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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.07.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-07-15
- Erscheinungsdatum
- 15.07.1916
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 162, 15. Mi 1916. in denen man mittelbar darauf hingelenkt wird, eine überwältigende Kraft der teutonischen Wissenschaft anzuerkennen, — sie, die selber keine einzige Erfindung gemacht, die eben nur mit vollendetem Geschick die ihren Gebildeten angeborene Fähigkeit verwertet haben, alle aus anderen Vaterländern kommenden Gedanken, alle Erfindungen mensch licher Gedankenarbeit, die anderen Gcistcswerkstätten entsprossen sind als den ihrigen, zusammenzustellen und zu registrieren, und denen es gelungen ist, durch das auf ein nationales Ziel gerichtete, an Ordnung und Zucht gewöhnte Buchgewerbe sich über die Welt zu dehnen. Es gibt auf dem Erdball keine Bibliothek von irgendwelcher Be deutung, die nicht eine vollständige Sammlung aus den großen Leip ziger Verlagen besäße; es gibt keinen geistigen Arbeiter, keinen Forscher, keinen Gelehrten oder einfachen Dilettanten, der nicht dazu seine Zuflucht nähme und dabei infolge des Reichtums und der Viel seitigkeit der Veröffentlichungen sich von der ganzen Fülle mensch licher Gedanken und Erkenntnis umgeben sähe, wie sie in den Namen Tauchnitz oder Tcubner verkörpert ist. Mehr noch, — da alle fran zösischen oder englischen Verfasser in diesen Sammlungen übersetzt sind und unsere Behörden sich bei ihren Ankäufen für die AuS- landsbibliothcken recht knauserig zeigen, so hat man erlebt, daß dre Geistcsbliitc aller Länder die deutsche Sprache lernen mußte, um ihre Studien fortsetzen zu können. So hat sich, auch dank der Her ausgabe von deutschen Zeitungen in fast allen außereuropäischen Ländern, die gebildete Welt mehr und mehr an das Deutsche gewöhnt und hat sich dabei auch die neue Nechtsanffassung einprägcn lassen, die der Gewalt auf allen Gebieten. Dieser Bewegung haben wir uns cntgegenzustellcn. Ihren Lauf hat die Schlacht an der Marne schon gehemmt, und unser Wider stand an der User und bei Verdun hindert weiteres Vordringen. Es ist eine Kraftanstrengung des Willens, die dem Leipziger Buchhandel das Übergewicht gegeben hat. Eine fortgesetzte Anstren gung wird es uns ermöglichen, uns davon zu befreien, und auf die Gcdankenrichtnng der Welt den Einfluß gewinnen lassen, wie die dem Boden Frankreichs entsprossenen Plejaden von Dichtern und Denkern ihn rechtfertigen. Und darum ist es, wenn wir jetzt auf diesem Sondergcbict mittels der Büchermesse den Kampf gegen das deutsche Gewerbe anfnehmen, nicht unnütz, daß wir uns klar darüber werden, wie es Deutschland mit seinem wucherischen Aufkauf von Rüstzeug, soweit es Bildung fördernden Geist offenbart, hat glücken können. Ebenso wie die Mnsteransstcllung von Waren aller Art ist auch das Leipziger Büchergewerbc ans den Messen hervorgegangen, die besonders im 10. und 17. Jahrhundert geblüht haben. Um seinen Verbrauch zu schaffen, finden sich die Papierfabriken des Vogtlands nnd des Erzgebirges in leicht erreichbarer Nähe, zugleich auch die Schriftgießereien, Druckereien nnd Buchbindereien. Dazu kamen im letzten Jahrhundert noch die Fabriken für Papier- und Druck maschinen in Chemnitz. Dieses große gewerbliche Ganze hat nicht mehr die vielen kleinen Verleger, die zur Messe kommen, zu Kunden, sondern die buchhändlc- rischen Kommisionäre.