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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-07-15
- Erscheinungsdatum
- 15.07.1916
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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,v 162, 15. Juli 1916. Redaktioneller Teil. Ein offener Brief an Sir Edward Goschen. *) Von Leopold Klotz, Direktor der Verlagsbuchhandlung Friedrich Andreas Perthes A.-G. in Gotha. »Das eigentliche Wesen der Wurde des M e u - scheu besteht in der Hoheit des Geistes, in dem tiefen Gefühl, das für Wahrheit, Recht und Pflicht erglüht.« (Alis der 1828 erschienenen Schrift von Georg Joachim Göschen: »Über die Würde des Menschen«.) Der dentsche Buchhändler Georg Joachim Göschen schrieb am 19. Dezember 1813 an seinen Freund Körner nach Dresden n. a.: Mein ältester Sohn steht freiwillig als Lieutenant bei der Landlvehr. Mein Dritter (Wilhelm Heinrich) schrieb mir: er wolle nicht feiger sein, als seine Brüder; er gehe zu Tettenborn. Es ist ein bißchen viel. Aber ich sehe hierin, daß Gott das Gebet meiner Jugend und meines Alters, mich zu einem nützlichen Kerl zu machen, erhört hat . . .« Am 25. Januar 1814 schrieb Göschen an Völliger: »Mein dritter Sohn, der zu Tettenborn gehen wollte, um seinen Brüdern nicht nachzustehen, wurde in dem Augenblick, da er den Entschluß ausführen wollte, von einem vermögenden Kaufmann in Compagnie genommen und ist jetzt mit Susemihl in London. Im 2ttten Jahre ist dieser also etablierter Kaufmann und in einer sehr g l ü ck l i ch cn Car rier e«. Dieser dritte Sohn, der die »sehr glückliche Carriöre« derjenigen eines Kriegsfreiwilligen vorzog, war Ihr Großvater, der mit einem anderen Deutschen namens Frühling ans Bremen in London das Bankhaus »Frühling K Göschen« gründete und zur Blüte brachte. Alle Achtung vor seinem kaufmännischen Talent, noch mehr aber davor, daß er als anglisierter Deutscher doch noch einigen Heimat- und Familiensinn besah, der ihn veranlaßte, den ihm nach 14jährigem Aufenthalt in England geborenen Sohn »Georg Joachim« nach dem Großvater zu nennen, der knapp drei Jahre vorher in der deutschen Heimat Hohenstädt bei Grimma, 76 Jahre alt, gestorben war. Wie durfte sich Ihr Großvater Heinrich schon freuen über die glück liche Karriere, die auch seinem Sohne Georg Joachim beschieden war, dem das Glück zuteil wurde, als Schatzkanzler des britischen Reiches ins Unterhaus einznziehcn und seine deutsche Abstammung durch Änderung des gut deutschen Familiennamens Göschen in Goschen ver leugnen zu dürfen. Wie hätte er sich aber erst gefreut, hätte er es erleben können, als Enkel Edward als Botschafter des britischen Reiches der Anserwählte war, im Namen des A d o p t i v-Vaterlandes dem Hei mal lande seiner Väter den Krieg zu erklären, »in dem tiefen Gefühl, das für Wahrheit, Recht und Pflicht erglüht«, einem Aus spruch Ihres Urgroßvaters ans dem Jahre 1828! Sir, — sind Sie schon einmal auf Ihren Urgroßvater, dessen Namen Sic, trotz allem noch tragen, stolz gewesen? Darauf, wie er mit all den Eigenschaften, auf die ein guter Deutscher stolz sein kann, sich von: armen elternlosen Knaben an durch zähen Fleiß, Ehrlichkeit, und Wahrhaftigkeit heranfgeschafft hat zu einer Persönlichkeit, deren Name in der deutschen Geistesgcschichtc mit nnauslöschlichcn Lettern eingetragen ist? Wissen Sie auch, mit welchem Stolz er seine Söhne in den Krieg gegen den großen Korsen ziehen ließ, in den Krieg um die Befreiung des deutschen Herdes? Sollten Sie es nicht wissen, dann lesen Sic cs doch in seinen Briefen an Schiller, Körner und Völliger nach! Stellen Sie sich vor, Sir, dieser Mann erstehe heute ans dem Grabe und erführe, was der Enkel über Deutschland, über seine, des Ahnen Heimat gesagt?? Doch, das haben Sie mit sich nnd Ihrem Genüssen abznmachcn. Daran will ich Sie aber als Antwort auf Ihre Auslassungen Herrn Julian Grande gegenüber erinnern, daß das Gefühl für Wahrheit, Recht und Pflicht Ihrem Vorfahr Voraussetzung für die Würde des Menschen gewesen. Ihrer Intelligenz als eng lischer Staatsmann mag man es gntschreiben, wenn Sie, ich erkenne dies an, erst nach beinahe zweijährigem Schweigen, nun auch mit- helfen, Ihrem Adoptivvaterlandc und der neutralen Welt Sand in die Augen zu streuen, aber Ihrer Würde als Menschen in dem hohen Begriff, den Ihr Urgroßvater dem Worte gegeben, entspricht es nicht, wenn Sie bewußt die Unwahrheit sagen nnd ganz als reine englische Un schuld mit Argumenten kommen, als ob Sic die Welt für eine K i n d e r st n b e h i e l t c n, i n der man n u r d c m W o r t d e s *) Dieser Brief ist im Original (ohne das Vorgesetzte Motto) an die »Nene Züricher Zeitung« gegangen, die kürzlich scharfe Angriffe