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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.10.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1900-10-03
- Erscheinungsdatum
- 03.10.1900
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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7434 Nichtamtlicher Teil. ^ 230. 3. Oktober 1900. Haft sein könne, dergleichen unsinnige und schändliche Dinge zu schreiben, und sich dazu des Namens eines großen Mo narchen zu bedienen. Gleichzeitig wird aber darauf hinge wiesen, daß, »wenn weder das Unehrenhafte, noch das Un geziemende, noch das Unverschämte eines solchen Unternehmens den Verfasser und den Drucker abhielt, die gebildete Gesell schaft solchergestalt zu beleidigen, so sie sich doch selbst hätten sollen abhalten lassen durch die Gefahr, welcher sie sich aus setzten, eines Tages die Züchtigung zu erhalten, welche sie verdient haben«. Der andere Monarch war Kaiser Paul I. von Rußland. Dieser hatte Grund, sich über die Lauheit und Unzuverlässig keit der Oesterreicher in dem italienischen Feldzuge zu be klagen, und war vor allem erbost über den österreichischen Minister von Thugut. Er erließ gegen diesen ein Schrift stück, das ihn aufs heftigste angriff und tadelte; gleichzeitig erbot sich jedoch der Kaiser, für diese seine Behauptung ein zustehen, in einem Turnier für seine Meinung cinzutreten und persönlich gegen jeden ebenbürtigen in die Schranken einreitenden Gegner für sie zu kämpfen. Dieses merkwür dige Schriftstück wurde auf Befehl des Kaisers in Nr. 9 des Jahrgangs 1801 des »Hamburger Correspondentcn- veröffentlicht. Im Anfang der Napoleonischen Gewaltherrschaft hatte das Blatt den Mut, eine patriotische Gesinnung zu zeigen, und wurde deshalb in Frankreich verboten. Freunde in Frankreich, die das Blatt trotzdem lesen wollten, mußten es auf Schleichwegen beziehen. Ein Abnehmer in Marseille er hielt die Nummer auf dem Umwege über Wien und Kon stantinopel. Zur Zeit der französischen Herrschaft über Hamburg, als der »Correspoudent« mit dem zweisprachigen Titel erscheinen mußte, machte sich die Unterjochung auch auf geistigem Ge biete bemerklich. Es ist sicher verbürgt, daß fortan kein an derer als der französische Oberpolizeidirektor alle wichtigeren Zeitungsartikel verfaßte und die Redaktion der Hamburger Blätter nötigte, diese wörtlich aufzunehmen. Daß unter diesen Umständen das »Vaterländische Museum« eines Perthes nicht weiter bestehen, sondern nach kaum einjährigem Bestehen eingehen mußte, darf nicht wundernehmen. Wie eine Erlö sung mußte auch hier die Befreiung von der Fremdherrschaft kommen. Sofort erschien die Zeitung wieder deutsch, um allerdings nach der zweiten Besetzung durch die Franzosen wieder im offiziellen zweisprachigen Gewände zu erscheinen. Gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts, am 29. Fe bruar 1792, erschien zuerst die zweite große Zeitung Ham burgs, die seitdem den »Correspondenten« überflügelt und hauptsächlich in den letzten Dezennien, wo sie das Sprach rohr des größten deutschen Staatsmannes war, eine der großen Weltzeitungen geworden ist; es sind die »Hamburger Nachrichten«, die seit dem oben mitgeteilten Datum von Johann Heinrich Hermann herausgegeben wurden und sich noch im Besitz der Erben des Gründers befinden. Sie er schienen zuerst unter dem Titel »Wöchentliche gemeinnützige Nachrichten von und für Hamburg«, von 1811 bis 1813 führten sie den Titel: »Nachrichten, Bekanntmachungen und unterschiedliche Anzeigen von Hamburg«. Auch die »Nach richten mußten sich der Verfügung anbequemen und zeit weilig einen französischen Titel führen: »^.illebks, ^.mwvoss st ^.vis äivsrs äs llambourg«. Zeitweilig führten sie nur den Titel »Nachrichten von Hamburg«. Während der kurzen Zeit der Befreiung vom 19. März bis zum 29. Mai nahm das Blatt den alten Titel »Nachrichten, Bekanntmachungen rc.