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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.05.1916
- Strukturtyp
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- 1916-05-09
- Erscheinungsdatum
- 09.05.1916
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- Deutsch
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^ IW, 9. Mai 1916. Redaktioneller Teil. cher anschaffen könnte, evchfiehit sich die Bildung von Büche reien nach folgendem Plane: sämtliche Kompagnien schaffen eine Bücherei von etwa 2490 Bänden an und bringen sie in zwölf Schränken mitcr, deren jede Kompagnie einen erhält. Die Schränke können nach Bedarf, vielleicht viertel- oder halbjähr lich, ausgetauscht werden. Durch diese Art Wanderbllcherei bleibt zunächst dem Soldaten immer eine genügende Auswahl, wäh rend gleichzeitig die mehrfache Anschaffung eines und desselben Werkes vermieden wird. Eine einzige große Regimentsbücherei, wie man sic Wohl für richtig halten könnte, ist deshalb nicht ratsam, weil erstens in allen moderneii Kasernen die Kmnpagnie- reviere getrennt liegen, ferner aber, weil die kleine Kompagnie bücherei nebenbei von einem der Schreiber verwaltet werden kann, während man für die Regimentsbücherei jemand anstelle» müßte. Bei der Marine habe ich — besonders auf den großen Schlachtschiffen — sehr schöne Büchereien in den Offiziersmesscn gesehen, die man sich, wenn vielleicht auch in etwas anderer Auswahl, für die Mannschaften der Armee und Marine zum Mister nehmen könnte. Es würde zu lveit führen, wollte ich noch hinsichtlich der Aus wahl Vorschläge machen. Die Zusammenstellung einer größere» Anzahl geeigneter Werke wird für jeden Buchhändler ein leichtes sein. Nur soviel sei angedeutet, daß die Auswahl am besten nach rein literarischen Gesichtspunkten erfolgt; keinesfalls sollte eine Soldatenbücherei, wenn sie ihren großen Zweck erfüllen soll, tendenziös-patriotisch oder gar militärisch gehalten sein; denn damit hat der Vaterlandsverteidiger dienstlich genug zu tun. Alles, was ich hier gesagt habe, gilt für die schönen Friedens zeiten. Zur Kricgszeit könnten die Bücher mit dem Kompagnie schreibwagen auch ins Feld mitgenommen werden. Im Bewe gungskrieg ist freilich nur geringes Lcsebedürfnis vorhanden, wenngleich ich einen Kameraden kannte, der selbst auf dem Vor marsch in Rußland seinen Faust in der Tasche hatte. Sollte aber jemals wieder solch ein Stellungskrieg über uns kommen, so ist energische buchhändlerische Arbeit vonnöten, denn die Einrichtung von Büchereien, Feld- und Etappenbuchhand- lungcn kann nur vom Buchhandel geschehen, und es ist wünschens wert, daß sie durch den guten Buchhandel geschehe. Vom Buchhändler „entdeckt"! (Zum 60. Geburtstage von Clara Blüthgeu lC. E y s e l l - K i l b u r g c rj am 25. Mai 1916.) Mein erster Sprung in die Literatur war eine Frechheit: mit der Unverfrorenheit meiner siebzehn Jahre vermaß ich mich, eine Kritik über eine Fanstauffiihrung an der Sommcrbühne meiner Vaterstadt zu schreiben, und die Redaktion mar töricht genug, das anonyme Machwerk aufznnehmcn. Es erging darin einigen Schauspielern ziem lich übel. Eine Gegenänßerung erschien — ich antwortete ein regel rechter Meinungsaustausch kam in Gang, der mich wenigstens in meinen eignen Augen - bis in den siebenten Himmel erhob. Heute, wo die