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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.03.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-03-03
- Erscheinungsdatum
- 03.03.1916
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ir 52, 3. März 1916. Detonation. Die Fensterscheiben klirrten, eine Sandfontäne stieg auf dem Stück Land zwischen dem Bahnhof und unserem Quar tier empor. »Was war das?« -.Bomben!« Die Apparate, ihrer Bauart nach Engländer, kreisten über uns und warfen Bomben auf Bomben herab. Wir stellten uns unter einen Baum, von dem Äste und Zweige durch den Lustdruck und die umher sausenden Sprengftücke brachen. Wir hörten das Sausen der herniederfallenden Bomben. Würde diese treffen? Nur fünfzig Meter mehr nach rechts, und die nächste kommt mitten zwischen uns. Doch der Himmel war gnädig. Nur eine Bombe fiel in ein zweistöckiges Haus unserer Straße, durchschlug es bis ins Erdgeschoß und krepierte nicht. Sie war zum Glück ein Blind gänger. Die anderen, die alle dem Bahnhof zugedacht waren, fielen auf das Feld vor unserer Wohnung und richteten keinen Materialschaden an. Am anderen Morgen, als wir zur Arbeit gingen, lag am Wege ein totes Pferd, das durch ein Sprengstück verwundet worden war und erschossen werden mußte. Es war das einzige Opfer der fünfzig Bomben. Unser Schuster ist ein kleines nervöses und ängstliches Männ lein. Seine Nervosität spielte uns neulich einen Stretch. Es war in der Silvesternacht. Wir hatten vorher, wie es so üblich ist, das neue Jahr begossen und waren dann schon gegen 10 Uhr auf unser Stroh gegangen. Alles lag im tiefsten Schlummer, nur die Natten und Mäuse liefen spazieren, kontrollierten Tische und Borde, ob nicht irgend etwas Eßbares vergessen worden war wcgzuschlie- ßen, zerrten Papier in der Bude umher, sprangen ins Stroh und quietschten vergnügt dabei, wie Ferkel es tun. Sonst hörte man nur das Schnarchen der Schläfer. Zehn Minuten vor Mitternacht klopft es ungestüm an unserer Tür; als keine Antwort von innen kommt, wird gegen die Tür getreten und sie so derb gerüttelt, daß unsere arme, sowieso schon gebrechliche Tür klappert und ächzt. Ich bangte für ihre Weiterexistenz und meldete mich: »Wer ist da?« Die Kameraden waren nun auch alle wach. »Oh, oh, ooooooooh!«, jammerte draußen die Stimme unseres Schusters. »Nun was ist denn passiert?« »Hört Ihr denn nichts? Alarm wird geblasen!« »Alarm!« Das eine Wort wirkte wie ein Blitzstrahl aus heiterem Himmel. Alles sprang hoch. Mein erster Griff war nach dem elektrischen Lichte, es brannte nicht. »O Gott, die Lei tung ist durchschnitten«, meinte ein Kamerad neben mir. Das Gewehrfeuer wurde immer heftiger. So schnell wie noch nie versuchte jeder in seine Kleider zu kommen. Fischer, der ohne Brille ein hilfloser Mensch ist, suchte das kostbare Ding und konnte es nicht finden. »Meine Brille, meine Brille«, stöhnte er und dabei warf er sie in der Dunkelheit auf die Erde. Sie war hinüber. Fritz, dem die Stiefel etwas zu klein sind und der jeden Morgen eine Viertelstunde arbeitet, bis er sie endlich an hat, zog mit allen Kräften an den Strippen, daß sie abrissen und er gegen den Wassereimer flog und sich in die Pfütze setzte mit seinen für den morgigen Appell saubergemachtcn Kleidern. »Wer hat meine Hose angezogen?, ich habe sie dort aufgehängt«, fragt ein anderer. Meier V hatte die Hose, und zwar noch verkehrt, das Hinterteil nach vorne angczogen. »Die Hose aus!« »Wo ist denn aber meine, ich kan» doch nicht in Unterhosen kommen?!«, jammerte Meier V. »Isidor, Du hast Wohl meine Hose mit in Deinen Rucksack gepackt? Ein Licht her!« Isidor machte seinen Rucksack wieder auf. Da lag die schöne Sonntagshose von Meiern znsammengeknüllt oben darauf. In der Aufregung hatte Isidor alles, was in der Nähe seines Bettes lag oder hing, in seinen Ruck sack gewürgt. »Wir kommen zu spät! Macht schnell!« Wir stürmten nach der Tür und riegelten sie auf. Draußen standen der Schuster und der Schneider mit ihren Bündeln unterm Arm. Es war taghell von den aufsteigenden Leuchtkugeln, und rings krachten in einem fort die Gewehre. »Jetzt blasen sie wieder Alarm! Hört Ihr?