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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.06.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1916-06-21
- Erscheinungsdatum
- 21.06.1916
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. Pf/ 141, 21. Juni 191k. Volckmar sammelt, gleich einem Totalisator, di« verlegerischen Hoffnungen des gesamten neueren Bllchersortiments. Denkt euch ungeheure Büchermagazine mit den Exemplaren ungefähr aller Bücher, die in den letzten Jahren erschienen sind, — etwa hundert tausend Werke (das mögen etwa dreißig oder vierzig Millionen Bände sein). Sie finden sich wohlgeordnet aneinandergereiht in Katalogen von dreizehnhundert Seiten, die an dreitzigtausend Buchhändler kostenlos verteilt werden. Die Ordnung ist dabei so vollkommen, daß jedes Buch, welches auch immer, innerhalb weniger als zehn Minuten aus dieser Welt von Druckschriften herausgefunden wird. Bei einer Entwicklung des Handels, die ähnliche Verhält nisse angenommen hat, fehlt es Buchhändlern und Verlegern nicht selten an Räumen. Wohin soll man die alten Verlagsbücher wegstauen? Keller und Bodenräume versagen. Nun wohl, für sie gibt es Spezialbuchhändler, ähnlich den Pariser Bouqui nisten, die mit alten Büchern handeln. Der Leiter der Buch handlung Fock zum Beispiel verfügt über Millionen wohlge ordneter Bücher, umlagert von einem Heer von Dissertationen, Zeitungen, Zeitschriften, Broschüren aller Länder. Dort ver sehen sich die öffentlichen und Universitäts-Bibliotheken, dort hin ziehen sich berühmte Privatbibliotheken zurück (man hat unter ihnen die von Mommsen gesehen) und flattern von da bald in alle vier Winde. So beschaffen ist der Reichtum der großen Kommissions häuser, die in Frankreich vollkommen unbekannt sind. Während die deutschen Buchhändler, aus eigenem oder durch Vermittlung ihres Kommissionshauscs, sich den Luxus aller Gefälligkeiten leisten können, alle Erleichterungen der Nachforschung und der Lieferung, besitzen unsere Buchhändler einzig die elementare »Uibllograplno (Io la kranos«. Unsere Provinzbuchhändler kennen ihn nicht; was die Pariser betrifft, so entschließen sich nur wenige zu den Kosten des »Lorenz«. Ein solcher Skandal wäre unmöglich da unten, wo jeder innerhalb seines Wirkungskreises, Kommissionär, Buchhändler, Verleger, großzügig zu handeln weiß und will. Ein Wunderwerk ist das Einvernehmen, das diese verschiedenen Betätigungen zusammenschließt, es ist der Nutzen, den die einen von den andern haben. Ein sehr intelligentes Sy stem der Zentralisierung, in der der Verleger die Hilfe der großen Kommissionshäuser, die eine unerschöpfliche immer bereite Reserve bilden, in Anspruch nehmen kann, und wo das Hand- inhandarbeitcn der Kommissionäre die Übermittelung an den ent ferntesten Bücherkäufer sicherstellt. In der Tat: warum erreicht ein Band, den ein Preuße in Königsberg bei seinem dortigen Buchhändler bestellt, den Be steller im Umsehen? Weil sich in Leipzig alles mit einer ge schmeidigen Genauigkeit abwickelt; weil das Herkommen will, daß jedes Buch, welcher Art immer und in welcher deutschen ^ Provinz es auch erschienen sein mag, portofrei nach Leipzig gesandt wird (was die Kosten beträchtlich verringert und den Provinzialbuchhändler ermutigt); weil Leipzig zweimal in der Woche zwanzig Eisenbahnwagen strahlenförmig nach allen Rich tungen aussendet, und zwar mit Eilgutbeförderung zu gewöhn lichem Frachttarif; weil kein deutscher Buchhändler guter Schul bildung ermangelt und keiner Gehilfe wird, ohne eine Reihe von Fachkursen durchgemacht zu haben, weil endlich jederBuchhändlcr in Königsberg seinen Kommissionär in Leipzig hat. Muß man an einem Tage Bücher von dreißig verschiedenen Firmen beziehen, so genügt ein einziger Brief mit dem Verzeichnis der Bücher, und der Kommissionär bringt die Sache in Ordnung. Seine Mühe ist nicht groß; er hat nur nötig, sich zur »Bestellanstalt« zu be geben, einer Art Börse für Bestellungen; dort trifft er seine Kommissionär-Kollegen der dreißig Firmen, die, vor Abend be nachrichtigt, dem kleinen Buchhändler im äußersten Preußen Bü cher und Fakturen liefern. Fakturen? Lenken wir unsere Aufmerksamkeit hier auf. Der Kommissionär ist mehr als bloß