*) Diese nehmen dem Verleger die Sorge »in den Vertrieb ab, indem sie die Buchhändler aller Städte der Welt mit dessen Büchern versorgen, nnd zwar durch Verkauf in Kom mission, der sich praktisch in Eröffnung ausgedehnter Kredite des Kommissionärs an den Verleger umprägt. Der Kommissionär ist es, der die Grundlage für schnellen Umsatz schafft, der den gang barsten Büchern schnellste Beförderung sichert, der durch prächtige Kataloge mit Angabe der Preise, Formate, Gewichte nnd auch des Inhalts dem deutschen Buchgewerbe nnd Buchhandel neue Absatzwege eröffnet. Er ist cs ferner, der die Zurechnung der Buchhändler der Provinz und des Auslands in Leipzig zentralisiert, dank dem Börsen- vcrcin der Deutschen Buchhändler, einer vollendeten Bücherbörse, die mit ihren Gesetzen, ihrem Auf und Nieder den Markt dieses Han dels beherrscht. Da werden alljährlich nach Ostern Schulden nnd Forderungen der Buchhändler und der Kommissionäre gegenseitig bereinigt, da vollzieht sich ein vollkommener Ausgleich nach Maßgabe der unverkauft gebliebenen und der an die Kundschaft abgesetzteu Bü cher. Die Buchhändler geben sich dort ein Stelldichein, ihre Kan tatewoche im Deutschen Buchhäuölerhause gibt Zeit und Ort für Ab schlüsse und Abrechnungen, die sich auf einige Hundert Millionen Mark belaufen. Andere deutsche Städte haben zwar versucht, andere Produktionszcntren zu schaffen, so insbesondere Stuttgart und Berlin; aber die Buchhändler dieser Städte müssen gleichwohl ihren Kommissionär in Leipzig haben, und um belastende Frachtkosten zu sparen, lassen sie ihre Verlagswerke auch in Leipzig drucken; der Kommissionär versendet sie dann und sorgt für den Verkauf. *) Von Berichtigungen der vielen handgreiflichen Jrrtümer glau ben wir absehen zu dürfen. Red. 932 So beschaffen ist dieser Organismus. Sehen wir nun zu» wie , der srauzösische Buchhandel dieses Joch abschütteln kann. Die Stärke des Leipziger Buchhandels liegt, wie ich es schon von der Waren- Mustermesse sestgestellt habe, in der ihn umgebenden Industrie, die für die Grundstoffe und Werkzeuge zur Herstellung des Buches sorgt: Papier, Lettern, Druck, Maschinen usw. Konzentration also ist sein Wahrzeichen. Wenden wir uns von den Arbeitsstätten der Hilfsgewerbe nun mehr zunächst dem Buchhandel zu. Auch hier wieder finden wir die große Menge der Buchhändler wohldiszipliniert. Die Bestellungen gehen unmittelbar an einen Zweckvcrband der Buchhändlerkommissio- näre, der stillen GcschäftSteilnehmer und Verkaufsvermittler des deutschen Verlags. Dieser Vertrieb besitzt eine beträchtliche Ver- triebsbefühigung, denn er hat praktisch alle Vcrkaufsvermittler zwi- ; scheu Verleger und Käufer in der Hand. So sieht er sich in der Lage, ! das nationale Denken und Empfinden zu beeinflussen, indem er, dank seinen weitreichenden Verbindungen — die großen Leipziger Kom missionäre haben eine Anzahl Gelehrter in ihren Reihen gehabt —, auf das gangbare Buch hinweist, den öffentlichen Geschmack auf diese oder jene Gattung von Werken hinlenkt. Er kennt die Aufnahme fähigkeit des Publikums, er vermeidet übergroße Auflagen und ver mindert dadurch die Menge des Unverkauften. Er findet sich einer hervorragenden sozialen Aufgabe gegenüber, weil es seine Erfahrung und Einsicht ist, von der die Verbreitung der deutschen Wissenschaft abhäugt; ihm verdankt man allgemein bekannte Eroberungen durch das Buch, wie die Überflutung und Unterwerfung ganz Skandinaviens unter deutsche Denkart. Ganz ohne Zweifel ist das Buch ein Soldat aus den Kerntruppeu des Pangcrmanismus gewesen; aus ihm sollten auch wir, mehr als bis heute geschehen, den Agenten unserer sieg reichen Zivilisation machen. Und dazu kann die Lyoner Büchermesse viel beitragen, wenn es ihr gelingt, die französischen Verleger bei sich zu vereinigen, wenn sie in ihnen bei regelmäßig wiederkehrendem Be such den Gedanken eines umfassenderen und kaufmännischer gerichteten Zusammenschlusses reifen läßt, als der Cercle cle 1a librairie auf dem Boulevard Saint-Germain in Paris ihn bietet. Daß sich in Lyon ein Kern bilde, daß aus ihm ein tatsächlich vollkommenes Buchgewerbe er wachse, zu diesem Wunsche berechtigt die Gesamtheit der regionalen Er zeugung. Die Papierfabriken der Jsere und Savoyens, ebenso die der Hochalpeu könnten den Kranz einer Hilfsindustrie für ein neues Lyoner Buchgewerbe bilden, das seinerseits von den berühmten Druckereien Lyons und den mechanischen Werkstätten der Umgebung gestützt würde Mehr als jede andre Ware sollte das Buch unser Ausfuhrvermittler sein. Der französischen Gedankenwelt weiteste Verbreitung zu geben, unsere klassische» und neueren Autoren immer eindringlicher zur Kenntnis zu bringen, zu zeigen, daß Frankreich in allen Richtungen geistiger Arbeit Lichtstrahlen wirft und die Zukunft aufleuchtcu läßt, — welche schönere Aufgabe für unser Ausdchnungswerk! Tann wird mau uns besser kennen und verstehen lernen, uns auch ernstlicher lieben, und so wird das Buch auch den Weg für unsere Waren freigemacht haben; denn geistige Freude ruft auch materielle Bevorzu gung heran. (gez.) Albin Haart. Meine ersten Verleger. (Zum 7 0. Geburtstage Anton Ohorns (22. Juli 1916j.) Meine ersten schriftstellerischen Arbeiten entstanden in der Kloster zelle und hatten einen harmlosen Zug, ohne religiöse oder kirchliche Tendenz. Sie erschienen in der Zeitschrift »Alte und Neue Welt« und fanden dann Aufnahme in die von dem gleichen Verlage (G cb r. Benziger in Einsiedel») herausgegebene Sammelbücherei »Familien-Bibliothek«. Ein Honorar habe ich nicht beansprucht und auch nie erhalten. Mir genügte die Veröffentlichung, und wenn mir der Verlag ab und zu einige der bei ihm erschienenen Bücher (religiösen Inhalts) sandte, fühlte ich mich geehrt und erfreut. Als ich behufs theologischer und philosophischer Studien nach Prag kam, beteiligte ich mich an einem von dem Schweizer Piusverein ver anstalteten Preisausschreiben und erhielt für mein erstes größeres Werk, die Novelle »Der Dorfengel«, eine Ehrenmcdaille. Natür lich mußte das Buch erscheinen, und die Hofbuchhandlung C. H. Hunger -in Prag, die mir meinen Bttcherbedarf lieferte, übernahm den Verlag. Das Honorar war müßig, aber es reichte gerade, um mir einen hübschen Pelz zu kaufen, der unter der Studentenschaft Prags wohl ein Unikum war. Nur nebenbei sei erwähnt, daß mir dieses Buch nachmals den Mut gab, eine Audienz bei dem Herzog Ernst II. von Coburg-Gotha zu erbitten, die für mich von freund lichen Folgen sein sollte, so daß das schlichte Werk mir indirekt den Weg nach Deutschland öffnete, als sich das Klostertor hinter mir schloß.
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