Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.10.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-10-07
- Erscheinungsdatum
- 07.10.1885
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18851007
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188510076
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18851007
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1885
- Monat1885-10
- Tag1885-10-07
- Monat1885-10
- Jahr1885
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nichtamtlicher Teil. 2 2^2, 7. Oktober 1885. tritt in die Handlung erteilte ihm Perthes Prokura, und bald entwickelte sich ein wahres Freundschaftsverhältnis zwischen beiden passend einander ergänzenden Männern, so daß Perthes nichts wichtiges entschied, ohne seinen Gefährten vorher befragt zu haben. Es war also auch ganz natürlich, daß nach Perthes' Tode die Ansicht Müllers in betreff der Fortführung des Geschäfts in erster Linie maßgebend wurde; ein zweiter sollte sich ihm zu gesellen, der mit ihm die Verantwortung teilen und die Lasten und Mühen des großen Geschäfts mit zu tragen hatte. Dieser zweite war Rudolf Besser, welchem Bernhardt Perthes schon lange Zeit besonders zugethan gewesen war. Rudolf Besser stammte aus Hamburg, wo er am 6. März 1811 geboren wurde. Er bestand seine Lehrzeit in der Hand lung seines Vaters, der bekannten Firma »Perthes-Besser L Mauke« und ging dann in die Welt. Nachdem er zunächst in Wien und Stuttgart sich weiter gebildet hatte, lernte er auch den Buch handel des Auslandes in Paris und London kennen, und kehrte 1835 nach Hamburg zurück, um Teilhaber des väterlichen Ge schäfts zu werden. Des Sortimentshandels nach achtzehnjähriger fleißiger Arbeit müde geworden, siedelte er 1853 nach Stuttgart über, wo er den Scheitlin'schen Verlag käuflich an sich brachte und durch gute Unternehmungen erweiterte. (Schreiber dieser Zeilen lernte ihn damals, im Jahre 1856, persönlich in Stutt gart kennen und verkehrte mehrfach niit ihm; gern bekennt er, von dem bedeutend älteren Berufsgenossen, der über einen großen Schatz von Kenntnissen und Erfahrungen verfügte, manche hoch schätzenswerte Anregung und Belehrung empfangen zu haben.) Es gefiel Besser sehr gut in der schwäbischen Hauptstadt, so daß er keinen leichten Entschluß zu fassen hatte, als die Frage an ihn herantrat, ob er, bereits in gereiftem Alter stehend, sich noch mals einem Wechsel seines Wohnorts unterziehen sollte. Er ent schied die Frage in bejahendem Sinne und gab seiner Bereit willigkeit, nach Gotha zu kommen, in folgenden Worten Ausdruck: »Mit nicht allzu großem Selbstvertrauen, aber doch mit Zuver sicht und zumal der Überzeugung, nicht zurückweisen zu sollen, was ich nicht gesucht, sondern, wohin mich die Verhältnisse führen, bin ich zu dem Entschlüsse gekommen« rc. Somit übernahm er am 1. Januar 1858 im Verein mit Müller die Leitung der Anstalt; er trat als Teilhaber in die Firma ein; Müller wurde aber formell Vertreter der geschäftlichen Interessen der Frau Minna Perthes, der Witwe des verstorbenen Bernhardt Perthes. Wie wir bereits vorhin sagten, hatte die Schöpfung dieses Mitgliedes des Perthes'schen Hauses gerade durch seinen Geist ein solches Leben erhalten, daß die Fortführung des Ganzen ein nicht zu schwieriges Unternehmen war, sobald die dafür vorge zeichneten Grundlinien eingehalten wurden. Die neue Geschäfts leitung bewährte sich in bester Art. »Das ganze Wirken der Firma — betont die Denkschrift — in den nun folgenden Jahr zehnten muß von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet werden: Müller und Besser waren nun die zwei Unzertrennlichen in ihrem Denken und Thun. Sie ergänzten sich in schönster Weise: der eine kurz, schnell fertig mit der That, der andere mehr be dächtig, überlegend, dann aber von festem Entschluß, beide von scharfem Verstand. Die eigentliche Leitung, d. h. so weit dieselbe vor allem zu Tage tritt im Anordnen, Einrichten und Arbeits- zuerteilung, wurde von Müller ausgeübt, aber der gute Rat, die denkende Vorsicht, der wohlmeinende Freund war Besser. Der Anfang war nicht leicht, aber er wurde überwunden, und in dem Grade, wie die neue Leitung bewies, daß sie ihre Auf gabe mit Energie und Geschick erfaßte, wuchs das Vertrauen zu ihr, und durch das einmütige Zusammenwirken aller Kräfte ging alles seinen ehenmäßigen Weg.