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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.07.1916
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- 1916-07-15
- Erscheinungsdatum
- 15.07.1916
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.V 162, 15. Juli 1916. Redaktioneller Teil. Auf deutschem Boden, mit dem Hochgefühl der Freiheit in ver jüngen Brust, drängte es mich, mir die Vergangenheit aus der Seele zu schreiben, und es entstand in Gotha, im Hause des Hofpredigers 1)r. Schweitzer, mein erster Roman »Der K l o st e r z ö g l i n g «, ein »Roman eines Wissenden«. Der Zusatz ist wohl mißverstanden worden, und manches wurde für Wahrheit genommen, was Dichtung war, aber vielleicht gerade darum fehlte es nicht völlig an Interesse. Er er schien bei Herm. Costenoble in Jena (4. Ausl. 1910). Mittler weile war ich in Mühlhausen in Thür, seßhaft geworden, und im Begriffe, den eigenen Herd zu gründen, veröffentlichte ich die meiner Braut gewidmete epische Dichtung »Der fliegende Hollän der«, die bei dem mir werten und befreundeten dortigen Buch händler Adolf Foer st er herauskam: später erschien sie in der »Allgem. National-Bibliothek« bei Theod. Daberkow in Wien. (Foerster, der nachmals nach Leipzig übersiedelte, trat dort in die Firma Heinrich Bredt ein und forderte mich selbst, als wir uns nach Jahren persönlich begegneten, auf, für ihu eineu Nomau zu schreiben, der auch unter dem Titel »Der Tempelhauptmann« erschien und nach meiner offen ausgesprochenen Überzeugung ein besseres Schicksal verdiente, als vergessen zu werden.) Meine Lehrertütigkeit brachte mich in Beziehung zu I. Bae- ni ei ft er in Eisenach, bei dem nicht nur meine »Grundzüge der deutschen Literaturgeschichte« und »Grundzüge der Poetik« in ihrer ersten Auflage erschienen, sondern auch zwei Bändchen in der von ihm herausgcgebencn Serie »Novellen und Ge schichten«, nämlich »Hans Sachs, der d e u t s ch e Ha n d w e r k e r und Dichter« und »Aus niedrigem Stande«. Beide Manuskripte überließ ich Bacmeister persönlich in freundschaftlicher Gesinnung ohne einen Vertrag und ohne Honorar, aber als sie nach mals ohne weiteres in andere Hände kamen, verlangte der neue Verlag nicht bloß meinen Verzicht auf jedes Anrecht auf dieselben, sonder» auch die Verpflichtung, die gleichen Stoffe nicht anderweit zu be arbeiten. Nomina 8unt oäio8u — ich habe auch in der Tat diesen Verlag vergessen. Meine Übersiedlung nach Chemnitz brachte mich auf einen Boden, welcher der literarischen Produktion wenig günstig ist, aber die Nähe von Leipzig, wo ich mir ab und zu in dem damals blühenden »Sym posion« eine Lunge voll geistigen Sauerstoff holte und angenehme Be ziehungen gewann, vermochte einigermaßen zu entschädigen. Meine Stellung als Lehrer der Selekta an der höheren Mädchenschule legte nur den Gedanken nahe, ein vornehmes Blatt für die reifere weib liche Jugend herauszugebcn, für das ich auch namhafte Mitarbeiter gewann. Wegen des Verlags wendete ich mich an Otto Spanier in Leipzig, der nicht abgeneigt war und mich zu einer persönlichen Be sprechung einlud. Es war mir eine interessante Begegnung, und der lebhafte alte Herr, der mit berechtigtem Bürgerstolze mich in sein vor nehmes nnd behagliches Heim einführte, wurde mir von allem Anfänge an wert und sympathisch. Ich hatte später auch Gelegenheit, auf seinem Sommersitze Wolkenstein