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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.06.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1916-06-08
- Erscheinungsdatum
- 08.06.1916
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- Deutsch
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Auf gewissen, namentlich strcngwissenschaftlichen Gebieten ruht die verlegerische Arbeit seit den Augusttagen 1914 mehr oder weniger gänzlich, aber die Einfälle und der Fleiß der Autoren feiern auch jetzt nicht vollständig, und fortwährend tönen einem die Schlagworte: Durchhallen, rasten ist rosten, ein großer Be trieb darf nicht stillstehen, und was dergleichen Binsenweis heiten noch sind, ins Ohr; man hat auch gewisse moralische Verpflichtungen gegenüber Autoren, -die in Friedenszeiten Treue bewiesen haben — und so kommen doch Verlagsverträge zustande. Natürlich ist der Autor überzeugt, daß gerade dieses Buch seinen Weg machen mutz; ist es ernsten Inhalts, so entspricht es dem Sinn der schweren Zeit, ist es heiter, so erlöst und befreit cs das Publikum vom Druck der Ereignisse auf dem Welttheater; »wenn es ins Schaufenster gestellt wird, so wird es jeder Vorübergehende kaufen«; wohlgemerkt jeder, denn es hat allgemeines Interesse, wobei der Verfasser stets übersieht, daß zwischen Interesse und Kauflust eine weite Kluft ist, ferner, daß zur Kauflust auch die Kaufkraft sich gesellen mutz und daß noch der Entschluß dazu treten muß. Bezüglich der Ausstattung hat der Verfasser be scheidene Wünsche: das Papier soll stark, glatt, hochsatiniert, die Typen sollen modern und die Illustrationen auf eigenem Kunstdruckpapier, der Umschlag auf Duplex und womöglich mit mehrfachem Farbendruck sein, kurz eine »elegante Aufmachung«, und was das wichtigste: der Ladenpreis soll sehr niedrig sein (wenn das Honorar nicht vom Ladenpreise abhängt). Wie diese Wünsche, kostspielige Herstellung und niedriger Ladenpreis, zu vereinigen sind, darüber macht sich der Autor — namentlich wenn es sein Erstlingswerk ist — keine Sorgen, das muß der Verleger schon treffen. Man bestellt also den Papiervertreter, der, sonst ein sehr entgegenkommender Herr, jetzt zugeknöpft und zurückhaltend ist; es bleibt auch in der Regel nicht bei dem ersten Versuch, zu bestellen; er ist resultatlos, weil die Fabrik keinen Rohstoff hat, keine Waggons zur Versendung, keine Arbeiter usw.; ist man hartnäckig, bringt man ja die Bestellung bei einer andern Fabrik an, selbstverständlich mit horrender Preiserhöhung, keine Ver bindlichkeit bezüglich der Lieferung, Abnahmeverpflichtung ab Fadriklager usw. Dann kommt der Buchdrucker; der Chef, der Geschäftsführer und die tüchtigen Leute beim Setzkasten und bei der Maschine sind einberufen; zurückgeblieben sind nur die ganz jungen, nicht eingearbeiteten, und die Veteranen des Be rufs; schließlich kommt auch dieser Abschluß zustande, wobei es wiederum heißt: mehr zahlen und keine großen Ansprüche an die Ausführung stellen. Nun kommt der Vertreter des Klischeefabrikanten; er macht den Eindruck eines Märchenerzählers und jongliert im Gespräch mit chemischen Formeln und Chemikalien. Haben Sie eine Ah- nüng, ruft er pathetisch aus, wie Bromsilber gestiegen ist und Chromgelatine, um 3l>0 7», um 500 7»! Es kann auch sein, daß er von Chromsilber und Bromgelatine gesprochen hat; ich bin nicht sicher, ob er weiß, was das eine und was das andere ist. Das wichtigste ist ihm die Preiserhöhung. Er hat übrigens ein gutes Herz. Wegen der alten Beziehungen und des »Durch haltens« will er sich vorläufig mit 30 7» Teuerungszuschlag be gnügen; «ine Seele von einem Menschen, ich werde ihn in mein Gebet einschließcn. Als Letzter erscheint der Buchbmdcrmeister. Er hat in der Werkstatt keine Männer, nur Mädchen, keinen Bindfaden, keine Leinwand, kein Leder, kein Fuhrwerk zum Zustellen, Auto und Pferde wurden ihm weggenommen. Aber schließlich wird alles gehen (seine Lieblingsworte: An urndlichen Wiener scheniert so was nicht, a Weaner geht net unter; ach, wie viel sind jetzt untergegangen!>. Ersatzstoffe müssen aushelfen, und der Probe band wird in Aussicht gestellt. Selbstverständlich, frei nach dem Dichterwort: »Tu mehr Geld aus deinem Beutel«. Und dann gibls noch eine Debatte über Abholen der Bogen aus der Druckerei. Der Drucker sagt: »Ich kann jetzt nicht zuslellen, der Buchbinder soll abholen«. Der Buchbinder sagt: »Ich Hab« keine Leut« zum Abholen, der Drucker soll zustellen, er verdient mehr als ich«. Also, irgendwie müssen und werden die Bogen in die Buchbinderwerlstatt kommen. Wiederum ein Dichterwort, das sich an die Außenstehenden wendet. Der Prinz in »Emilia Galotti«: »Und darum beneidet man uns noch«. Jede Zeitungsnummer erklärt von neuem, was ohnehin von selbst einleuchtend ist, daß im Kriege die militärischen Interessen die maßgebenden sind; dennoch dürste es Wohl gestattet sein, zu erinnern, daß auch die wissenschaftlichen Interessen schutz bedürftig sind. Vor mir liegt eine gedruckt« Postkarte, mit der eine Wiener Buchhandlung einem Bücherfreund in Lodz Mit teilung von einer interessanten Novität macht. Die Karte kam mit dem gestempelten Vermerk zurück: »Briefsendungen nach den von den deutschen Truppen besetzten Teilen Polens unzulässig«. Zensur der Briefe ist begreiflich, aber weshalb sollten offene und harmlose Mitteilungen geschäftlichen Inhalts nicht gestattet sein? Es kann doch kaum schaden, wenn sich geschäftliche Bezie hungen zwischen dem Hinterland und Polen entwickeln? — Ein zweiter, der Besprechung würdiger Fall betrifft die Einfuhr medi zinischer Werke aus Deutschland nach Österreich, die vor einiger Zeit ganz aufgehoben wurde und sich auch jetzt noch nicht ganz regelmäßig abwickelt. Es scheint, daß bei den deutschen Behörden die Befürchtung austauchte, daß solche ärztliche Werke durch Öster reich über das neutrale Ausland in feindliche Länder gehen könn ten. Aber es kommt mir ziemlich ausgemacht vor, daß nahezu alle diese Lehrbücher der Therapie und Chirurgie für Ärzte in österreichischen Spitälern bestimmt sind, ja, datz sie in vielen 721
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