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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.01.1916
- Strukturtyp
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- 1916-01-10
- Erscheinungsdatum
- 10.01.1916
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- Deutsch
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Nr. 6. : Erscheint werktäglich. Für Mitglieder des Dörsenvereins Die ganze Seite umfapt 360 viergcspalt. PetitzeUen. die Seile A ' - A^6.sprels^ m MitgUed. beitrag^dgcft^l^sen^. Deutschen Deiche zahlen für jedes Exemplar 30^Mark bez.! j des Dörsenvereins die vierges'paltene Petilze'ile oder"deren »r ^»36 Älark dem Ausland erfolgt Lieferung ; Daum 15 Pf.,'/^S-13.50 M..'/^>S. 26 M..'/. 6.50^M.: für Nicht-»» RlMiuMMörKlimrUMeMAWeWWNM^uÄLp'ziä Leipzig, Montag den 10. Januar >9>6. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Als Armierungssoldat im Westen. Von Walter Dette.*) I. Wir marschieren. — Roch funkeln die Sterne über der kleinen französischen Stadt. Aus den Häusern kommen Kameraden, feld marschmäßig ausgerüstet; ohne ein Wort miteinander zu spre chen, schreiten sic zu zweien und dreien die Straße hinab nach ihren Sammelplätzen. Wenn sie aus dem Dunkel der Straße auf den Platz heraustretcn, glänzen die blankgeputzlen Gewehre im! Sternenlicht, und einen Augenblick leuchtet die Gewehrmündung' im überirdischen Scheine: der Himmel weiht die Waffen zuim rauhen Tagewerke. Wie flüssiges Silber umzittert das Wasser! die Schatten der Häuser und Boote. Ich muß an Venedig den-! kcn. Dieselbe Schwermut über dem Ganzen, dasselbe Trauern um einstige Größe. Dieses Bild der Nacht erinnert mich an jene j Bootsfahrt im Mondenscheine nach der Insel der Toten San' Bartolommeo vor Venedig, als die Schatten der einst so stolzen! Stadt im Nebel hinter uns verschwanden und untertauchten in das ewige Meer. 8ie transit xloria muncki! O, ich vergesse nie! den Blick jenes kleinen Franzosenkindes, das mich mit seinen weit geöffneten Augen so sonderbar ansah, als ich ihm mein Mit-! tagessen in die Blechbüchse goß. Aus diesen Augen schaute die ganze Tragödie eines untergchenden Volkes. Es war mir, als ahnte diese Kindesseele die furchtbare Wucht des Verfallgesctzes, dem dieses Volk unterworfen ist. — Dumpf Hallen die gleich mäßigen Tritte unserer Truppe von den Häusern Wider. Das! Stadthaus, ein stolzer Zeuge früherer Blütezeit, steht einsam und! trauernd da. Scharf, wie eine von Künstlerhand geschnittene! Silhouette, zeichnet sich die gotische Form seines Turmes gegen den goldpunkticrten Nachthimmel ab. Aus der Ferne rollt un unterbrochen Kanonendonner herüber. Vorne im Zuge stimmt einer leise das Neiterlied vom Morgenrot an, und alle singen mit in den aufdämmernden Morgen hinein. Eine Stunde sind wir schon unterwegs. Die Sonne ist drü ben hinter dem Walde heraufgckommen. In Purpur leuchten die Wipfel. Die Morgennebel ziehen langsam in die Höhe und ver mählen sich mit dem Notgold des Himmels. Kleine graue Holz kreuze sehen hier und da aus dem Grün der Felder: Soldaten gräber. Dort, wo sie den Tod empfangen haben, ruhen sie nun nebeneinander, Deutsche und Franzosen. Um die zerschossene Marienkapelle liegen Wohl ein Dutzend jener kleinen grünen Hügel. Hier hat sich eine französische Patrouille, bedrängt von den Unfern, verteidigt und ist ausgcrieben worden. Wir haben die Höhe erreicht und steigen die Landstraße hinab, unten liegt ein Dorf im tiefsten Frieden. Hin und wieder begegnen uns Kame raden, von unten bis oben mit Lehm bedeckt; so kehren sie aus den Schützengräben zurück. Lazarettautomobile kommen und halten unten im Dorfe vor der Verwundeten-Sammelstclle. Die Zivilbevölkerung hat das Dorf bis auf «in Paar alle Männlein und Weiblein verlassen. Einige von ihnen fegen gerade die Straße, als wir vorbeimarschieren und grüßen freundlich, über