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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.08.1916
- Strukturtyp
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- 1916-08-22
- Erscheinungsdatum
- 22.08.1916
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Redaktioneller Teil. ^ 194, 22. August 1916. Situationen«, und auf den der Bildner des in der Einleitung ge> nannten Satzes seine Berechnung aufbaute; in diesem — aber nur in diesem Sinne allerdings mit Berechtigung. Das ist ja eben die »starke Seite« der Schundliteratur, solche leidenschaft liche, verwickelte, geheimnisvolle Situationen zu schaffen, sie in ncunundneunzig oder noch weit mehr Fortsetzungen noch mehr zu verwickeln, sie dann endlich, endlich, wenn das hundertste Zehnpfennigstück für »das beste Werk der Volksliteratur« ausge geben ist, durch einen ebenso verwickelten Geniestreich des Harrpt- hclden, der bereits dreiundzwanzig verschiedene Tode gestorben ist, zu lösen! Ist aber eine ähnliche Ausschlachtung des Stoffes, ist vor allem eine gleiche künstliche Erregung der Phantasie, der (sexuellen) Leidenschaftlichkeit bei einem guten Kriminalroman der Fall? Wohl nicht! Und das ist dann eben der gewaltige Unterschied zwischen beiden, den jeder vorurteilslose Leser er kennen muß. »Mau erblickt hier den Menschen in den verwickeltsten Lagen, die die ganze Erwartung spannen und deren Auflösung der Divi- nationsgabe des Lesers eine angenehme Beschäftigung gibt«, sagt Schiller im weiteren Verlaufe seiner Besprechung des Pita- vai. »Das geheime Spiel der Leidenschaft entfaltet sich hier vor unfern Augen, und über die verborgenen Gänge der Intrige, über die Machinationen des geistlichen sowohl als weltlichen Betrugs wird mancher Strahl der Wahrheit verbreitet. Trieb federn, die sich im gewöhnlichen Leben dem Auge des Beschauers verstecken, treten bei solchen Anlässen, wo Leben, Freiheit und Eigentum aus dem Spiele steht, sichtbarer hervor, und so ist der Kriminalrichter imstande, tiefere Blicke in das Menschenherz zu tun. Dazu kommt, daß der umständlichere Rechtsgang die geheimen Bewcgursachen menschlicher Handlungen weit mehr ins klare zu bringen fähig ist, als es sonst geschieht, und wenn die vollständigste Geschichtserzählung uns über die letzten Gründe einer Begebenheit, über die wahren Motive der handelnden Spieler oft genug unbefriedigt läßt, so enthüllt uns oft ein Kriminalprozeß das Innerste der Gedanken und bringt das ver steckteste Gewebe der Bosheit an den Tag.« Trifft Schiller nicht das Richtige, wenn er den geistigen Genuß all dieser Tatsachen, deren poetische Verkleidung durch die Phantasie des Schriftstellers den guten Kriminalroman erst ausmacht, als »wichtigen Gewinn für Menschenkenntnis und Menschenbehandlung« bezeichnet? Der Kriminalroman wird stets, wenn die Grundlage, auf die er aufgebaut ist (und das ist aller meist ein Mord, ein Verbrechen), in gewissem Sinne zurllcktritt, wenn die Schilderung des Grauenhaften, das nun einmal not wendig vorhanden sein muß bei der Behandlung dieses Stoffes, nicht in einer die Sinne und Leidenschaften des Lesers aufpeit schenden Weise geschieht, erzieherisch wirken. Es ist klar, daß es sehr oft schwer sein mag, die Grenze zu bestimmen, an der die Sensation und Schlimmeres beginnen; ihre deutliche Hervor hebung, die es gestaltet, daß auch der einfachere Leser, der gleich sam »körperlich«, nicht psychologisch liest, unbedenklich zur Lektüre des Kriminalromans greifen kann, liegt in der geistigen Befähi gung des Schriftstellers, in seinem persönlichen Feingefühl. Der Psychologe aber wird den Kriminalroman stets weniger als Un terhaltungsbuch auffassen, er wird ihn weniger lesen, sondern mehr studieren. Und letzteres um so eher, als der Stoff bzw. der Gedanke des Werkes, soll es wahr wirken, auch der Wirklichkeit entnommen sein muß. Auf diese Weise wird der gute Kriminalroman zum Hilfs mittel, uns unterstützend in dem Bemühen, das gewaltige Rätsel der menschlichen Seele zu lösen. Sollte diese Schulung des Geistes, die die logische Folge des Studiums eines Krimi nalromans ist, so gänzlich ohne Bedeutung sein? Sollten nicht Fäden hinüberfpinnen zur Kindesseele, von der Seele des er wachsenen