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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.12.1916
- Strukturtyp
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- 1916-12-30
- Erscheinungsdatum
- 30.12.1916
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 302, 30. Dezember 19l6. wohl ein Pumpversuch?! Sieht man dann, daß es eine ange sehene Firma ist, die schreibt oder einen Prospekt versendet, so sagt man unwillkürlich: Wie kann eine solche Firma einen solch schäbigen Umschlag benutzen! Und die Firma sinkt in der Achtung des Briefempfängers um 90 Prozent. Der Umschlag muß Interesse erregen durch Vornehmheit und Einfachheit, durch Klarheit und Zurückhaltung. Er darf nicht gleich den ganzen Inhalt des Briefes in die Weite hinaus schreien! Resultat: Papierkorb. Der umworbene Kaufmann von heute erhält mit jeder Post eine ganze Menge Briese, eine noch größere Menge Prospekte und Anerbieten aller Art. Jeder will etwas sagen. Jeder will beachtet sein. Jeder will, so weit es sich um einen Prospekt handelt, den Inhalt des Briefes und Prospekts ein wenig vorausahnen lassen. Der Briefbogen ist der erste Gruß, den der Besucher entbietet. Für ihn gilt das Gleiche, was oben über den Umschlag gesagt wurde. Was kann man im Lauf von Jahren für verkehrte Briefköpfe sehen! Da ist einer, der das Prinzip der Billigkeit auch hier festgehalten hat; der ganze Brief macht vom Kopf, mit schlechten, alten Typen auf einer alten Quetsche in einer kleinen billigen Druckerei ge druckt, vom Papier, das noch billiger und schäbiger nicht auszu treiben war, bis zu der Maschinenschrift, die ebenfalls aus einer altersschwachen, billigen, nie gereinigten Schreibmaschine hergestellt ist, einen jammervollen Eindruck. Und mit solchen Briefen, solchen Arbeiten wollen Firmen Erfolge erzielen und Wundern sich noch, wenn sie aus diese Erzeugnisse ohne Ant wort gelassen werden, wenn ihre Prospekte, die sie hinaussenden, keine Bestellungen bringen! Dann ist das Fabrikat oder der Gegenstand, der angepriesen wird, daran schuld, er taugt nichts, während in Wahrheit die lumpige Aufmachung dem Kunden den Gedanken nahelegte, daß das Angepriesene Wohl auch so aussehen werde wie der Um schlag und der Brief. Auch das Gegenteil ist schädlich. Ein protziger Briefkopf, überladen, eine Menge Beischrift, die ganze linke Seite des Briefes herunter, Angabe von einer Unzahl Bankverbindungen und Filialen, die zum Teil Wohl nur in der Einbildung des Be treffenden existieren, eine Menge Medaillen und Anerkennungen, von der großen internationalen Ausstellung in Liberia bis zu der nicht minder berühmten in Klein-Zacher, — ein solcher Brief kopf muß doch ziehen! Daß gerade das Gegenteil des erhoff ten Erfolgs eintritt, hat sich der Mann mit den 17 Medaillen, 25 Filialen und Banken in allen Weltteilen nicht überlegt, da bei erfahrenen Geschäftsleuten die Betrachtung eines solchen Schaustücks sofort Mißtrauen erweckt. Was man vom Briefbogen verlangt, ist folgendes: Er soll auf einem guten, nicht ausgesucht luxuriösen Papier, das die Schrift klar hervortreten läßt, gedruckt sein. Man soll auf rasche Weise erfahren: die Firma, ihre Wohnung, das Telephon, das Bankkonto und Postscheckkonto, weiter nichts. Alles dies soll in ruhiger, nicht marktschreierischer Weise kenntlich gemacht werden. Eine angenehme, nicht zu große und nicht zu kleine Maschinenschrift, die sauber geschrieben ist und nicht eine Menge Radierungen und Änderungen zeigt, daß man ein Setzermanu skript vor sich glaubt, soll diese Wirkung dann unterstützen. Auch auf die Warenpackung ist mehr Sorgfalt zu verwenden, als dies oft geschieht, da auch dies zur Reklame gehört. Eine saubere, nette Packung, gut verschnürt, eine saubere, hübsch ge schriebene Adresse wacht sofort einen guten Eindruck, der er warten läßt, daß der Inhalt auch entsprechend gut sei. Was für einen Eindruck macht dagegen ein sogenanntes Wurstpaket. Schlecht verpackt, zerrissene Zeitungen als Packmaterial, hundert mal zusammengeschnürte alte Bindfaden, mühsam das Ganze so lange znsammenhaltend, bis es glücklich beim Besitzer ist, eine eil fertig geschriebene Adresse auf schmutzigem Papier, so überreicht, darf man sich nicht Wundern, wenn der Kunde den Inhalt höchst mißtrauisch mustert. Mit Prospekten und Katalogen ist es das gleiche Ding. Auch für sie gilt alles, was wir vorhin bei Briefen und Umschlägen sagten. Hat man sich einmal die oft nicht geringe Mühe gemacht, einen Prospekt zusammenzustellen, so muß auch das nötig« Geld daran gewendet werden, ihn hübsch aus zustatten. tz. W. Schmidt. 