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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.06.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1916-06-21
- Erscheinungsdatum
- 21.06.1916
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- Deutsch
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.8 ist, 2l. Juni ISIS. Redaktioneller Teil. auszustatten, und bestellte diese in seiner Vorliebe für Frank reich in Paris, Er mußte auf sein Vorhaben verzichten; das Pariser Haus verlangte nicht nur sechs Monate Lieferzeit, son dern auch unverzügliche Anzahlung. Jetzt ist es nicht Frankreich, woher Warschau seine französischen Bücher bezieht. Vielfach« Unbequemlichkeiten (für den Käufer), Kleinlichkeit im Angebot, Ärmlichkeit des Bücherbestandes im Sortiment, häufig sogar Unwissenheit: das ist es, was sich hinter den Schau fenstern verbirgt, wo sich dieWerke wenigerAkademiker ausbreiten und daneben die Romane zu zehn und neunzehn Sous, die »Ma gazine« und drei oder vier dickleibige Revücn. Wenn durch ein Schaufensterwunder Goerges Eres einmal unsere Augen und unser Herz erfreut, müssen wir solche Erscheinung nicht für ver einzelt nehmen? Könnte er doch darin ein Neuerer sein! Anerkennen wir doch sogleich, ihr Buchhändler, daß es hö here Schuldige gibt: und das sind eure Herren und Meister, die Verleger. Von ihrer Seite weder Unterstützung noch Ermunterung. Ungenügende Rabatte, seltenste, unvollständige und armselige Kataloge, abwesende Jahresübersichten, keinerlei Reklame, außer für den Moderoman oder das Skandalbuch: alles das im Ge schmack unmittelbarer Gewinnsucht, der Knauserei und Habgier. Wie kann man da von Anstrengungen in der Produktion sprechen! Ich wage es wirklich nicht, die Klagen eines philosophisch Gebildeten unter meinen Freunden der Öffentlichkeit anzuver trauen. Rur in Form einer Andeutung, die Vermutungen Raum gibt, möchte ich fragen, ob wir in Frankreich noch über eine andere Übersetzung des Aristoteles verfügen als über die des alten BarthWmy-Saint-Hilairc. Und wenn diese Übersetzung ausgezeichnet ist (was ich keinesfalls glaube), möchte man mir dann ihren Preis nennen? Di« sämtlichen Werke von Laplace, die in der Ausgabe unserer Akademie der Wissenschaften einen unerschwinglichen Preis haben, — sollte man wirklich glauben, daß diese Ausgabe keine jüngere Schwester bei uns gehabt hat? Und muß ich mich darein ergeben, fünfzig Francs hinzulegen, wenn mich die Laune faßt, die »Urinelxes <te qsornstri,,-« von d'Alembert zu besitzen, «in vergriffenes Buch? Oder für den »Traits ckss sensations« von Condillac? Oder etwa die schönen Studien von Tannery »kour I'kistoire äs la ssisncs Vellens?« Und in gleicher Art weiter: für —, für — usw. usw. Nein, dreimal nein I Es ist unwahrscheinlich, daß der größte Teil fran zösischer philosophischer Text« im französischen Buchhandel so schamlos seinen Hohn mit der Börse eines Studenten treibt und daß unsere Verleger so wenig Interesse haben sollten, sie nicht neu aufzulegen. Ein Umstand allerdings beunruhigt mich jedensalls: ich höre die ausländischen Studenten sich beklagen, ich sehe andere Von ihnen unsere Universitäten verlassen. Beschäftigen die Neuigkeiten unsere Verleger so viel mehr? Barrss hat unlängst erzählt, wie ein dänischer Archäologe, Herr Kinch, der schöne Ausgrabungen auf der Insel Rhodos gemacht hat, in Frankreich keinen Verleger finden konnte, obwohl durch die Gründung Ny Carlsberg in Kopenhagen Garantie angeboten wurde. Dabei tragen jene Ablehner eines Kinch, dessen Verlag Frankreich geehrt haben würde, kehren Augenblick Bedenken, das Ansehen ihrer eigenen Firma in Frage zu stellen durch die Be merkung in den Katalogen »oomptss ck'autsur« ! — Sehr Wohl! Aber nun, wohin wendet sich dieser Däne? Wohin die Warschauer Bibliothek? Wohin di« französischen und ausländischen Studenten? Dahin, wo Warschau sich auf der Stelle befriedigt hat, dahin, wo die Arbeit von Kinch in französischer Sprache veröffentlicht wurde, dahin, wo sich eine neue Ausgabe von Tannery für 5 oder 6 Francs findet, wo die neueste Übersetzung der besten Texte des Aristoteles den Käufer nicht ruiniert, wo Laplace in einer Bändereihe zu 2 Fr. 50 Cts. zu haben ist, wo d'Alembert, Condillac, sehr gut übersetzt, zu erschwinglichen Preisen beständig im Handel sind, . . . und ach! — dahin, wo unsere Fakultäten sich mit klassischen