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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.10.1916
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- 1916-10-05
- Erscheinungsdatum
- 05.10.1916
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Redaktioneller Teil. 232, 5, Oktober 1916. pfindungen wie dis gesellschaftlichen und staatlichen Anforde rungen berücksichtigende Lösung gefunden wird — und sie kann und muß gefunden werden —, dann ist jede weitere Ummode-- lung unserer durch Geschichte und ehrwürdige Traditionen sank tionierten Zeitrechnung und Jahreseintcilung nicht nur über- flüssig, sondern schädigend und verwirrend. Die jetzige Be rechnung nach dem Frühlings-Äquinoktium ist wohl allgemein bekannt; auch dieses variiert von ein bis zu drei Tagen, und da das Mondjahr bzw. der Mondwechsel sich nichl mit der Monats- rechnung deckt, so kann, wie schon gesagt, der Ostersonntag am frühesten auf den 22. März, am spätesten auf den 25. April fallen. Das christliche Osterfest bedingt aber nicht nur die Vor feier der Kar- oder stillen Woche, es regiert, das Wcihnachtsfest <25. Dezember) und alle auf ein bestimmtes Datum fallenden Feste (Heiligenlage) ausgenommen, den ganzen christlichen Fest kreis; Himmelfahrt, Sonntage nach Ostern, Pfingsten, Fron leichnam, Sonntage nach Trinitatis bzw. Pfingsten, - vor Ostern: die Fastenzeit und die jeweilige Zahl der Epiphanias- Sonntage. Das läßt sich nicht zerstören und braucht auch nicht zerstört werden. Da fühlt sich nun mancher Superkluge berufen, für die ungeheuerlichsten Vorschläge Propaganda zu machen und sie als das allein Richtige hinzuslellen. Ich greife aus den vielen Absonderlichkeiten nur eine heraus: Ein Herr A. Beyer in Berlin-Lichtcrfelde macht gleich einen ganz neuen Normal- Kalender, der aber so viele Anormalitäten bringt, daß er schon bet seiner Geburt wie ein totes Kind erscheint. Sein »Nor« malkalendcr« ist nur ein Konglomerat von Verschiebungen und ganz willkürlichen Festsetzungen, weiter nichts, und gewonnen wird damit auch nichts. Im übrigen denkt sich Herr B. die Sache furchtbar leicht und einfach; nämlich so: »Was die Einführung des Normalkalenders betrifft, so würde er ohne weitere Um stände in Kraft treten können, wenn man damit bis zum Jahre 1922 warten wollte, da dieses Jahr wieder mit einem Sonntage beginnt. Es braucht nur eine Entscheidung über das zu wählende Schema und über die Festsetzung des Ostertermins getroffen zu werden, und der Einführung schon am 31. Dezember 1917 steht nichts im Wege. Da der 31. Dezember 1916 auf einen Sonntag fällt, würden dann ausnahmsweise zwei Sonntage aufeinander folgen.« Und damit setzt sich Herr B. über alle Autoritäten, die doch auch ein Wort mitznsprechen haben, hinweg. Ein Herr Vr. F. Weineck bringt ähnliche »Normal-Vorschläge«, die, genau be sehen, nur noch größere Verwickelungen darstellen. Er will zu nächst eine »Gleichheit aller Monate«, begnügt sich aber schließlich damit, daß zunächst für immer jeder Tag des Jahres aus den selben Wochentag fällt; so läßt sich nach seiner Meinung die Sache leicht und befriedigend, ja überraschend gleichförmig ge stalten, wenn man nur den ersten Tag des Jahres als »Neujahr« ausscheidet und dem 1. Januar voranstellt. »Dann halte man an der Grundzahl von 30 Tagen für jeden Monat fest, auch für den Februar, und verteile die übrigbleibcnden vier Tage auf die vier letzten Monate der Vierteljahre, so daß März, Juni, Sep tember und Dezember je 31 Tage bekommen, so ergibt das eine vollkommene Gleichheit der Vierteljahre, sowohl hinsichtlich der Zahl der Tage, je 91, als auch in der Zuteilung der Wochentage auf die Monatstage, indem jedes mit einem Sonntag beginnt und mit einem Sonnabend schließt. Denn der Januar beginnt mit Sonntag und schließt, da er 30 Tage gleich 4 Wochen und 2 Tage hat, mit Montag, der Februar, gleichfalls zu 4 Wochen und 2 Tagen, beginnt mit Dienstag und schließt mit Mittwoch, der März zu 31 Tagen, das sind 4 Wochen und 3 Tage, beginnt mit Donnerstag und schließt mit Sonnabend. Und das wieder holt sich in jedem der drei andern Vierteljahre ganz ebenso«, — weiter wollen wir Herrn W. aber nicht folgen, denn er scheint sich mit seinen,»Resormen« selbst nicht ganz sicher zu fühlen; er sagt: »Gegen diese Reform ließe sich nur zweierlei einwenden. Erstlich, daß viele Geburis- und andere Familienfesttage, viele überlieferte amtliche und urkundliche Daten und nicht wenige Gedenk- und Erinnerungslage verlegt werden müßten, wenn bei fünf Monaten der 31. Tag wegfiele und dagegen dem Februar 2 und zwei anderen Monaten (Juni und September) je ein Tag zugelegt würden und auch noch die beiden abgesonderten Tage, Neujahr und Schalttag, dazukämen. Nun, wenn diese Schwie- 1270 rigkeiten wirklich zu groß und für die Eingewöhnung allzu hin derlich erscheinen sollten, könnte man sich in noch engerem An schluß an das Bestehende zur Not mit einer geringeren Verbesse rung des Kalenders begnügen, wenn er nur, was immer die Hauptsache ist, für alle Jahre sich gleich bliebe.