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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.12.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1916-12-04
- Erscheinungsdatum
- 04.12.1916
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 281, 4. Dezember 1916. liegen. Wer die Psbche unserer Soldaten — ich meine die des Dnrchschnittssoldaten — kennt, wird wissen, dah er es nur in den seltensten Fällen der Mühe wert erachtet, eine halbe Stunde oder weiter nach einem Buch zu laufen, besonders wenn er sich sagen muß, daß er es auf dem gleichen weiten Weg wieder zuruckzu- bringen hat. Schwerlich wird er, z. B. wenn er auf dem Wege auch noch unter den Unbilden der Witterung zu leiden hat, von dem Segen einer so schön gedachten, in Wirklichkeit aber höchst umständlichen Wohlfahrtseinrichtung überzeugt sein. Die angedeuteten Schwierigkeiten finden ihre Bestätigung in den Erfahrungen, die man mit den fahrbaren Divisionsbüchereien gemacht hat, einem Unternehmen, für das eine umfangreiche Wer betätigkeit entfaltet und große Summen aufgewendet wurden. Bibliothekar Erwin Ackerknecht unterzieht in der »Hilfe« Nr. 26 vom 29. Juni diese Bibliotheken einer eingehend begründeten Kritik, und man kann Wohl sagen, daß er damit ihr Todesurteil ausspricht. Schon als beim ersten Auflauchen des Planes sich der Geist der neuen Einrichtung offenbart habe, hätte es geschie nen, als ob hier ein wohlwollend-forscher, dabei reichlich selbst gefälliger Beglückungsdrang einerseits und eine gar nicht front- mäßige Verwaltungspedaitterie andrerseits am Werke feien. Diese hätten sich sowohl in der Benutzungsordnung wie in den bielspaltigen Statistiken gezeigt. Ackerknecht gibt eine Stich probe aus der Praxis, die er einem an der Front stehenden Divi sionspfarrer verdankt: »Der landsturmpflichttge Doktor der Phi losophie X hat am 1. des Monats das Verzeichnis von seinem Zugführer erbeten und bestell! sich Hartmann, »Philosophie des Unoewußten«. Mit 3V Pf. Pfandgevühr geht der Forderzettel am 2. des Monats an die Kompagnie, von dieser am 3. des Monats an das Bataillon, am 4. von der Schreibstube des Bataillons an den Verpflegungsoffizier; am 8. nehmen die Lebensmittelempfän- ger die Liste sowie die Pfandgebllhr mit zur Dibisionsbllcherei; am 7. steht auf der Liste, daß das Buch nicht mehr vorhanden ist, da es vor acht Tagen in einem Unterstand gelegentlich eines Volltreffers vernichtet worden ist. Diese Mitteilung geht an den betr. Landsturmmann frühestens nach drei Tagen, also am 10. des Monats.« Die Schwierigkeiten erstrecken sich aber keines wegs allein auf die Organisation der Ausleihe, sondern auch auf den Transport, weil sich hcrausgestellt hat, daß eine Bibliothek von 1000 Bänden, wie die fahrbare Divisionsbücheret, nur in den seltensten Fällen fahrbar ist. Als sich offenbar die Organisation als Ganzes undurchführbar erwies, begann man zu dezentra lisieren, d. h. die Bücherei in acht Einzelbibliotheken von je 130 Bänden zu teilen. Ganz richtig stellt Ackerknecht angesichts dieser Teilung die Frage: »Wie sollen acht Einzelbüchereien aus die Truppenteile und Einrichtungen einer Division verteilt werden? Nehmen wir beispielsweise an, die Division besitze zwei größere Soldatenhetme, drei Feldlazarette, eine Sanitätskompagnie, die i sich im Stellungskampf als viertes Lazarett auftut, und einen vorgeschobenen Operationsplatz, der mit etwa 100 Betten belegt werden kann. Würden diese Einrichtungen bzw. Formationen mit je einer der 8 Bücherkisten versehen, so bliebe noch eine Kiste mit 130 Büchern übrig, für den übrigen Divisionsbestand von 10 000—30 000 Mann.« Ackerknecht kommt schließlich zu dem Ergebnis, daß der Ausweg der Kompagniebllcherei mit der Mög lichkeit des Austausches mit anderen Kompagnien, Bataillonen usw. als der einzig gangbare übrig bliebe. Er führt dann einen Fall an, in dem ein pommerscher Divisionspfarrer in dieser Rich tung mustergültig gewirkt habe. Ich selbst als Soldat kann nur aus das eingangs meines Artikels Gesagte Hinweisen. Bibliotheken in jeder Form sind und bleiben ein unbequemer und hinderlicher Ballast für jede mobile Truppe. Sendet Bücher als Liebesgaben ins Feld, aber keine alten verschimmelten Schmöker! Sie finden dann schon ganz von selbst den Weg von einer Hand in die andere. Und dann, ihr Feldbuchhändler, versorgt Euch reichlich mit guter, bil liger Lektüre I Der Soldat kauft gern, wenn er nicht allzu teuer be zahlen mutz. Und wenn er das, was er liest, bezahlt, wird er den Wert des Buches umsomehr schätzen lernen. Büchereien sind denk bar in Soldatenheimen