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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1916
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- 1916-05-05
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1916
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Redaktioneller Teil. ^ 103, 5. Mai 1916. Kleine Mitteilungen. Tie Büchermesse in Lyon. — Ein früherer Pariser Mitarbeiter schreibt uns: »Lyon erhebt sich gegen Leipzig! Die große Industriestadt erinnert sich ihrer Vergangenheit, ihrer Jahrmärkte des 16. Jahrhunderts, ihrer Mustermesse, die von der deutschen Presse so schwer verspottet wurde und deren Erfolge jede Hoffnung er lauben ... Ich sprach von Leipzig. Die Verleger und Drucker ken nen besser als irgend jemand die Organisations-, Prodnktions- und Aktionskraft dieser Stadt, die trotz des Kriegs im vergangenen Jahr und auch in diesem Jahr die Käufer zu ihrer Messe berief. . .« So sprach DaIimier, Nnterstaatssekretär der Schonen Künste, in seiner Eröffnungsrede zur B ü ch e r in e s s e, die der Warenmesse in Lyon folgte. Zwanzig und mehr Redner rühmten in stiller Verzweiflung die »Weltniachtstellnng«, die sich Leipzig auch als Mittelpunkt des Büchermarktes zu erringen gewußt hat und die ihm mit allen Mitteln streitig gemacht werden soll. »Wir müssen die wirtschaftliche Offen sive ergreifen«, versicherte Senator Herr iot, der rührige Bürger meister, der ans seiner etwas toten Seidenstadt das Leipzig Frank reichs machen möchte. Die französischen Verleger und mehr noch fran zösische Schriftsteller waren zu einem Kongreß znsammengekommen, der fünf Tage, bis zum 30. April dauerte. Man kondolierte sich gegen seitig, daß die Deutschen es vermochten, auch innerhalb der Republik den Bücherverlag und vor allem das Kommissionsge schäft mehr und mehr in ihre Hände zu bringen. Pierre Decon reelle, der durch ein Rührstück »I.ss clsux O08868« (»Die zwei Buben«) eine populäre Berühmtheit und jetzt im Krieg — er weiß wohl selbst nicht warum — Vorsitzender der »Zoeiete ck68 g6ii8 äe lettres« wurde, sagte: »Es gibt eine Tat sache, die jeden Lesenden verblüffen muß. Frankreich besitzt ans literarischem Gebiet unbestreitbare Überlegenheit (?); aber Deutsch land siegt heute in dem Buchwesen, und doch lebt das eine vom andern. Liegt darin nicht ein unerträglicher Widerspruch? . . . Wir dürfen nicht länger der deutschen Tintenindustrie Tribut zahlen; wir dürfen nicht länger die deutschen Notendrücke bevorzugen: wir dürfen nicht länger zulassen, daß die Kinder Frankreichs in den Schulen Frankreichs die französischen Klassiker in Bü chern lesen, die in Leipzig gedruckt werden . . .« So wurde ein »technisches Komitee« gebildet, das nachprüfen soll, was geschehen muß, um Leipzig den Zentralmarkt der Bücherei und des Notendrucks zu entreißen. Schon in Fricdenszeiten konnten die Franzosen nur mit einem Schauer d^ Bewunderung von der Organisation, insbesondere der Leipziger Kommissionäre, sprechen. Aber sie begriffen, warum ein französischer Buchhändler in Peking, wenn er eines Exem plars von einem Werke Ncnans oder Bonrgets für einen französischen Besteller bedurfte, sich nicht direkt für die Übersendung an den Verleger in Paris oder an einen französischen Kommissionär, sondern an einen Leipziger wandte. Der Kommissionär in Leipzig empfing zur selben i Stunde Bestellungen aus Peking von einer englischen, spanischen oder deutschen Buchhandlung und sandte alle diese Werke gemeinsam auf dem schnellsten und billigsten Wege ins »Himmlische Reich«. Auch die Zahlungsweise wurde durch die Übergabe des Geschäfts in eine Hand vereinfacht und verbilligt. Möglicherweise ist der Haß in Frank reich so groß — Decourcelle erinnerte daran, daß von den Mitgliedern der Schriftstellergesellschaft 192 gefallen, 25 vermißt werden —, daß hinfort kein französisches Buch durch die Hände eines »doclre« gehen darf, selbst wenn der Buchhändler in Peking dabei Zeit und Geld ver liert. Aber Herriot, der wiederholt in Leipzig war und sich die glän zende Einrichtung des Buchhändlerhauses angesehen hat, dürfte keinen Augenblick glauben, daß die Nhonestadt, trotz aller Reklame, sich für die internationale Büchervermittlung an die Stelle der Plcißestadt zu setzen vermöchte. Noch weniger aber haben die Lyoner und selbst die Pariser Hoffnung, den Leipziger Verlagsbuchhandlungen den Rang abzulaufen; dafür hinken sie seit Jahren zu weit hintennach, so hoch und künstlerisch auch viele Pariser Veröffentlichungen, insbesondere die Liebhaberausgaben, zu bewerten sind. In den Räumen des Lyoner Konservatoriums hat man eine Ausstellung der seit Kriegsbeginn und wohl auch vorher erschienenen Werke ausgestellt und sie die »Büchermesse« benannt. Auch eine retrospektive Abteilung alter Schweins- und goldgepreßter Lcderbände fehlte nicht. Ernste französische Kritiker geben zu, daß die K r i e g s l i t e r a t u r, die Kampfschilderungen und Schiitzengra benpoesie, nicht klassisch zu nennen ist. In den Schützengräben selbst soll man vorzugsweise Liebesromane recht geringer Moral oder aber, in geringerem Maße, schöngeistige Literatur gestrenger Auswahl lesen. Die lebenden Schrifttteller machen sehr schlechte Geschäfte, zu mal da die Autorengesellschaft keine Tantiemen erbringt. Sie sollen nie wieder auf deutschen Theatern gespielt werden, und wenn sie auf die Leipziger Vermittlung verzichten, werden sie auch den Verkauf ihrer Bücher zurückgehen sehen. Marcel Prövost, Nosny, Barrtzs und selbst der Italiener Ferrero hielten auf dem Kongreß der »Büchermesse« deutschfeindliche Reden; nicht zuletzt der Philosoph Emile Boutroux, der über »Klassische Zivi lisation und deutsche Kultur« sprach und alle deutschen Heiligen, zu denen er gebetet, dem Feuer überantwortete. Damit auch die Musik- ver leger, die vou der deutschen Konkurrenz am meiste^ an die Wand gedrückt worden waren, sich chauvinistisch betätigen konnten, wur den Werke Enrico Granados vorgeführt — des spanischen Komponisten, der mit dem »Sussex« unterging. Preisausschreiben des Weimarer Schriststellerbundes. Zu dem gestern mitgeteilten Preisausschreiben erfahren wir, daß zu den näheren Bedingungen außer der Einsendung der Bestellgelder und des Rückportos für eingeschriebene Rücksendung auch die Zahlung einer Prüfungsgebühr von M. 15.— für einen einbändigen Roman oder ein mehraktiges Bühnenstück gehöre. Da diese Bedingungen bei Preisansschreiben ungewöhnlicher Art sind und auch nicht erkennbar ist, wer hinter der in weiteren Kreisen bisher unbekannten Organi sation steht, so dürfte sich die Einholung näherer Mitteilungen vor einer Beteiligung an diesem Unternehmen empfehlen. 3000 Zeitungen und Zeitschriften eingcgangen. — Die Zeitungsliste des Reichspostgebietes für 1916 weist neuerdings 1255 Zeitungen und Zeitschriften auf, die infolge der Kriegszeitläufte ihr Erscheinen ein stellen mußten. Die Gesamtzahl der seit Kriegsbeginn eingegangenen deutschen Zeitungen und Zeitschriften ist damit auf 3000 gestiegen. Die 8. Jahresversammlung der Gesellschaft Deutscher Nervenärzte wird am 22. und 23. September in München stattfinden. Die Neferatthemata sind: »Neurosen nach Kriegsverletzungen« (Referenten: Oppenheim, Berlin, und Nonne, Hamburg); »Topik der Sensibilitäts störungen bei Nervenkrankheiten« (Referent: Foerster, Breslau). PersoimlNllchriiAeu. Auszeichnung. Dem Leutnant und Kompagnieführer d. Kgl. Sächs. Jnf.-Regts. 107 Herrn Fritz Wahle, Inhaber der Firma C. E. Klotz Nachf. F. Wahle, Magdeburg, wurde voni König von Sachsen das Ritterkreuz 2. Klasse des Albrechtsordens mit Schwertern verliehen. Gestorben: am Karfreitag (21. April), wie wir erst jetzt erfahren, Herr Otto Weber in H e i l b r 0 n n im Alter von 54 Jahren. Der Verstorbene hat sein 1884 gegründetes Geschäft aus kleinen Anfängen zu guten Erfolgen geführt. Zunächst betrieb er nur eine kleine Buchdruckerei, die sich aber bald so gut entwickelte, daß er grö ßere Räumlichkeiten für sie in Anspruch nehmen mutzte. In diesen erfolgte die Herausgabe seiner ersten Wochenzeitung, des Allgemeinen Sonntags-Anzeigers, der rasch andere folgten, von denen nur genannt seien: der Generalanzeiger für Haus- und Landwirtschaft, die Süd deutsche Tierbörse, der Familicnfreund, der jetzt unter dem Titel Süd deutsche Illustrierte Zeitung erscheint. Außerdem rief Weber noch einen Buchverlag ins Leben, der sich hauptsächlich auf dem Gebiete populärer Sammlungen bewegt. Herr Weber erfreute sich in Buch druckerkreisen großer Beliebtheit. Er war Gründer des Vereins Heil- bronner Buchöruckereibesitzer und langjähriger Vorsitzender des Bezirks Heilbronn des Deutschen Buchdruckervereins, außerdem Mitgründer und Prinzipalsvorsitzcnder des Tarifschiedsgerichts. Der Tod ereilte den rastlos tätigen Mann mitten in seiner Arbeit. Johannes Gaedickc f. — Am 2. Mai ist Johannes Gacdicke in Berlin, einer der trefflichsten Pioniere auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Photographie, im 81. Lebensjahre gestor ben. Er erfand 1861 das erste Zellulosepapier aus Stroh und machte 1866 die Photographen mit dem Magnesiumlicht bekannt. In Gemeinschaft mit Professor l)r. A. Miethe hat er das photographische Blitzpulver (bei dem das Magnesium zur Anwen dung kommt) erfunden. Zuvor hatte er mit Professor Vogel, der den ersten Lehrstuhl für Photographie in Preußen innehatte, an der Her stellung der farbenempfindlichen Trockenplatten gearbeitet. Seit 1894 war er Besitzer und Leiter des »Photographischen Wochenblattes«. Moritz Röbbeckc s. — In Dresden ist der Maler Prof. Moritz Nöbbecke im Alter von 59 Jahren gestorben. Er stammte aus Meerane in Sachsen und hat als Maler von Bildnissen nnd biblischen Gemälden sowie als Kopist alter Meisterwerke Vorzügliches geleistet. Verantwortlicher Redakteur: Emil Thomas. — Verlag: Der Vvrsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhändlerhaus. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 (Buchhändlerhaus).
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