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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.11.1885
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 09.11.1885
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- Deutsch
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259, 9. November 1885. Nichtamtlicher Teil. 5549 Eggesteins (Hain 3037), von der wir zwei mit 1466 rubrizierte Exemplare besitzen (2°. tue. 8. a. 202^ und 202°), sondern mit der einundvierzigzeiligen Ausgabe (Hain 3035), welche um 1470 angesetzt wird, stimmen sowohl die Typen als die Interpunktions zeichen völlig überein. Demnach bezieht diese Ankündigung sich auf die letztere Ausgabe. (Fortsetzung folgt.) Fromme Büchcrdirbe. »Alle Autoren, die bisher über Geisteskrankheiten geschrieben haben, haben einen nicht uninteressanten Umstand außer acht ge lassen, nämlich den, daß der Biblioklept, zu deutsch Bücherdieb, im allgemeinen ein äußerst religiös gesinnter Mann ist. Wie der Teufel selbst Stellen der Heiligen Schrift citiert, wenn es gilt eine menschliche Seele zu fangen, so läuft der Bücherdieb umher, be gierig, theologische Werke zu verschlingen. Der Bücherdieb meidet die gesalzene Satire eines Rabelais und die Pikanterieen eines Boccaccio, er wendet sich viel lieber dem Thomas von Aquino oder der Bibel selbst zu. Es sind erst wenige Jahre verflossen, seitdem ein gelehrter Engländer Gelegenheit hatte, hinter den Gefängnismauern über seine Bücherdiebstähle nachzudenken. Es war einer der ersten Übersetzer, die der verstorbene Henry G. Bohn für seine missionarischen Bestrebungen die griechischen und lateinischen Klassiker zu verbreiten, angestellt hatte. Trotzdem er vor Gericht vom Kardinal Manning und einigen Bischöfen als vortrefflicher Theolog bezeichnet wurde, litt er doch an Kleptomanie in Bezug auf Bücher; ganz besonders wandte sich seine Leidenschaft seltenen Black-Letter-Ausgaben theologischen Inhalts aus dem fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert zu. In Amerika giebt es dieselbe Spezies von Bücherliebhabern wie in Europa. Tatsächlich haben sich dort die letzten drei Büchcrdiebe mit Heißhunger auf theologische Werke gestürzt, um den Forderungen ihres Bibliophilen-Magens Genüge zu thun. Zwei derselben machten kürzlich ihre Strafzeit im New-Aorker Staats gefängnis auf der Insel Blackwall durch. Einer dieser Ehrenmänner hatte einen so vortrefflichen bibliographischen Instinkt, daß creineAn- stellung als Bibliothekar der Kongreß-Bibliothek verdient hätte. Sein Raub, wegen dessen er eingesteckt wurde, bestand aus einem ans Pergament gedruckten Missale aus dem fünfzehnten Jahr hundert, das er in den Schränken des bekannten Bibliopolen Bouton mit Beschlag belegte. Innerhalb vierundzwanzig Stunden nach der That versuchte er seinen gestohlenen Schatz einem Buchhändler für fünfzig Dollars zu verkaufen, wobei er angehalten wurde. Der andere Bücherfreund, der aus Liebe zur Litteratur das siebente Gebot übertrat, war hebräischer Abstammung. Vielleicht mit der Absicht, der Gesellschaft für Verbreitung des Christen tums unter den Juden ein Geschenk zu machen, eignete er sich Nr. 4107 der 2. Abteilung der Bibliothek David Kings an, die damals in Clinton Hall ausgestellt war. Es war das Werk eines zum Christentum übergetrctcnen Juden, Namens Zeuchus, be titelt »Oonlsssion ok ids Odristian Itsligioa«, gedruckt 1599. Wie ein solches Buch, das im günstigsten Falle vielleicht 50 Cents wert ist, gestohlen werden konnte, ist ein Rätsel. Vor Gericht ge stand er selbst zu, daß er so unendlicher Bücherfreund wäre, daß er seiner Liebhaberei jedes Opfer bringen würde. Das Gericht schickte ihn auf drei Monate nach der obenerwähnten Staats anstalt Der letzte Vücherdiebstahl