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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.11.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1916-11-06
- Erscheinungsdatum
- 06.11.1916
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- Deutsch
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t xv^^m/0°S,"z?M.°Ix«>" ZS I d^» d-» DSrj^ v-r-n,- »,- 0,°s"zö M,; Illr Wch >"- ! Nr. 258. ^MMmLMörjeiwereMöe'rSerM^'MWU 83. Jahrgang. Leipzig, Montag den 6. November I9Iö. Redaktion Auf feldgrauer Straße. Aufzeichnungen von Otto Riebicke. Neue Folge (Westfront) Nr, IX, (VIII siehe Nr, 218,) Im Ringen der Sommeschlacht, »Die Schlacht au der Somme war gestern besonders heftig. Ein starker Stoß von etwa Lv englisch-franzö sischen Divisionen richtete sich nach höchster Feucr- steigernng gegen die Front zwischen Ancrc und Somme, Nach heißem Ringen wurden wir durch die Dörfer Courcclciie, Martinpnich und Klcrs zurück- gedrückt» (Ans dem Bericht des Erste» Gcncraignarticr- mcistcrs Ludendorsf vom 16, September 1916,) Frierend erwache ich in meinem dünnen Zelt, dem neunten unserer Bereitschaft. Ein trüben Tagen fol gendes Nachtgewitter hat die Lufttemperatur bis gegen den Nullpunkt herabgedrückt und eisigen Sprühregen durch die Zeltbahn gepeitscht. Meine Schlasdecke ist naß, und unter dem ungedroscheueu Lagerstroh zersetzt sich der harte Lehm boden in zähschleimige Masse, Erst als mein polnischer Putzer Joseph zwei Kornmandeln beiseite schiebt und damit die »Tür« öffnet, um mir zu erklären, daß »dem Herrn Feldwebel sein Kaffee« bercitstehe, merke ich, daß es schon die siebente Morgenstunde ist, bis zu der mich die segnenden Arme des Gottes Morpheus umspannt hatten. Nach sechs Wochen Kamps an der Front der Somme hat man gelernt, jede Ruhe so dem Schlafe zu opfern, wie es der Augenblick mit sich bringt. Man ist es gewohnt, mit schmerzenden Gliedern zu erwachen, mit jenem zwickenden Reißen in den Ge lenken, um dessentwillcn man als Zivilist schon den Vorrat von Apotheke und Doktorwissen erschöpft hätte. Als Soldat, dem es hier nicht möglich ist, zum Schlafe den Wasfenrock auszuziehen, hat man dazu noch das besondere Ver gnüge», sich die eisernen Koppelhaken in den Rücken zu drücken. So ist also das Aufftehen ein nicht nur bildlicher Schmerz. Auf dem Zelt liegt die Sonne; die grauen und gelben Bahnen blähen sich bunt wie die Segel holländischer Fischer, Weit, weit trägt das Schisflein Träumerei .... Aber durch die Kornmandeltür zieht der würzige Kaffce- duft aus dem blechernen Kochgeschirr, das mir Joseph vor die Schwelle gesetzt hat, und weckt zur Wirklichkeit, Denn im Wassermangel rächt es sich, zu warten, bis das letzte Aroma des Feldküchengetränkcs in der kalten Luft verflüchtigt ist und die Schalheit einer abgekochten Flüssigkeit zurückbleibl. Es wäre also ratsam, aus dem Zelt zu klettern. Noch ist der Wille der Vater der Tat, als die vereinzelten Kanonenschläge der Front näher, lauter, steter werden und plötz lich zum rasenden Trommelwirbel anschwellen, »Der Engländer greift an«, sagt eine Stimme aus dem anderen Zeltwiuket, »Soll er!«, erwidert der Pionierunterossizier Kommol, und dreht seinen kleinen Körper tiefatmend aus die andere Seite, - »Unsere halbe Kompagnie ist an der Zuckerfabrik, Der Angriff muß da^sein.« eller Teil. — »Sie wird wissen, was sie zu tun hat. Aber ich glaube, daß der frühe Morgen sie schon von der nächtlichen Schanzarbeit weggerufen hat. Sie wird jetzt schon in ihrer Bereitschaft sein.« — »Wie spät ist es?« — 1-7 Uhr. — »Seltsam, daß diese Engländer meist den Tag zum An griff nehmen.« — » , , , und die Franzosen die Nacht.« — »Aber wir wollen aufstehen; wer weiß, was uns der Tag noch bringt,!« Vereinter Wille siegt, und so hocken wir bald in und vor unserem Zelt und nehmen die Frühmahlzeit ein, nach türkischer Mode das Eßgeschirr zwischen den gekreuzten Beinen haltend, Rings um uns pendeln die Fesselballons in der tauigen Sonne, Es sind mehr, viel mehr als sonst, wir zählen zwanzig, fünfundzwanzig dicht bei uns. Das deutet auf bemerkenswerte Borgänge in der Front, Ein Paar 38 Granaten schlagen kurz hintereinander ein, trotz der Entfernung von 66l) Metern fliegen dicke Erdkrusten und surrende Stahlfplitter zu uns herüber. Im nahen Wäldchen ruht ein Fesselballon, Hat der Feind ihn ausgespäht? Man bringt ihn in unsere Talmulde geschleppt, wie ein Ungeheuer mit zweihundert menschlichen Füßen kriecht er grotesk über die Erde, Aber seine Prallheit verliert sich, langsam sinkt er zusammen, ein Granatsplitter hat ihn getroffen, Munitionskolonnen biwakieren irgendwo, Hunderte von Pferden stehen in den Baracken und unter laubdichten »flieger- sicheren« Bäumen, Immer neue Granaten schlagen in ein Dörfchen, sie wollen es plattmachen. Der Engländer wirft seine gierigen Pranken auf das bundesbrllderliche Gut, Da kommen schon die ersten Flüchtlinge, schreiende Kinder, halbnackte weinende Frauen, und schleppen in kleinen Bündeln über das Feld, was sie erraffen konnten; die Männer aber gehen stumm hinterher und tragen die Fäuste in den Tasche» , , , In ihrem Rücken wirft sich die Erde immer wieder im Ge töse der Explosion gegen den erbarmungslosen Himmel, Krachend stürzen die Gehöfte unter den englischen Granaten zusammen; Staubwolken steigen aus dem Wäldchen, dicker Qualm lagert darüber ein Dorf stirbt , , , Und aus diesem Lärm und Krachen, aus diesem Staub und Pulverdampf rasen Plötzlich Rudel schirrloser Pferde, Die vom Donner der Geschütze bebende Erde vibriert unter eisernen Hu fen, aus der brüllenden Luft prallt das Rossewiehcrn und das Rufen der bayerischen Burschen, die die hochbäumenden Tiere am Halfter Packen und bändigen. Einer sitzt obenauf; er krallt die Linke in die flatternde Mähne und hält mit der Rechten ein wildschnaubendes Drei gespann, Ein Dorf stirbt. Wie viele vordem. Unaufhörlich trommelt die Front; alle Kaliber trommeln auf die mürben Gräben, Hoch über uns ziehen die Schwer geschosse unserer Artillerien von weither; in Abständen pauken i373
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