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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.07.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1916-07-06
- Erscheinungsdatum
- 06.07.1916
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Ttschn. Buchh«ndcl. Redaktioneller Teil. 154. 6. Juli 1916. Jahre, war vr. Friedkänder, ein kleiner lebhafter Herr, eine Stargardt sehr verwandte Erscheinung mit weißem kurzen Voll- dart, goldener Brille und türkischem Fez. Im Bordcrhause war die Privatwohnuug, daran schloß sich ein länglicher Hof. in dessen Seitengebäuden das Geschäft. Kontor und Lagerräume unterge bracht waren auf der einen Seite, während auf der gegenüber liegenden ein Privat-Laboratorium des Doktors lag. wo er seinen Untersuchungen und Liebhabereien mit einem Faktotum oblag. Das Geschäft führten eigentlich die Herren Buschdcck und Budh. die jetzigen Inhaber. Am Bußtage Pflegte Ilr. Friedländer seine Angestellten zum Essen vinzuladen. Ich entsinne mich, daß er an einem Mittag launige Vergleichungen der Bärte der Anwesenden aufstcllte. Die Stellung des großen Geschäfts ist Wohl trotz er standener Konkurrenz »och die unbestritten erste ans seinem Ge biet. Der dritte und derjenige, der persönlich bis zur Gegenwart unter uns weilte, er starb 76 Jahre alt im Mai vorigen Jahres, ist Leo Liepmannssohn, der Gründer der gleich lautenden Firma. Er hatte sich 1886 in Paris eta bliert. war dann durch den Krieg 1870/71 ge zwungen worden, sein gutgehendes Geschäft zu verkaufen, und gründete 1874 ein Sortiment für ausländische Literatur mit An tiquariat Ecke Behren- und Markgrafcnstraße. Später verkaufte er ersteres und schuf das bekannte Antiquariat für Musik und Antographen, auf welchen Gebieten, auch für die Neuesten, der alte Liepmanussohn eine Autorität war. Auch er war von kleiner beleibter Gestalt, etwas watschelnd und in seinen letzten Jahren mit Asthma kämpfend, und trotzdem unermüdlich rauchend. Kluge, beweglich« Äuglein blinzelten aus dem rosig gefärbten Gesicht mit kurzgeschnittenem Vollbart, die mächtige Platte von kurzge schorenen weißen Härchen umrahmt. Er liebte Geselligkeit und war ein amüsanter Causeur, gern von vergangenen Zeiten erzäh lend; im intimen Kreise erklang auch bisweilen sein meisterliches Klabierspiel. Ich habe technisch vollendet Chopin von ihm spie len hören, ohne daß er die geliebte Zigarre dabei ausgehen ließ. Ein äußerst kenntnisreicher Antiquar und liebenswürdiger Mensch, trotz eines gewissen Sarkasmus. Das Geschäft wurde von seinem Mitarbeiter Otto Haas erworben und wird von dem Nachfolger in derselben Weise auf gleicher Höhe gehalten, wie die erfolgreichen Auktionen beweisen. Wenn ich oben von der Hast des modernen Geschäftes sprach, so ist, wie in einer guten Komposition, auch für ein Ritardando gesorgt, und ich nehme die Vertreter des bewußten, gemäßigten Tempos im Geschäftsbetriebe vorweg; ich rechne bazu Eugen Mecklenburg in Firma I. A. Stargardt und Martin Breslauer in Berlin, sowie den Leipziger Friedrich Meyer. — Eugen Mecklenburg entstammt einer Ber liner Buchhändler-Familie, ich traf mit ihm bei Friedläuder L Sohn zusammen, wo unsere Plätze nebeneinander waren, aller dings nur auf Monate, denn Mecklenburg stand am Schluß seiner Lehrzeit und rüstete sich, nach England zu gehen. Dann sah ich ihn erst wieder, nachdem er die Firma I. A. Stargardt erworben und das Geschäft nach der Dessauer Straße verlegt hatte, wo er die schöne Biltzsche Bibliothek versteigerte, die so reich an Inku nabeln und alten Drucken der deutschen Literatur war. Später brachte er manche schöne Autographen-Auktion in der Lützow- Straße heraus. Ich erwähne nur di« große Versteigerung der Cohnschen Autographen-Sammlung, die von Meckicnburg und seinem früh dahingeschiedenen Bruder geleitet wurde. Mecklenburg Pflegt, getreu der durch die Firma Stargardt ge gebenen Richtung, die Fächer Genealogie, Heraldik, Autographen, ist aber als Verleger auf diesen Gebieten über seinen Vorgänger hinausgegangen. Ich erinnere nur an die Werke von Sattler, das Nibelungenlied usw. Mecklenburg, von mittlerer Gestalt, mit soldatisch strammer Haltung, hat einen aristokratisch preußi schen Zug in seinem Wesen. Er läßt die Dinge mehr an sich herankommen, als daß er sie aufsucht. Er treibt sein Geschäft mit gründlicher Sachkenntnis, ohne sich von ihm treiben zu lassen. Ganz anders M a r t i n B r e s l a u e r, obgleich auch er das Geschäft eon