ereignete sich bei der Versteigerung von C. Bliß' Bibliothek in Leavitt's Auktionslokal. Eine bisher noch unbekannte, aber eifrigst gesuchte Persönlichkeit bekundete ihren religiösen Sinn durch Entwendung der Nrn. 712, 826 und 836; theologische Werke, die von Sachverständigen auf 20 Cents, 30 Cents und 3 S 38 Cs. geschätzt wurden. Der Geldwert dieser drei Erbauungsbücher, von denen zwei in spanischer und eines in lateinischer Sprache geschrieben war, kann wol kaum in Versuchung geführt haben; auch hier dürfte lediglich Bibliomanie die Triebfeder gewesen sein. Vielleicht beschäftigt sich, schließt Charles Sotheran diese Mitteilungen im »Uoolcraart«, die ^raerieau Illbrnr^ ^ssooiation in einer ihrer Versammlungen einmal mit den Geheimnissen des Biblioklepticismus; es wäre dies ein Thema, das die Zuhörer sicher mehr interessiren würde, als zwei Drittel der Dinge, die ge wöhnlich verhandelt werden, wenn die Buchhändler alljährlich Zu sammenkommen, um die Friedenspfeife zu rauchen.« Es sei uns gestattet, im Anschluß hieran auf drei deutsche Bücherfreunde zurückzukommen, die ebenfalls zur Gattung der frommen Bücherdiebe gehören. Wir nennen zuerst vr. Wilhelm Bruno Lindner, vormali gen außerordentlichen Professor der Theologie an der Universität Leipzig, der die Universitäts- und Stadtbibliothek zu Leipzig schwer schädigte, indem er nicht nur ganze Bücher heimlich bei Seite brachte, sondern namentlich auch aus Handschriften und gedruckten Werken einzelne Miniaturen, Kupfer u. s. w. Heraus schnitt. Am 29. Februar 1860 wurde er vom Königl. Bezirks gericht zu Leipzig zu einer Arbeitshausstrafe in der Dauer von sechs Jahren verurteilt. Nummer zwei ist vr. Alois Pichler. Die am 25. Juni 1871 den Geschworenen vorgelegte Frage lautete: Ist der An geklagte, bayerischer Unterthan, außeretatmäßiger Bibliothekar der Kaiserl. Öffentlichen Bibliothek (zu St. Petersburg), vr. Uwol. Alois Pichler schuldig, im Laufe der Jahre 1869, 1870 und 1871 ans der Kaiserl. Öffentlichen Bibliothek verschiedene Bücher (etwa 4500 Bände, davon zwei Drittel theologischen Inhalts), welche später in seiner Wohnung gefunden wurden, heimlich ent nommen und aus anderen Büchern, sowie auch aus Zeitschriften Gravüren und Aufsätze im Gesamtwerte von mehr als 300 Rubel ausgeschnitten zu haben, mit der Absicht, sich dieselben anzueignen? — Die Antwort lautete: »Ja, schuldig.« Auf Grund dessen ver urteilte ihn das Gericht neben Aberkennung seiner Ehrentitel und -Rechte zu lebenslänglicher Verbannung nach Sibirien. Der dritte und schlimmste im Bunde ist der ehemalige Pre diger zu Poscrna, Johann Georg Tinius (geb. am 22. Oktober 1764), der, wie eine Notiz im Katalog der Bibliothek des Börsen vereins besagt, »aus Bücherliebhaberei zum Raubmörder« wurde. Aus einer in der Börscnvereinsbibliothek befindlichen Selbstbio graphie, die freilich nur bis zum Jahre 1809 reicht, ist etwas näheres über seine That nicht zu ersehen; seine Bibliothek wurde am 5. November und folgende Tage 1821 in Leipzig gerichtlich versteigert. Irgend welche Folgerungen daraus zu ziehen, daß bei all' den erwähnten Bücherdiebstählen die Theologie eine Rolle spielt, ist natürlich ganz unzulässig; denn kein vernünftiger Mensch wird darin mehr als ein Spiel des Zufalls erblicken. —e. MiScellen. Der Buchsbaum der Holzschneider. — Das Holz, auf welches fast alle unsere Buch- und Zeitungs-Illustrationen ge schnitten werden, wird infolge des ungeheuren Verbrauchs von Tag zu Tage seltener. Der größte Teil kommt von den Ufern des Schwarzen Meeres. Poti (am Ausfluß des Rion im Kau kasus) schickt bedeutende Mengen nach England; 5 — 6000 Tonnen Holz bester Qualität nehmen jährlich ihren Weg aus dem südlichen
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