Siebzehnsährigen gereifte Menschen mit reicher Lebenserfah rung, verblüffendem llrteil und dem Stil eines Lessing sind, würde die Sache nichts Befremdliches haben — damals war sie ein Ereignis. Später, als ich selbst meine Erfahrungen mit der Kritik, besonders bei meinen Bühnenstücken, machte, erschien es mir als ein gerechter Ausgleich, als die Nemesis meiner jugendlichen Ltberhebung. Bis zu meinem 31. Jahre gewann ich es über mich, mich nicht um die Druckerschwärze zu bemühen. Die Gedichte, die ich hin und wieder verbrach, ruhten ängstlich verschlossen im Kasten. Dann wurde ich »entdeckt« — durch einen jungen, dichterisch sehr begabten Buchhändler. Wir korrespondierten regelmäßig, und eines Tages ermunterte er mich: »Sie schreiben so nette Briefe - wenn Sie diesen Dievenower Badebricf nur ein bißchen ausfeilten, so würde man ihn gut in einer nicht zu anspruchsvollen Zeitung unterbringen können«. Mein Herz zitterte in Freude. Ich feilte aus, daß es eine Lust war, und gebrauchte die Vorsicht, mich hinter ein männliches Pseudo nym zu verstecken. Mein Freund schrieb das außerordentlich lange Werk sauber ab und schickte es als »Arbeit eines bekannten Mitbürgers« an dieselbe Zeitung meiner Vaterstadt, die jene erste Kritik gebracht hatte. Acht Tage später war mein Werk gedruckt (cs füllte einund- etnchalbe Zeitungsseite!) und mit bare« fünf Mark honoriert. Der »bekannte Mitbürger« wurde zur Sensation. Man glaubte an versteckte Andeutungen, rätselte an seiner Person herum. Die Ne- > daktton bat aus dem Umwege über meinen buchhändlerischen Freund um weitere Mitarbeit, Anerkennung und Honorare stiegen. Das be rüchtigte Schlagwort so vieler Schriftstellerinnen vom »Drängen« der Redaktionen ist bei mir wenigstens dieses sine Mal Wirklichkeit ge worden. Damals war ich noch in einer durchaus idealen Auffassung vom Wesen des Schriftstellers befangen. Ich hatte nie einen von Angesicht gesehen, aber ich war überzeugt, jeder müßte ein erhabener Mensch sein, der tiefsten Anbetung wert. Überhaupt schon das Gcdrncktwerden erschien mir als eine allerhöchste Auszeichnung, jeder Artikel als etwas Unwägbares, dem man nicht durch die Abschätzung eines schnöden Honorars von soundsoviel Mark zu nahe treten durfte. Mein bis heriges Leben abseits von allem, was Literatur heißt, muß die un begreifliche Naivität des Glaubens entschuldigen, als müsse jeder von einer Redaktion angenommene Beitrag hoch gewertet und hoch hono riert werden. Die fünf Mark verwunderten mich daher sehr, aber das Hochgefühl, über Nacht, durch einen puren Zufall »Schriftstellerin« ge worden zu sein, hob mich darüber hinweg. Nun hatte die Löwin Blut geleckt. Keine Franenzcitung, die nicht meine Artikel, keine Feuilleton-Korrespondenz, die nicht meine Novellen gedruckt hätte. Das Berliner Tageblatt brachte regelmäßig meine Ber liner »Lokalpremiers«, mein Berns als Malerin legte es mir nahe, über Kunstausstellungen und Kunstgewerbliches zu berichten. Durch den späten Beginn meiner literarischen Tätigkeit war unsäglich vieles in mir aufgestaut, das nun eruptiv seinen Answeg suchte. Ich pro duzierte mit größter Leichtigkeit, das Schreiben wurde mir eine Not wendigkeit wie das Atmen. Natürlich dauerte es nicht lange, daß ich auch »mein Buch haben wollte. Wilhelm Friedrich in Leipzig, damals der bekannte Verleger aller »Jungen -, war mir dazu behilflich', ein Novcllenband unter dem Titel der erste» Ans der Art geschlagen« lag bald in hübscher Aus stattung vor mir. Der geringe Zuschuß, den ich gezahlt, wurde bald durch eine glatte Abrechnung wieder hereingebracht, außerdem' fand das Buch bei der milden Beurteilung, die dem »Erstlingswerk« ent- gegcngebracht wird, eine Menge vorzüglicher Besprechungen, die nur einmal, durch die meiner »Neuen Gedichte« übertroffen wurde. Einen großen Schritt weiter brachte mich Josef Kürschner, der un ermüdliche -Herausgeber des Litcratnrlalenders. Mit seinem beson deren, außerordentlich feinem Spürsinn hatte er mein literarisches Werden au den in Zeitschriften zerstreuten Aussätzen und Novellen verfolgt. Die in einer sehr hohen Auflage verbreitete Probenummer seines »Univcrsal-Redaktcnr begann mit einer Novelle von mir: »Lirxnsblütc-. eins der ersten Hefte des »Biicherschay ist »Gute Kame raden« von E. Eysell-Kilbnrger, mein Name bis zur Verheiratung mit Victor Blüthgeu, nnd dann noch eine Zcitlang mein Pseudonym. In geradezu groteskem Gegensatz zu der Wertschätzung, die Josef Kürschner mir bis zu seinem frühen Tode bewahrte, steht die Ab neigung seines Nachfolgers in der -Herausgabe des Litcratnrkalenders, Herrn Ör. -Heinrich Klenz. Er hat im letzten Jahrgang wegen »Raum mangels« die Anfzählnng meiner gesamten dreißig Bücher samt ihren Neuauflagen gestrichen, meine ganze literarische Tätigkeit mit der Notiz: Novellen, Romane, Gedichte, Dramen abgetan! Kein Verleger, keine Redaktion ist nun noch in der Lage, sich davon zu überzeugen, daß ich in ungeschwächter Kraft arbeite nnd daß meine Bücher nach wie vor Ncuausgaben und -Auflagen nötig machen. Wie wohl alle Schriftstellerinnen lege ich das -Hauptgewicht auf meine Gedichte. Sie sind mir wert als Bekenntnisse, als der stärkste Ausdruck meiner Persönlichkeit und als jene Werke, die die größte An erkennung der Kritik nnd den stärksten Widerhall im Leserkreise ge funden haben. Als ich ein Bündelchcn Drnckbelcgc meiner Gedichte ans guten Zeitschriften in den -Händen hielt, wandte ich mich damit an Rechner in Dresden, ob er wohl geneigt wäre, sic als Buch hcrauszubringen. Tic Antwort in seiner perlenfeinen, aber so schwer zu entziffernde» Schrift steht mir noch deutlich vor Augen: »Verehrte Frau! Ihre Gedichte sind ohne Zweifel von hervorragender Schönheit nnd voll tiefen Gefühls »nd verdienten eine Buchausgabe. Schade, daß Sie per sönlich so gar keine besondere Note haben! Wären Sie Arbeiterin oder Schenkmädchen, so würde sich ei» großer Erfolg damit erzielen lassen. Da sie aber nur eine Dame der Gesellschaft sind, erscheint mir das fraglich« nsw. Einen Roman Wenn die Schatten wachsen nahm er später in Verlag, die Gedichte aber erschienen unter dem Titel »In Seclcncinsamkeit« dann in einem kleinen Verlage, machten ihren Weg und bahnten ihn den zehn Jahre später erschienenen »Neuen Gedichten«. Diese kamen bei Schwetschkc L Sohn in Berlin heraus, nnd wenn ich meinem eigenen Urteil und dem meiner Kritiker, be sonders Michael Georg Conrad gkanben darf, so sind sie erstklassige Lyrik und mein bestes Buch überhaupt. Zwischen diesen beiden Gedichtbüchern liegt ein drittes: »Klänge aus einem Jenseits« (Hermann Seemann Nachf., Leipzig), daö wegen L5L
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