amore zu nehmen liebt, was bei beiden Herren Wohl auch damit zusammenhängt, daß sie über reichliche Mittel verfügen mögen. Breslauer, in den ersten Jahren mit Edmund Meyer 890 assoziiert, hat ein ausgesprochen bibliophiles Geschäft; seine Freundschaft mit v. Zobeltitz, seine Stellung in der Gesellschaft der Berliner Bibliophilen, seine eigene Neigung drängten ihn, sein Geschäft nach dieser Richtung auszubaucn; so hat er eine der um fangreichsten Hilfsmittel-Bibliotheken, bestehend aus Katalogen, Nachschlagewerken, Monographien, Bibliographien, zusammenge bracht, die sein Steckenpferd bildet, und daß er diese nicht nur von außen betrachtet, sondern sie kennt und verwertet, ersieht man aus seinen Katalogen und merkt es aus seiner Unterhaltung. Bon zierlicher Gestalt, mit Hakennase, schwarzem, leicht gelichte tem Haar, kühnem Augenpaar und schwarzem Schnurrbärtchen, gleicht er frappant einem Porträt Heinrichs IV. von Frankreich, und da er nach Art seines Vorbildes, des ganz hervorragenden Ovmmomlatoro Olschki in Florenz, etwas schauspielert, ist er für mich der amüsanteste der Berliner Kollegen. Vielleicht wird er im Alter auch einmal der vielwissendste der dortigen Antiquare werden, eine neue Auflage Albert Cohns. Zu diesen zwei das vornehm-beschauliche Tenrpo des Ge schäftsbetriebes einhaltenden Berliner Herren möchte ich als Dritten im Bunde den Leipziger Friedrich Meyer rechnen. Wenn die Kontortür aufgeht, eine mächtig« Falstaff-Figur sich mühsam durch die Tür drängt und eine hell überschlagende Stimme fragt, ob man zu sprechen ist, so kann das nur der »dicke« Meyer aus Leipzig sein, auf der regelmäßig wiedcrkehrcnden Be- suchsreise zu seinem Vater, dem Oberkirchcnrat in Friedbcrg i. H. Stets hat er vier Fragen: nach einem ausgefallenen Almanach, nach einer noch selteneren Heine-Piece, wo es den besten Wein gibt und wohin er frühstücken gehen soll. Dabei geht es ihm stets mordsschlecht, und die Augen blinzeln seelenvergnllgt über den runden Wangen, lind doch hat diese joviale Natur ein Sitz fleisch und eine Arbeitslust, die sich verdichtet hat (außer in sei ne» zahlreichen Geschäfts-Katalogen) in der Herausgabe hand dicker Bände, seiner Goethe-Bibliothek und seiner Heine-Biblio graphie. — Hut ab! Auch für Berlin muß ich, wie ich es für Leipzig tun mußte, einige Namen aussallen lassen, weil ich keine persönlichen Be ziehungen zu den verdienten Männern gehabt habe, so z. B. zu OttoMühlbrecht und R. L. Prager. Letzterer ist meinem Gedächtnis in zwei Gestalten eingeprägt; als jungen Mann in Reitstiefeln und Sporen sah ich ihn bei Albert Cohn, nach einem Menschenalter als kurzgeschorenen Weißkopf in einer Versamm lung der Berliner Bibliophilen; — er hat einen mit Herzens wärme geschriebenen Nekrolog Leo Liepmannssohns im Börsen blatt (1915, Nr. 116) veröffentlicht, worauf ich Hinweisen möchte, wie er überhaupt ein fleißiger Mitarbeiter des Börsen blattes ist. Das jüngste Berlin auf dem Gebiete des Antiquariats, im sausenden Furioso arbeitend, wird repräsentiert durch Max Perl, Paul Graupe^, Karl Ernst Henri ci. — Paul Graupe, ein zielbewußter Antiquar ist noch der ruhigste der drei Genannten, bedingt dadurch, datz er nur reines Buch - Antiquariat betreibt und keine Auktionen (kürzlich hat doch Nr. 1 stattgefunden) ver anstaltet. Die beiden anderen Herren haben das gemein sam, daß sie bereits beide sehr stark in das Kunstantiquariat hinübergreifen und meistens ebensoviele Kunstauktionen abhalten wie sonstige. Max Perl, Ecke Markgrafen- und Leipziger- Straße, begann mit Auktionen deutscher Literatur, die in den ersten Jahren bedeutenden Erfolg hatten. Als dann die deutsche Literatur etwas abslaute, warf sich Perl mehr auf Kunstauktionen, hier vorwiegend moderne Graphik betonend. Es folgte eine Versteige rung der anderen, und dem Aufschwung des Geschäfts mußte Rechnung getragen werden durch Herrichtung eines sehr zweck mäßigen Auktionslokals im ersten Stock. Perl ist ein umsichtiger, entgegenkommender Auktionator, und ein weiterer Aufstieg des Geschäfts ist bei dem im besten Mannesaller stehenden Inhaber in der Zentrale Berlin zu erwarten. — Noch rascher entwickelte sich das Antiquariat für Porträts und Autographen von K. E. Henri ci. Den Stock des Geschäfts bildete das Porträtlager des alten Spitta. Henrici publizierte einig« reich illustrierte Portät-Kataloge, stieß Minderwertiges ab, erwarb das Auto-
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