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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.08.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-08-24
- Erscheinungsdatum
- 24.08.1916
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- Deutsch
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^ 196, 24. August 1916. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. geschleppt, sogar der Folter unterworfen und erst im Jahre 1840 auf Verwendung des Landgrafen Philipp von Hessen <cr stammle aus Mendorf in Hessen) aus dem Gefängnis entlassen. In diesen vier Jahren des Elends hat er seine Psalmparaphrasen gedichtet. Im Jahre 154l ist der schon Fünfzigjährige Student in Wittenberg und sitzt zu den Füßen Luthers, zu dem er Wohl schon früher Beziehungen durch seine Botengänge gehabt hatte. Als Pfarrer von Abterode in Hessen ist er im Jahre 1886 gestorben. Leben und Schicksale dieses deutschen Dichters geben ein charak teristisches Bild der unsicheren und bewegten damaligen Zeit. Wolter von Plettenberg hatte sich der Reformation nicht direkt widersetzt, er hielt zwar an der alten Kirche fest, aber der gewaltigen Bewegung stellte er sich nicht hindernd in den Weg, nahmen doch die von außen drohenden Gefahren seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Russen, Polen und Schweden umlauerten die Grenzen Alt-Livlands und machten sich gegen seitig den fetten Bissen streitig. Plettenberg starb 1838 und seine Nachfolger konnten sich nur mühsam in ihrem Ansehen und Besitz behaupten. Im Jahre 1862 hörte der Orden auf zu bestehen, und der letzte Ordensmeistcr, Gotthard Kettler, wurde Herzog von Kurland (von Polens Gnaden) und leistete im Schlosse zu Riga, zugleich mit dem Erzbischof, dem Könige von Polen den Huldigungseid. Nur Riga selbst ließ sich noch nicht zum Anschluß an Polen bewegen. Die politische Lage Alt-Livlands war damals so verwickelt wie möglich: Das heutige Estland war unter schwe discher Schutzherrschaft, das Stift Dorpat, Narwa und Wiec- land hielten die Russen besetzt, das südliche Livland war unter polnischer Herrschaft, Kurland war polnisches Lehnsherzogtum, die Insel Öscl hielten die Dänen besetzt, und nur Riga ver mochte bis 1882 seine Selbständigkeit und Zugehörigkeit zum Römischen Reiche zu wahren. Aus dieser Periode besitzen wir einige überaus wichtige Aus zeichnungen, die uns die Zeit vom Anfang des Jahrhunderts an schildern. Eine »Schöne Historie« beschreibt die Streitigkeilen und Kämpfe mit Rußland in den Jahren 1492—1808, sie ist von Schirren aufgefundcn und in Bunges Archiv für die Geschichte Liv-, Eft- und Kurlands, Band 8, veröffentlicht worden. Eine ganze Anzahl anderer Chroniken ist in den beiden Bänden der Loriptores rorum I-ivoniearum und in den fünf Bänden der >lonu- oionta I-ivoniao Lntiguao zum Abdruck gelangt. Von besonderem Interesse ist die »Chronik der Provinz Liffland« von Balthasar Russow (Rostock 1878 und umgearbeitet Barth 1884). Hier mutei besonders der treuherzige Ton der niederdeutschen Mund art an. Im Jahre 1870 gelang dem Stadtbibliothekar I. G. Kohl in Bremen ein bemerkenswerter Fund in »Johann Renners Liflendischer Historien liegen Boker« in der Originalhandschrift des Verfassers. Das Werk wurde 1876 in Göttingen von R. Hausmann und K. Höhlbaum herausgegeben. Im Jahre 1882 sah sich Riga nun doch gezwungen, die Pol nische Oberhoheit anzuerkennen, nachdem ihm vom Könige die Aufrechtevhaltung seiner Privilegien und besonders Glaubens und Gewissensfreiheit zugestanden worden waren. Trotz der be stimmten Zusicherung dieser Freiheit setzte aber bald die soge nannte Gegenreformation ein, und auch Riga wurde gezwungen, den Jesuiten Einlaß in die Stadt zu gewähren und mußt« den Katholiken außer einer alten Klosterkirche auch die Jakobikirche überlassen. Infolgedessen wuchs unter den Bürgern die Miß stimmung, und es kam wiederholt zu Ausschreitungen, die zu bedrohlichen Tumulten ausarteten, als König Stefan den neuen (gregorianischen) Kalender zur Einführung bringen wollte. (Kalender-Unruhen.) Die Buchdruckerkunst ist auffallend spät in Riga eingeführt worden, die so betriebsame Handelsstadt stellt« erst im Jahre 1888, also in der reaktionärsten Polenzeit, einen gewissen Niklas Mollyn als Stadtbuchdrucker