Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.02.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-02-07
- Erscheinungsdatum
- 07.02.1916
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19160207
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191602071
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19160207
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1916
- Monat1916-02
- Tag1916-02-07
- Monat1916-02
- Jahr1916
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 3/ 30, 7. Februar 1916. wie viele andere, Befürchtungen gehegt hatte, die sich als unbe gründet erwiesen haben. In vielem bestätigt er Beobachtungen, die zum Teil auch in den folgenden Berichten zum Ausdruck kom men. Seinem Bericht sei der seines Hamburger Kollegen Herrn Ernst Maasch für die Firmen C. Bohsen und Boysen L Maasch angereiht: Das Weihnachtsgeschäft hat sich trotz der Personal-Schwierig keiten — auch Kollege Boysen mußte am 8. Dezember den Zivil- mit dem Soldatcnrock vertauschen — glatt abgeivickelt. Das Publi kum nahm Rücksicht, und mancher Kunde, der sonst nur vom »Herrn Chef« bedient werden mußte, war diesmal auch mit der Bedienung seitens eines Fräuleins zufrieden. Besonders angenehm wurde es empfunden, das; von der Polizei die Verkaufsstnndeu am Abend von 10 ans 9 Uhr znriickgesetzt wurden; denn dadurch war es ermöglicht, die Expeditions- und Anfränmungsarbciten eine Stunde früher zu beenden. Mit Beginn des Dezember wurde das Geschäft lebhaft, und der Verkehr steigerte sich bis zum 24. von Tag zu Tag. An den ersten Tagen waren es hauptsächlich Einkäufe für das Feld; billige Bücher, besonders Neelam, Wiesbadener Volksbücher, Jnselbücherei n. v. a. Auch diesmal fehlten die großen Posten; teure Klassiker, Prachtwerke, Lexika und die übermäßig in den Handel gebrachten Luxus- und Buchkunst-Ausgaben wurden fast gar nicht gekauft. Dagegen wurde viel ältere Belletristik gefordert, so daß dadurch unter den älteren Beständen gut aufgeräumt werden konnte. Kriegs- literatnr wurde meistens mit dem Bemerken znrückgewiesen: »davon habe ich genug«, oder: »darin genügen mir die Zeitungen«, — »ich möchte etwas, in dem vom Kriege nicht die Rede ist«. Auch in der technischen Abteilung war es lebhafter als im vorigen Jahre. Auffallend wird sehr viel Literatur über Straßen- und Eisenbahn- bau, sowie Elektrizität zum Versand nach den Gefangenen-Lagern im Auslände verlangt. Alles in allem war der Umsatz im Weihnachtsmonat wider Erwarten besser als im vorigen Jahre. Als »über alles Erwarten günstig« wird anch das Weih nachtsgeschäft inBerlin bezeichnet: Sowohl Bar- als anch Strazzenverkanf hat selbst in den besten Friedensjahreu nicht die Höhe erreicht wie dies mal, obwohl viele Firmen von besonderer Reklame abgesehen und sich ans die Versendung kleinerer Kataloge und Prospekte be schränkt haben. Ganz besonders großen Wert legen wir auf eine stets wechselnde, geschmackvolle Auslage im Fenster und in den Ver kaufsräumen und damit erzielen wir recht befriedigende Erfolge. Daß die persönliche Empfehlung viel ausmacht, haben wir in diesem Jahre besonders gesehen. Der größere Teil des Publikums kam ohne bestimmte Wünsche und ließ sich beraten. Natürlich wurde viel fürs Feld gekauft; der Prozentsatz dieser Verkäufe war aber doch nur ein geringer. Oft hatten wir den Eindruck, als ob Geld weniger eine Nolle spiele als sonst. Teure Bücher und Luxusausgaben wurden viel gekauft. Es darf aber ja nicht übersehen werden, daß sich unsere Kundschaft ans den kaufkräftigsten Kreisen zusam- mensetzt. Gerade am Knrfürstendamm und in seiner Nähe wohnen die vermögendsten Leute. Die besten Erfolge erzielen wir durch direktes Aubieten der die einzelnen Kunden interessierenden Werke. Aus Mecklenburg kam uns ein Bericht zu, der hier im Auszuge wiedergegeben sei: Gekauft wurde zu Weihnachten entschieden mehr als im Jahre 1914. Ich muß sogar merkwürdigerweise oder erfrenlicherw-ise feststellen, daß meine Bareinnahmen im Dezember höher waren als im Fricdensjahr 1913. Ich erkläre diese Tatsache damit, daß über haupt im Kriege mehr bar gezahlt wird als im Frieden. Diese Erscheinung habe ich von Anfang des Krieges an beobachten können. Ich glaube wohl, daß das Buch in diesem Jahre bei den Liebes- gabensendnngen mehr bevorzugt worden ist als im Jahre 1914. Als Grund dafür kommt in erster Linie meiner Ansicht nach der Umstand in Betracht, daß infolge des Stellungskrieges an allen Fronten mit Ausnahme der serbischen im Felde mehr Muße zum Lesen vorhanden ist, sodaß anch die Bitten um Lesestoff von draußen viel zahlreicher eingegangen sind als früher. Nicht zuletzt ist die ent schiedene Vervollkommnung der Beförderung durch die Feldpost dem größeren Umsatz an Büchern zugute gekommen. Ich habe viele Kataloge und Prospekte ins Feld gesandt und dadurch manche Be stellung bekommen. Die Weihnachtsreklamc ist hier am Platze zu Weihnachten ziem lich schlecht weggckommcn. Die alteingesessenen