«, kam es gepreßt aus der Brust unseres Schusterleins. Wir strengten uns an, in dem Lärm etwas zu verstehen. »Was ist das? Mensch, bist Du verrückt? Das ist doch kein Alarm!« Jetzt hörten wir es ganz deutlich: »Die Soldaten sollen zu Bette gehn, der Hauptmann hat's gesagt!« klang es in abgerissenen Tönen zu uns. Unser ängstlicher Schuster hatte das Neujahrsschießen an der Front für Gefechtslärm gehalten und die stüm perhaften Versuche eines Kameraden auf der Trompete für Alarm- 234 blasen. So kam es, daß uns unser Schuster mit einem Schreck in den Gliedern ins Neue Jahr brachte und uns unser Feldwebel am anderen Morgen auslachte, als er die Erlebnisse unserer Sil vesternacht vernahm. ckn. Konkursstatistik. IV. Vierteljahr 1915. (Tie ersten 3 Vierteljahre ttttä stehe Börsenblatt 1915, Nr. 105, 183 u. 2V8). Ganz auffallend ist die starke Abnahme, die die Zahl der Konkurse seit Kriegsausbruch erfahren hat. Nach einer Zu sammenstellung der Finanzzeitschrtst »Die Bank- betrug die Zahl der Konkurseröffnungen des gesamten deutschen Handels und Wirtschaftslebens im Sriegsjahr 1915: 4580 in den Vorjahren 1914: 7738 1913: 9689 19,2: 9202 Gegen 1912 und 1913 ist die Zahl der eingeleiteten Konkurse in dem vollen Kriegsjahre I9l5 also um mehr als die Hälfte zurückgegangen, nachdem schon im Vorjahre 1914 mit seinen 5 Kriegsmonaten eine Verringerung um fast ein Viertel zu verzeichnen war. Der Ansicht, daß diese starke Abnahme als ein Zeichen der auch in den Kriegszeiten starken wirtschaft lichen Kraft Deutschlands anzusehen sei, möchten wir nicht zustimmen, sondern glauben vielmehr, daß die Anordnung der Geschäftsausstcht (Bekanntmachung des Bundesrats vom 8. August 1914) in einer nicht unbeträchtlichen Zahl von Fällen an die Stelle der Konkurseröffnung getreten ist. In welchem Umsange dies geschehen ist, kann nicht sestgestellt werden, weil eine Statistik über die Zahl der angeordneten »GeschäflSausflchten» bisher noch fehlt. Bet unserem Beruf, dem Spezialgebiet »Buchhandel», dürsten die Optimisten für ihre Meinung von der starken wirtschaftlichen Kraft kaum recht haben, denn besonders der Sortimentsbuchhandel leidet schon seit langer Zeit unter un günstigen Erwerbsverhältnissen und stellt daher auch immer die Mehrzahl der in unserer buchhändlerischen Konkursstatisttk behandelten Fälle. Im letzten Vierteljahr 1915 meldete das Börsenblatt g Konkurseröffnungen. Die Zahlen des gleichen Zeitraums der Vorjahre sind: 1914: 5; 1913: >5; 1912: 9; 1911: 13; 19l«: 15; 1909: 17 (Durchschnitt also 12,3). Sie betrafen: 1 reinen Buch-Verlag, 1 Buch-Verlag, verbunden mit Buchdruckeret von größerer Bedeutung als der angegliederte Verlag, 1 gemischtes Geschäft: Verlag und Sortiment, 5 regelrechte Sorttmentsbuchhandlungen, zum Teil verbunden mit den üblichen Nebenzwetgen, 1 reines Musikalten-Sortiment. Sämtliche in Konkurs geratenen Firmen waren im Adreß buch des Deutschen Buchhandels verzeichnet und im Besitz von natürlichen Personen gewesen. 4 Konkurseröffnungen wurden erst über den Nachlaß der betreffenden Firmentnhaber verhängt. Die Gründlings- bzw. übergangsjahre an die letzten Besitzer der Firmen waren: 1879 — 1890 — 1898 — 1906 — 1912 (2mal) — 1913 (3mal). Die 9 Konkurseröffnungen erfolgten in den Orten: Erfurt — Halle a/S. — Koblenz — Landeck (Schief.) — Lausanne (Schweiz) — Lübeck — Plauen (Vogtl.) — Rheydt (Bez. Düsseldorf) — Stuttgart. Im gleichen Zeitraum fanden 5 Konkursverfahren (1914:2; 1913:6; 1912:4; 1911:8; 1910:15; 1909:5; Durch- schnitt : 6,67) ihr Ende, und zwar wurde 1 davon aufgehoben nach Annahme und gerichtlicher Bestätigung des Zwangsver- gletchs. Es betraf eine offene Handelsgesellschaft einer Groß stadt zum Betrieb einer graphischen Kunstanstalt, der ein kleinerer Verlag angegliedert war. Mer die Endzahlen dieses Kon kurses, der ja auch in der Hauptsache einen technischen Betrieb anging, konnte nichts in Erfahrung gebracht werden
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