mit ihm zu verkehren, und freute mich be sonders an dem originellen Parke, in dem man wie in einem Natur- buche lustwandelte, überall begrüßt von sinnigen Sprüchen, zu denen auch die Illustrationen in Form von Figurengruppcn nicht fehlten. Spanier war bereit, auf meinen Vorschlag einzugehn, aber die Sache kam nicht zur Ausführung, weil ich durch Übernahme eines Lehramts an den Technischen Staatslehranstalten dem Interesse für das Mädchenschulwesen entrückt wurde; doch unsere Beziehungen blie ben bestehen, und ich übernahm die Neuausgabe von »Das Buch denk würdiger Kinder« von Franz Otto. Dabei war es eine ergötzliche Episode, daß ich nicht wußte, daß hinter diesem Pseudonym der Ver leger selbst stand, und daß ich darum unverhohlen und rücksichtslos manches tadelte, ja ganz beseitigt wünschte. Vielleicht war es aber gerade meine vermeintliche Offenheit, die ihm gefiel, denn er ließ sich nicht nur meine Meinung gefallen, sondern hatte auch eine neue, nicht ganz leichte Aufgabe für mich. Er hatte die Illustrationen zu dem Werke »I^a, kannic-ro dlsue« von Löon Cahuu erworben, aber nicht das Übersctzungsrccht nnd forderte mich auf, zu den Bildern eine Geschichte zu schreiben, in welcher der Mongolensturm mit den Kreuz- zügen und den Kämpfen des Deutschen Ritterordens in Verbindung ge bracht werden sollte. Die Arbeit hatte etwas Verlockendes und fiel wohl auch zur Zufriedenheit aus: »Der Eisenkönig« hatte mehrere Auflagen, und von nun an waren meine Beziehungen zu dem Verlage dauernde, nnd durch längere Zeit erschien alljährlich in dem selben ein neues Werk, zu dem mir zumeist Anregung und Stoff ge geben wurde. Ich gedenke dankbar einer Verbindung, die ich stets als eine vornehme und in jeder Hinsicht angenehme geschätzt habe, und bedauerte es sehr, als geänderte Verhältnisse sie anfhören ließen. Meine analogen Arbeiten aber erschienen nun zumeist bei Georg W. Dietrich, München, und ich habe alle Ursache, mich auch der nnen Beziehungen zu freuen. Meine literarische Tätigkeit hatte sich indes vielseitig entwickelt, und cs gab kein Feld, zu dessen Bearbeitung es mich nicht gelockt hätte. So entstanden lyrische und epische Werke, Romane, Novellen, Dramen und Literarhistorisches. Da war es nun nicht möglich, einen einheitlichen Verlag zu gewinnen, und meine Arbeiten zersplitterten sich nach verschiedenen Richtungen. Dazu kam, daß ich häufig von Verlegern selbst veranlaßt wurde, ein und das andere für ihren Ver lag zu schreiben, wie den »Tcmpelhanptmann« für Bredt, »Das neue Dogma« für die Buchhandlung des Evangel. Bundes, die Novellen »Im Zwielicht« für Robert Baum, drei Werkcheu für Earl Flemming, »Aus Tagen deutscher Not« für I. F. Lehmann, München, »Unter grüner Raute« für den Sächs. Volksschriftenverlag, drei Dichtungen für die »Deutsch-österreich. Nationalbibliothek« usw. Daß diese Zer splitterung mir nicht von Vorteil war, ist mir erst allmählich klar ge worden, und heute weiß ich, daß derjenige Schriftsteller die besten Er folge hat, dem es glückt, einen guten ständigen Verlag zu gewin nen, was freilich am ehesten möglich ist bei einheitlicher Art der Pro duktion, zumal wenn sie sich ausschließlich auf dem Gebiete des Ro mans und der Novelle bewegt. Aber es muß auch ein leistungs fähiger Verleger sein, der die Mittel und die Energie hat zu einer ausgiebigen und geschickten Reklame. Wie die literarische (bzw. kri tische) Reklame heutzutage oft das Genie macht, während der Autor, der dem Koteriewesen fernstcht und für den nicht in der maßgeben den Presse das Tamtam geschlagen wird, sich nur schwer durchringen kann, so hilft die geschäftliche Reklame des Verlegers, wenn sie nur ausgiebig und geschickt ist, auch minder Wertvollem zum Erfolge. Wo keine Trompete geblasen wird, gibt es auch keinen Ton, und wo man nichts hört, gibt es kein Interesse. Das Zusammenwirken der tat kräftigen und ausdauernden Reklame des Verlegers mit dem Inter esse der Presse, die dem angesehenen und leistungsfähigen Verlage be greiflicherweise mehr entgegcnkommt, als dem zurückhaltenden und darum minder bekannten, gibt die beste Bürgschaft für den Erfolg. Ich habe mich solchen Zusammenwirkens nicht gerade zu erfreuen gehabt und kann es darum auch verstehen, daß man zwar, wie mir wieder holt mitgeteilt wurde, in den Schaufenstern amerikanischer Buchhand lungen meine Werke sehen kann, aber nicht in Deutschland. Das soll aber für niemanden ein Vorwurf sein. Haben mir meine Werke auch nicht eine Villa an der Riviera erworben und erscheint auch keine Gesamtausgabe derselben, so danke ich doch dem Himmel, daß er mir trotz mancher unerfreulichen Erfah rung bis heute die Lust am Schaffen und die Kraft dazu erhalten hat, und daß ich auch ohne Koterie und Clique nicht ganz erfolglos ge wirkt habe im Sinne meines Wahlspruchs: »Für Recht und Licht sonst nicht!« Anton Ohorn. Kleine Mitteilungen. Zur Papicrfragc. — Über die Neuregelung des Papierverbrauchs haben in Berlin (Neichsamt des Innern und Kriegswirtschaftsstelle für öas Deutsche Zeitungsgewerbe) verschiedene Beratungen stattgefundcn. Zunächst wurden Vertreter des Zeitungsgcwerbes gehört, also die haupt sächlichen Verbraucher von m a s ch i n e n g l a t t e m, holzhalti- g e m Papier, und das Ergebnis war die in Nr. 143 des Bbl. veröffentlichte Bekanntmachung über das Druckpapier vom 20. Juni 1916. Gegen diese Verordnung wandte sich Herr Willibald Franke in Berlin i» einem Sprechsaalartikel der Nr. 157 des Bbl., dem die Redaktion die Bemerkung hinzufügte, daß bei deu Beratungen darüber auch der Buchvcrlag befragt wordeu sei. Von maßgebender Seite werden wir daranf aufmerksam gemacht, daß diese Bemerkung den Eindruck erwecke» könnte, als sei der Deutsche V e r l e g e r v e r e i u bei den Beratungen über maschinenglattcs, holzhaltiges Papier, das ja iu erster Liuie das Papier der Tagespresse ist, zugezogen worden. Dies ist, wie uns versichert wird, nicht der Fall gewesen. Außerdem wurden noch Verhandlungen gepflogen über den Ver brauch alles anderen Druckpapiers (also mit Ausnahme des maschinenglatten, holzhaltigen), worüber erst d e m n ä ch st eine Bekanntmachung erfolgen wird. Bei diesen Vorberatungen sind ein zelne Vertreter des Verlags von Zeitschriften, Büchern und Musi kalien gehört worden, und nur für diese Besprechungen trifft unsere Bemerkung zu. Eine französische Zcntralmcsse in Lyon. — Aus Genf wird gemel det: Das französische Handelsministerium beschloß, künftig jährlich eine einzige große französische Mustermesse in Lyon zu veranstalten, die mit der Leipziger Messe in Wettbewerb treten soll. Die in anderen französischen Städten begonnenen Vorbereitungen zur Veranstaltung von Messen sollen eingestellt werden. S33
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