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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.12.1916
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- 1916-12-30
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- 30.12.1916
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^ 302, 30. Dezember 1916. Redaktioneller Teil. in sehr vielen Lazaretten der Fall. Daß auch die Leitung der Feld buchhandlungen nicht immer in geeigneten Händen liegt, muß man doch annchmen, besonders wenn man die Ausführungen in den letzten Heften des Zwiebelfischs kennt. In letzter Zeit haben sich die vielen Klagen hierüber zu einer Anfrage von vier Neichstagsabgeordneten an den Kanzler verdichtet, deren Beantwortung leider nicht bekannt ge worden ist. Beim Kampf gegen die Schundliteratur empfiehlt es sich jedenfalls weit mehr, für bessere Lektüre zu sorgen und die seither viel fach der Benutzung von Kompagniebüchereien u. ä. noch im Wege stehenden dienstlichen Hemmungen zu beseitigen, als rücksichtslos auf Ausrottung der Schundliteratur bedacht zu sein. Darum gilt es vor allem, das im Durchschnitt noch immer recht gleichgültige Publikum von der Not wendigkeit zu überzeugen, mehr als bisher Bücher den Feldpostpaketcn bcizulegen. Hoffentlich hat uns die dritte Kriegsweihnacht dem Ziel einen Schritt näher gebracht! Fritz Kupferschmidt. Kleine Mitteilungen. Jubiläen. Die nachstehend aufgeführten Firmen des deutschen Buchhandels können zur Jahreswende Gedenktage längeren Bestehens begehen: Die Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz in Berlin kann auf ein lOOjähriges Bestehen zurückblicken. Theodor Christian Friedrich Enslin, der Sohn eines Landpredigers in Klein-Sulz bei Ansbach, eröffnete nach tüchtiger Ausbildung im Buchhandel zu Beginn des Jahres 1817 in Berlin eine Buchhand lung, deren Betrieb sich auf Sortiment und Verlag erstreckte. Mit seltenem Geschick, gepaart mit unternehmungslustiger Energie, verstand er es, sein Geschäft rasch zur Blüte zu bringen. Neben der eifrigen Tätigkeit, die Verlag und Sortiment bei ihrem stetigen Wachstum er forderten, fand Enslin noch die Zeit, 16 Fachkataloge herauszugeben, die sich durch ihre sorgfältige Bearbeitung und zweckmäßige An ordnung viele Freunde erwarben. Enslin war es auch, der zuerst mit der alten noch vom Tauschverkehr herrührendcn Abrechnungsweise in Ordinär und Netto brach; am 18. Dezember 1832 teilte er seinen Geschäftsfreunden mit, daß er nur noch in Netto rechnen werde. Immer mehr wuchs unter der fleißigen Arbeit seines Gründers das Geschäft, das 1824 durch Errichtung einer Filiale in Landsberg a. W. erweitert morden war, so daß es allmählich für die Kraft eines Mannes zuviel wurde. Enslin verkaufte deshalb 1827 die Sortimente in Berlin und Landsberg, um sich nunmehr seinem Verlage allein mit ganzer Kraft widmen zu können. Um seine Firma dem Publikum in ge wissen Abständen immer wieder vor Augen zu bringen und gleich zeitig einen Kreis von Autoren um sich zu sammeln, hatte Enslin schon 1820 von Haude L Spener das »Journal für Deutschland, histo rischen und politischen Inhalts« übernommen, das er unter dem Titel »Neue Monatsschrift für Deutschland«, herausgegeben von Fr. Buch holz, weiter erscheinen ließ. Die Verbindung mit diesem Manne war für Enslin sehr vorteilhaft, denn er war ein fruchtbarer Schrift steller, der eine beträchtliche Anzahl größerer und kleinerer Schriften verfaßt hat, u. a. eine »Geschichte der europäischen Staaten seit dem Frieden von Wien«, 22 Bände, eine dreibändige »Geschichte Napoleon Bonapartos«, »Philosophische Untersuchungen über die Römer«. Bis in die Mitte der 20er Jahre zeigte der Enslinsche Verlag noch kein festumrissenes Bild, sondern sein Verlagskatalog wies Werke verschie denster Disziplinen auf, dann aber kristallisierte sich eine bestimmte Richtung heraus, die den» Verlage seine Signatur bis auf die heutige Zeit geben sollte: die medizinische. Von bedeutenden Werken, die rich tunggebend auch für den Verleger gewesen sind, seien genannt: »A. L. Richters theoretisch-praktisches Handbuch der Lehre von den Brüchen und Verrenkungen der Knochen«, das mit 40 lithographischen Tafeln herauskam und 7 Thaler 12 Groschen kostete, ferner des Direktors des medizinisch-klinischen Instituts der Universität Berlin C. A. W. Be- rends' »Vorlesungen über praktische Arzneiwissenschaft«, die in einer Auflage von 1500 Exemplaren erschienen und bereits vor Erscheinen »durch Subskription« verkauft waren. Weitere Autoren des Verlags waren: I. F. C. Hecker mit wertvollen Beiträgen zur Geschichte der Medizin, die Chirurgen M. Troschel, I. F. Dieffenbach und E. L Großheim, der Gynäkologe E. v. Siebold, der Generalstabsarzt der Armee I. F. Rust u. v. a. Es konnte nicht ausbleibcn, daß die Allgemeinheit sehr bald ans den rührigen Mann aufmerksam wurde und ihn in ihren Dienst zu ziehen suchte. So sehen wir bereits 1833 den damals 46jährigen Enslin als Vorsteher des Börsenvereins, welches Amt er bis zum Jahre 1838 bekleidete, um dann noch weiter als Mitglied des Ver gleichs- oder des Wahlausschusses in treuer Arbeit für den Stand zu wirken. An vielen Denkschriften hat er mitgcarbeitet oder sie allein herausgegeben, so die »Vorschläge zur Feststellung der literarischen Rechtsverhältnisse in den Staaten des Deutschen Bundes« (1834s. die »Denkschrift über die literarischen Rechtsverhältnisse in Deutsch land« (1841), die »Fragen zur Feststellung buchhändlerischer Geschäfts gebräuche« (1836). Auch um den Unterstützungsverein, dessen Vorsteher er war, hat sich Enslin verdient gemacht, wie er auch zn den Gründern der Korporation der Berliner Buchhändler gehört. Er starb am 22. Mai 1851 nach einem Leben voller Arbeit, aber auch reich an Erfolgen und Ehrungen mannigfachster Art. Das große, aber auch verantwortungsvolle Erbe trat, damals erst 25 Jahre alt, der Sohn des Gründers, Adolph Enslin, an, der in treuer, hingebungsvoller Arbeit den Ruf des väterlichen Geschäfts zu erhalten und zu mehren verstanden hat. Seine sorgfältige Ausbildung und die Treue der vom Vater gewonnenen Autoren unterstützten ihn in seinem Bemühen. Er pflegte mit Eifer die alten Verlagsrichtungen und vermehrte den medizinischen Verlag um wertvolle Werke, u. a. über Bäderkunde und Balneotherapie (I. Braun, Hauck, W. Fischer, I. Jacob, Sauerwald u. a.), sowie über Krankenhauswesen, und be rühmte Namen, wie Rudolf Virchow, Friedrich Esmarch, sehen wir in seinem Verlagskatalog. Seiner musikalischen Neigung entsprechend schuf er Mitte der 50er Jahre auch einen Musikalien-Verlag, in dem u. a. die bekannten und heute noch beliebten Lieder- und Chorsamm lungen von Erk erschienen sind. Außerdem verlegte er noch grund legende Werke über Gefängniswesen und auf dem Gebiete der Päda gogik (Fröbels Schriften, herausgegeben von Lange, und zahlreiche Bücher über die Fröbelsche Erziehungsmethoden und Weltanschauung). Auch die Stenographie (System Stolze-Schrey) zog er in den Bereich seiner Verlagstätigkeit, und ein besonderes Verdienst erwarb er sich durch den Vevlag der Schriften von