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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.08.1916
- Strukturtyp
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- 1916-08-29
- Erscheinungsdatum
- 29.08.1916
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. chelnd an Venedig! der Führer eilt über die herrlichen Plätze, durch die Galerien, Paläste und Kirchen, um nach der Fabrik zu kommen. Der romantische Gondelfüyrer auf dem Oanale ssranäo bricht die Serenade ab, wenn er an der Fabrik vorbei- kommt. Schieber und Schlepper für die kubbrieu, die dann von ihren Münchner und Berliner Niederlagen die im Taumel des echten Kunstgenusses bestellten kunstähnlichen Werke liefert. Die vom Mammon gezeugte Auslese wird in dem Wahn gehalten, von Fremdenführern und Gondclfahrern, die im Dienste der Fa brik stehen, dag sie den Ton angäbc, daß sie die »gute Gesell schaft« wäre. Es ist notwendig, jetzt so ausführlich darauf hin- zuwciscn, da der Krieg eine Gruppe reich macht, die, nach ihrem Verständnis für Altertümer und Kunftgegenstände zu urteilen, auch noch für ihre Nachkommen einst verheerend auf die Schaf fenskraft des Buchhandels wirken kann. Wir schaffen drittens für die große Masse, die, wie hier vor längerer Zeit gesagt wurde, sich mit an den Tisch gesetzt hat und ihren Anteil am geistigen Genuß fordert. Dem Sorti mentsbuchhandel kann der Vorwurf nicht erspart bleiben, daß er sich etwas spät darauf besinnt, daß diese Masse vorhanden ist, daß er sich nicht eher mit ihrer Psyche befaßte und in kon servativer Gesinnung die von mancher Seite gegebene Anregung und Aufforderung zur Mitarbeit ablehnte. Das Warenhaus, der Vereins- und Zeitungsbuchhandel und der sogenannte Auch- buchhnndcl, der im Gesamtumsatz nicht zu unterschätzen ist, haben sich längst des Mannes ohne Plättkragen angenommen, sie sind ihm mit Verständnis begegnet. Jetzt, da das Sortiment sieht, daß ein nicht kleiner Teil des deutschen Verlags für die große Menge arbeitet, daß auch mit diesen Büchern Brot zn verdienen ist, verlangt es eine Rücksicht, die als Lohn für die Werbung nicht bezeichnet werden kann. Wir sind in dieser Betrachtung zum Wirtschaftlichen ge kommen, weil sich bei Büchern, bei der Herstellung und beim Vertrieb, Kultur und Wirtschaft in gegenseitiger Abhängigkeit befinden. Aus dieser geht die weitere Frage hervor, ob es in der Zukunft nützlich für die Gesamtheit und das eigene Fort kommen des Sortiments sein wird, daß es alle Bücher, teure und billige führt; ob es für den Verlag möglich sein wird, auch später seine Bücher zu solchen Preisen herauszubringcn. daß sie jedes Geschäft mit Nutzen verkaufen kann. Drängt die wirt schaftliche Einsicht nicht, teure Bücher mit hohem Gewinn und billige Bücher mit kleinem Verdienst zu verkaufen? Wird sich nicht der Buchhandel dem übrigen Einzelhandel angliedern müs sen, dessen Grundsatz lautet: gute Kundschaft, beste Ware, vor zügliche Bedienung, vornehme Einrichtung, großer Verdienst — Massenkunden, Stapelartikel, billige Angestellte, großer Um satz, kleiner Nutzen? Der Buchhandel will das wirtschaftliche Problem lösen, beide Grundsätze zu einen. Der Verlag soll die Hebamme dieser Fehlgeburt, des Kompromisses, sein. Die Organisation, der Mittelpunkt des Buchhandels, soll durch Tat, Rat und Spruch die Einigkeit, die nur scheinbar durch Gegensätze der Geschäftsart, in Wahrheit durch veränderte wirtschaftliche Anschauungen der Verbraucher getrübt ist, zu erhalten suchen. Sie ist zu bewundern, sie arbeitet seit Jahr zehnten als gut gehende Maschine. Ist sie jedoch nicht der Neuerung bedürftig, hat sie alle jene Erfahrungen verwertet und Fortschritte sich nutzbar gemacht, die andere Geschäftszweigs und Wirtschaftsgcbilde gezeigt haben? Ist dem Körper das für jedes Volleben nötige frische Blut zugeführt worden, oder sind die Formen in Tradition erstarrt? Diese losen Gedanken kamen mir langsam, als ich den Auf satz »Über die Errichtung eines Buchhandels- und Werbeamts« las. Der Gedanke bedeutet für die Klärung einen vorläufig noch nicht abzuschätzenden Fortschritt, nur würde ich ihn gern in straffer Form gefaßt sehen. Ein Arbeitsplan wäre etwa der: I. Kulturarbeit. 