all sieht man die Spuren der französischen Artillerie. Die Fran zosen haben dieses Dorf eifrig beschossen. Im Kirchturme sind *> Herr Dette (zuletzt im Hause Loescher L Co. tu Roms war bis vor Kriegsausbruch Berichterstatter des Börsenblattes über den italie nischen Buchhandel. Red. zwei große Grauatlöcher und oben, säst in der Spitze, steckt ein Blindgänger. Das Dach der Kirche ist ins Innere gestürzt. Viel« Häuser sind demoliert, und die schwarzgebrannten Dachsparren ragen in die Luft, beredte Ankläger der französischen Artillerie, die ihre eigenen Dörfer hinter der Front zusammenschießt. Gleich hinter dem Dorfe liegt unsere Stellung. Gerade sind wir dort angelangt, da ertönt das Kommando: »Fliegerdeckung«. Allez wirft sich auf den Boden. Oben surren zwei feindliche Flieger. Jetzt setzen die Abwehrkanonen ein. »Puff«, »Puff«. Rund um die Stahlvögel Platzen Schrapnells. Die kleinen Weißen Wölkchen deuten die Stellen an, wo die Geschosse explodiert sind. Die ganze Lust summt von den heruntersausendcn Sprengstücken, dazwischen tick-tackcn regelmäßig die Maschinengewehre und ver vollständigen das grandiose Frühkonzert. Die beiden Franzosen überfliegen langsam unsere Stellungen. Noch einmal setzen Ka nonen und Maschinengewehre mit verdoppelter Wut ein. Einer hat allem Anschein nach etwas abbekommen. Sein Flug wird unsicher, er verläßt den Gefährten und geht langsam hinter den französischen Gräben nieder. Nun dauerts nicht mehr lange, und wir bekommen Feuer. Die beiden Flieger haben unsere Stellung genau festgestcllt. Sssssss, Sssssss, da kommen schon die ersten eisernen Morgengrllße. »Pardautz«. Dicht beim Graben schla gen die ersten Granaten ein. Nun folgt «ine der andern. Vor und hinter dem Graben, im Drahtverhau, überall steigen die Sand- fontünen auf, und die Splitter Wirbeln durch die Luft. Wer noch oben war, ist in die Gräben gesprungen und hat Zuflucht in den Unterständen gesucht. Deutlich hört man die Abschüsse auf fran zösischer Seite, gleich darauf das Heulen der Geschosse in der Luft und dann den ohrenbetäubenden Krach des Einschlags. Die Herren Franzmänner haben es heute ganz besonders auf uns ab gesehen. Wir müssen sehr vorsichtig sein und dürfen uns nicht oben sehen lassen. Sie beobachten uns aus den Fesselballons. Sobald einige nach oben gehen, kommen auch schon die eisernen Portionen an: Pssssst, Pssssst, Pardautz. Wir winden uns durch die Laufgräben nach rückwärts, da die Straßen unter Feuer ge nommen sind. Dabei müssen wir einen Umweg rings um das Dorf nehmen, damit dieses nicht unter Feuer genommen wird. Im Gänsemarsch geht es am Bahndamm entlang, durch dick und dünn, unserm Standorte zu. Unser Quartier ist ein ehemaliger Pferdestall. Wir haben ihn mit der Zeit ganz wohnlich eingerichtet, haben uns Bett stellen gezimmert, Tische und Bänke gemacht. Unser Feldwebel meinte zwar, es sähe einer Räuberhöhle sehr ähnlich, aber trotz dem fühlen wir uns ganz Wohl darin. An den kahlen Wänden haben wir Borde angebracht, aus denen wir alles irgend Ver wendbare (und was kann ein Soldat im Feindesland nicht alles gebrauchen?!) untergebracht haben. Stiefel, Senf- und Tinten gläser, Kerzen, Konservenbüchsen, Flaschen, Zigarrenkisten, Ruck säcke, Granatsplitter, Eßschalen, so geht es rings an den Wänden entlang in bunter Reihenfolge. Das Brot haben wir unter die Decke gehängt, damit es die Mäuse nicht erreichen. So bunt und verschieden die Sachen sind, die unserer Bude ihr romantisches und charakteristisches Gepräge geben, so verschieden sind auch die Menschen, die sich in ihr bewegen. Alle Berufe sind vertreten: Arbeiter, Baumeister, Journalisten, Maler, Musiker, Kaufleute, Landwirte u. s. f. Da ist der unverwüstliche Musikante Fritze, stets fidel und stets zu übermütigen Streichen aufgelegt. Müssen Ll
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