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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.01.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-01-10
- Erscheinungsdatum
- 10.01.1916
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 6, w. Januar IStk. zahl »Politischer« hatten Aufnahme bei uns gefunden. Wir wa ren Wohl vierzig Mann in der Zelle. Da ging er oft sehr lebhaft zu. Des Abends sangen die Russen ihre Lieder, besonders das von dem Volkshelden Stanka, dem Räuberhauptmann im Wolga gebiet, mit so großer Begeisterung, daß der Posten aus dem Hofe bisweilen Veranlassung hatte, Ruhe zu gebieten. Nicht immer ging es friedlich zu, die »Politischen« hatten sich beim Chef beschwert, daß die Kammer überfüllt sei, dem Anscheine nach wollten sie unter sich sein, und sie hatten vielleicht darauf ge rechnet, daß man uns zwölf Deutfchsprechende, soviel waren wir schließlich geworden, in eine andere Zelle überführen würde. Da wir die Pritschen der einen Wand eingenommen hatten, so wäre das für sie sehr vorteilhaft gewesen. Es kam aber anders. Zu erst erfolgte keine Änderung; als sie nochmals eine Eingabe ge macht hatten, schriftlich und dringlich, erschien eines Nachmittags der Gehilfe des Chefs in Gala-Uniform, begleitet von einigen Schließern und teilte mit, daß acht Gefangene in eine andere Zelle gebracht werden würden. Wir hatten uns wie beim Appell auf gestellt, und er bezeichnete diejenigen, die ihre Sachen zu packen hatten; binnen zehn Minuten müßten sie bereit sein. Unter den Bczcichncten befanden sich der ehemalige Offizier, die Seele der Bewegung, ein Deutscher, ein Lette usw. Alle waren sie schnell be reit, nur der Offizier sagte seinen Freunden, er wolle dem Befehl nicht Folge leisten. Als der Beamte wiederkam, wurde er von diesen bestürmt, er möge doch ihren Genossen bei ihnen lassen, er erklärte aber kurz, hier gebe es keine Genossen, sondern nur Ge fangene. Er gebe ihm noch einmal zehn Minuten Zeit, wenn er dann nicht bereit sei, würde er ihn mit Gewalt entfernen lassen. Jetzt folgte eine heftige Beratung, ein Teil wollte Widerstand leisten, der Klcinrusse, unser alter Bekannter, erklärte aber, es sei ein Unsinn, sich wegen einer solchen Lappalie zu widersetzen. Was käme denn dabei heraus? Es würden Soldaten geholt werden, und es würde ein Blutbad geben, bei dem auch ganz Unschuldige zu Schaden kommen könnten. Er für seine Person'brauche sein Leben auch noch zu höheren Dingen. Was er sagte, schlug durch; als der Beamte wiederkam, folgte ihm der Offizier mit den übrigen ohne weiteres Murren. Auf dem Hofe wurden die anderen Gefangenen täglich spa zieren geführt, unter ihnen entdeckten unsere Zellengenossen alte Freunde, und es entspann sich durch die Gitterstäbe ein lebhaftes Gespräch. Der wachhabende Soldat verbot es wiederholt; da das nicht half, drohte er, er werde schießen. Trotzdem wurde immer wieder der Versuch gemacht, verbotene Unterhaltungen anzu knüpfen. Da erschien eines Tages der Soldat bei uns in der Zelle, ganz wütend, und wollte die Schuldigen verhaften. Die Sache fing schon an, recht ungemütlich zu werden, denn es gab auch bei uns einige Hitzköpfe. Da rettete unser Kleinrussc wieder die Si tuation. Er hatte bemerkt, daß der Soldat neue, mit Pelz gefüt terte Lederhandschuhe anhattc, er trat also auf ihn zu und sagte freundlich: »Ei, Sie haben da so wunderhübsche Handschuhe, wol len Sie mir nicht sagen, wie viel sie dafür bezahlt haben? Ich hätte Wohl Lust, mir auch solch ein Paar zu kaufen.« Und der Soldat, stolz, daß seine Handschuhe solchen Beifall finden, nennt den Preis, zieht sie aus und läßt sie bei den Gefangenen die Runde machen. Von einem Einschreiten war keine Rede mehr. Alle Spiele sind den Gefangenen verboten, auch das Schach spiel, trotzdem wurde eifrig Schach gespielt. In die Tischplatten waren die Felder sauber cingeschnitten und entsprechend gefärbt. Einer der »Politischen« hatte aus Brot ganz wunderhübsche Fi guren geknetet, die Weißen Figuren durch Splitter von Birken holz kenntlich gemacht, es sah allerliebst aus. Auch in den anderen Gefängnissen hatte ich schon diese »Schachbretter« bemerkt. lForlsetzung folgt.» Kleine MitleilniMN. Von dem Vorstand des Deutschen Verlegervcrcins erhalten wir nachstehende Zuschrift mit der Bitte um Abdruck: Von allen Seiten hören