Ver mittler und Verteiler, er ist ein peinlich sorg fältiger Beamter, mehr noch, ein Bankier. Ja, Bankier der Sortimentsbuchhändler, deren Bestellungen er bezahlt, über deren Jahresabsatz er abrechnet. Im Buchhandel wie in anderen Zweigen hat Deutschland das Wesen des Kredits zu benutzen gewußt, um die Kleinen, die Anfänger zu stützen und den Erfolg der Großen zu fördern. Wie ist es möglich, wird man erstaunt fragen, woher so viel Ordnung in so vielseitiger Betätigung? Woher dies« glück liche Organisation in Leipzig? Woher diese Erleichterungen seitens der Eisenbahnen? Woher dieser Unterricht, der den jun gen Buchhandlungsrekrnten auferlcgt und erteilt wird? Woher dieses leichte und fruchtbare Handinhand-Arbeiten der verschie denen Organe? Kurz, welcher Wille thront über einer so um fassenden Vereinigung von Interessen und Bedürfnissen, wer er hält und beherrscht sie? Wir kommen damit auf die innerste Triebkraft der deut schen Überlegenheit zu sprechen. Man darf ohne Besinnen antworten, daß eine solche Über legenheit eng an die genossenschaftliche Verwaltung gebunden ist: die deutschen Buchhändler und Verleger haben ein gemeinsames Haupt, einen gemeinsamen Gedanken und Willen in ihrer Zentral behörde in Leipzig, dem Börscnvcrein der Deutschen Buch Händler. Verzeihung! Haben wir nicht auch in Frankreich den »Oeido de la librairik«? Gewiß. Aber leider, mein Freund, ist das nichts weiter als eine Gesellschaft gegenseitiger Gutheißung, besser noch: eine Art Salon, wo man sich langweilt, ein kleines Sekretariat für die Erledigung der laufenden Geschäfte. Der Leipziger Verein ist eine Aufsichtsbehörde des genossenschaftlichen Wohls, mit aus- führender Gewalt, mit großen Kommissionen für besondere Be ratungen, mit Gerichten. Er schützt, und er bestraft. Er lädt Beklagte vor seinen Richterstuhl und trifft streng jeden Buch händler, der des Vergehens gegen das gemeinsame berufliche In teresse schuldig befunden wird. Er sorgt für Aufrechterhaltung der Preise. Vor allen Dingen sorgt er mit den Tausenden im Verein zusammengeschlosfenen Buchhändlern und dank seiner Machtbefugnis, seiner Tatkraft und der Genialität des gesamten Systems für lebenskräftiger Gedeihen der großartigen Organi sation des nationalen Buchhandels. Bet uns haben der Präsi dent des Oordo und seine Beisitzer nur geringe Machtbefugnis und wollen sie auch gar nicht, zufrieden mit dem Trab-Trab ihrer ^ Geschäfte, die dauernd recht befriedigend für sie gehen. Keiner : empfindet das Verlangen, die Verantwortlichkeit für irgend welches Vorwärtsschreiten zu tragen. Man betrachte die Verhand- lungsberichte der großen Jahresversammlungen: der Präsident schließt seinen Bericht und — auch die Sitzung, »da niemand das Wort verlangt«: das ist jetzt die geläufige Phrase. Daraus ! erklärt sich ohne Zweifel die Tatsache, daß die französischen Sortimentsbuchhändler sich nicht geschützt sehen, daß das System des Verleger- und Kundenrabatts seine lähmende Wirkung auf sie ausllbt, daß sie den unlautern Wettbewerb der Schul- und Hochschuldiener über sich ergehen lassen müssen und sich darauf angewiesen sehen, alles andere zu verkaufen als Bücher, daß die Lehrlingsfrage für sie niemals geregelt zu werden droht. Verzeihung! Der 6erdo hat doch »praktische Buchha»d- lungskurse« eingerichtet. Ja, man wird einen Begriff davon bekommen, was dies« Kurse an geschäftlicher Praxis in sich tragen, wenn ich sage, daß ein dort angestellter Professor im Jahr« 1913/14 ganze sieben Lehrstunden über die französische Literatur gehalten hat, wozu ihn in der Generalversammlung der Präsident mit den Worten beglückwünschte: »es verstanden zu haben, in dem be schränkten Rahmen, der ihm zugemessen werden konnte, die un geheure Menge des Stoffs, den er zu behandeln hatte, mit den Schülern zu verarbeiten«. Und doch wäre es nicht übel, die Buch handlungsgehilfen instand zu fetzen, daß sie die wenigen biblio graphischen Behelfe, über die sic verfügen, auch zu gebrauchen wüßten. Verzeihung! Wir haben doch eine »LiblioKiapIüe cke ta Kranes«. ... Ja, aber man denke an den deutschen Hinrichz, alljährlich neu zusammengestellt aus einem täglich erscheinenden Fachblatt
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