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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.01.1885
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 26.01.1885
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- Deutsch
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388 Nichtamtlicher Teil. 20, 26. Januar. von den „Times" wöchentlich verbrauchten Papiers wird auf ca. 70 Tonnen geschätzt, die Quantität der Druckerschwärze auf ca. 2 Tonnen! Die Auflagen der „Times" betrugen durchschnittlich: 1815: 5000 Exemplare, 1834: 10 000, 1844: 23 000, 1851: 40 000, 1854: 52 000 und gegenwärtig ca. 75 000 Exemplare pro Tag. Von den großartigen Veranstaltungen zur raschen Erlangung wichtiger Neuigkeiten will ich nur einige als Beispiel erwähnen. Bei Gelegenheit einer großen Festlichkeit in Glasgow 1834, wo Lord Dur Ham eine wichtige Rede zu gunsten der Fortschritts partei halten sollte, sandten die „Times" zwei ihrer tüchtigsten Reporter dahin. Indem diese nun den ganzen Weg von London bis Glasgow mit Relais belegten, erreichten sie, daß sie die wörtliche Rede einen ganzen Tag früher veröffentlichen konnten, als die übrigen Zeitungen. Die Kosten sollen sich hierbei auf nicht weniger als 200 Pfd. Sterling (4000 Mark) belaufen haben. — 1840 waren es wieder die „Times", denen es, nach dem ihr Pariser Korrespondent O'Reilly durch Zufall davon Nachricht bekommen hatte, gelang, mit einem Kostenaufwand von 5000 Psd. Sterling (-^- 100 000 Mark) einen großartigen Jn- dustrieschwindel, dessen Gelingen einen Schaden von mehreren Hunderttausenden Pfd. Sterling verursacht haben würde, zu ent decken und zu vereiteln. Als dann durch Handelsfirmen aus allen Ländern eine Subskription eröffnet wurde, um die den „Times" erwachsenen Unkosten zu decken, welche eine bedeutende Summe einbrachte, verzichteten die Besitzer darauf und verwandten die ganze Summe zur Errichtung zweier wohlthätigen Stiftungen. Auch in dem Eisenbahngründerjahre 1845 bewiesen die Times ihren unabhängigen und liberalen Sinn. Sie ließen nicht ab, ihre Leser durch offene Darlegungen zu warnen, obgleich gerade ihnen durch eine wahre Sündflut von Inseraten der betreffenden Gesellschaften (trotz der um ca. 15°/, erhöhten Inseratenpreise) nicht unbedeutende Geldquellen zuflossen. Überhaupt ist es be greiflich, daß die Haupteinnahmequelle der Times nicht der Ab satz selbst sein konnte, sondern daß die Mittel, die es den Eigen tümern ermöglichten so riesige Anstrengungen zu machen, aus den ungeheuren Massen gutbezahlter Inserate eingingen. Es ist nichts seltenes, in einer Nummer der Times 2500—3000, ja manchmal sogar bis 4000 Anzeigen zu zählen. Nach der vne^olopssäia vritannioa soll man den jährlichen Reingewinn der Inserate auf ca. 400 000 Pfd. St. (^ 8 Millionen Mark) veranschlagen dürfen. — Im Jahre 1847 starb John Walter in seinem zweiund siebzigsten Lebensjahre. Er hatte sich nicht allein als Besitzer des großartigsten Zeitungsunternehmens der Welt einen Namen ge macht, sondern auch seiner Person Achtung und Ehre verschafft. Er war u. a. Parlamentsmitglied, zuerst für Berkshire und dann für Nottingham, gewesen. Ihm folgte als nächster Besitzer des Weltblattes sein Sohn, der dritte Walter, der jetzt noch Besitzer ist. Er war es, der die seinerzeit bereits erwähnte Anwendung von Stereotyplatten, durch Papiermatrizen hergestellt, einführte und die neueren so er folgreichen Verbesserungen an der Walterschen Presse anbrachte. Es erübrigt noch, den Herausgebern und Mitarbeitern der „Times" kurz ein paar Worte zu widmen. Dem zu Anfang erwähnten ersten Spezialkorrespondenten Henry Crabb Robinson folgte vr. Stoddart als Hauptmitarbeiter. Dieser war ein Mann von großen litterarischen Fähigkeiten, aber etwas eigen sinnigem