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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.04.1927
- Strukturtyp
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- 1927-04-07
- Erscheinungsdatum
- 07.04.1927
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- Deutsch
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X: 82, 7, April 1927. Redaktioneller Teil. nach Maßgabe des inneren Wertes gelten können. Bei Rechtsverhältnissen dieser und ähnlicher Art, z. B. auch Ansprüchen im Sinne des H 63 Absatz 2 Zisser 1—6 des Auswcrtungsgesetzes, d. h. Ansprüchen aus Gescllschastsvrr- trägen und anderen Beteiligungsvcrhältnissen, Gutsüberlassungs- vcrträgcn, erbrechtliche» Verhältnissen, Untcrhaltsverpslichtungcn, Renten usw., ist Raum für eine Behandlung der Auswertungs- srage nach den Gesichtspunkten, wie sie der 5. Zivilsenat in seinem Urteil vom 20. November l926 (RGZ. Band-U4 Seite 399) für GrundstückSvcrkSufc entwickelt hat. Ein Aufwertungsanspruch greift in solchen Fällen nicht allein dann durch, wenn der innere Wert der geleisteten Zahlung wirtschaftlich nur mehr ein ver schwindend geringer war; er kann vielmehr schon dann gerecht fertigt sein, wenn seit dem Beginn des Schuldvcrhältnisscs bis zu dessen Tilgung «ine solche Verschiebung des inneren Wertes der Mark «ingctreten ist, daß es unter Berücksichtigung der Verhältnisse der Beteiligten und der son stigen Umstände als unbillig gelten müßte, wenn der Schuld ner dem Gläubiger gegenüber an dem Satz »Mark gleich Mark« festhaltcn wollte. Aus diesen Gründen bejah! das Reichsgericht bei dem seiner Beurteilung unterliegenden Gcschäftsverkaus die Aufwcrtungssähigkeit einer am l. Januar 1922 geleisteten Raten zahlung und fügt noch hinzu, daß eine Vermögcnsonlage im Sinne des Aufwertungsgesetzes nicht vorliege, weil es sich um einen reinen Anspruch aus gegenseitigem Vertrag handle, der diesen Charakter auch nicht dadurch verloren habe, daß die Zah lung gestundet war und ratenweise zu erfolgen hatte. Offen bleibt in dem Urteil noch, ob der Aufwertungsanspruch durch Ver zicht oder verspätete Geltendmachung (Verjährung) erloschen ist. Dies bedarf noch weiterer tatsächlicher Klärung durch die Vorinstanz. Die Rechtssicherheit ist durch das vorstehende, seinem haupt sächlichen Inhalt nach wiedergegebcne Urteil des Reichsgerichts zweifellos nicht erhöht worden, denn es besteht nunmehr für die Verkäufer von HandclsgesHästcn die Möglichkeit, in entwertetem Geldc empfangene Ratenzahlungen auch dann noch ausgewertet zu verlangen, wenn die letzte Ratenzahlung vor August 1922 er folgt ist. Allerdings wird man die Tragweite der Entscheidung auch nicht überschätzen dürfen, denn Ratenzahlungen aus den Jahren 1919 und Wohl auch noch 1920 dürsten selbst unter be sonderen Umständen kaum noch aufzuwerten sein, ganz abgesehen davon, daß in allen derartigen Fällen die Frage des Verzichts und der Verjährung ernstlicher Prüfung bedarf. Ein Besuch bei Kubin. Zum 59. Geburtstag des Künstlers. Von Reinhard Piper. Am 10. April 1027 vollendet Alfred Kubin sein SO. Lebensjahr. Gerne folge ich der Aussorderung der Schristleitung, den Jubilämns-Aussatz siir das Börsenblatt zu schreiben. Bin ich doch seit fünfzehn Jahren mit dem Künstler befreundet und verlegte von ihm vier Werke, die er selbst zu seinen wich tigsten zählt. Statt »un sein Lebenswerk kritisch zu beleuchten, berichte ich lieber von meinem letzten Besuch bei Kubin, der erst vor wenigen Wochen stattfand. So wirb der Künstler dem Leser am ehesten lebendig. Eine Übersicht über Kubins Schassen gibt die angchängte, kurzgesatzte Biblio graphie. Bei ihrer Zusammenstellung waren mir die Gattin des Künstlers und Herr Horst Stobbe behilflich. Sie darf wohl aus Vollständigkeit An spruch machen. Es war ein nebliger Februartag, erst gegen Mittag war di« Sonne durchgebrochen. Kubin holt« mich vcrabrcdetermaßcn in Passau ab. Mit nervksex Lebhaftigkeit, den grauen Wettermantel um die Schultern, trat «r in die Tür des Gasthofes zum »Passau« Wolf», wo ich mein Mittagsmahl verzehrte. Er war magerer geworden, seit ich ihn das letztemal gesehen. Die feinen Fältchen in seinem bartlosen, durchgeistigten, rastlos sich verändernden Ge sicht hatten sich vermehrt. Bald machten wir uns auf, denn nach