1566 Soldatenlektüre und Feldbuchhandlung. Die Ausführungen des Herrn Wolter in Nr. 290 des Bbl. veranlassen mich, hier noch einmal zu dieser Frage das Wort zu nehmen. Zunächst möchte ich betonen, das; es mir (und ebenso wohl allen, die in diesem Blatte schon darüber geschrieben haben) fernliegt, durch Schilderung der Zustände ein Urteil über den literarischen Geschmack der Heeresangehörigen abgeben zu wollen. Ich beab sichtige vielmehr zu zeigen, wie mangelhaft noch immer die Ver sorgung unserer Feldgrauen in der Front und im Lazarett mit gutem Lesestoff ist und daß gerade deshalb so viel zur Schundliteratur ge griffen wird. Die ganze Angelegenheit würde sich zum größten Teil von selbst erledigen, wenn die Daheimgebliebenen mehr daran dächten, unseren Feldgrauen regelmäßig auch mal ein gutes Buch zu schicken. Mein Aufsatz in Nr. 267 bezog sich hauptsächlich auf die Ver hältnisse in den Lazaretten. Briefe, die ich gerade in den letzten Tagen von verschiedenen Frontteilen im Osten und Westen erhielt, zeigen, daß die Verhältnisse auch dort ganz anders liegen, als man nach der Beschreibung des Herrn W. anzunehmen geneigt ist. Ein Freund schreibt mir von der Westfront: »Hier im Graben ist das Leben sehr eintönig. Wenn Du mal etwas Lesbares hast (kleinere Schriften, Reden u. dgl.), so könntest Du es mir in die Einsiedelei hierher schicken. Auch für Empfehlungen bin ich Dir dankbar. Ich lasse mir dann die Bücher von Hanse kommen; man ist hier von aller Kultur abgeschnitten«. Aus dem Etappengebiet an der S . . . schreibt ein anderer: »Als ich eingezogen wurde (März 1916), hatte ich mich schon mit Büchern vorgesehen. Und ich habe es nicht bereut. Das Zusammensein mit den Kameraden war in der Kaserne so geistlos, daß mir meine Bücher eine willkommene Erholung waren. Ich hatte mir hauptsächlich Bänd chen von Neclam, Hesse L Becker und den Wiesbadener Volksbüchern mitgenommen. Bald mar es bei den Kameraden bekannt, daß ich Bücher besaß. Und es dauerte gar nicht lange, da war der ganze Bestand unterwegs. Im Laufe der Zeit bildeten sich zwei Lager in unserer Stube. Die einen lasen die bekannten bunten Heftchen, die anderen das, was ich ihnen gab. Zu meiner Genugtuung waren die letzteren in der Mehrzahl. Als ich dann ins Feld kam, nahm ich ebenfalls ein Päckchen Bücher und Hefte mit. In meinem Zug waren einige Hefte von »Krieg und Liebe«, den »Kometromanen« u. dgl. im Umlauf. Sie wurden ans Langeweile gelesen. Neben der Tageszeitung (die, nebenbei gesagt, sehr eifrig und gründlich gelesen wurde) waren eben nur diese Hefte zur Hand. Aus demselben Grunde lasen dann einige auch meine Bücher. Ich brachte dann in Erfahrung, daß eine Kolonnenbücherei bestände. Da sie aber in der Schreibstube verwaltet wurde, war die Benutzung, soviel ich beobachten konnte, aus Scheu vor dem Wachtmeister nur gering. Dann wurde ich ja abkommandiert. In der Fernsprecher-Abteilung wird viel gelesen, und fast durchweg gute Sachen. Da es fast überall in unseren Unterkunftsorten Feldbuch handlungen gab, ging der Lesestoff nur selten ans. Gelesen wird nur reine Unterhaltnngslektttre. Aufsätze, Gedichte n. dgl. werden abge lehnt.« In einem Briefe von der Ostfront (siehe auch Bbl. Nr. 284) heißt es: »Hier wird höchstens die Zeitung gelesen. Anderer Lese stoff ist nicht vorhanden. Es ist auch kaum Bedürfnis danach da. Das bißchen freie Zeit gehört der Ruhe . . . Auch ich habe wenig Interesse am Lesen. Der Krieg und das ganze Solöatenleben lasten schwer auf mir. Man wird sozusagen ganz stumpfsinnig. Wenn Du mir einige Neclamheftchen schicken wolltest, wäre ich Dir sehr dankbar. Vielleicht werden meine Gedanken dadurch doch etwas von der gegen wärtigen Zeit abgelenkt . . . Von' philosophischen Büchern möchte ich Dich bitten abzusehen. Ich habe jetzt meine eigene Philosophie! Schicke drum einige Werke aus der schönen Literatur.« Ich könnte noch andere anführen, die sich alle mit den hier wiedcr- gegebenen Auszügen mehr oder weniger decken, keiner erwähnt eine Feldbnchhandlnng. Wie schon in der Anregung in Nr. 227 zu lesen war, verteilen sich diese in der Hauptsache auf die größeren Etappen orte hinter der Front, die der eigentliche Frontsoldat nur selten betritt. So hat gerade der größte Teil unseres Heeres von dieser Einrichtung den wenigsten Nutzen, der Infanterist kommt nur selten in eine Feld buchhandlung, und auf Vorrat kann er dann auch nicht kaufen bei dem häufigen Quartierwechsel mit dem vielen Gepäck. In den größeren Etappenorten kommen meist wohl außer Offizieren nur die gebildeteren einfachen Soldaten in die Buchhandlung; die Orte bieten in der Regel soviel Gelegenheit zu Unterhaltung und Zerstreuung, daß nur die wenigsten an die Beschaffung eines guten Buches denken werden. Herr W. wird deshalb wohl wenige Feldbnchhändler finden, die gleich ihm Gelegenheit hatten, die tatsächlichen Ansprüche einer Division an eine gut erreichbare Feldbnchhandlnng kennen zu lernen. Daß die Schundliteratur an der Front den Hauptlesestoff bilde, habe ich nicht behauptet, nnr ist das leider nach meinen Beobachtungen
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