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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.07.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-07-31
- Erscheinungsdatum
- 31.07.1916
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- Deutsch
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Redaktioniller Teil. 175, 31. Juli 1916. Die den nächstfolgenden Gruppen ungehörigen Bücher ziehen sich wieder in einfacher, reihenförmiger Anordnung den Wänden entlang hin, indem sic, der Grundform des Raumes entsprechend, eine annähernd halbbogenförmige Linie bilden. Eng anein- andergefllgl liegen die Werke aus dem »Militär Wesen« (hauptsächlich vertreten durch den Verlag L. W. Seidel L Sohn) und aus dem »Sanitätswesen« auf, von denen die letzteren einen tiefen Einblick in die reichen, auf deu Schlacht feldern und in den Spitälern gesammelten Erfahrungen der Ärzte gewähren. Da aber trotz der großen Fort schritte der medizinischen Wissenschaft das Elend der zu Krüppeln Gewordenen nicht ganz aus der Welt geschafft werden kann, so drängt sich die Frage der Versorgung dieser Unglücklichen von selbst auf. Wie eifrig sie erörtert wird, zeigt die nächste Abteilung »Kricgsfllr- sorge«, in der die betreffenden Schriften ihren Platz gefun den haben. Als besonders verdienstvoll muß bei dieser Zusam menstellung hervorgehoben werden, daß die »Kriegerheimstätten- bewegung« durch Vereinigung fast der gesamten, bisher darüber erschienenen Literatur in plastischer Weis« zur Geltung kommt. Jedem, der an der Frage Interesse nimmt, kann diese übersicht liche Anordnung zu einem wertvollen Führer werden, und zwar um so mehr, als sie im Schaufenster sowohl als in Kata logen bisher vermißt wurde. Sehr umfangreich ist die nächste Gruppe: »Politik, Wirtschafts- und Geistesleben im Kriege«, über die jedoch durch mehrfache Unterabteilungen der überblick wesentlich erleichtert wird. So erscheinen die einzelnen Pro bleme, soweit sie eine mehr oder minder große Literatur hervor- gerufen haben, völlig abgerundet und in sich geschlossen. Gleich zeitig ermöglicht diese Einteilung interessante Folgerungen, wie stark die eine oder andere Frage das Geistesleben der Völker be rührt hat. Unmittelbar tritt aus diese Weise hervor, daß das Problem »Mitteleuropa« in rein wirtschaftlicher und wirtschaft lich-politischer Hinsicht das Denken aufs stärkste gefesselt hat, daß die Beziehungen zwischen Deutschland, Österreich und Ungarn gründlichen Untersuchungen unterzogen wurden, und daß keinem der feindlichen Staaten so viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde wie dem Hauptgegner England. Eindringlicher als auf stati stischem Wege — auf dem es ja schon längst feslgcstcllt wurde — bekundet sich bei einer derartigen Zusammenstellung das über- wiegen der »England«-Literatur über jene, die Rußland, Frank reich oder Belgien gewidmet ist. Unter den neutralen Staaten zog Amerika die meisten Blicke auf sich, während in Europa die »Balkanfrage« im Vordergründe steht. Zahlreiche literarische Gründungen, Bücherreihen, die sich ausschließlich mit unseren Bundesgenossen, Bulgaren undTllrken, und i» weiteremSinne mit dem Orient überhaupt beschäftigen, suchen die geistigen Verbindun gen anzubahncn, die die Grundlagen einer späteren wirtschaftlichen und Politischen Einigung bilden sollen. Lassen wir noch einen Blick über die stark angewachsene Literatur schweifen, die der polnischen, ukrainischen und ostjüdischen Frage gewidmet ist, so durchdringt uns das stolze Bewußtsein von dem höchsten Be rufe des Buches: Vorkämpfer großer Ideen zu sein und ihnen den Boden bereiten zu helfen. Von diesen Zukunftsproblcmen zurück zur wirklichen Gegen wart führen uns di« »Kriegskochbllcher«, die Schriftchen über »rationelle Ernährung«, »fleischlose Kost« usw.; hier finden sich auch Anweisungen zum eigenen Anbau von Gemüse, zur Anlage von Obstgärten, zur Zucht von Geflügel — alle darauf hinzic- lend, dem Staate die Versorgung der Bevölkerung möglichst zu erleichtern und dieser eine gewisse wirtschaftliche Sclbständ- digkeit zu ermöglichen. Mit der »Wirtschaftsfragc« haben wir bereits das Wirknngsgcbiet der Frau betreten, deren Stellung i m und nach dem Kriege in einer nicht unwesentlichen Literatur behandelt wird. Das letzte, festgefügte Glied der Kette »Kriegsliteratur« bildet die »Lyrik«, die uns in reicher Fülle vorliegt. Starke Bände, Anthologien, Musikalbums, wechseln mit schmalen Einzclwcrkcn und Flugblättern, die in Mappen vereinigt sind. Nirgends liegt so vielerlei und im Werte so Verschiedenes bei sammen wie in dieser Gruppe. Neben den Namen altbelicbtcr 1014 Soldatenliedersänger und -sammler, wie A. de Nora und Klabund, treten uns solche auf den Bucheinbänden entgegen, die erst im Kriege groß geworden sind, wie Z u ck e rm a n n u. a. Weniger um ihrer eigenen Bedeutung willen, die im Durch schnitt nichthoch ist, als vielmehr wegen ihres Stimmungsgehaltcs der für die Allgemeinheit bezeichnend ist, muß der Gruppe »Kriegslyrik« Beachtung geschenkt werden. — Den Raumver- hältnissen angcpaßt schließt mit ihr die zusammenhängende Reihe der ausgestellten Literatur. Dem ja auch innerlich nur locker dazu gehörigen »Roman im Kriege« ist zugleich mit dem Kricgshnmor« eine eigene Nische an der Querwand ge widmet. Der »Kriegshumor« ist natürlich — da hauptsächlich fürs Feld bestimmt — durch kleine Bändchen und Hefte vertreten, von denen sich das umfangreichere Werk von Rosen, »Der große Krieg« und die »Kriegsberichte von Karlchen« durch Stärke und Ausstattung abheben. Auffallend stark ist in dieser Abteilung ungarische Literatur vertreten, ebenso wie im »Kriegsroman«, dessen Pflege in Deutschland und Österreich verhältnismäßig spät einsetzte, woraus sich auch seine ziemlich geringe Entwicklung erklären läßt. Als eine sehr originelle und ganz für sich bestehende Ein richtung muß die letzte Gruppe bezeichnet werden, die durch ei» großes Schild: »Jungbrunnen unserer Feld grauen« kenntlich gemacht ist. Die drei Wände der zierlichen Nische, in der sie Platz gefunden hat, sind mit hübschen Farben drucken, Plakaten und sinnig zusammengestellten Serien von Jugend- und Kunstwartpostkarten belebt; dazwischen sind Sprüche aus dem Werbemateri'al für die Re i ch s b u ch w o ch e angebracht. In einem schmalen Glas-Wandschrank sind Ullstein- Bände aneinundergereiht, die auch auf dem Tische verstreut auf liegen; denn im Zeichen der »billigen« Ausgaben steht ja die ganze Schützengraben-, Etappen- und Lazarett-Literatur, und neben Ullstein beherrschen die Göschenbändchen, die Teubner- Sammlung »Aus Natur und Gcisteswelt«, die Kiepenheuersche Liebhaberbibliothek, Reclam und Engelhorn den Raum. Aber auch die Bände der Deutschen Bibliothek sind vertreten, und als neue Erscheinungen auf dem Büchermarkt fallen die »Deutsche Feldbllcherei« (gedruckt bei Joh. Herrmann in Zwickau) und die schmucken »Zeitbücher« von Neuß L Jtta in Konstanz auf, die im Wechsel mit den Tongerschen Lebensbüchern und den Bänd chen der Insel-Bibliothek rings auf den schmalen, die Wände hinlaufenden Leisten stehen. Sehr hübsch sticht von den hell farbigen, zart-geblümten und gestreiften Einbänden der »Insel« bllcher« die gelbe Farbe der »Österreichischen Bibliothek« ab, die in schachbrettförmiger Anordnung eine gute Wirkung erzielt. Einen Ehrenplatz an der gegenüberliegenden Seite nimmt die »Tragbare Feldbücherei« ein, mit der der Verlag Reclam den Truppen und den Kompagniebibliotheken ein wertvolles, freudig empfangenes Geschenk gemacht hat. Wie aus diesen Sammlungen meist »Unkriegerisches« für die Lektüre ins Feld ausgewählt wurde, so tragen auch die einzelnen ausgelegten Werke durchaus das Zeichen altgediegenen Wertes, und Namen wie Dante, Go- bineau, Stendhal, die aus den Bucheinbänden glänzen, beweisen, an wie hohen Maßen das geistige Bedürfnis der Feldgrauen ge messen wird. Doch ist auch durch Auswahl guten, aber leichteren Lesestoffs für Ausspannung und Unterhaltung gesorgt und der moderne, deutsche Roman hier in seinen besten Erscheinungen vertreten. Das Bild der Schützengrabenlektüre wäre kein voll kommenes, wenn nicht auch der Bücher gedacht würde, die dem Studium der Sprachen dienen und nach denen draußen eifrige Nachfrage herrscht. Sic nehmen fast «ine ganze Wand ein und führen die fürs Feld praktischen Ausgaben von Grammatiken und Sprachführern in übersichtlicher Zusammenstellung vor. Wer die Berichte über die Reichsbuchwoche verfolgt hat, wird eine überraschende Übereinstimmung der im »Jung brunnen« ausgestellten und der in der Reichsbuchwoche meistver- kanften Bücher feststellen können. Bedarf es überhaupt noch eines Beweises, so mag dieser dafür gelten, wie richtig die Auswahl getroffen wurde und mit welcher Berechtigung an dem Grund prinzip festgehalten wurde: nichts vom Krieg für unsere Krieger! Da die zweite Längsseite des Raumes der Verkaufs-
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