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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.10.1916
- Strukturtyp
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- 1916-10-20
- Erscheinungsdatum
- 20.10.1916
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 245, 2V. Oktober 1916. Mühe geben, schöne und geschmackvolle Auslagen in den Schau fenstern und auf den Ladentiscben zu veranstalten, möge hier anerkennend erwähnt werden. Ein solches Geschäft sah ich z. B. im belgischen Nordseebad Blankenberghe. Je näher man aber der eigentlichen Kampfzone kommt, desto primitiver werden die Unterkünfte und desto zwingender die Notwendigkeit der Beschränkung in den Vorräten. Gleichwohl habe ich immer den Eindruck gehabt, daß auch unter diesen ungünstigeren Verhältnissen dem Buche und dem Buchhandel stets ein Vorzugsplatz einge- räumt worden ist. Wie schon eingangs erwähnt, setzt sich das Verkaufsperfonal aus garnisondienstfähigen Buchhändlern zusammen, soweit solche vorhanden sind. Einen direkten Ein fluß auf die Wahl der zu verkaufenden Literatur haben diese nicht. Bestellungen werden nicht entgegengenommen. Es bleibt demjenigen Soldaten, der ein bestimmtes Buch haben will und es nicht gerade zufällig in der Feldbuchhandlung vorfindet, kein anderer Weg übrig, als sich an den heimischen Sortimenter zu wenden. Sollte dem Käufer dieser Weg nicht bekannt sein, so wird er vom Verkäufer stets genauer unterrichtet werden.*) Die jungen Leute, die diese Ämter innehaben, legen, soweit ich be merken konnte, stets ein lebhaftes Interesse für die Sache an den Tag. Sie möchten ihre Verkaufsstellen selbständig ausbauen und allerlei Lagerergänzungen Vornehmen, um allen ihren Abneh mern gerecht zu werden. Liegt es in der Natur der Dinge, daß, wie alles in der Welt, auch eine solche Verkaufsstelle nicht den Gipfel der Vollkommenheit erreichen kann, so mutz doch der Eifer dieser Jünger unseres Berufs anerkannt und gelobt werden. Über das geistige Interesse der Soldaten und über die Art der fürs Feld geeigneten Bücher ist in diesem Blatte schon soviel geschrieben worden, daß sich jedes weitere Eingehen auf diese Frage erübrigt. Wir besitzen in unseren billigen Kollek tionen einen unerschöpflichen Born von Literatur zur Versorgung der Schützengräben, Quartiere und Lazarette. Diesen noch mehr zu erschließen und die Kaufgelegenheit für die minder bemittel ten Soldaten zu erweitern, müßte eins der .Hauptziele der Fcld- buchhändler werden. Die Gefahr, daß sie dabei nicht auf ihre Rechnung kämen, besteht m. E. nicht. Im Gegenteil werden, wenn auch die Arbeit der Verkäufer wächst, die Umsätze steigen. Ferner müßten Möglichkeiten geschaffen werden, auch Bücher — bei Zeitungen geschieht das bereits vielfach — auf dem Wege der Kolportage i» die Gräben und Quartiere heranzuschaffen. In Z., wo wir eine Zeitlang in Ruhe lagen, erschien jeden Nach mittag ein Kamerad und verkaufte Tageszeitungen. Würden die Beziehungen ausgenutzt werden, die durch Botengänger verschiedenster Art zwischen den Gräben und ihren rückwärtigen Verbindungen bestehen, so ließe sich billige Lektüre massenweise in den Schützengräben verkaufen. Aber auch nur billige, we niger umfangreiche Bücher. Denn die Last, die der Soldat mit sich zu führen hat, ist in diesem Kriege durch allerlei notwendige Neueinführungen von Gegenständen erhöht worden. Was also angeboten wird, gekauft und gelesen werden soll, darf nicht so kost bar und wertvoll sein, als daß es nicht ohne die Empfindung eines Verlustes z. B. in den Unterständen liegen gelassen wer den könnte, bis es von den Kameraden aufgebraucht, d. h. zer lesen ist. Unfern Soldaten und auch unserm Buchhandel wäre damit ein großer Gefallen getan. Mancher Heeresangehvrige, der früher in seinem Zivilberufe dem Buche fremd gegenüber stand, wird es dadurch schätzen lernen und ihm im Frieden größere Aufmerksamkeit zuwendcn. Die Verhältnisse schließen das Angebot größerer, auch gebundener Werke meist aus, ganz zu schweigen von der bibliophilen Literatur, die in Einzelfällen gekauft und zur Bereicherung der Hausbibliothek in die Heimat geschickt worden sein mag. Ich habe in den Auslagen einer Feld- buchandlung starke, gebundene Romanbände gesehen, die sich im Tornister des Soldaten sowohl wie im Gepäck des Offiziers kaum unterbringen lassen. Es ist ein Widersinn, im Felde auf die bezeichnet« Art für die Vermehrung der Hausbibliothek