« Auch hier können wir uns nur einige Andeutungen er lauben über die neuen Unternehmungen, welche die Firma Justus Perthes ihren älteren und bewährten Publikationen anreihte. Dahin gehören in erster Linie die »Ergänzungshefte« der Peter- mannschen Mitteilungen, deren erstes Heft 1860 erschien (heute ist bereits das achtzigste Heft veröffentlicht worden), während noch manche andere bedeutsame Werke: litterarische, rein karto graphische und besonders auch kartographisch-historische folgten. Wir sichren als solche hier an den »allgemeinen Missionsatlas« des Pastors vr. Grundemann, den »^.tlus antiguus« von Spruner-Menkc, den »Handatlas für die Geschichte des Mittel alters und der neueren Zeit« von Menke :c. »Was aber der Geschäftsperiode unter Müller und Besser — so urteilt unsere Schrift — das eigentlich charakteristische Gepräge verlieh, war die glanzvolle Weitcrführung von Stielers Handatlas«. In den Jahren 1866—68 konnte eine sogenannte »Jubel-Ausgabe« dieses Atlanten an das Licht treten (der Name wurde gewählt, da die Ausgabe gerade fünfzig Jahre nach der ersten ihr Erscheinen begann), und 1879—82 folgte schon die siebente, nicht weniger als fünfundneunzig Blatt umfassende Ausgabe. Neben diesem großen Atlas gingen die verschiedensten, für das Ausland be stimmten Ausgaben des sogenannten »kleinen Stieler« ihren Weg, und zwar sind dieselben in den Jahren 1847 bis 1873 in fol genden Sprachen veranstaltet worden: schwedisch, italienisch, finnisch, französisch und ungarisch. Auch eine große physikalisch-politische »Wandkarte des Deutschen Reichs« erschien 1874 und hat bis jetzt schon drei Auflagen erlebt. Auf die Veränderungen, denen der Gothaer Hofkalender unterzogen wurde, und durch welche er fortwährende Verbesse rungen erfuhr, können wir hier gleichfalls nicht eingehen. Wir müssen uns auf die Anführung beschränken, daß die ganze Bear beitung des berühmten Buchs durch die vorzüglichen Verbin dungen und den hohen Ruf des langjährigen Unternehmens einen geradezu authentischen Charakter angenommen hat; beruht sie ja doch fast durchgehends auf offiziellen Quellen, sodaß ge wissermaßen daraus ein internationales Staatshandbuch gewor den ist. Es ist kein kleiner Ruhm für den Gothaer Hofkalender, sich zu einem solchen Ansehen aufgeschwungen zu habenl Die Firma Justus Perthes erlitt nun hintereinander mehrere schwere Verluste durch den Hintritt ihrer ersten Kräfte. Am 15. September 1878 starb Or. Petermann einen jähen Tod und am 15. Februar 1880 starb ebenso Plötzlich Adolf Müller. Nun ergriff Rudolf Besser, trotzdem er gerade damals seines vorgeschrittenen Alters wegen mit dem Gedanken umging, sich aus dem Geschäftsleben zurückzuziehen, allein das Steuer der Handlung und hat es noch während ein und einhalb Jahren geführt. Am 1. Juli 1881 zog er sich in den Ruhestand zurück und hat in demselben noch zwei Jahre verbracht, bis er am 11. August 1883 in Engelberg in der Schweiz seinem Geschäfts genossen unerwartet schnell in den Tod folgte. Am 15. März 1884 erlag dann auch vr. Rudolf Behm, der fleißige und tüch tige Nachfolger Petermanns in der Redaktion der »Mitteilungen«, einem Lungenleiden. Es muß als ein Beweis von urwüchsiger Kraft betrachtet werden, welche der geographischen Anstalt von Justus Perthes, man möchte sagen, ein für alle mal verliehen worden, daß sie so schwer wiegende Verluste wie die vorhin an geführten zu ertragen vermochte, ohne in ihrem innersten Wesen erschüttert zu werden. Man kann darin aber nur wiederum einen Beweis finden für das geschickte und glückliche Walten, welches gestattete, an die Stelle einer abberufenen Stütze stets Wieder eine ähnlich tüchtige Kraft zu setzen. Heute steht der nachgeborene Sohn von Bernhardt Perthes,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder