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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1916
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- 1916-05-05
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1916
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- Deutsch
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Nr. 10S. Z^ner^lb cvutschsDekches^ Ni^tmi^g^ieder^ii» ^ Leil^berechaet. — In dem illustriert^ Teil für Mitglieder ^ r^M?r»"j?hrttch?^NcE^em^«uEand'^E^gt^^ferung«aum^^^'^^.^^M^^^262^^'s^50M.-'fürNicht- ^ Leipzig, Fretlag den 5. Mai i9i6. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Bekanntmachung. Die Bücher-Ramschhalle Karl Schirmer in Leipzig, Burg- stratze 22/24, verkauft nach wie vor neue Ullstein-Bände statt .H 1.— für 9V H. Ein auf diese Weise verkaufter Band rührt aus einer größeren Partie her, die ein Karl Stall in Leipzig, Blilchrrstratze 2l, von einer Leipziger Buchhand, lung bezogen hat. Eine Firma Karl Sloll steht nicht im Adreßbuch des Deutschen Buchhandels. Leipzig, den 4. Mai 1916. Geschäftsstelle des Börsenvercins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, vr. Orth, Syndikus. Der karmesinrote Faust. Eine Alltäglichkeit in dicken Farben aufgetrageu von Otto Rieb icke. Tilde Maesecke ist die Frau des Lederhändlers en gras Hein rich Macsecke, mit dem sie sich soeben durch die geöffnete Flügel tür darüber unterhielt, ob man die la-Qualität des neuen Leders »Marke Hindenburg« oder »Friedensbringer« nennen solle. Herr Maesecke — ehemals »Schnellbesohlanstalt G. Maesecke. Hier werden Gummiabsätze sofort untergenagelt« — verlieh seinen Worten mit einem blankgalvanisierten Hammer, der einst aus seinem Schustertisch, jetzt als sinniges Symbol auf dem schwereichenen Rollpult lag, einen gewissen rechthaberischen Nach- druck. Da Frau Tilde, geboren als Mathilde Grabke, eheliche Tochter des Grünkramhändlers gleichen Namens, gewöhnt an Zucht, Ehrbarkeit und Ordnung, für die Politur des prächtigen Schreibtisches fürchtete, hatte sie klein beigegeben, worauf die Schreibmaschinen die ganz hervorragende Qualitätsmarke »Frie densbringer« in hundert Durchschlagen auf das funkelnagelneue Briefpapier mit den sützlächelnden Amoretten zu klappern be gannen. Indessen war Frau Tilde in ihrer hinter gewaltiger Kor pulenz lagernden Innerlichkeit doch nicht ganz von der Wirkung dieses Reklamenamens überzeugt, weswegen sie sich in das »Buddohaar« zurückzog und mit verschiedenen »karmesinrot« gehefteten Guten Tönen über das Verhalten einer gnädigen Frau zu ihrer Zofe Rücksprache hielt. Sie nahm für diesen außer- ordentlichen Zweck in einem Schaukelstuhl unmittelbar vor dem elfenbeinernen Ovalspiegel Platz und wippte sich mit ihren hohen Schnürstiefeln kokett in die träumerische Rolle dieser gnädigen Frau, die eben heute als »vornehme Dame« im Tagesblatt eine gebildete Zofe suchte, über den Ausdruck »Bildung« hatte sie im Konversationslexikon nachgeschlagen und gefunden, daß hier wie immer alles vom Gedruckten ausginge und unter diesem Gedruckten wieder Namen wie Goethe und Schiller etwas We sentliches seien. Aus ihrer fettgepolstcrten Intelligenz heraus er maß sie, daß der Ausspruch »Mehr Licht! sprach Goethe«, mit dem ihr seliger (Herr) Vater die Rollmarkisen seines Grllnkramge- schästs allmorgendlich hvchzog, und die Schtllerschen Bonbon locken aus dem Nachbarladen Wohl doch nicht der Inbegriff dieses Wesentlichen seien. Sie beschloß daher, die Frühjahrssonne zu benutzen und einen Weg zum Buchhändler zu machen, der ihr gewiß irgendeine Qualitätsmarke der Alsoverehrungswllrdigen Vorschlägen könnte. Also begann Frau Tilde Maesecke die Stratze zu betreten. Der Wind wippte neckisch die untere Bogenrundung ihres kurzen Glockenröckleins, worauf sie, die Reklamehand ihres Gatten, nur unendlich die Unzulässigkeit bedauerte, an ihren hohen, Sliefel- schästen einen Qualitätszettel »Friedensbringer« zu tragen. Sie ging nicht ziellos. Nein, Frau Tilde Maesecke wußte, daß ihre sin nigen Geschäftsbriefbogen aus einer Papierhandlung »mit eigener Dampfdruckerei« in der Uhlandstraße stammten. Dahin steuerte sie; denn es sei nicht gut, wenn eine vornehme Dame unsicher die Straße betritt, hatte sie vorhin in einem der Guten Töne gelesen. Und hatte sie ihre Gemächer auch erst vor drei Tagen aus dem Kellergeschoß der Elsasserstraße in die Beletage eines hochherrschaftlichen Kurfürstendammhauses verlegt, die einstige Grllnkramstochter Mathilde Grabke kannte diese Gegend von den Markthallenfahrten her ebenso genau wie das nicht ganz einwandfreie Eheleben des Straßenkehrers Strappke, Elsasser straße 257, Gartenhaus, unterparterre. — Das junge Papierfräulein war damit beschäftigt, eine neue Liebesserie von Bromsilberkarten schmachtend durchzusehen (denn es war Montag, der Tag nach dem Sonntag), als Frau Tilde Maesecke den Laden betrat. Aus ihrer eigenen züchtigen Jugend heraus erkannte sie den Trieb dieses jungen Mädels und erbot sich, die Karten in Bausch und Bogen zu kaufen. Das ge schah allerdings erst, als sie ihren eigenen Geschmack darin fand und in einer Unterschrift »Heinrich — mir graut's vor Dir!« ein klassisches Gegenwort für ihren Mann entdeckte, das, wie da weiter stand, von Goethe, eben ihrem Goethe stammle. Es war ein Leichtes, von dem schüchternen Papierfräulein, das sich selten einer so stattlichen Dame gegenübersah, zu erfahren, daß dieser Ausspruch in einem Theaterstücke »Faust« vorkomme, worauf Frau Tilde Maesecke dieses Buch unbedingt in ihren Besitz schätzen wollte. Aus einer verstaubten Ecke kam ein sehr altes, vergilbtes Exemplar zum Vorschein, »das einzige«, versicherte das Fräulein. Frau Maesecke wagte es mit ihren Hellen Lammleder handschuhen nicht anzufassen (denn Bücherstaub fei gefährlicher als die Gartenerde am Gemüse, hatte ihr der stets hilfsbereite Gute Ton eingeflüstert) .... als der vierschrötig« Papierwaren händler Fritz Lupfke aus dem Türspalt der Werkstatt heraus sei» »Mariechen« abrief und die weitere Entwicklung des Geschäfts selbst übernahm. Frau Maesecke hatte es sich auf einem kleinen Dreifuß so bequem gemacht, daß ihre Fischbeinstangen sie hin derten, die listigen Augen des Herrn Lupfke zu sehen. Mit einem prächtig eingeübten Lächeln erinnerte sie sich plötzlich des Firmen zusatzes ». . . mit eigener Dampfdruckerei« und beauftragte den auf solche Anforderung nicht ganz gefaßten Papicrwarenhändler, ein neues Exemplar zu drucken. Herr Lupfte erinnerte sich ebenso schnell der Buchhandlung gegenüber, wie er wieder Herr der Si tuation wurde, und versprach der Gnäfrau das vollständig neuge druckte Exemplar in fünf Minuten. Das setzte Frau Mathilde Maesecke so in Erstaunen, daß sie mit dem stolzen Ausspruch »et jeht nischt über der Tüchtigkeit« mit Herrn Lupfte eine Plauderei 5Z3
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