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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.10.1916
- Strukturtyp
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- 1916-10-05
- Erscheinungsdatum
- 05.10.1916
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- Deutsch
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pßr 232, 5. Oklober 19It>. Redaktioneller Teil. schluß unmöglich, übrigens auch gar nicht nötig; auf einige Jahre kommt es doch wahrlich nicht an, wenn Jahrhunderte keine Änderung gewünscht haben. Und dann: hat die oberste kirchliche Autorität, der wir überhaupt eine leidlich geordnete Zeitrech nung und den christlichen Kalender verdanken, nicht auch ein Wort mitzusprechcu, — selbst wenn Rußland wieder nicht will? Bei dieser besonderen Pietät speziell des deutschen Volkes für das Osterfest und sein leider so bewegliches Datum würde es ein ganz vergebliches Beginnen sein, die übelstände, die mit den bis zu 35 Tagen betragenden Schwankungen des Oster datums in unserem Gemeinschaftsleben verbunden sind, einfach dadurch beseitigen zu wollen, das; man ein x-beliebiges Datum für das Osterfest »staatlich« festlegte, oder aber daß man etwa das Schuljahr und die anderen bürgerlichen Beziehungen und Festsetzungen, die sich jetzt noch mehr oder weniger an das Oster fest anschließen, von dem wechselnden Datum dieses Festes ganz unabhängig machte und lediglich an festere Kalenderdalen knüpfte. Vielmehr muß die zukünftige Festlegung des Osterfestes, wie Prof. Wilhelm Foerster s. Z. trefflich ausführte, »in Verbindung mit der Erhaltung seiner tief begründeten Beziehungen zu unserem gan zen Volksleben ins Auge gefaßt — und es kann somit die Ab hilfe gegen die mit der jetzigen Festlegung zweifellos verbun denen großen Mißstände nur darin gesucht werden, daß man die übermäßige Veränderlichkeit des Osterdatums verständig ein- schränkt«, also einen kürzeren Zeitraum bestimmt, innerhalb des sen die Festlegung eintreten könnte. Bedenken kirchlicher bzw. dogmatischer Art hiergegen sind auch gar nicht vorhanden. Schon bei der Kalenderreform, die wir Papst Gregor XIII. (Verbesserter Gregorianischer Kalender) verdanken, ist es in unbefangenste Erwägung gezogen worden, ob man nicht das Osterfest von der Anknüpfung an eine bestimmte Mondphase (erster Frühlings-Vollmond), wodurch die starke Be weglichkeit hauptsächlich bedingt wird, lösen und lediglich in eine einfache Beziehung zum Frühlings-Äquinoktium setzen solle. Es ist damals (1582) nur deshalb hiervon Abstand genommen wor den, weil gegenüber dem durch die Tradition geheiligten An schlüsse des Osterfestes an den ersten Vollmond nach dem wirk lichen, d. h. astronomischen Frühlings-Anfang die vorerwähnten Mißstäude in den damaligen Lebensordnungen noch lange nicht so stark empfunden wurden, wie dies bei der jetzigen höher ent wickelten Organisation der Zeiteinteilung in dem Verkehrs- und Arbeitsleben wie in dem Zusammenwirken der staatlichen, gesell schaftlichen und wirtschaftlichen Momente der Fall ist. Und daß in der Neuzeit Papst Leo XIII. dieselbe Sache mit der ihm eigen gewesenen Energie und Klugheit zu regeln versuchte, habe ich bereits erwähnt; vielleicht greift - nach Fricdensschluß — Papst Benedikt XV. den Gedanken mit besserem Erfolg wieder auf; die ganze christliche Welt und auch die ganze gebildete Welt würde ihm dankbar sein! Sehr eindrucksvoll äußerte sich seinerzeit der berühmte Leip ziger Nationalökonom Wilhelm Roscher in feinen »Geist lichen Gedanken eines Rationalökonomen« über die Ostersrage: »Der Wunsch, Ostern aus einen bestimmten Sonntag festzu legen, ist ein wohlbegründeter, zumal die mit dem bisherigen Schwanken zusammenhängende Unsicherheiten so vieler wichtigen Zeitpunkte auch eine Menge von Streitigkeiten, eigennützigen Auslegungen des Zweifelhaften veranlaßt und oft schwere sitt liche Versuchungen darbietet«. Nun fragt es sich allerdings, ob nicht aus der andern Seite durch das Ausgeben des bisherigen, durch ehrwürdige Überliefe rung geheiligten Zustands möglicherweise noch größere übelständc eintreten könnten, als es die Beibehaltung der jetzigen, für viele Lebensverhältnisse drfickenden oder unbequemen Einrichtung ist. Und das würde in einem Falle allerdings eintreten; es könnte die Summe der übelstände sogar noch gesteigert werden, wenn in einseitiger Weise — etwa durch staatliches, also nur welt liches Gesetz Anordnungen getroffen würden, welche die Bedeu tung und Berücksichtigung des Osterfestes nicht nur in den Ein richtungen und Gewohnheiten des bürgerlichen und privaten Le bens einzuschränken geeignet wären, sondern auch tief in die kirchliche Praxis