Texten versorgen, die Reisenden der ganzen Welt mit Führern, die musiktreibende Menschheit mit Partituren: — kurz gesagt nach Berlin, nach München, nach Stuttgart, nach Leipzig. In der Republik der Gelehrten und Künstler erhebt die fran zösische Kolonie nicht mehr so bittere Klagen gegen ihr Vater- und Mutterland, ohne lebhaften Schmerz des Mitleids dabei zu empfinden. Gleichwohl mutz es geschehen. Ein italienischer Mi nister hat gesagt, daß er seinem Lande die Schlacht von Genua wünsche. Don allen Zukunftsschlachtcn, die Deutschland uns zu liefern haben müßte, die wenigst ersprießliche für uns, ja leider I Die Schlacht bei Leipzig würde weniger hart für uns sein. Wenn die französischen Verleger zum Beispiel aus Anlaß der Teubner-Ausgaben uns sagen: — »Aber wir werden niemals hinreichenden Absatz in Frankreich haben, um nur die Kosten eines ähnlichen Unternehmens zu decken«, so kann man er widern, daß unsere Feinde dieselbe Besorgnis hätten hegen können. Deutschland allein, das Land der umfangreichen Samm lungen, würde freilich auch nicht genügend einheimische Leser dafür haben; aber daneben hat cs die von Europa und der Welt. Ja, es hat sie. Und es wird sie sich erhalten wollen. Welche Kraftleistung wird ihm die Stellung entreißen, die es einnimmt? Die französische Ausbreitung ist in Frage gestellt. Es handelt sich darum, zu erfahren, ob der Völkerfürst abzudanken gedenkt. Wir haben überlegene Eigenschaften; sie Verlangen nur die Möglichkeit, sich zeigen zu können, auch im Verlag, im Buch handel, wie in allem anderen. Unsere Jugend hat den Wider willen gegen lateinische und griechische Texte deutschen Verlages kennen gelernt: Ungetüme in Satzeinrichtung, Justierung und Titel. Ohne Von Ausnahmen zu sprechen, wo wir den Triumph gar zu bequem haben würden, wie denn unser geringstes Schrift- chen für den Sekundär-Unterricht dem Auge ein Freund wird! Später haben wir mit Lächeln in den Prachtwerken geblättert, die von jenseit des Rheins wie die Flut eines großen Sumpfes über uns kamen: welches Übermaß schlechten Geschmacks I Nun? Neuer Grund für uns, vor Scham zu erröten, wenn Tannery, bei uns nicht wieder gedruckt, in den ausländischen Bibliotheken seitdem durch den Deutschen Diels ersetzt ist, der ihm nicht gleich kommt. Eine Besorgnis des sein Vaterland liebenden Gelehrten läßt unsere Klagen überschwellen. Ein Wille der gebildeten Patrioten muß die Blicke gespannt auf die Erfolge des Gegners richten. Indem man den Ursachen nachforscht, die die augenblickliche Über legenheit dieser Inferioren geschaffen haben, und woher das seltsame Verschwinden unserer hervorragenden Eigenschaften kommen mag, wird man vielleicht dazu gelangen, die Grund linien einer Reform und Wiederaufrichtung festzulegen. Mangels einer Untersuchung, die anzustellen noch übrig bleibt, sollen diese Bemerkungen wenigstens den Ausgangspunkt dieser Reform und ihren Geist Vorzeichnen. Aber daß man sie auch ins Werk setze, diese Untersuchung! Und danach andere, zur Förderung anderer Pläne nationaler Betätigung. Hier aber möge ein ernsthafter Schluß der flüchtigen Betrachtung des viel- becufencn Problems der deutschen Organisation gewidmet sein, die man vorteilhaft nicht auf Abstraktionen, sondern auf Erfah rungen gegründet hat. Ein ungeheurer Raum, überfüllt mit Paketen, die sich über stürzend in unzählige ringsum angeordnete riesige Fächer ver teilen, eine Geschäftigkeit von mehreren Hundert Ange stellten, fertige Sendungen für die Hauptstädte der alten und neuen Welt . . . , sind das die Docks unserer Träume, die be dachten Kais eines großen Hafens oder eines wunderlichen Gü terbahnhofs? Ihr seid in der Halle des Hauses Volckmar in Leipzig. Berlin, Stuttgart, München sind große Zentren; aber Leip zig, die wirkliche Hauptstadt des Buchhandels und Buchgewerbes, überragt sie bei weitem. Da arbeitet die große Mehrheit der deutschen Buchhändler, die dreimal zahlreicher sind, als die unsri- gen, zehntausend nur in Leipzig, unabhängig von hundertund- fünfzig Kommissionären, Von denen Volckmar der bedeutendste ist. Was ist er, genau betrachtet, dieser Volckmar? Ein Franzose, der nicht gereist ist, hat keinen Begriff davon. Vermittler zwischen Verlegern und Buchhändlern (Sortimentern), eine Zentralstelle für Bücher, die von hier aus über das Reich verteilt werden. 80Ä
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