und Lazaretten, die, wenn auch Verwal tung und Personal wechseln, doch für gewöhnlich ständige Einrich tungen bleiben. Hier können die Bücher einfach stehen bleiben und 1474 von den jeweils anwesenden Soldaten an Ort und Stelle gelesen werden. Um die Bücher z. B. in den Lazaretten so zugänglich wie möglich zu machen, ist der Verzicht auf jeden Verwaltungs- apparat zu empfehlen. Der Verfasser, der sich gegenwärtig ver wundet in einem Feldlazarett des westlichen Kriegsschauplatzes befindet, entdeckte dort eine geradezu ideale Einrichtung für die Versorgung der Verwundeten und Kranken mit Lesestoff. In jedem Saale stand ein Regal mit Büchern, aus dem sich jeder Lesehungrige oder Unterhaltungsdedllrftige das ihm Zusagende selbst entnehmen konnte. Wozu eine Kontrolle oder Statistik? Das hätte die Leute nur kopfscheu gemacht. Daß sich bei dieser Methode die Bücher »verkrümeln« wür den, ist schon deshalb ausgeschlossen, weil der Soldat, der das Lazarett verläßt, nur allzu genau weiß, wie wenig Platz in seinem Tornister oder in seinen Taschen für Bücher ist. Ja, die Bücher vermehren sich, statt daß sie sich vermindern, weil gar mancher Verwundete, der von daheim Lesestoff geschickt bekam, diesen bei seinem Weggang dem Lazarett überläßt. Die Bücher entstammten meist Liebesgaben des Roten Kreuzes. Viel altes, unbrauchbares Material, wenig gute und neuere Sachen. Eines Tages kam eine neue Kiste an; — dasselbe Bild. Alte, längst überwundene Romane, einzelne Bände Klassiker, verschiedene Schulausgaben, ein Hinterlreppenbuch »Garibaldi oder vom Räuber zum General«, ferner eine Ausgabe von Otto Ludwigs »Zwischen Himmel und Erde« und einige andere brauchbare Werke, das war ein Teil des Resultats der »Reichsbuchwoche«! Die gütigen Geschenkgeber in der Heimat werden erstaunt sein, zu hören, daß die meisten unserer Verwundeten fast instinktiv die wertvolleren Bücher herausfanden und den übrigen alten Plun der ignorierten, wie er es verdiente. Ein Trost ist nur, daß die Leute bei der überfülle von Zeit, -die sie haben, gern und viel lesen und dah die Aussicht besteht, daß sie auch im Frieden der Bücherwelt nicht mehr ganz fremd gegenüberstehen werden. Aus alledem können wir für die Zukunft die Lehre entneh men, daß die Bibliotheken daheim im Frieden in hohem Matze segensreich, im Felde aber, abgesehen von einigen Ausnahme fällen, nur allzu entbehrlich sind. Dagegen haben sich die Feld buchhandlungen, trotz aller Anfragen an den Reichskanzler und aller Polemiken in den Zeitschriften, als eine sehr prak- tische und segensreiche Einrichtung erwiesen. Wäre die Reichs buchwoche in den Bahnen verlaufen, die vom Börsenverein borgezeichnet waren, und wäre das Buch als Liebesgabe noch mehr von privater Seite in Anspruch genommen worden, so würde es unseren braven Feldgrauen Wohl niemals an geeigneter Lektüre gefehlt haben oder fehlen. Kurt Loele. Vertriebsmittel Weihnachten 1916. - i Während unter dem Eindruck des gewaltigen Völkerringens im ersten Kriegsjahre zur Hebung des Blicherabsatzes eine umfassendere, großzügige Werbetätigkeit als notwendig erkannt und mit einem im ganzen befriedigenden Erfolge durchgefiihrt wurde und diese Propa ganda auch im zweiten Jahre, unterstützt durch den Deutschen Verleger verein und die Redaktion des Börsenblattes, in der Tagespresse und in zahlreichen örtlichen Unternehmungen vereinigter Sortimenter ans Tageslicht trat, ist in diesem Jahre von einer besonderen Werbe arbeit weniger zu merken. Woran liegt das? Gewiß lasten die lange Dauer des Krieges und seine Folgen lähmend auf Handel und Gewerbe, soweit sie nicht an .Heereslieferungen teilnehmen, Aber gerade dies sollte eine Mahnung sein, in den Bemühungen um Erhöhung des Ab satzes nicht nachzulassen, sondern neue Mittel und Wege ausfindig zu machen. Denn gar weit noch sind wir von dem Ziele entfernt, daß die Erzeugnisse deutschen Schrifttums von den breiten Volksschichten ihrem Werte nach erkannt werden und dem Buche im Lebeu unseres Volkes diejenige Stellung gesichert ist, die es einnehmen müßte. Mit vollem Rechte wurde daher jüngst im Börsenblatt (»Dem Buche eine Gasse!«, Nr. 266) erneut auf dieses Ziel hingewiesen und mit besonderer Be zugnahme auf unsere an den Neichsgrenzen bis weit in Feindesland hinein kämpfenden Feldgrauen hervorgehoben, wie gerade bei der gegenwärtigen Teuerung der Lebensmittel und der Gegenstände des täglichen Bedarfs die beste Gelegenheit sei, das Buch als das für alle Verhältnisse zweckmäßigste und billigste Weihnachtsgeschenk recht äugen-
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