zu sorgen. Das sollte daheim auf direkte Weise und nicht auf Um wegen im Felde geschehen. Vergl. Bbl. Nr. 244, S. ist«, 2. Spalts. '822 Wenige Worte noch über ein Literaturgebiet, dessen Pflege sich vielleicht der Feldbuchhandel in stärkerem Maße angelegen sein lassen könnte als bisher. Die innige Be rührung mit der Natur, in die der Krieg den Soldaten gebracht hat und bringt, hat das Interesse für Naturkunde und Natur wissenschaft vielfach geweckt und verstärkt. Es sollten also auch wohlfeile, volkstümlich geschriebene naturwissenschaftliche Bü cher in ausreichendem Matze vorrätig gehalten werden, auch schon im Hinblick daraus, daß Natur und Heimat, deren Pflege durch den Krieg in den Hintergrund gedrängt worden ist, im Frieden, wenn sich einmal die Gemüter von den Tagesereignissen wieder mehr abwenden, verstärkte Anteilnahme finden dürften. Wiederholt ist in der buchhändlerischen Fachpresse die An sicht laut geworden, daß die Feldbuchhandlungen dazu benutzt würden, sogenannte »Ladenhüter« aus der Heimat loszuwerden. Ganz abgesehen davon, daß die Meinungen über den Begriff »Ladenhüter« auseinandergehen, mutz ich sagen, daß ich im Westen nichts von einem Angebot derartiger Bücher bemerkt habe, und daß die Leute, denen die Verhältnisse im Osten be kannt sind, die gleiche Erfahrung gemacht haben. Offiziere und Mannschaften, die Bücher im Felde kaufen, kennen den Unter schied zwischen neu und alt ebenso wie diejenigen, die in der Heimat zurückgeblieben sind. Eine in dieser Art rückständige Feldbuchhandlung würde sicherlich von den Truppen gemieden werden, außerdem würde aber auch die Vorgesetzte militärische Behörde Einspruch erheben. Daß die Nachfrage nach Kriegs literatur nachgelassen hat, dürfte bereits aus vielen Berichten aus dem Felde und anderweitigen Beobachtungen genügeird be kannt sein. Vielfach scheinen auch irrige Meinungen über die Höhe der Umsätze der Feldbuchhandlungen verbreitet zu sein. Verkaufs stellen, die in größeren, besonders dicht mit Militär belegten Ortschaften bestehen, mögen Tageslosungen erzielen, wie sie ver schiedenfach in diesem Blatte genannt wurden. Im allgemeinen sind die Umsätze viel geringer, z. B. auch was den Erlös aus Büchern anb^trifft. In einem der Etappenorte, wo ich den Verkäufer mitteilsamer als anderswo fand, ergab sich, daß an vielen Tagen die Einnahmen aus den Tageszeitungen höher waren, als aus dem Bücherverkauf. Die Gesamteinnah men bewegten sich in jener Zeit um 20—30 täglich. Früher, sagte mir der Verkäufer, wären sie größer gewesen. Seit aber die Truppen eines anderen deutschen Volksstammes an die Stelle der früher dort einquartierten getreten seien, wäre der Umsatz erheblich zurückgegangen. Es scheint also nicht gleichgültig zu sein, welchen Stammes und welcher Art die Truppenteile sind, die als Bücherkäufer in Frage kommen. Das dürfte einer der Gründe dafür sein, daß die Verhältnisse niemals so gleichartig und gleich mäßig sein können, um sie an einem beliebigen Beispiel zu ver allgemeinern. Ein anderer Fehler in der Kritik der Feldbuch handlungen ist die Ansicht, daß die Unternehmer fast ohne Spesen arbeiteten. Die Aufstellungen, die auch in diesem Blatte gemacht worden sind, haben den Fehler, daß sie die oft erheb lichen Pachtsummen, die von den Unternehmern gezahlt werden, nicht in Rechnung ziehen, auch nicht die Verluste aus dem Trans port im Kriegsgebiet, die namentlich im Anfänge unvermeidlich waren und heute noch dort unvermeidlich sind, wo die Trans portmittel und Transportwege, wie z. B. im Osten, noch viel zu wünschen übrig lassen. Hinzu kommen noch Verluste durch plötzlich notwendig gewordene Räumung der Standorte von Feldbuchhandlungen und Zerstörungen durch Geschosse und an dere Zufälligkeiten des Krieges. Ein derartiges Risiko kann natür lich nur ein finanziell und organisatorisch sattelfester Unter nehmer tragen, der die Gewißheit hat, durch den Ertrag einer Reihe intakt gebliebener Verkaufsstellen Ersatz für den erlit tenen Schaden zu erhalten. Ein Beweis dafür, daß hie Militärbehörden den berechtigte» Interessen des Sortiments entgegenkommend gegenüberstehen, ist der Umstand, daß in zahlreichen Städten und Städtchen im Osten, z. B. in Kurland und Litauen, neben den Feldbuchhand lungen alte, eingesessene Buchhändler, zumeist deutscher Her kunft, wirken, die in Deutschland im Frieden ihren Kommissionär
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