an. (A. Buchholtz, Geschichte der Buchdruckerkunst in Riga.) Aus früherer Zeit ist kein livländisches Druckerzeugnis auf uns gekommen: die ersten geistlichen Bücher ln lettischer Sprache waren in Königsberg hergestellt worden. Um das Jahr 1600 begann Schweden den Krieg gegen die Polen und bedrängte sie hart. Das Kriegsglück wechselte, und im Jahre 1609 schien es sogar, als ob die Polen endgültig Sieger und Herren in Livland bleiben würden. Da kam Gustav Adolf zur Regierung. Dieser geniale Kriegs- und Glaubensheld wandte sich zuerst gegen die Russen. Nachdem er sie aus Estland und dem nördlichen Livland Vertrieben hatte, schloß er mit ihnen Frieden und wandte sich tatkräftig gegen das von Polen besetzte südliche Livland. Es gelang ihm bald, die polnischen Heerhaufen zu ver treiben, so daß er zur Belagerung Rigas schreiten konnte. Obwohl die Bürgerschaft viel Sympathie für das glaubensverwandte Schweden hatte, setzte sie sich doch tapfer zur Wehr, aber im Jahre 1621 mußte sie doch kapitulieren, und am 16. September hielt Gustav Adolf seinen feierlichen Einzug in die Stadt. Dieser als Feldherr wie als Herrscher außerordentliche König hatte weitgehende Pläne, er wollte die Ostsee zu einem schwedi schen Binnenmeer machen, und er wäre der Mann gewesen, seine Pläne durchzuführen. Die Kugel, die ihn bei Lützen traf, hat auch der Politik im Norden andere Bahnen gewiesen. In Dorpat gründete Gustav Adolf die erste Universität (1632), die leider nur bis 1686 bestand, denn unter seinen schwachen Nachfolgern entbrannten die Kämpfe mit Russen und Polen von neuem. Im Jahre 1686 wurde Dorpat von den Russen erobert, und Professoren und Studierende flohen aus der Stadt. In den Jahren 1660 (zu Oliva) und 1661 (zu Kardis) kam es endlich zu Friedensschlüssen zwischen den beteiligten Mächten, weniger aus allgemeiner Friedensliebe, als aus allgemeiner Erschöpfung. Schweden behielt Estland, Livland und die Insel Ösel. Endlich konnte sich das Land etwas erholen, aber die Ruhe dauerte nicht lange. In dem im Jahre 1680 ausbrechenden Nordischen Kriege wurden die Schweden endgültig aus den von ihnen eroberten Provinzen verdrängt, und dabei verwüsteten russische Heerhause» das Land in so furchtbarer Weise, daß der russische General Sche- remetjew dem Kaiser Peter dem Großen melden konnte: »In Liv land gibt es nichts mehr zu zerstören«. Riga mutzte im Jahre 1710 nach tapferster Verteidigung und nachdem eine Seuche Be satzung und Einwohnerschaft fast aufgericben hatte, kapitulieren. Die Hauptbedingung, die von Peter dem Großen für sich und seine Nachfolger feierlich sanktioniert wurde, bestand in der Gewährleistung Von »Glaube, Sprache und Recht«. Die Seuche aber wütete noch weiter. Fast der gesamte Rat, alle Sekretäre und die meisten Pastoren wurden hinweggerafft. Erst beim Eintritt des Winters war die Pest im Erlöschen. (III bis VI folgen.) Aphorismen. Von Marie von E b n e r - E s ch e n b a ch. *) Ich war längst nicht mehr jung, hatte gelernt, gelesen, gelitten, nachgedacht, bevor ich Umschau hielt in meinen Manuskripten, eine Auswahl von dreihundert Aphorismen traf und sie veröffentlichte. Das erste Urteil über mein Büchlein erfuhr ich durch eine zwanzig jährige Hausgenossin. »Ach, Frau Baronin«, sagte sie, »wenn ich mich hinsetzen wollte — in einer Stunde hätte ich ein solches Buch beisammen«. Sie war wirklich überzeugt, das; dazu nichts gehöre, als ein bißchen Sitzfleisch. Das sind bedrohliche Menschen, die ein schmächtiges Talentchen und eine gewaltige eiserne Ausdauer haben. Was ist der Ruhm eines Seiltänzers in den Angen eines Gelehrten? Was ist der Ruhm eines Gelehrten in den Augen eines Seiltänzers? * Von so manchem Buche kann man sagen: Dran ist viel, aber drin ist nichts. »Arzneimittel der Seele« mar die Überschrift der Bibliothek im Palaste des Osymandias. Stellen wir einmal eine Bibliothek aus den Werken unserer neuen und neuesten Autoren, mit Ibsen an der Spitze, zusammen und setzen dieselbe Überschrift darüber. Würde sie passen? » So manches papierne Denkmal hat mehr Bestand als ein Denkmal von Erz. » *) Ans »Erinnerungen an Grillparzer. Aus einem zeitlosen Tage buch«. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin. 11N
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