und in das Glaubensleben der christlichen Be kenntnisse eingriffen; es darf niemals vergessen werden, daß das Osterfest - wie alle christlichen Feste — zunächst ein kirch liches Fest ist. In dieser Beziehung besitzt die Welt, besitzen die leitenden und maßgebenden Kreise jetzt genügende Erfahrung, um zu wissen, daß jede Brüskierung der kirchlichen Aus fassung dieser und ähnlicher Fragen einen durch keinerlei Zwang zu überwindenden Widerstand und damit nur eine stärkere Ver Wirrung des Gesamtzustandes gerade auf diesem Gebiet Hervor rufen würde. Es könnte sich also nur daruni handeln, bei den kirchlichen Gemeinschaften — in der Hquplsachc also bei der römisch-katho lischen und protestantischen Kirche — die Überzeugung zu de stärken, daß die bisherigen Regeln zur Festsetzung des alljährlich in seinem Datum wechselnden Osterfestes eine — allerdings kirch lich feierlich bestätigte — rein menschliche Einrichtung gewesen sind, bei den gegenwärtig gegen damals, als sie festgesetzt wurden, vollständig veränderten Einrichtungen und Bedingungen aber ihre Bedeutung gänzlich verloren haben. Die Kirche würde ihren Traditionen erst recht treu bleiben, wenn sie jetzt oder doch in ab sehbarer Zeit die Sanktionierung jener völlig verschwundenen Zustände fallen ließe und nunmehr ganz und voll ihre Zustim mung den an die Stelle jener früheren Anordnungen zu tretenden Einrichtungen bzw. Festlegungen geben würde, zu denen ja auch das von der Kirche adoptierte, an Stelle des früheren Mond kalenders getretene Sonnenjahr gehört. (Schluß folgt.) Bücher — Menschen — Dinge. Besprochen von Robert Prager. Vierte und fünfte Folge. Sonderdruck aus dem Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 8'. 220 S. Berlin 1916, Verlag von R. L. Prager. Geheftet ./i 4.— ord., ./i 3.— bar. In einem schon recht stattlich zu nennenden Bande tritt uns die vierte nnd fünfte Folge der beruflichen Essays unseres Kollegen Prager entgegen, dessen sicheres nnd abgeklärtes Urteil über Bücher, Menschen nnd Tinge innerhalb des Buchhandels bekannt nnd geschätzt ist nnd ihm im öffentlichen Leben unseres Berufs auch eine hervorragende Stelle eingerünmt hat. Der vorliegende Band umfasst im großen nnd ganzen den Zeitraum vom Beginn des Krieges bis in die jüngste Vergangen heit. In ihm spiegelt sich fast alles, was den Buchhandel während dieser Zeit bewegt hat. Ausgehend von einer Betrachtung über die erste Kricgs-Kantatetagnng »Vor, zu nnd nach Kantate 1915« verbreitet sich der Verfasser über Krieg nnd Organisation, besonders im Buch handel, über Kreditbeschaffung und Krediterhaltnng im Kriege, über Kriegshilfe in Berlin, über den wissenschaftlichen Ver- lagsbuchhaudel im Kriege, über Weltkrieg nnd Sprache, über die fahrbare Kriegsbücherei, über Zentralisation und Konzen tration im Kommisionsbuchhandel, über die Vereinigung der Berliner Mitglieder des Börsenvereins 1888—1913, über Warenhäuser und Schleuderet, über die Errichtung eines bnchhändlerischen Schiedsgerichts, über »Urheberrechtliches, Bibliographisches und Verwandtes«, über die Abvnnentenversichernng bei Zeitschriften, über »Bücherliches nnd Buch händlerisches«, über »Kleine Bücher nnd mikroskopische Drucke« nnd über das Kapitel »Zu antiquarischer Verwertung«. Daran schließen sich Lesefrüchte, Bücherbesprechnngen, Biographisches und Firmenge schichtliches aus dem Buchhandel. Stets versteht es der Verfasser, mit Sicherheit den Kern der Dinge herausznschälen nnd, wo es nötig ist, den Leser auf den richtigen Weg zu weisen. Finden wir auf der einen Seite Urteile über bnchhändlerische Fragen oder über Bücher, die, weil sie aus einem klaren nnd nüchternen Kopfe kommen, mit Schärfe ihr Recht behaupten, so sind sic doch stets in eine verbind liche, niemals verletzende Form gebracht. Dort aber, wo es sich ^nm Menschen handelt, sehen wir des Verfassers eifriges Bemühen, allen persönlichen Leistungen gerecht zu werden und jene ergiebige Fund grube völlig auszuschöpfen, die sich ans jahrzehntelangen Beziehungen zu hervorragenden Bernfsgenossen nnd anderen, dem Buchhandel nnd den Büchern nahestehenden Persönlichkeiten ergibt. Unseren Lesern fimd die ja ursprünglich im Börsenblatt erschie nenen Essays nicht neu. Sie aber in ihrer Gesamtheit zu besitzen nnd zu genießen, dürfte erst das Bild einer so bemerkenswerten Persönlich keit, wie cs der Verfasser ist, abrnnden helfen, dessen langes und erfolgreiches Leben der Arbeit in seinem Berufe gegolten hat und noch gilt. Mancher Kollege, der bisher dem öffentlichen Leben im Buch handel fernstand, wird aus diesen Blättern die Lehre entnehmen können, 1271
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