« wieder an, um dann während der zweiten französischen Okkupa tion wieder den Doppeltitel zu führen. Seit Mai 1814 er schien es unter dem alten Titel. Ursprünglich kamen die »Nachrichten« zweimal in der Woche, vom April 1811 an viermal, 1812 und vom 4. Juli 1814 an sechsmal wöchent lich heraus, jetzt zweimal täglich. Auch das Format änderte sich; von 1792 —1833 war es Quart, von 1834— 1840 Groß-Quart, von 1840 —1847 Folio und von da an Groß- Folio. Eine besondere Beilage erschien von 1829—1834, ging dann aber ein und bildete einen Teil des Haupt blattes. Der Verleger der »Nachrichten« gab seit 1787 das erste richtige Hamburger Adreßbuch heraus, das noch jetzt besteht. An anderer Stelle wird vielleicht über Adreßbücher und Kalender noch ein Wort zu sagen sein. Kurz mögen noch einige der bedeutenderen politischen Zeitungen erwähnt werden, die im neunzehnten Jahrhundert in Hamburg entstanden sind. Im Jahre 1805 wurde die »Börsenhalle« gegründet, die noch jetzt, gleichfalls im Besitz der Aktiengesellschaft »Neue Börsenhalle« befindlich, besteht. Seit 1824 erschien der »Frei schütz«, ein gleichfalls sehr verbreitetes, einen fortschrittlichen Standpunkt vertretendes Blatt, das in den fünfziger und sechziger Jahren seine Blütezeit hatte, aber 1878 cinging. 1838 wurde ein Blatt gegründet, das sich großer Verbreitung in Hamburg selbst erfreut, das »Fremdcnblatt«. Ursprünglich führte es den Titel »Hamburg-Altonaer Fremdenliste«, änderte dann diesen in »Hamburger Morgenzeitung« um. 1863 er schien neben der Morgenzeitung eine Abendbeilage, das «Ham burger Fremdenblatt«. 1868 hörte dann die Morgenzcitung auf, und das »Fremdcnblatt« erschien, wie noch jetzt, allabend lich in vergrößertem Format. Seiner liberalen Richtung ist es treu geblieben uird ist so recht das Leibblatt des Hamburger Bürgerstandes geworden. Dasjenige Blatt, das seinerzeit dem »Freischütz« den Todesstoß versetzte, die »Re form«, ist jetzt schon seit fast einem Dezennium zu den Toten versammelt. Das Blatt hatte einen bedeutenden Einfluß auf das politische und kommunale Leben nicht nur Hamburgs, sondern auch der Elbherzogtümer. Die »Reform« war ein Erzeugnis der Märztage des Jahres 1848. Die maßgebenden Blätter in Hamburg, der »Correspoudent« die »Nachrichten«, die »Morgenzeitung«, der »Freischütz« u. s. w., unterlagen selbstredend der Censur und konnten und durften der Stimme des Volkes keinen Ausdruck geben. Die Pariser Bewegung, die Erhebungen in Berlin und Wien, die Ereignisse in Schleswig-Holstein brachten jedoch auch in Hamburg das Blut in Wallung, und vornehmlich in St. Pauli war die Gährung groß. Ein am 13. März 1848 beim Millernthor stattgehabter Tumult wurde in den Hamburger Blättern entstellt wiedergegebeu, und dringend machte sich das Bedürfnis geltend, ein Preßorgan zu habe», das die Interessen der großen Masse würdig verträte. So schritt man zur Gründung eines eigenen Organs, und unter der Leitung und Aufsicht des St. Pauli Bürgervereins erschien am 23. März 1848 die erste Nummer der »Reform«. Als Herausgeber zeichnete I. F. Richter, als Redakteur Moritz Reichenbach. Das Programm der neuen Zeitung war: »Unab lässiges Streben nach Verbesserung aller öffentlichen Zustände, Förderung wahrer Bürgerwohlfahrt, Aufklärung, eifrige Hul digung einer Vernunft- und zeitgemäßen Freiheit, aber auch aufrichtige Achtung aller vernunftgemäßen Gesetze, beharrliche Vertretung der Gerechtigkeit und Wahrheit und strenge Ver folgung der Ungerechtigkeit und Lüge.« Die beiden ersten Nummern — das Blatt erschien zweimal wöchentlich — wurden in St. Pauli gedruckt; dann geschah die Ausgabe in Altona, damit der Stempel, der in Hamburg für jedes Exemplar drei Pfennig betrug, umgangen wurde. Die provisorische Regierung für Schleswig-Holstein hatte bereitwilligst die Kon zession erteilt, und da der Drucker als Herausgeber zeichnete, entging das Blatt der Hamburger Steuer und Censur. Das Privilegium, Anzeigen aufzunehmen, erwarb I. F. Richter
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