Selbstbewußtsein. Aus seiner Feder stammten die be kannten Schmähartikel gegen den ersten Napoleon, und von seinem Haß gegen diesen ließ sich Stoddart so sehr beherrschen, daß alle Ermahnungen des Mr. Walter, dem dies zuletzt selbst zu stark wurde, nichts fruchteten, und schließlich ein Bruch unvermeidlich war. Er begann darauf ein Konkurrenzunternehmen, „Nys klsrv Timss", die jedoch bald trotz aller Anstrengungen mit einem Verlust von 2000 Pfd. wieder eingestellt wurden, vr. Stod dart, später Sir John Stoddart, wurde später Gouverneur von Malta. Auf ihn folgte als Redakteur Mr. Barnes, der schon vorher eine Zeitlang als Reporter bei den „Times" ge arbeitet hatte. Ein Hauptmitarbeiter aus derselben Zeit war John Stirling, der die bekannten Artikel mit der Unterschrift „Vstuo" lieferte. Der Nachfolger von Mr. Barnes war John Thaddeus Delane, der den Redakteurposten im Jahre 1841 übernahm und mit dem großartigsten Erfolge sechsunddreißig Jahre lang verwaltete. Ihm folgte ein kaum minder fähiger Editor in Mr. Thomas Chenery, der diese Stelle jedoch nicht lange inne hatte, da er bereits nach sechs Jahren, am 11. Februar 1884 starb. Der Nachfolger Chenerys und jetzige Chefredakteur ist der bekannte Nationalökonomiker G. E. Buckle. Viele der erfolgreichsten Mitarbeiter sind für die Öffentlichkeit stets Geheimnis geblieben. Von den bekannten sind u. v. a. zu nennen: vr. Russell, Mr. Archibald Forbes, Mr. Beatty Kingston, Mr. Sala, Kapitän Cameron, Dallas und Thackeray, Namen, die wohl keiner weiteren Erklärung bedürfen. So stehen die „Times" da unbestritten in ihrer Macht stellung, unbeeinflußt von Staat und Reichtum, als Weltblatt im allerweitesten Sinne des Wortes. Miscellen. Aus der Schweiz. — Nach dem „Anzeiger für den schwei zerischen Buchhandel" werden von der schweizerischen Regierung seit dem 1. d. M. Erhebungen über Wert und Gewicht der in die Schweiz ein- und aus derselben ausgeführten Waren gemacht. Der Lokalverein bernischer Buchhändler fand nun in seiner Sitzung, welche die Beratung dieses Gegenstandes zur Aufgabe hatte, daß eine genaue Ermittelung von Brutto- und Nettogewicht und eine Festsetzung des Wertes, wie es bei Fabrikaten einer Gat tung, die von den Produzenten, Handlungshäusern rc. in uniformer Verpackung versandt werden, leicht geschehen kann, im buchhänd lerischen Verkehr nicht durchführbar sei, es sei denn, daß die schwei zerischen Sortimenter den Kommissionären die erheblich größere Arbeit aus eigener Tasche bezahlen würden. Sollte die Arbeit genau gemacht werden, so müßten vor Abgang eines jeden Ballens die Fakturen von sämtlichen Beischlüssen abgenommen und ihre Nettobeträge addiert, ja sogar die Emballage geöffnet und gewogen werden, eine Arbeit, die selbst bei Vermehrung des Personals so viel Zeit in Anspruch nähme, daß eine Verspätung der Ballen zur Regel würde. Es galt daher, eine der Wahrheit möglichst nahe kommende andere Methode zu finden. Zu einer solchen verhalfen die zu Zwecken der doppelten Buchhaltung gemachten Vorarbeiten eines Kollegen, welcher die summarischen Fakturabeträge und das Gewicht aller Ballen des verflossenen zweiten Semesters so zusammengestellt hatte, daß mit geringer Mühe aus diesen Erfahrungen eines halben Jah res sich das durchschnittliche Verhältnis von Wert und Gewicht kon statieren ließ. Das Ergebniß war, daß ein Kilo deutscher Bücher im Durchschnitt einen Fakturawert von 4 Mk. 50 Pf. hat. Vom Berliner Verein „Krebs". — Den vierten Vor trag des dieswinterlichen Cyklus wird Herr Schriftsteller Albert Hoffmannn am Dienstag den 27. d. M. im Vereinslokale, Kom mandantenstraße 20, über „die Entstehung und Ausbildung der Frakturschrift" unter Vorführung von Beispielen der Über gangsformen halten.
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