Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.08.1916
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- 1916-08-19
- Erscheinungsdatum
- 19.08.1916
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1916
- Monat1916-08
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192, 19. August 1916. Redaktioneller Teil. wurde die Ausstellung hauptsächlich durch ihren Zweck gerecht fertigt. Die Einnahmen davon flössen nämlich dem »Roten Kreuz« zu. Das schwedische »Rote Kreuz« hat während des Krieges ein umfangreiches Liebeswerk ausgellbt. Nicht nur, daß es bei den Jnbalidentransporten durch Schweden erfolgreich mitgeholfen hat, es sind auch große Expe ditionen mit Liebesgaben nach den entferntesten Gefan genenlagern Rußlands entsandt worden. Bekanntlich fand in Stockholm unter dem Vorsitz des Prinzen Carl ein Kon greß von hervorragenden Vertretern Deutschlands, Öfter, rcichs, Ungarns und Rußlands statt, uni verschiedene Fragen zur Verbesserung des Loses der Kriegsgefangenen zu besprechen. In Stockholm ist auch eine Kommission zur Versorgung der Kriegsgefangenen mit guter Lektüre gebildet worden. Ein Auf ruf der Kommission, Bücher und Lesestoff zu schenken (vorwiegend Sprachlehrbllcher, Wörterbücher, wissenschaftliche und schöne Literatur), war von dem Prinzen Carl, der Kronprinzessin, dem Erzbischof Söderblom und anderen unterzeichnet. Wenn ich über die literarischen Ereignisse spreche, scheint es unmöglich, am Theater vorbeizugehen, da wir in diesem Früh jahr wenigstens zwei Riesenerfolge dramatischer Dich tungen erlebten. Es waren Strindbergs »Gustaf UI.« im Intimen Theater und Hofmannsthals »Jedermann« im König!. Schau spielhaus. »Gustaf m.« gehört wohl nicht zu den bedeu tendsten Schöpfungen Strindbergs, behandelt aber eine Periode der schwedischen Geschichte, die in der glänzenden Gestalt des genialen Königs verkörpert wurde und noch immer in der Volks seele eine schwärmerische Empfindung weckt. Die Aufführung war in jeder Beziehung künstlerisch. Doch verhielt sich die Kritik der Dichtung gegenüber, wie fast immer, wenn es Strindberg gilt, etwas kühl. Das Publikum scheint dieses Verhalten nicht zu teile»; denn es füllte Wohl 4 Monate lang Abend für Abend das kleine Theater. »Jedermann« kam in ganz vorzüglicher Ausfüh rung heraus, die sich der deutschen würdig zur Seite stellen darf, und ist jedenfalls ein gewaltiger Erfolg mit im voraus ausver- kauftcn Häusern geworden. Nach der Kritik zu urteilen, ist di« Ausführung das größte bühnenkünstlerische Ereignis des Spiel jahres gewesen. Ferner wurde Schönherrs »Weibsteufel« von »Zvenslca Tsatern» recht gut gegeben, vermochte sich aber nicht lange auf dem Spielplan zu halten. Der außerordentlich niedrige Kurs des deutschen Geldes hat sich auch im Buchhandel fühlbar gemacht. Anfang des Jahres beschlossen die Stockholmer Sortimenter, den Preis von deutschen Büchern um >9 °/» herabzusetzen. Dann sank der Kurs noch tiefer, und es wurde behauptet, größere Abnehmer ließen ihre Bücher direkt aus Deutschland kommen. Kürzlich wurde be schlossen, die Mark vorläufig mit 70 Öre zu berechnen. Jnwie- fern dies notwendig war oder berechtigt ist, will ich nicht beur teilen. Weshalb sollte der Buchhändler nicht wie andere Kauf leute von der Lage des Geldmarktes profitieren? Hat man je mals gehört, daß andere Geschäftsleute ihre Waren billiger ver kaufen, weil der Markkurs abnorm niedrig ist? Ich glaube, das Gegenteil ist der Fall. Aber bei Büchern verlangt das liebe Publikum manchmal sogar Preisberechnung nach dem Tages kurs der Banken. Die Preisberechnung bei ausländischen Bü chern ist übrigens in Schweden immer schwierig gewesen. Die größeren Firmen, die mit den ausländischen Verlegern in reger direkter Verbindung stehen und einen wesentlichen Bedarf haben, wollen den Wünschen des Publikums weitestmöglich durch niedrige Kursberechnung entgegenkommen und können cs natürlich auch tun, ohne daran Verluste zu erleiden. Di« kleineren Firmen dagegen, die ihren Bedarf aus zweiter Hand beziehen müssen, können bei ausländischen Büchern keinen Gewinn erzielen, übri gens soll, wie verlautet, auch eine direkte Konkurrenz mit Ra battnachlaß vom Ausland, besonders von Deutschland, sich fühl bar machen. Wohl um dieser Tatsache Rechnung zu tragen, berechneten bisher die Stockholmer Buchhändler bei wissenschaft licher und fachlicher Literatur stets die Mark mit 90 Öre, wäh rend diese Berechnung bei Belletristik und damit verwandten Literaturgattungen nur angewandt wurde, wenn der Preis 15 ,/k überstieg. Sonst müßte man eine derartige Berechnung als abnoritz ansehen, denn gerade wissenschaftliche u. dgl. Bücher werden ja von den Verlegern am schlechtesten rabattiert. In der letzten Sitzung des Zentralausschusses des Schwedischen Sorti mentervereins wurde beschlossen, an den Börsenverein die Bitte um geeignete Maßnahmen zur Verhinderung dieses Wettbe werbs zu richten. Wenn man aber den früher bekun deten Standpunkt des Börsenvereins kennt, muß stark bezweifelt werden, daß dieser Schritt Erfolg haben wird. Die Satzungen des Börsenvereins, wie Wohl auch diejenigen der schwedischen Sortimenter- und Verlegervereine können nur für den inländi schen Geschäftsverkehr Geltung haben und haben keinen Einfluß auf Angelegenheiten des Auslandes. Ein Druck kann in dieser Be ziehung seitens des Börsenbereins offenbar nicht ausgeübt wer den. Die Anregung zur Herabsetzung des Buchhändlerkurses dürfte wohl aus Dänemark über die südschwedisch« Universi tätsstadt Lund gekommen sein. Die dänischen Buchhändler haben schon seit einiger Zeit den niedrigeren Kurs auf Mark währung berechnet. Den Franc berechnet man sogar trotz der hohen Portokosten dort immer noch mit 80 Öre. Eine Reise von dem Lund benachbarten Malmö nach Kopenhagen kostet nur ein paar Kronen, und angeblich ließen viele Bücherkäufer der Gelehrtenstadt ihre Bücher in Kopenhagen wegen des nied rigeren Preises einkaufen. Nun mutz aber erwähnt werden, daß das Paketporto zwischen Deutschland und Schweden ab norm hoch ist. Während ein 5 Kilo-Paket von Deutschland nach Dänemark nur 80 «s kostet, mutz man für ein solches nach Schwe den genau das Doppelte zahlen, obwohl zwischen Deutsch land und Schweden seit mehreren Jahren eine lebhafte direkte Dampferverbindung besteht. Ein Postpaket nach Norwegen kostet, obwohl es fast die Hälfte Schwedens zu passieren hat, nur 1.40 und mit direktem Schiff über Hamburg sogar nur 1 »1k. Das Verhältnis ist direkt widersinnig, der neueren Entwick lung nicht entsprechend und verlangt dringend eine Ände rung. Der Sortimenterverein hat neulich beschlossen, wegen Er mäßigung des Portos bei dem Generalpostdirektor vorstellig zu werden. Ein Erfolg scheint aber zweifelhaft. Denn die schwedische Postbehörde ist fürchterlich konservativ und ganz im Banne St. Bureaucratius'. Das Problem der Zahlung der finnischen Buchhändler ist in ähnlicher Weise wie im vorigen Jahre gelöst worden. Das Geld wird in der »Privatbank« zu Helsingfors deponiert, bis ein normaler Kurs wieder eintritt. Die Zahlung mutzte bis spätestens 1. Mai 1916 geleistet werden, wobei der Schuldner gleichzeitig in schwedischem Geld 6"/» auf den Saldo von 1914 an den Schwedischen Verlegerverein bar zu zahlen hatte. Ferner wurde vom Verlegerverein beschlossen, im Jahre 1916 Bücher nur an solche Sortimenter zu liefern, die bar zahlen oder eine durch Verhandlung näher zu vereinbarende Kaution in schwe dischen Kronen bei einer schwedischen Bank stellen. Laut Angaben der finnländischen Buchhändlerzeitung »von kinsko Lolcbanäeln« soll das Weihnachtsgeschäft in Finnland recht gut, jedenfalls besser als erwartet, gewesen sein. Die in Finnland erschienene schwedischsprachige Literatur war besonders gut vertreten und fand einen bedeutenden Absatz, wogegen die reichsschwedische, trotz der Namen wie Lagerlöf und Heidenstam, einen verhältnis mäßig geringen Erfolg hatte. Immerhin ist es rätselhaft, wie eine einheimische schwedische Literatur in Finnland existieren kann. Denn von der Bevölkerung des Landes sind nur etwa 400 000 Schweden, und die Finnen verstehen weder Schwedisch, noch denken sie daran, es zu lernen. Ferner hat diese Lite ratur gegenwärtig keinen einzigen Namen von wirklicher Be deutung und ist in Schweden nur wenig bekannt. Es mag Wohl sein, daß ein paar von den jüngeren Dichtern Beachtung ver dienten, aber die schwedische Kritik kümmert sich nur wenig um di« in Finnland erscheinende schwedische Literatur und entschul digt sich damit, daß sie mit der einheimischen genügend zu tun habe. Aber auch sonst berührt uns diese Dichtung fremd. Sie beschäftigt sich, wie ja natürlich, überwiegend mit finnischen Verhältnissen, die bei uns geringes Interesse finden, und — sonderbar zu sagen — Finnland ist den meisten Schweden frem der als manches weit entfernte Land. Dazu mögen Wohl die Politischen Verhältnisse viel beigetragen haben. Finnland ist eben Rußland, zu dem der Zutritt schwieriger als anderswo 1095
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