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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.10.1900
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- 1900-10-08
- Erscheinungsdatum
- 08.10.1900
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- Deutsch
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7592 Nichtamtlicher Teil. -U 234, 8. Oktober 1S00. der Republik, und 1809 bezog sie das IlötsI Os llsvtbitzvis, das aber bald darauf von der Bank von Frankreich in Besitz genommen wurde. Darauf siedelte die Nationaldruckerei in das KötsI äs Rolum, auch ?LlLi8 ÜLräivLl genannt, über, in der llus Visills äu 4smxls, Ivo sie sich heute noch befindet. Jni Laufe der Jahre ist sie stetig vergrößert worden, so daß sie heute einen Flächenraum von 10 000 Quadratmeter ein nimmt. Sie beschäftigt in ihren verschiedenen Abteilungen 1400—1420 Personen, in welcher Zahl etwa 370 Frauen in begriffen sind. In der Nationaldrnckerei werden ausschließlich staatliche Arbeiten angefertigt; Aufträge von Privaten werden nicht angenommen, es sei denn, daß es sich um fremdsprachliche Werke handelt, für die in den Privatdruckereien keine Typen vorhanden sind. Besonders hervorragend ist in dieser Hinsicht der Schatz an orientalischen Schriften, und es werden keine Ausgaben gescheut, um diese Abteilung stets auf einer Höhe zu halten, die den Ansprüchen der Wissenschaft genügt. Die Nationaldruckerei vereinigt in ihrem Betriebe sämt liche modernen Branchen der Graphik, und zwar war der Gesamtwert 1893 auf 8150 000 Frcs. berechnet. Die Schriften umfassen 623 verschiedene Charaktere und zwar 353 französische und 270 fremde; es sind im ganzen 132 000 Matrizen, und die in Gebrauch befindlichen Schriften im Werte von ca. 4200 000 Frcs. wiegen ca. 3 500 000 lcg. Die Buchdruckerei besitzt 44 Schnellpressen, 3 Rotations maschinen, 3 Doppelmaschinen, ferner 23 lithographische Schnellpressen und viele Hilfsmaschinen. Eine für die Ausstellung der Nationaldruckerei eigens hergestellte Broschüre betont die großen Fortschritte, die die Anstalt seit Ende 1895, zu welcher Zeit der jetzige Direktor Arthur Christian die Leitung übernahm, gemacht hat. Nament lich erstreckten sich danach diese Reformen auf die Buch druckpressen, die die Massenarbeiten nicht schnell genug zu liefern vermochten. Außerdem war gerade im Jahre 1896 eine starke Bewegung gegen die Nationaldruckerei hervor getreten und von der Kammer eine Kommission ernannt, die die Zustände zu prüfen hatte. Man machte nämlich der Druckerei den doppelten Vorwurf, zu teuer zu arbeiten und doch zu geringen Ueberschuß zu erzielen. Seit jener Zeit befindet sich die Offizin angeblich auf dem Wege des Fort schritts. Es wurden zwei neue Rotationsmaschinen angeschafft, eine von Marinoni und die andere von Derriey, von denen die letztere einen ganz neuen Typus vertrat. j?j (Es handelt sich hier nämlich um Schnellpressen für endloses Papier, von besonderer neuer Konstruktion kann also wohl nicht die Rede sein.) Auch räumlich wurden bedeutende Erweiterungen vorgenommen, indem man den großen inneren Hof und die Gärten der Direktion opferte und mit neuen Gebäuden be baute. Aber trotz dieser Reformen verhehlt sich die jetzige Direktion in einem Schlußworte nicht, daß eine vollkommene Besserung in den Räumen, die die Nationaldruckerei jetzt einnimmt, nicht möglich ist, und daß nur durch einen Ver kauf des ganzen Territoriums und Neubau nach modernen Forderungen an anderer Stelle dem Staatsinstitute eine würdige Heimstätte bereitet werden könne. — Durch diese recht pessimistischen Ausführungen der Di rektion schon vorbereitet, betrat ich denn eines Donnerstags mittags, wohlversehen mit Empfehlungen an die verschiedenen Chefs der einzelnen Abteilungen, den Hof der National druckerei. Auf dem Hof befindet sich das Pariser Gutenberg denkmal, eine Kopie des Straßburger Gutenberg von David d'Angers, das Gutenberg stehend mit der Bibel in der Hand darstellt und die Inschrift trägt: M 1a lumitzrs küt! Mit 50—60 