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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.10.1885
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- 1885-10-07
- Erscheinungsdatum
- 07.10.1885
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. 47?5 einige Zeit später, im August 1854, kam Petermann nach Gotha, um die ihm zugedachte hochbedeutende Stelle an der Seite unseres Perthes anzunehmen und damit zugleich einen Boden zu finden, in welchem sich »seine Bestrebungen rasch zu den Blüten und Früchten entwickeln konnten, die seinen und der .geographischen Anstalt' Ruhm zu allen Kulturvölkern in alle Erdteile ver breitet haben« Jedoch nur eine Seite dessen, was Perthes vor der Seele stand, konnte durch Petermann erfüllt werden. Neben ihn, der das eigentliche Quellenstudium der Geographie und Kartographie, die rein wissenschaftlich geographische Forschung zu seiner Lebens aufgabe gemacht hatte, sollte sich noch ein anderer stellen, mit dem Beruf, die so gewonnenen geographischen, wissenschaftlichen Errungenschaften auf das pädagogische Feld zu übertragen. Was der erste niederlegte, sollte der zweite praktisch verwerten. Und dieser andere Mann, der bereits einen rühmlichst bekannten Namen besaß, fand sich in Emil von Sydow, dem alten treu bewährten Freunde des Perthes'schen Hauses. Im August 1855 siedelte er nach Gotha über. »Zu diesen beiden Männern — sagt unsere Schrift — ge sellten sich nun teils die ehrwürdigen Veteranen des früheren Geschäfts, teils neu herbeigezogene jüngere Kräfte; ja, es wurde gerade auch für die Zukunft gesorgt, indem man beiden Männern Schüler beigab, die frühzeitig zu gleichem Sinn und gleichem Streben herangebildet, mit der Anstalt gleichsam verwachsen sollten. Außerhalb dieses Kreises, aber dennoch in beständiger Wechselbeziehung zu demselben standen die Redakteure der genea logisch-statistischen Kalender, fortwährend aus jenem Kreise Ma terial, Belebung und Förderung ziehend und wiederum mit teilend. Mit solchen Kräften umgeben und bald von allen Seiten aus allen Weltteilen mit den Resultaten neuer Ent deckungen und Erforschungen überströmt, ging Perthes ans Werk.« Dieses Werk erhielt die greifbarste Gestalt durch die heute weltbekannten »Mitteilungen aus Justes Perthes' geographischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesamtgebiete der Geographie, von vr. A. Petermann«, deren erstes Heft im Frühjahr 1855 erschien. Das neue Blatt konnte sich von vorn herein zu einer regelmäßigen Monatsschrift gestalten, weil das Material stetig in wachsender Menge zufloß; und gleich anfangs war der äußere Erfolg ein so bedeutender, daß die ersten drei Hefte trotz starker Auflage gleich neu gedruckt werden mußten. Mit Gründung der »Mitteilungen« war die Weiterentwicklung der Anstalt vollends entschieden. Fort und fort vermittelten sie neue Verbindungen, zogen eine Menge neuen litterarischen Ma terials herbei, füllten zusehends die Kartenschränke und Bücher bretter; Bernhardt Perthes' kühner Plan fing an sich zu ver wirklichen, — die Verlagshandlung bildete sich allmählich zu einem Mittelpunkt für geographische Interessen. Wir müssen hier verschiedene andere litterarisch - artistische Unternehmungen von Bernhardt Perthes unerwähnt lassen und wenden uns seinen letzten Lebensercignissen zu. Es sollte ihm leider nicht vergönnt sein, eine ähnlich große Zahl von Jahren an der Spitze der Firma zu stehen, wie sie seinem Vater und Großvater beschieden war: nur vier Jahre, 1853 — 57, leitete er die Geschäfte; aber diese kurze Zeit genügte, um dem Hause selbst einen gewaltigen Aufschwung zu geben. Auch äußerlich geschah dies. Als die alten Räume des Geschäfts, welche schon seit 1822 als solche dienten, nach der neuen Organisation nicht mehr ausreichten, obwohl sie inzwischen bauliche Erweiterung gefunden hatten, schritt Bernhardt Perthes zu