»lt 2L2, 23. September 1916. Künftig erscheinende Bücher. B°r„ndl-» ,. d. Doch». W-ch»-nd.l. 617Z Bruno Lassirer in Berlin Einige Urteile über Schefflers Menzel: „Der hundertste Geburtstag Menzels hat uns neben der bei solchen Gelegenheiten üblichen Menge begeisterter „Würdigungen" dieses prächtige und tiefe Werk Karl Schefflers beschert. Schon beim Durchblättern der Abbildungen mnß jeder stutzig werden: zahlreiche berühmte Arbeiten Menzels fehlen, aber andere sind da — weniger oder gar nicht bekannte — voll erlesener Schönheit. Hier haben «in selbständiger Wille und ein für künstlerische Qualitäten scharfer Blick die Auswahl besorgt. Und diese gar nicht gering anzuschlagende Leistung strafft die Erwartung auf die Lektüre. Um es gleich zu sagen: sic wird zu einem hohen Genuß, denn Scheffler versucht das Künstlertum Menzels in seinem Wurzelwerk zu fassen, aufzubauen aus der Wesensformel seiner Persönlichkeit. Er bedeutet aber das große Verdienst Schefflers, die ganzen Fragen so weit geführt zu haben, daß jene Entscheidungsfrage überhaupt gestellt werden kann; es bedeutet sein Verdienst, mit sicherem Qualitätssinn hier Musterung gehalten und unsere Kunstliteratur um eines ihrer lebendigsten Bücher bereichert zu haben. Daß Scheffler nicht jenes restlose historische Einfühlen besitzt, wird er wahr scheinlich als Glück empfinden: sonst wäre er nicht einer der besten, wenn nicht der beste unserer Kunstschriftsteller". Emil Utitz in der „Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft". „So gewinnt Scheffler durch die Analyse, die das Reife, Große, Kühne im Oeuvre Menzels von dem Bedingten und Konventionellen mit schärfster Späherkraft und feinster ästhetischer Einsicht scheidet, eine Synthese von Mensch und Werk, die beide doch wieder als Einheit verständlich macht. Ein höherer und freierer Standpunkt ist so gewonnen für die Beurteilung und Einschätzung Adolf Menzels, von dem aus die überraschendsten, fesselndsten, ertragreichsten Ausblicke nach rückwärts ^>nd vorwärts sich erschließen. Das ist es, was die Lektüre dieses prächtigen Buches zu einem so über aus fruchtbaren Genuß macht. Das Bild Menzels, das hier geprägt ist, hat alle Aussicht auf den Ruhm des Endgültigen, soweit von einem Endgültigen im Reiche de« ästhetischen Urteilens über haupt die Rede sein kann". H. Trog in der „Neuen Züricher Zeitung". „Schefflers Analyse von Menzels Künstlerpersönlichkeit ist schlechthin meisterhaft. Es ist doch der klarste und bedeutendste Kopf unter den heutigen Kunstschreibern.. . . Dieses «ine große Kapitel seines Buches über den Menschen Menzel rührt an die tiefsten Fragen der Kunst, nicht nur an die beiden wesentlichsten Elemente in Menzels Kunst, an das Können und an den Geist, sondern an Kunst überhaupt, an das, was künstlerisches Schaffen im Charaktersinne eigentlich ist. Er stellt Menzels Seele vor uns hin mit einer fast unheimlich wirkenden Kraft an Intuition, die Seele dieses einsamen Menschen, der von Haus aus soviel Talent besaß wie kein zweiter moderner Maler, außer vielleicht Delacroix, und der au« Charakterstärke nicht ruhte, bis das Pflichtgefühl in ihm die Urkraft, das Genie fast vergewaltigt hatte. So wie Scheffler ihn gesehen hat, so wird, wahrscheinlich, hoffentlich, für lange Zeit sein Bild vor uns stehen. Von dem Kapital, das Menzels Kunst heißt, können wir, wenn wir es nur recht und nicht als Nachahmer verstehen, noch lange leben. Bruno Cassirer hat dies Buch, dessen Manuskript er offenbar sehr geliebt hat, prachtvoll aus- gestattet. Das Abbildungsmaterial ist selbst für den, der Menzel gut zu kennen glaubte, eine Über raschung. Viele selten gesehene und nie abgebildete Dinge sind darunter, besonders unter den Zeichnungen und Guaschen, und alles glänzend reproduziert". Emil Waldmann in der „Neuen Rundschau".