Buchhandlungen habe» wie im Jahre 1914 von einer allgemeinen Versendung von Wcih- nachtskatalogen abgesehen und nur Prospekte versandt. Anch diese 13Ü Versendung ist im wesentlichen ans die auswärtige Kundschaft be schränkt worden. Der Eirund dieser Einschränkung liegt einmal in der offensichtlichen Ersparnis an Spesen, andererseits versprach man sich von einer Versendung von Weihnachtskatalogen wie im Frieden (cs bekam so ziemlich jede maßgebende Persönlichkeit von vier bis fünf, ja acht Buchhandlungen je einen Katalog, oft vier bis fünf gleiche) keinen Erfolg, ja bezeichnete sogar die Zeit als willkommenen Anlaß, einmal mit diesem unangenehmen Zustand zu brechen. Man hat gesehen, es geht auch so. Auch die Schaufensterdekoration mußte aus Mangel an Zeit und Personal ans das nötigste beschränkt werden, was ja zu beklagen ist, da ich das Schaufenster für ein ganz hervorragendes Reklame- mittel halte. Aber mehr zu erreichen war nicht möglich, da man mit den vorhandenen Kräften Haushalten mußte. Die Presse wurde von hiesigen Buchhandlungen nur in ge ringem Maße benutzt, gegen die Inserate des hiesigen Warenhauses ist doch nicht aufzukommcn, ohne den Etat übermäßig zu belasten. Bei dem Charakter meiner Kundschaft nützt beim Weih nachtsgeschäft am meisten die persönliche Empfehlung, die denn anch mit größtmöglicher Kraft angewandt wurde, so daß man anfatmete, als die schweren Tage vorüber waren. Das Publikum, das die Buchhandlungen betritt, gehört den besseren Ständen und dem Mittel stände an; der kleine Mann und anch ein großer Teil des Mittel standes geht ins Warenhaus. Dieser Zustand, den wir schon vom Frieden her kennen, hat sich im Kriege kaum geändert. Gekauft wurde im wesentlichen von Jugendschriften Kriegslite ratur, bei Büchern für Erwachsene trat das Kriegsbuch mehr zurück als im vorigen Jahre; fürs Feld wurden Bücher über den Krieg wenig verlangt, dagegen Hnmoristika, spannende Lektüre (Kriminal romane) und leichte Unterhaltungslektüre, zuweilen anch philosophische Werke, sogar wissenschaftliche Kompendien zum Studium. Was nun endlich den Gesamtumsatz des Jahres betrifft, so zeigt er gegen 1914, soviel ich bis jetzt übersehen kann, eine Zunahme. Groß wird sie nicht sein, aber festznstcllen ist sie, und das ist er freulich und berechtigt zu guten Hosfuuugeu für 1916. Es wäre zu wünschen, daß diese Hoffnungen sich erfüllen. Sehr befriedigt äußert sich auch der nachfolgende Bericht eines holsteinischen Kollegen, des Herrn I. M. Groth in Elmshorn: Das buchhändlerische Weihnachtsgeschäft war im Kriegsjahre 1915 ein sehr gutes, bei weitem besser als das des Vorjahres. Bevor zugt wurden Bücher der schöngeistigen Literatur, vor allem gute Romane, Heimatbücher, geschichtliche Werke, für die Jugend in der Hauptsache Bücher über den jetzigen Krieg. Der Verkauf von Schriften zu Liebesgaben ins Feld war ein ganz vorzüglicher; Bücher humoristischen Inhalts wurden bevor zugt. »Nur keine Bücher über den Krieg'«, hörte mau des öfteren Kunden sagen. Von einer Sammlung plattdeutscher Volksbücher (H. Lühr K Dircks, Garding) von heimatlichen Schriftstellern wie Fehrs, Lau, Meyer setzte ich viele hundert Exemplare ab. Ein Neelgm-Fenstcr verfehlte die erhoffte Wirkung nicht. Vor allen Dingen war die persönliche Empfehlung im Laden die beste Reklame. Sehr zu statteu kam mir meine Papierwaren-Abteilung; denn fast jeder Kunde, der Briefpapier fürs Feld kaufte, nahm auf Empfehlung kleinere Schriften oder ein Buch mit. Vorträge unserer Geistlichen, die vor Weihnachten auf Unter- haltungsabcnden für Kriegerfraucu u. a. aus dem Buche »Helden to Hns« von Fritz Lau (M. Glogau, Hamburg) gehalten wurden, führten nach einem Hinweis, daß die Bücher in den Buchhandlungen zu haben seien, zu einem großen Erfolg. Ich verkaufte ca. 400 Bände. Ein schönes Resultat erzielte anch eine Bitte gegenüber einem Ober lehrer um Empschlung der Werke Friedrichs des Großen in der neuen zweibändigen Ausgabe (Hobbing,Berlin) in den oberen Klassen des Gymnasiums. Persönliche Empfehlung und eine öfters wechselnde, ansprechende Schanfensterdekoration zeitigten in meinem Sortiment in diesem Jahre die geschilderten Erfolge. Von weiten Gesichtspunkten geht der Inhaber eines altange sehenen Geschäfts in einer mittleren Stadt der Provinz Brandenburg aus. Aus seinem sehr beachtenswerten Schrei ben sei hier das Folgende mitgeteilt: Mein Geschäft in einer Beamten- und Militärstadt hatte in Frie denszeit erhebliche Behörden-Anfträge, die nun teils ganz wegfiesen, teils sehr verkürzt wurden; die Studenten, die wenigstens einige ihrer Lehrbücher sich hier holten, kamen nicht; Zeitschriftenabbestel- lnngen halten sich nach der ersten Aufregung zwar in mäßigen Grenzen gehalten, aber es wurde doch hier und da »gespart«. Wenn ich trotzdem, ohne jeden Nebenartikel, meinen Umsatz des letzter» Friedcnsjahres bis auf 5 wieder einholen, den des Jahres 1914
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder