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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.08.1916
- Strukturtyp
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- 1916-08-09
- Erscheinungsdatum
- 09.08.1916
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- Deutsch
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183, 9. August 1916. Redaktioneller Teil. Lfde. Nr. Titel 186 Das schöne Fabrikmädchcn oder die Geheimnisse einer großen Stadt. 187 Der schwarze Christoph. 188 Der schwarze Peter. 189 Die Stickerin von La Turbie, Leidensgeschichte einer Betro genen. 190 Der Sträfling oder die Leiden eines unschuldig Verurteilten. 191 Die Trauung am Sterbebett. 192 Treu der Natur. Ein Mahnruf an die denkende Menschheit. 193 Unschuldig verurteilt. Romantisch-kriminalistische Volks- crzählung. 191 Unterm Richtbeil vermählt oder unschuldig verurteilt. Sen sations-Roman aus unserer Zeit. 195 Die Vcilchcnprinzcssin. 196 Die verlassene Frau. Der Roman eines armen Mädchen herzens. 197 Von großen und kleinen Kokotten. Amüsante Witze, Humo resken und Anekdoten, gesammelt von Karl Peußel. 198 Die Waldmühlc an der Tschcrnaja. 199 Wilhelm Rcindcl, der Scharfrichter von Magdeburg und die Opfer des Schaffots. 200 Das Zigcunerkind. Ohne Vater, ohne Mutter, allein auf der Welt! Oder die Geheimnisse eines Fürstenhauses. 201 Der Zigeunerkönig Farkas Mor, genannt die Geißel der schwarzen Berge. Verlag Berlin 8>V. 61, Verlagshaus für Volksliteratur und Kunst. Berlin-Weißcnscc, E. Bartels. Dresden, Nich. Hcrm. Dietrich. Dresden-A. 7, Adolf Ander. Berlin 8VV. 61, Verlagshans für Volksliteratur und Kunst. Berlin-Weißcnscc, E. Bartels. Erdenglück, B. Wincklers Verlag. Dresden, Rich. Herm. Dietrich. Berlin ^0. 43, A. Weichert. Berlin NO. 43, A. Weichert. Berlin NO. 43, A. Weichert. Berlin 8^. 68, Ncform-Verlagshaus. Dresden-Niedersedlitz, H. G. Münchmcyer. Berlin NO. 43, A. Weichert. Berlin 8^. 61, Verlagshaus für Volksliteratur und Kunst. Berlin NO. 43, A. Weichert. Eine Dorfbücherei im oberelsässischen Jura. Es war eigentlich staunenswert, wie viel Zeitungen in dem abgeschiedenen Sundgauer Dorf gehalten wurden. Außer el- sässischen Blättern lagen in jedem der drei Wirtshäuser große Berliner und Münchener Blätter auf. Reichere Bauern waren selbst Abnehmer von solchen Weltblättern, die übrigen von el- sässischen Zeitungen, wenigstens den Winter über, französische waren unbekannt, wie denn überhaupt französisch nur von we- nigen älteren Leuten gesprochen wurde. So fleißige Leser sollten keine Bücherfreunde sein? In der Kreisstadt behauptete man es allerdings. Versuche mit fertig zusammengestellten Büchereien waren in den Sundgauer Walddörfcrn nicht glücklich ausgefallen. Die Leute hatten sie nicht benützt. Ich wollte gern einige Bücher daran wagen. Dem Lehrer, einem älteren Herrn, im Nebenamt Gemeindeschreiber und Or ganist, konnte man die Verwaltung nicht Wohl aufbürden. Da erbot sich ein Schuhmacher, gleich vielen aus seiner Zunft ein besinnlicher Mensch, der selbst viel las. Nun hing das Brett mit den hübsch gebundenen Büchern in der Werkstatt an der weißgetünchten Wand und zog die Blicke der Kundschaft an. Nach einer Weile kam immer die Rede darauf. Sie seien ihm zum Zeitvertreib überlassen, sagte der Schuster, doch dürfe er sie auch weilerverleihen, wenn je mandem darnach gelüste. Ob Romanbllcheln dabei wären? Wohl, Wohl! und wundersam schöne. »Frau Sorge« von Sudermann würde er in einem Zuge verschlungen haben, wenn nicht seine Alte die Lampe ausgcdreht hätte. Der Fragesteller, Besitzer der zweiten Sägemühle in der Schwedenschlucht, nimmt Frau Sorge mit. Er muß das Brctter- schneiden oft bis tief in die Nacht hinein überwachen. Da mag sie ihm Gesellschaft leisten. Rasch hintereinander holt er dann Lagerlöfs »Jerusalem«, Novellen von Paul Hcyse, Kellermanns »Tunnel«, Berta v. Suttners »Die Waffen nieder«, Klara Viebig, »Das schlafende Heer« und einige Bände Rosegger. Bei den Mädchen geht Fedor v. Zobeltitz' »Roman einer Stists- damc« von Hand zu Hand. Der schweigsame, schüchterne Bursch, der im Hof mein Holz spaltete, hätte eine Vorliebe für Geographie. Immer lag er über seinem Schulatlas. Alle Flüsse Afrikas konnte er hersagen. Sein Kamerad hätte gern etwas gelesen über Algerien, wo ein Onkel von ihm lebte und Weinbau trieb. Ein Dritter wünschte eine Weltumseglung. Zum Glück konnte ich alle befriedigen. Außerdem vermehrte ich die Bücherei um Schweiger-Lerchenfelds »Franenleben der Erde« und ein sechsbändiges ethnographisches Werk über alle Völker mit vielen guten Holzschnitten. Im Verlauf des zweiten Winters waren die Bücher beständig unterwegs. Dafür hatten sie im Sommer Ruhe. Die land wirtschaftlichen Arbeiten beanspruchten den lieben, langen Tag. Zu Neujahr war es am Orte Brauch, daß die stellungspflich tigen Burschen vor den ansehnlicheren Häusern ihre Flinten ab- seuerten. Für diese Beunruhigung am frühen Morgen empfing jeder Schütze eine halbe Mark oder ein Gläschen Schnaps. Die Bauern gaben letzteres. Darum waren die Burschen schon immer berauscht, wenn mein Haus an die Reihe kam. Das letztem«! hatten sie das morsche Türchen eingedrückt und waren mit ihm auf den hartgefrorenen Weg hereingefallen, im Stürzen ihre Schüsse abgebend. Mich auf dieses Erlebnis berufend, ließ ich bei der nächsten Gelegenheit bekanntmachen, ich würde so geräuschvoll zum Aus druck gebrachte Wünsche für mein Wohlergehen nicht mehr in klingender Münze entlohnen, sondern in Büchern. Trotzdem fehlte keiner von den Schützen, und ihre Haltung war besser als zuvor am Morgen eines neuen Jahres. Einem Burschen waren Uhlands Gedichte zugesallen. Am Abend las er daraus den Seinigen vor. Aber auch die Dichter der Gegenwart hätten sie kennen lernen sollen. In den Weihnachtsanzeigen der Buchhändler lockte so manches Neue, das ich gern in diese Bauernhände gelegt hätte, und es ist nur recht und billig, daß der deutsche Schriftsteller von seinen Zeitgenossen gekauft und gelesen werde. Augenblick lich fehlen mir leider die Mittel, und warum sollte schließlich eine so wohlhabende Gemeinde mit ihren geistigen Genüssen auf Geschenke angewiesen sein? Welche Summen trugen doch die Bauern ins Wirtshaus! Nicht selten bevölkerten sie den Tisch mit Chanrpagnerflaschcn gegen Ende eines Gelages. Mein Entschluß stand fest. Kommenden Herbst, wenn der Lesehunger sich wieder meldete, wollte ich Beiträge begehren. Eine halbe Mark war mir an jeder Feuerstelle gewiß. Mancher Bücherfreund spendete sicher das Fünffache und Zehnfache. Da mit war mir dann auch die Veranlassung gegeben, mit den Leuten »das Buch« durchzusprechen. Jeder neue Ankauf würde eine Fülle von Anregungen bringen. Menschen, von Jugend an so beraten, rennen schwerlich der Schundliteratur in die Polypenarme. Ich sollte meine guten Vorsätze nicht verwirklichen können: der Krieg brach aus. Ais die ersten Winterstürme daherbrausten, lag die Jung mannschaft des Dorfes an zwei Fronten in den Schützengräben. 1057
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