« Auch ans der schönen Weserstadt Hameln kommt noch neuer dings ein Reformvorschlag, den ich, der Vollständigkeit wegen, hier nicht fehlen lassen möchte. Ein Herr Rese teilt das Jahr in 4 Quartale von je 91 Tagen, was 364 Tage machen würde; der 365. Tag wäre der Sylvester, der im Range eines Sonntags stehen soll; der 1. Januar soll jedesmal auf Sonntag fallen und damit das neue Jahr beginne». Der erste Monat der vier Quartale soll je 31 Tage haben, die beiden anderen nur je 30 Tage. Im Schaltjahr soll der Schalttag in die Mitte des Jahres gelegt werden und der Juni dann 31 Tage zählen; dieser Tag soll aber nur »Schalttag« heißen und zwischen die Wochen tage geschoben werden. Ostern soll jedesmal auf den Sonntag nach dem 4. April fallen; oder aber ans den 8. April; danach wür den sein: Neujahr (Sonntag): I. Januar, Ostern: 8. April, Christi Himmelfahrt: 16. Mai, Pfingsten : 26. Mai, l. Weihnachtstag : 25. Dezember (Montag), Sylvester: 31. Dezember (Sonntag). Man wird zugeben müssen, daß diese Lösung ziemlich einfach ist und namentlich das störende Einfallen des Weihnachts« und Neu jahrsfestes in die Mitte der Woche vermeidet, vor allen Dingen aber nicht wesentlich den kirchlichen Festkalender umwirft. Aber auch für diesen Vorschlag möchte der Wunsch gelten: Vertagung bis zum endgültigen Frieden! Und doch muß eine Änderung, eine Neuordnung erfolgen. Schon der weitausschauende Papst Leo XIII. hatte eine solche, da wesentliche kirchliche Bedenken nicht entgegenstehen, ins Auge gefaßt und die Zusicherung des Einverständnisses fast aller Re gierungen und zivilisierten Staaten erhalten, nur die russische Regierung wollte nicht, weil — nun eben, weil der Papst die Sache angeregt hatte und in die Hand nehmen wollte, - also die alte Abneigung, der zufolge Rußland noch setzt nicht den verbesserten Gregorianischen Kalender anerkennt und lieber 13 Tage in der Zeitrechnung zurückbleibt. Schon oft ist die Frage angeregt worden, ob es nicht praktisch — und überhaupt gangbar — wäre, das Osterfest aus Grund einer anderen Berechnungsregel festzulegen; aber man ist aus vielen schwerwiegenden Gründen immer wieder davon abge kommen. Ist doch gerade das Osterfest dem deutschen Volke, ja ich kann wohl sagen, der ganzen gläubigen Christenheit jedweder Konfession besonders ans Herz gewachsen. Und was besonders Deutschland betrifft, so hat wohl kaum in irgend einem andern Lande das Familienleben, haben die Arbeits- und Verkehrsver hältnisse so rege Beziehungen zum Osterfeste gepflegt und auf rechterhalten wie in diesem Lande. Selbst die Schulen, hohe und niedere, vermögen sich von den großen übelständen, die infolge der bedeutenden Schwankungen des Osterdatums mit der Fest setzung der Anfangs- und Schlußtermine des Schuljahres ver bunden sind, nicht zu trennen, weil Familie und Volksgemüt Osterweihe und Osterruhe ganz und voll und durchaus in den hergebrachten Formen auch in bezug auf die Zeit verleben wollen. Handel und Industrie nehmen die übelstände, die sich auch bei ihnen mit dem Schwanken des Oslerdatums fühlbar machen, ge duldig und mit ähnlichen Erwägungen und Empfindungen hin. Selbst die Unbequemlichkeiten, wenn Wohnungs-, Dienst- oder Arbeitswechsel mit dem Datum des Osterfestes oder der voran gehenden weihestillen Karwoche verbunden sind, werden gern ertragen oder nach Möglichkeit abgeschwächt, um nur nicht an dem altehrwürdigen Brauche zu rütteln. Denn allerdings würde das eine gewaltige Umwälzung in die ganze Reihe der vom Osterfeste abhängigen kirchlichen Feste und Festzeiten, wie nicht minder in das Denken und Fühlen der christlichen Bekenner aller Richtungen dringen. Ob nun aber gerade die Kriegszeit der geeignete Moment zu einer solchen schon mehr einem Gewaltakt gleichkommenden Umwälzung ist, möchte sehr zu bezweifeln sein. Es ist vielmehr eine Frage, die nur im Frieden und dann auch nur in der überein- und Zustimmung aller zivilisierten Staaten bzw. deren Regierungen gelöst werden kann, — und d a s ist jetzt eben und vielleicht auch unmittelbar nach Friedens-
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