Zwicklcdt, dem Wohnsitz Kubins — schon im Österreichischen gelegen —, sind zwei gut« Stunden zu wandern. Doch vorher waren noch allerlei Einkäufe zu besorgen. So durchstreiften wir die tiefen Straßenschluchten Alt-Passa-us mit ihren barocken, bunten Fassaden. Wir betraten alte Verkauss- gcwölbe, hier galt es eine Medizin abzuholen, bei Waldbauer nach einem bestellten Buch zu fragen, die neue Hornbrille sür die Frau war fertig geworden, eine Grammophon-Platte mit dem Don- Kosaken-Chor ward in die ländliche Abgeschiedenheit mitgenommen. Dann ging's über den Dom-Berg hinab an den breit und schnell strömenden Inn. Im alten behaglichen Theatcr-Casä neben der Brücke, über di« die schweren Fuhrwerke rasselten, ward noch der Kaffee getrunken. Natürlich sprachen wir über die Kunst im all gemeinen und im besonderen. Auch Kubin sieht besorgt in die Zukunft. Ganz offenbar geworden ist auch seiner Meinung nach die Abkehr des großen Publikums von den geistigen Werten über haupt und damit auch von der Kunst. Das Volk ist zur Masse geworden, die zunehmende Vernegerung Europas scheint unaus bleiblich. Wer vertieft sich noch zu Hause in die krausen Linien einer Zeichnung, in die vom Künstler so viel Leben hincingehcim- nist wurde? »Aber eine Edelschicht wird bleiben, die uns dann um so treuer und dankbarer ist. Das Künstlerprolctariat wird verschwinden, sodaß wir wieder mehr Atem bekommen. Wieviele Leute haben nach dem Kriege das Malen angefangcn! Die stecken es jetzt wieder auf, weil nichts damit zu verdienen ist. Es wird wieder Platz sür die, die wirklich etwas zu sagen haben. Auch daß der Mode-Expressionismus abslaut, ist gut. Der war so be quem, für den braucht« man überhaupt nichts gelernt zu haben! Jetzt haben wir ja allerdings dafür die .Neue Sachlichkeit'! Aber das ist auch nur wieder so ein Schlagwort, damit das liebe Publi kum und die Journalisten nicht lange nachzudenken brauchen. Vor lauter Richtung sieht niemand mehr das einzeln« Werk, und auf das kommt «s doch an. Das Publikum freilich könnt« .Sach lichkeit' brauchen. Wenn sich das heutzutage sür einen Künstler interessiert, so gilt sein Interesse viel mehr der Person als dem Schaffen, und da ist cs dann für das Publikum doch ziemlich gleichgültig, ob es sich um einen Künstler oder um «inen Boxer handelt». Doch nun brachen wir endgültig auf. Über die Inn-Brücke ging's hinaus zur zweitürmigen, weißen Wallfahrtskirche Maria Hilf. Von oben noch ein Rückblick auf die Stadt zwischen Inn und Donau! über den Palästen des Dombcrgs mit ihren flachen Dächern erhebt sich mächtig der Dom mit Kuppel und Türmen. »Sehen Sie die feinen Farben der Häuser? Selbst der bunteste Anstrich bekommt hier zwischen den vielen Wassern sofort «ine prachtvolle Patina«. Nun biegen wir in die große Landstraße ein, die über Schärding nach Linz sührt. Sie steigt langsam immer höher. Zuletzt waren wir im tiefen, Weißen Winket, während unten im Tal kaum noch Schnee gelegen hatte, am baye rischen und dann am österreichischen Zollhaus vorbei. Niemand tritt heraus zur Kontrolle. Neben dem verwaschenen schwarz gelben Grenzpfahl des alten Österreich glänzt der neue rot-weiße. Wir kommen nicht durch Dörfer, nur an einzelnen Gehöften vorbei. Hie und da alte breite Wirtshäuser aus der Zeit, als dies noch die vielbefahrene Poststraße war. Wir begegnen nur wenigen Menschen. Ein feines schmiedeeisernes Rokoko-Kreuz steht am Weg, seine Aufschrift ist neu. Sie meldet, daß hier erst vor kurzem ein Eisenbahnbediensteter erschlagen wurde. »Dies Marterl ist aber schon das zweite, das ihm errichtet wurde«, er zählt Kubin. Auf dem ersten hatte etwas von »ruchloser Mörder hand« gestanden. »Ein Bauernburschc, der bei dem Totschlag zwar zugcsehen, wenn a-uch nicht mit zugeschlagen hatte, gistete sich so über den Ausdruck.Mörderhond', daß er das Marterl kurz und klein schlug. Er bekam dafür eine schwere Gesängnisstrafe«. Nachher begegneten wir ihm, er ging gutgelaunt mit der Pfeife im Mundwinkel neben seinem Wagen her und begrüßte Kubin mit dem ländlichen Du. Wir kamen durch Tannenwald und holten ein Gespann mit großen Baumstämmen ein, das durch den Schnee knirschte. -Ein alter Lieblingsgedanke von mir ist, daß in jedem Menschen ein
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