einem für die damaligen Verhältnisse wirklich großartigen Neubau, welcher im August 1856 bezogen werden konnte. Doch auch dieser Schöpfung sollte er sich nicht lange Zeit erfreuen. »Zu Ende des Sommers 1857 —so berichtet unsere Schrift — von einem längeren Aufenthalt in den Bergen des Thüringer Waldes heimgekehrt, hatte er kaum von neuem seine rastlose Thätigkeit begonnen, als ein schwerer Typhus ihn nieder warf. Das Leben rang gewaltsam mit dem Tode, die unge brochene Jugendkraft verzehrte sich nur durch langen, schwanken den Kampf und erlag erst, nachdem die Krankheit vielfache Phasen durchschritten hatte. Am späten Abend des 27. Oktober 1857 ging er sanft hinüber. In der Blüte seiner Jahre und seiner Kraft, mitten aus dem vollsten Schaffen und Wirken ward er hinweggenommen.« Bernhardt Perthes, der erst das sechsunddreißigste Lebens jahr vollendet hatte, war am 16. August 1845 mit Minna Mauke, der Tochter seines ehemaligen Prinzipals in Hamburg, die Ehe eingegangen. Er starb ohne männliche Nachkommen; ein Sohn sollte ihm nachgeboren werden. Man kann ermessen, in welcher verwaisten Lage sich damals Familie und Geschäft befand. »Es war der Tod des fast noch jugendlichen Bernhardt Perthes — sagt unsere Schrift —, ob gleich er sich Tage und Wochen vorbereitete, in unfaßbarer Plötzlichkeit eingetreten, und selten mag ein solcher Trauerfall so allgemeine Bestürzung, ja Ratlosigkeit hervorgerufen haben, als gerade dieser es that. Bernhardt Perthes, die Seele des Geschäfts, der mit seiner ganzen Persönlichkeit in demselben auf ging, der es in kaum vier Jahren auf so völlig andere und neue Basis gestellt — Bernhardt Perthes war nicht mehr. Aber trotzdem war es allen kein Zweifel, daß sein Werk auch ohne ihn fortbestehen müsse; und daß es auch ohne ihn fortbestehen konnte, das lehrte die Zeit; denn der Geist, den Perthes seiner Schöpfung eingehaucht, hatte dieser ein selbständiges Leben ge geben, und das Geschäft bewegte sich durch eigene Schwerkraft in immer weiteren Dimensionen fort. Es galt zunächst viele Dinge rein äußerlicher Natur zu erledigen. Schon die Ord nung des eigentlichen, geschäftlichen Fortgangs der Anstalt machte, da die Vormundschaftsbehörde mit drein zu sprechen hatte, viele Mühe und Arbeit; aber dank der selbstlosen Hingabe der Vor münder wurde Rat geschafft, indem zunächst der bisherige Pro kurist des Hauses mit der Geschäftsführung bis Ende des laufenden Jahres betraut wurde. So war Zeit gewonnen, und während dieser gingen die Verhandlungen über die definitive Ordnung der Angelegenheit ihren ruhigen Gang fort, bis sie in überaus glücklicher Weise beendet wurden. Zwei ehrenfeste Männer traten an die Spitze des Geschäfts, die nach allen Seiten hin dazu be rufen schienen, das Geschäft im bisherigen Sinne, nach denselben leitenden Gesichtspunkten selbstlos und würdig weiter zu führen: Adolf Müller und Rudolf Besser. Auch der einzelnen Lebensereignisse dieser beiden Männer, welche um die ehrenhafte Weiterführung der Perthes'schen Ver lagshandlung hohe Verdienste sich erworben haben, wird in der Festschrift gedacht, und es scheint wohl angezeigt, dieselben hier ebenfalls zu berühren. Adolf Müller war am 15. Mai 1820 zu Berlin geboren und in Potsdam aufgewachsen. Er begann, wie wir unserer Schrift entnehmen, seine Laufbahn in der Eich- ler'schen Buchhandlung und kam später in das Perthes-Besser L Mauke'sche Geschäft in Hamburg. Dort lernte ihn Bernhardt Perthes kennen und schätzen; die Folge war, daß er ihn 1853 von Leipzig, wo er damals thätig war, nach Gotha berief. An der Wahl dieser Persönlichkeit bewährte sich der Scharfblick von Bernhardt Perthes für Menschen in außergewöhnlichem Maße; denn er hatte wirklich, wie er selbst sich äußerte, in ihm einen »Schatz« gefunden. Kaum anderthalb Monate nach seinem Ein- 861*
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