Otto Dambach, dem hervorragenden Kommentator auf urheberrechtlichem Gebiete. Auch Adolph Enslin war wie sein Vater Mitglied des preußischen literarischen Sachverständigen vereins, in dem er eine lebhafte Tätigkeit entfaltete, ebenso wie im Börsenverein, dessen Vorstand er viele Jahre angehörte und in dem er auch das Amt des Ersten Vorstehers von 1873—1878 bekleidete. Viel zn früh für seine vielen Freunde schloß Adolph Enslin am 25. Juli 1882 die Augen zum ewigen Schlummer, ohne einen Nach folger für sein blühendes Geschäft zu hintcrlassen. Seine Witwe verkaufte daher das Geschäft noch im Todesjahre ihres Mannes an Richard Schoetz, der es zunächst unter der alten Firma, deren Beibehaltung ihm auf zehn Jahre überlassen war, vom Oktober 1802 an aber unter seinem eigenen Namen fortführte. Er suchte zunächst den etwas zu vielseitig gewordenen Verlag auf seine alte Basis, die Medizin, zu rückzuführen, indem er die anderen Zweige abstieß. Nachdem er so freie Bahn für seine eigenen Ideen erhalten hatte, ging er daran, diese zu verwirklichen. Er hatte mit kundigem Blick die Entwicklungs- Möglichkeiten der Veterinärmedizin erkannt, die damals aufzublühcn begann. Sein erster Erfolg auf diesem Gebiete war die Schaffung der »Berliner Tierärztlichen Wochenschrift«, dem bald der »Deutsche Veterinärkalender« folgte. Ihnen schloß sich dann die »Zeitschrift für Fleisch- und Milchhygiene« an. Auch ans Schaffung eines veterinär wissenschaftlichen Buchverlags war Schoetz bedacht. Es erschienen: Arnold und Tereg, Tierärztliches Arzneibuch; Arnold, Pharma kognosie; Dieckerhoff, Gerichtliche Tierarzneikundc, von der in schneller Folge drei starke, stets erweiterte Auflagen nötig wurden, ferner Harms, Lehrbuch der Tierarzneikunde (Neubearbeitung von Eggeling und Schmaltz) und vieles andere, das hier aufzuzählen es an Raum gebricht. Auch auf den Gebieten der öffentlichen Gesundheitspflege, insbesondere der Seuchenbekämpfung und der ärztlichen Sachverstän digentätigkeit, baute er den Verlag aus. Unablässig tätig sorgte Schoetz für sein Geschäft, dem er neue, wohlgesicherte Grund lagen gegeben und in dem er schöne materielle Erfolge erzielt hatte, da warf ihn in der Vollkraft seines Schaffens eine tückische Krankheit auf ein lange währendes Krankenlager, von dem er nicht wieder auf stehen sollte; am 24. September 1905 starb er. Seine Witwe verkaufte am 23. November desselben Jahres das Geschäft an Herrn Martin Oldenbourg, in dem sie einen würdigen Nachfolger für den Ver lag gefunden hatte. Seine sorgfältige Ausbildung im Buchdruck nnd Buchhandel und auf Hochschulen befähigte ihn außerordentlich, das Erbe von Schoetz anzutreten. Er hat es wohl verwaltet und kräftig aus- gebaut. Man braucht nur Verlagsunternehmen wie die »Zeitschrift für Infektionskrankheiten, parasitäre Krankheiten und Hygiene der Haus tiere«, Frick, Tierärztliche Operationslehre, Atlas der Anatomie des Pferdes von Schmaltz zu nennen, um zu zeigen, daß Oldenbourg auf der von Schoetz betretenen Bahn rüstig fortgeschritten ist. Sein Verlag steht heute auf stolzer Höhe, und er kann am Ehrentage seiner Firma mit Befriedigung auf deren 100jährige Geschichte zurückblicken, die eine stets aufsteigende Linie zeigt, getreu dem von Schoetz gewählten Leitspruch des Verlagssignets: »Niemals zurück!« Ebenfalls 100 Jahre des Bestehens kann beim Beginn des neuen Jahres die Herold'sche Buchhandlung in Hamburg aus- weisen, deren Inhaber seit 31 Jahren Herr Justus Pape ist. 1567
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