1. Förderung und Anregung jeder ein erreichbares Ziel weisenden Bewegung zur Volksbildung. Ständige Fühlung mit den bestehenden Vereinen. 2. Rezenstonsamt. Verbindung mit hervorragenden Gelehr ten und Schriftstellern, die gegen Honorar Besprechungen, mit >126 ^ 200, 29. August 1916. vollem Namen gezeichnet, zur Verfügung stellen. In Form einer Korrespondenz werden sie an die Zeitungen zum kostenlosen Ab druck übersandt. 3. Fühlung mit der Presse durch gewandte Journalisten. 4. Anzeigenamt, das in den großen Zeitungen die Spalten unter den Buchbesprechungen pachtet ohne eigenes Risiko, aber mit Einwirkung auf die Verleger. (Ähnliches hat eine Prager An noncenexpedition in österreichischen Blättern mit Erfolg unter nommen.) II. VerwertbareStatistik. 1. Für alle Rohmaterialien, die den Buchhandel angehen. 2. Schaffung eines Buchhändleradrcßbuchs in der Eintei lung, wie Leuchs sic hat. Beschreibung jeder Stadt nach buch händlerischen Gesichtspunkten, örtliche Lage der einzelnen Ge schäfte, Vertriebsort, Spezialität, Umfang bearbeitet nach Selbst- angabcn auf Grund persönlicher Beobachtung des Heraus gebers. III. Wirtschaftliches. 1. Veranstaltung buchhändlerischer Ausstellungen in der Act von Wandermessen. 2. Fühlungnahme mit Banken zur Förderung des buehhünd- lerischen Kredits. Rat und Unterstützung bei Gründung von Ge nossenschaftsbanken. 3. Verhinderung von Zusammenbruch. Bekämpfung der veralteten Ansicht, daß der Fall des Konkurrenten geschäftsför« dernd sei. Aufklärung der beteiligten Kreise über die Folgen der wirtschaftlichen Erschütterung und der Verschleuderung buch- händlerischer Ware. 4. Versteigerungen von Restauflagen in der Art der vom holländischen Buchhändlerverein ständig veranstalteten. Ver mittelung von Lombarddarlehen auf zu versteigernde Objekte. An stellung und Empfehlung von Taxatoren. 5. Stellenvermittelung durch Empfehlung für leitende und bewährte Kräfte im Buchhandel. Verhinderung der Abwande rung in andere Berufe. IV. Organisation. 1. Einteilung des Amts in ein Netz, das die verschiedenen Bezirke umfaßt. Jedes Bezirksamt schafft für das Hauptamt in Leipzig das Material herbei und arbeitet unter seiner Auf sicht selbständig. 2. Kostenaufbringung durch Vorschüsse, für die eine geeignete Rechtsform zu wählen ist. Laufende Betriebskosten durch Er hebung von Gebühren für jede Abteilung. V. Auslandsdienst. Ernennung eines Bei rats, bestehend aus Exportbuchhändlern, der die Einteilung der Arbeit auf stellt. Das Amt mühte dem im Buchhandel bestehenden Einrich tungen, wie Kommissionären, Barsortimentern, Vereinen, Gehil- senvereinigungen, Banken keinen Wettbewerb machen, sondern im Gegenteil mit ihnen gemeinsam und ihnen zuführend die Ar beit leisten, also den Ausgleich schaffen, den andere Wirtschafts verbände längst in ihrem Programm haben, der selbst von kleinen Zweigen durchgeführt ist. Ich verweise auf die reich haltige Literatur, die ich während meiner jetzigen Dienstzeit we gen Fehlens meiner Notizen nicht anführen kann. Jacques Jolowicz. Aus der Vergangenheit der deutschen Ostseeprovinzen Rußlands. Von G. Jonck (früher Riga). (Schluß zu Nr. 1W-19S.) VI. Nikolaus I. starb 1855, sein Nachfolger, der edle Kaiser Alexander II., der Zar-Befreier wird er von den Russen ge nannt, weil unter seiner Führung die Befreiung der russischen Bauern von der Leibeigenschaft im Jahre 1862 erreicht wurde, hatte schon als Thronfolger ein warmes Interesse für die Ostsee- Provinzen an den Tag gelegt, auch als Kaiser hat er das Ge deihen dieser Perlen seines Reiches vielfach gefördert. Den
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