Menschen, der — wer nennt die Gründe? — zum Gegenstand des Verbrechens wurde? .... Jena. Carl Diesel. > -» Neichsbnchwoche 1916. (28. Mai bis 3. Juni.) Nachtrag. (Vgl. Nr. ISS und tkb.) Durch die Tageszeitungen gehen jetzt die Berichte der Sam melstellen über den Ertrag der Büchersammlungen während der Neichsbnchwoche in den einzelnen Bezirken, und es dürste daher an der Zeit sein, noch die Nachzügler zu Worte kommen zu lassen, die sich über das Ergebnis der Reichsbuchwoche im Buch handel ausgelassen haben. Aus einer der drei Hansastädte wird uns nachträglich fol gender Bericht eingesandt; In der Anfang Mai stattfindenden Versammlung unseres Vereins kam die Sprache auf die Ende des Monats angesetzte Reichsbuchwoche. Während fast alle Kollegen der Meinung Aus druck gaben, daß wiederum wie bei der vorjährigen Schulbuch- Woche ein Fehlschlag zu erwarten sei, vertrat Schreiber dieses den Standpunkt, daß ein solcher allerdings zu erwarten sei, wenn man von vornherein mit diesen Anschauungen in die Reichsbuchwoche hineinginge. Mit Mühe konnte ich den Be schluß herbeisühren, daß eine geringe Summe für Inserate ausgesetzt wurde. Gleichzeitig wurde auf meinen Antrag be schlossen, uns beschwerdefllhrend an den Senat zu wenden, da eine aus Mitteln des Senats für die Truppen im Osten gestiftete Feldbücherei allem Anschein nach in Berlin beschafft worden lvar. Diese Beschwerde gab gleichzeitig Veranlassung, die Bitte auszusprechen, der Senat möge bei der vom 28. Mai bis 3. Juni stattfindenden Reichsbuchwoche in einen etwa zu bildenden Aus schuß einen Buchhändler abordnen und Mittel zur Beschaffung von Lesestoff bewilligen. Von maßgebenden Persönlichkeiten hör ten wir dann, daß der Landesdelegierte vom Roten Kreuz zum Referenten in dieser Angelegenheit ernannt sei, und unser Ver einsvorstand beschloß sofort, diesem persönlich unsere Wünsche zu unterbreiten. Wir wurden aus das liebenswürdigste em pfangen und uns zugesichert, daß dank unserer Eingabe und der fast gleichzeitig erfolgten der Börsenvereins nicht nur eine grö ßere Summe zum Ankauf von Büchern, sondern eine fast ebenso große für Inserate bewilligt werden würde. Der Herr bat gleichzeitig den Vorstand, einem zu bildenden Ausschuß beizu treten. In der bald darauf stattfindenden Sitzung dieses Aus schusses wurde dann beschlossen, den größeren Teil der für Re klame bewilligten Summe für Anzeigen auszugeben. Dann sollte eine beliebte Schriftstellerin, die dem Ausschuß angehörte, kleine redaktionelle Notizen für die Zeitungen schreiben, die gleichzeitig mit den Inseraten erscheinen sollten; ferner sollten kleine auf fallende Zettel mit dem Text; »Reichsbuchwoche vom 28. Mar bis 3. Juni. Annahmestellen; die hiesigen Buchhändler, das Rote Kreuz und die Bücher« und Lesehalle« gedruckt und zum Aushang in den Schaufenstern an die Ladenbesitzer verteilt wer den, während in der Woche selbst Kinder mit Plakaten; »Reichs- buchwoche« durch die Straßen ziehen sollten. Somit war vom Ausschuß alles geschehen, was zur Förderung der Reichsbuch- woche geschehen konnte, um das Publikum auf den Zweck, Bücher für unsere Feldgrauen zu kaufen und zu stiften, aufmerksam zu machen. Nun aber mußte unsere eigene Arbeit einsetzen, die sich natürlich nicht darauf beschränken durfte, die Schaufenster entsprechend zu dekorieren und dann zu warten, bis das Publi kum kam. Ich sagte mir, daß man es bei der großen Zahl von Liebesgabensammlungen, die fast täglich an den einzelnen heran treten, dem Publikum so bequem wie möglich machen müßte. Ich setzte also ein kurzes Anschreiben auf, das über den Zweck der Sammlung aufklärte, legte den Aufruf des Gesamtausschusses zur Verteilung von Lesestoff mit der Überschrift »Deutsche Volks genossen« bei und fügte dem noch eine Bestellkarte hinzu, in der der Besteller nur die Summe, die er stiften wollte, auszufüllen brauchte, im übrigen aber die Auswahl und die Weiterbeförde rung an die Sammelstellen mir überließ. Diese Anschreiben wurden in über 509 Exemplaren mit Maschinenschrift verviel fältigt und an ausgewählte Adressen mit der Post verschickt. Der Erfolg war ein überraschend guter. Von den verschickten ll02
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