des ehemaligen britischen Botschafters in Berlin Sir Edward Goschen gegen Deutschland gebracht hat. Papa zu glauben hat. Aber über die Kinderstube sind die ihrem Vaterland treu gebliebenen Deutschen doch hinaus, sollten Sie das auf der englischen Insel in der Wilhelmstraße nicht be merkt haben, weil Sie versuchen, uns heute mit Märchen zu kommen? Was soll man dem geographischen Scherze entgegenhalten, das Verhältnis der von den Kriegführenden besetzten Gebiete sei eins zu sechs zugunsten der Entente? Wir würden sowohl de» Diplomaten Sir Edward Goschen, als auch das Maß politischer Klugheit bei Geg nern und Neutralen zu niedrig cinschätzen, wollten wir Sie ernsthaft darüber belehren, daß europäischer nnd kolonialer Boden jetzt nnd in den Friedensverhandlnngen einige kleine Wertvcrschiedenheiten auf- weisen werden, die das Verhältnis gerade umkehren. Auch dem Ver suche der Entente, »nach Belieben zu bestimmen, ob ein einziges deut sches Handelsschiff Helgoland passieren könne«, dürfen wir nach den Taten der »Möwe«, unserer Unterseeboote und nach der Seeschlacht am Hornsriff mit durchaus angenehmen Erwartungen entgegensehcn. Da Sie nun behaupten, daß ein solcher Versuch selbst dann erfolgreich wäre, wenn »der Entente die letzte Kanone und das letzte Gewehr ver loren gingen«, so erklären Sie uns, bitte, weshalb England nnd Ge nossen, die doch, dank Amerika, bislang noch immer im Besitz von Waffen sind, in den letzten 24 Monaten noch keine Zeit hatten zu siegen? Doch mit diesem Rätsel werden vielleicht wir Deutschen schneller fertig werden als Sie, der Halbengländer, der wahrscheinlich ungern sich daran erinnern läßt, daß seine deutschen Vorfahren bei Waterloo gegen den erdrückenden Cäsarismus des Korsen ebenso strit ten, wie wir heute gegen den Versuch einer englischen »europä ischen Vorherrschaft« kämpfen. Immerhin kann uns die Familiengeschichte von Georg Joachim Göschen bis zu Sir Edward Goschen eine Warnung sein, daß wir inZuknnft auch um d e r »g l ü ck l i ch st e n K a r r i e r e« Wil le »nicht die Söhne unserer besten Familien an das Ausland ab geben. Diesen Fehler begangen zu haben konze dieren wir, ihn wieder gut zu machen, verspricht Ihnen Deutschland gerne nnd dankt England für die hierbei geleistete Hilfe. Zwar ist nach einem alten Wort jeder englische Botschafter ein Mann, »der im Anslandc lügt (rvlro lies atzroad), aber cs wirkt peinlich, wenn diese ehrenwerte Tätigkeit gerade gegen das Land erfolgt, dem der Gesandte selbst entstammt, und vielleicht ausgeübt wird, um sich im Adoptivvaterlandc gegen jeden Verdacht der Anhänglichkeit an das Stamm laud zu ver teidigen. Junger Adel verpflichtet am meisten. Schon Ihr Vater opferte seinen Namen, dann nannte er Sie nach dem Erben der englischen Krone, dem ersten Gentleman des Reiches und dem Urheber der Ein- krcisnngspolitik: Edward! Der Name Ihres Urgroßvaters, des ersten Georg Joachim Göschen, wird trotz der Verleugnung durch seine Enkel dem Deutschen fleckenlos erhalten bleiben. Die Büchermeffe in Lyon. iVol. Nr. 1V3, 110, 118,122 u. 141.> Dank der Organisation des deutschen Buch handels gibt es keine Bibliothek von einiger Bedeutung ohne die vollständige Sammlung der großen Leipziger Verleger. (Übersetzt aus »I^o Ilsveil national«, Lyon, v. 30. April 1916.) Wir haben hier den zweiten Teil unserer Kampforganisation gegen deutsche Aneignung: die Warcnmesse hat unfern Glauben an eine materielle Befreiung gezeigt; die Büchermesse bezeugt unfern Glauben an geistige Befreiung und ist einer der wirksamsten Vorstöße zur Niederwerfung der kommerziellen Vorherrschaft Leipzigs, der Stadt, deren Gutdünken den Weltmarkt zum Nutzen Deutschlands bei sich vereinigt hat. Wer deren Stadtteil Reudnitz mit seinen Druckereien und Buch bindereien nicht bewandert, die summenden Bienenstöcke, als welche die großen Verlagshänser Tauchnitz, Tcnbner, Meyer nnd Brockhans sich zeigen, nicht gesehen hat, kann den gewaltigen Umfang des Leipziger Bnchhandess, die Mächtigkeit seiner Ausbreitung, die Grund lagen seiner Bewegungskraft nicht begreifen. Schon vor langer Zeit ist der innige Zusammenhang des Buchgewerbes mit Bildung und Gesittung von unseren Feinden richtig erkannt worden. In der Tat, welches eindringlichere Verbreitnngsmittel gibt es als das Buch, wie tief prägt sich menschliches Denken und Sinnen auf diesem Wege der Mitwelt ein! Hier noch mehr als in irgendwelchem anderen Zweige nationaler Betätigung heftet sich der gute Ruf an den Reich tum der Buchcrzeugnng. Die Deutschen haben sich dieses Reichtums bedient, um ihre Wissenschaft über die Welt zn verbreiten, ihre großen Geschichtswerkc, S31
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