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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.10.1916
- Strukturtyp
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- 1916-10-02
- Erscheinungsdatum
- 02.10.1916
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- Deutsch
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Die Ladengeschäfte, die meistens einen großen Teil ihres La- gcrs ausverkauft haben und keine Nachbezüge während des Krie ges machen können, haben es sich, Wohl aus Rücksicht auf das Publikum, versagt, die Preise der meisten Artikel, wie dies in Friedenszeiten geschah, offen im Schaufenster anzuschreiben, da sie jedenfalls befürchten, daß sonst Ohnmächten an der Tages ordnung wären. Ist ein braver Ehemann schon sowieso an Kummer und Sorgen gewöhnt, oder hat er vielleicht im Schützen graben oft der Gefahr ins Auge gesehen, so kann er es immerhin wagen, den Laden zu betreten und sich nach dem Preis der aus gestellten Artikel zu erkundigen. Aber Mut gehört dazu! Auf den Straßen Peras, Galatas, Stambuls, Haidar Pa- chas und aller Vororte, in den Buchhandlungen und Zeitungs kiosken, in den Tabaktrafiken und den Restaurants, kurz überall sieht man deutsche und österreichische Feldgraue, die aber hier meistens schon die hellbraune Sommeruniform tragen oder gar die Weiße der Tropen. Gegenüber der schönen Taximkaserne ist ein mächtiger Übungsplatz. Dort und auch an anderen Punkten kann man unsere Unteroffiziere bewundern, wie sie den türki schen Rekruten die Anfangsgründe der militärischen Wissen schaften in holperigem Türkisch oder auch mit der Zeichensprache beibringen. Dabei kann man die erfreulich« Beobachtung ma chen, daß der türkische Rekrut eine leichte Auffassungsgabe be sitzt, sehr willig und eifrig ist und den nötigen Ernst und guten Willen mitbringt. Schneidig und in tadelloser Haltung mar schieren die jungen Rekruten durch die Straßen, und was einen am meisten, freut und was man bei dem ernsten Charakter des Türke» gar nicht gebacht hätte, stets mit lustigen Gesängen. Auch deutsche, österreichische und ungarische Kolonnen kann man von Zeit zu Zeit fröhlich singend durch die große Perastraße ziehen sehen, unter dem lustigen Klang der Hörner. Dazwischen sausen die Autos der höheren Offiziere mit gellenden Warnungs signalen durch die halbstundenlange Straße, in der stets ganz Pera unterwegs ist. Da der richtige Perote, meistenteils Grie chen, keine Lust hat, wie cs der Deutsche liebt, seinen Sonntags nachmittagsausflug mit Kind und Kegel zu machen, so beschränkt er sich daraus, die große Perastraße in feinstem Dreß den ganzen Sonntagnachmittag auf und ab zu traben, hier und da mit einem guten Freund zu plaudern und, wo es irgend angeht, den schmalen Gehweg durch Massenansammlnng von Familien sturm- *) Infolge mancherlei Irrfahrten ist der Artikel stark verspätet in unsere Hände gelangt. Red. sicher zu verrammeln, so daß alle Entgegenkommenden genötigt werden, in weitem Bogen auszuweichen, was aber Niko, Spiro, Aorgi, Uerassime und Familie in keiner Weise geniert. Gegen 5 Uhr nachmittags geht es dann unter Umständen noch in den Taximgarten oder den Garten der Stadtverwaltung am Uieeolo slaingo, welch beide prachtvolle Aussicht und ein gutes Konzert, sowie ein Restaurant mit gesalzenen Preisen bieten. Hat man Glück, so erwischt man die ausgezeichnete Musikkapelle der »Gö den«, jetzt »Sultan Uavous Semlin« genannt, die sehr gern ge hört wird und stets auch die deutsch« und österreichische Kolonie, sowie die Offiziere und Soldaten in den Garten lockt. Der echte Deutsche ist, wenn nicht ein solches Konzert ihn fesselt, Sonntags überall in der herrlichen Umgebung der Hauptstadt zu treffen, aus den Dampfern des Goldenen Horns, des Bosporus, aus den Prinzeninseln, in Haidar Pacha nnd Skutari, in den Wäldern von Pacha Bagtsche und Belgrad, am idhllischen Ufer der süßen Wasser von Europa und derer von Asien, auf dem Bulgurlu mit wundervoller Aussicht auf die Stadt, am europäischen Ufer des Marmarameers bei Aedikule oder San Stefano und aus der asiatischen Seite bei Ereitköi, Kadiköi und Maltepe. Altertums forscher sieht man an der alten Stadtmauer entlang die Geheim nisse des dort etablierten Zigeunerdorfes ergründen. All«, alle aber kehren abends braungebrannt mit mächtigen Sträußen und Büschen beladen zu den heimischen Penaten zurück. Solch ein Ausflug lohnt sich aber auch, wohin er auch gehen mag. überall blaue Fluten, grüne Täler und Hügel, prächtige Blicke nach allen Seiten, und darüber der hellblaue, wolkenlose Himmel. Nicht umsonst existiert hier seit langen Jahren ein Ausslugsverein, der in dankenswerter Weise seinen Mitgliedern die Schönheiten der Umgebung Konstantinopels vor Augen führt und sich augenblick lich besonders vorgenommen hat, sie auch den hiesigen deutschen und österreichischen Soldaten zu zeigen. Mitten im Geschäftsviertel Peras sowie in Stambul ist in sehr anerkennenswerter Weise ein Rachrichtenbureau errichtet, ein großer Heller Saal, der an den Wänden die Bilder vom Kriegsschauplatz, von Heerführern usw. sowie die Karten sämt licher Gegenden, wo man sich augenblicklich schlägt, enthält. Fer ner sind täglich die osmanischen, deutschen und österreichischen Kriegsberichte in türkischer, deutscher und französischer Sprache, sowie die sonst cingegangenen Telegramme ausgehängt, außerdem noch die auf drahtlosem Weg erhaltenen Nachrichten von Nauen. Eine Anzahl Zeitschriften und Zeitungen in deutscher, ungari scher, französischer und türkischer Sprache, die für jedermann un entgeltlich zum Lesen aufliegen, vervollständigen das Bild. Na türlicherweise ist der groß« Saal sowohl in Pera wie in Stambul den ganzen Tag hindurch vollständig gefüllt, und besonders abends, wenn die Kriegsberichte, zuerst der österreichische, dann der deutsche, eintreffen, strömt alle Welt hinein und hinaus. Daß kein Fremdenverkehr herrscht, kann man beim Besuch des Selamlik, des Moscheebesuchs Sr. K. Maj. des Sultans, sehen, zu dem sich außer deutschen und österreichisch-ungarischen Offizieren kaum ein Dutzend Fremder einfinde!, denen übrigens mit größter Freundlichkeit gestattet wird, sich so aufzustellen, daß sie den Herrscher in nächster Nähe vorbcisahren sehen können. Trotzdem S. M. Sultan Mehmed Ghazi den Selamlik ganz einfach gehalten sehen will, ist es doch ein prächtiges Schauspiel. 1257
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