten Bedeutung, daß er Absatz zu finden versteht, daß er die Konsumenten anregt, zu kaufen. Daneben hat sich in dem Antiquariatsbuchhandel ein Handelszweig entwickelt, der einmal alte und seltene Bücher vertreibt, weiterhin gebrauchte Bücher neueren Ursprungs abzusetzeu bemüht ist und endlich unverkaufte Restvorräte eines Buches bei dem Publikum unterzubringeu sucht. Die Betriebe, die überwiegend dem letzteren Ziel dienen, werden auch wohl unter dem eigenartigen Namen »modernes Antiquariat« zu- sammeugefaßt. Die Entwicklung des Buchhandels zu schildern, ist hier nicht der Ort. Nur einige Zahlen mögen Platz finden. In dem »oocksx nunclinarius derin. liker. bisseularis« (Meßkatalvg), den G. Schwetschke herausgcgebeu (1850 und 1877) und aus dem Fr. Zarncke in der aus Friedr. Kapps Nachlaß veröffent lichten »Geschichte des deutschen Buchhandels bis in das 17. Jahrhundert« (Leipzig 1886) graphische Darstellungen und Tabellen ausgezvgeu hat, sind Druckwerke verzeichnet: aus deutschen aus fremden ohne Orten Orten Ortsangabe 1564 — 1600 14 724 6 113 1 014 im 17. Jahrhundert 83 304 17 032 177 .. 18- 166 359 8 300 691 1801 — 1846 285 629 6 652 787 Im ganzen schätzt Dziatzko im »Handwörterbuch der Staatswisseuschaften« die Druckwerke in Deutschland für das 15. Jahrhundert auf 20 000 .. 16 100 000 .. >, 17 200 000 „ 18. „ „ 500 000 Für das 19. Jahrhundert dürfte die von Wirmiughaus im »Wörterbuch der Volkswirtschaft« gegebene Schätzung auf l Million Druckwerke nicht zu hoch gegriffen sein. Die gegenwärtige deutsche Produktion ist jährlich rund 20 000; in den 40 er Jahren war sie rund 10 000. Noch viel rascher als die Zahl der Druckwerke hat sich die Zahl der Buchhandlungen vermehrt. Nach der »Deutschen Reichsstatistik« gab es im Buch- und Kuusthandel*) 1882: 4426 Hauptbetriebe mit 14481 durchschnittlich be schäftigten Personen. 1895: 8425 Hauptbetriebe mit 24 692 durchschnittlich be schäftigten Personen. Das »Allgemeine Adreßbuch des deutschen Buchhandels« giebt für 1898: 8972 Buchhandlungen (darunter 2075 reine Verlagshandlungen) an, umfaßt aber auch einen Teil des *) Ohne Leihbibliotheken und Zeitungsverlag sowie -Spedition. 907"
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