Besuchern, Männlein und Weiblein, wartete ich zu nächst in einein Vorraum. Am Eingang desselben befindet sich eine Tafel mit den Namen der Direktoren von 1640 an. Auffällig ist, daß die Leitung der Druckerei einige Jahre, 1687—1691, in den Händen einer Frau war, nämlich der Witwe des vorhergehenden Direktors Marbre-Cramoisy. Im Hintergründe dieses Raumes ist ein mächtiges Relief: Phöbus, die Rosse des Helios tränkend. Außerdem sind hier noch die Statuen Franz I. und Ludwig XIV., die letztere mit der Inschrift: lüt via xroslio. — Darauf begann die Besichtigung, und der Strom unserer bunten Gesellschaft ergoß sich nun regellos durch die Druckräume, alles betastend, dort Lettern herausnehmend, hier die Arbeiter belagernd, dort Allotria treibend — kurz ein Treiben, das für deutsche Verhältnisse — man denke nur an unsere Reichsdruckerei! — einfach unmöglich wäre. Und nun die Räume dieser sogenannten Nationaldruckerei, die doch — wenigstens nach unseren be schränkten Ansichten — eine M u st e r druckerei sein soll. Niedrige winkelige Zimmer, ein wirres Durcheinander von Schriftkästen, Schiffen re., die Gassen zwischen den Regalen so schmal, daß sich eben ein Setzer hindurchbewegeu kann, — dabei ein Mangel an Ordnung und Sauberkeit, die den deutschen Fachmann in Verwunderung setzen muß. Immerhin ist es bewunderungswürdig, daß aus diesen primitiven Arbeitsstätten der Nationaldruckerei noch so vor treffliche Druckarbeiten hervorgehen, wie sie ausgestellt sind, und das ließe jedenfalls bezüglich der technischen Fähigkeit ihrer Arbeiter einen günstigen Schluß zu. Ein ganz hervor ragendes Werk ist z. B. die Ilistoirs äs 1'Imprimsris SU Urg-ues LU XVs st LU XVIIs Liäels, ein Monument der Typographie jener Zeit, wie es würdiger nicht gesetzt werden kann. Die Redaktion des umfangreichen, reich illustrierten Werkes ist in die Hände von M. A. Claudin gelegt, einem Autor, der vom Institut bereits mehrfach preisgekrönt wurde wegen seiner Arbeiten über die Anfänge des Buchdrucks in Frankreich. Ein weiteres Prachtwerk ist die Histoirs äss rois äss ksrsss, nach einem sehr seltenen Original aus der Pariser National bibliothek in arabischer Sprache reproduziert. Das Werk ist eine Fortsetzung des in den Jahren 1838—4878 in sieben Bänden in der Nationaldruckerei hergestellten »Buchs der Könige« von Firdust. Sehr schön ist auch die Koranausgabe, die die Nationaldruckerei ausgestellt hat. Dieser Koranausgabe widmet die Direktion eine sehr interessante Erläuterung, die über die bis jetzt erschienenen Koranausgaben berichtet und wissenswerte Details darüber mitteilt, auf die einzugehen hier zu weit führen würde. — Wenn ich nunmehr in der Besprechung fortfahre, so habe ich zunächst die Arbeiten von Noullot lüls LlvS in Marseille zu berücksichtigen, eine Firma, die ebenfalls llors ecmoours steht und ganz wunderschöne Plakatdrucke ausgestellt hat. Diese Plakate sind auch im Gegensatz zu einem großen Teil ver wandter Arbeiten in Frankreich, rein technisch hervorragende Sachen; ich möchte hier namentlich erwähnen das Blatt »^.r- leguius« nach Vallet-Bissom. Die berühmte Offizin Danel in Lille, die sowohl den Katalog für die 1889er wie für die diesjährige Ausstellung gedruckt hat, ist mit einer vorzüglichen Sammlung ihrer Ar beiten erschienen. Hervorzuheben sind die Reproduktionen nach kunstgewerblichen Gegenständen, unter ihnen einige Vasen, die besonders schön in der Farbe gelungen sind. Ebenso ver dienen spezielle Beachtung die mit großer Virtuosität be handelten Drucke auf Metallpapier, die auf kaltem Wege her gestellt sind. Die Loeistö Xnov^inv äss Impriivsriss llsmsreisr in Paris genießt sowohl in Frankreich wie in den Fachkreisen des Auslandes den Ruf, durchaus auf der Höhe der modernen Technik zu stehen und sich dadurch von sehr vielen andern Offizinen Frankreichs vorteilhaft zu unterscheiden. In der That muß man dies der so ziemlich alle graphischen Zweige umfassenden Anstalt, die eine der ältesten litho-
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