268, 15. November 1916. Künftig erscheinende Bücher. Böri«nblall f- d- DIschn. Buchhandel. 7647 8 I Heinrich Man» ist als der größte deutsche Erzähler der Gegenwart heute an erkannt. Nach Jahren völliger Teilnahmlosigkeit und lauer Anteilnahme ist die Zahl derer, denen er Erlebnis wurde, in den letzten Jahren außerordentlich gewachsen. Diese Gesamtausgabe legt Rechenschaft ab über sein Schaffen in einem Zeitraum von 14 Jahren. Überrascht wird man bei der überwältigenden dichterischen Fülle dieser io Bände verweilen und festzustellen haben: hier ist - und hier allein in der netten Literatur — das leidenschaftliche Tempo, der große Atem des Romaneiers, hier sind die Abemeurerromane, die Zeit- und Seelen- romane ganz großen Stils, wie sie große Franzosen, große Russen in früherer Zeit schufen. Hier ist ein erpresüonistischer Erzähler im besten Sinne des Wortes, der Expressionist war, ehe die Gegenwart das Schlagwort erfand. Heinrich Mann ist der Schöpfer des neuen deutschen Romans, der nicht nur der ästhetische, sondern vor allem der politische und ethische Ausdruck des Wottens und Willens unserer Generation wurde. Und doch haftet nichts Tendenziöses seinen Werken an. Die Gestalten und Schicksale, die durch das Medium dieses Dichters wurden: der gehetzt nach Liebe jagende Claude Marehn, der im Schlaraffenland des westlichsten Berlins untergehende Andreas Zumsee, die zwischen die Rasten verschlagene Lola, Unrat, der ewige Magister, das kosmische Chaos der Novellen, diese Welt von Musik und Lärm, von Herzen und Hirnen, von Pflanzen und Kindern, hinausstürmcnden Kriegern und weichen Rastenden, Flöten und Dolchen, Hetären und Madonnen - über allem und allen aber die erhabenste Gestalt der Violante, Herzogin von Assy, der Reinkarnation der herben Diana, der hohen Pallas, der schaumgeborenen Venus, der nie Be friedigten und nie Befriedigenden, deren Hingabe immer die Hingabe durch den Geliebten hindurch an das eigene unsterbliche Selbst bleibt . . . dies Werk darf dem epischen Schaffen der größten Erzähler aller Zeiten und Völker an die Seite gestellt werden. Möge die Nachwelt in dieser Erkenntnis die Gegen wart nicht beschämen.