wir, daß sich beim diesmaligen Weihnachtsfest eine weit höhere Kaufkraft der Allgemeinheit gezeigt hat als im vorigen Jahre; es gestattet das einen erfreulichen Schluß auf eine Verbesserung unserer wirtschaftlichen Lage. So dürfen wir sicher hoffen, daß diese Wandlung auch der wissenschaftlichen Arbeit, im besonderen den wissenschaftlichen Zeitschriften zugute komme und daß man etwaige Sparsamkeit nicht gerade an diesem wichtigen Zweige unseres geistigen Lebens übe. Wie viel für die ruhige Fortführung der wissenschaftlichen Arbeit von dem sicheren Fortbestehen der Zeitschriften abhängt, bedarf keiner Er örterung, wir möchten aber noch auf einen Punkt aufmerksam machen, der nicht immer genügend beachtet wird. Das Ausland, das heute ein scharfes Auge auf uns richtet, beurteilt den Stand unseres Kultur lebens zum guten Teil nach dem Gedeihen der wissenschaftlichen Zeit schriften. So brachte neulich die vortreffliche holländische r>Toekomst« eine interessante Vergleichung der Geschicke der medizinischen Zeit schriften bei den Deutschen und den Franzosen, aus der sich ein großes Übergewicht der deutschen Zeitschriften ergab, das als ein Zeichen unge störter Kulturarbeit gewertet wurde. Möchte also jeder Einzelne in seinem Verhalten zu den wissenschaftlichen Zeitschriften stets auch die Wirkung auf das Ganze vor Augen haben! Arbeitsnachweis und Berufsberatungsstelle für Jugendliche in Leipzig. — Durch die lange Dauer des Krieges ist die Frage der Berufswahl für die die Schule verlassende Leipziger Jugend besonders schwierig geworden. Die Zahl der Lehrstellen, die sonst zur Verfügung standen, hat eine außerordentliche "Verminderung erfahren, weil Hun derte von kleinen Geschäftsleuten und Handwerkern dem Rufe zur Fahne Folge leisten und vielfach ihren Betrieb völlig schließen mußten. Auch die Neigung der Eltern, den Sohn einem Berufe mit mehr jähriger Lehrzeit zuzuführen, hat abgenommen, weil der Mangel an Arbeitskräften häufig dazu geführt hat, daß Jugendliche gegen eine unverhältnismäßig hohe Entlohnung begehrt werden. Tausende von Vätern stehen im Felde, und den Müttern, in solchen Fällen meist auf sich selbst angewiesen, fehlt sowohl die notwendige Übersicht über die Anforderungen und Aussichten, die für die einzelnen Berufe in Frage kommen, als auch die notwendige Autorität dem Jungen gegenüber, um diesen von der Ergreifung der oft bevorzugten ungelernten Berufe abzuhalten. Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, daß alle Kreise von Industrie, Handel und Gewerbe an der Heranbildung eines tüch tigen, geeigneten und gutgeschnlten Nachwuchses das lebhafteste Inter esse haben. Die Heilung der Wunden, die dieser Krieg unserem Wirt schaftsleben geschlagen hat, wird geradezu davon abhängen, in welchem Maße es der deutschen Volkswirtschaft gelingt, den so schwer empfun denen Verlust an Arbeitskräften wieder wett zu machen, den wir als schmerzliche Folge dieses Krieges zu beklagen haben. Deshalb hat die Schaffung einer sachgemäßen Berufsberatung für die schulentlassene Jugend und deren Eltern gerade jetzt ihre besondere Bedeutung. Der Verein für Arbeitsnachweis in Leipzig hat es nun unternommen, nach dankenswerter Bereitstellung von Mitteln durch die Stadt Leipzig, eine solche Berufsberatungsstelle ins Leben zu rufen. Ein Beirat, bestehend aus Sachverständigen der verschiedensten Erwerbskreise, Vertretern der Ärzteschaft und der Lehrer, hat seine Mitwirkung zugesagt; der Buchhandel ist in diesem Beirat durch Herrn Richard Linnemann, i. Fa. C. F. W. Sie gels Musikalienhandlung, vertreten. Da es aus den eingangs erläuter ten Gründen nicht damit getan ist, daß eine sachgemäße Beratung wegen der Berufswahl erfolgt, solange es an offenen Stellen fehlt, so richtet der Verein an die Arbeitgeber die Bitte, die jetzt oder kom mende Ostern zu besetzenden Lehrstellen dem oben- bezeichnet«:« L e h r st e l l e n - N a ch w c i s aufzugeben. Mit Rücksicht auf die dargelegten Verhältnisse würde es der Verein aus sozialen Gründen besonders dankbar begrüßen, wenn auch die jenigen Arbeitgeber, die bisher gar keine oder nur einzelne Lehrlinge ausgebildet haben, obwohl die gesetzlichen Vorbedingungen chierfür gegeben sind, sich im Interesse der Erhaltung eines genügenden Nach wuchses dazu bcrcitfinden würden, auch für ihren Betrieb Lehrlinge anzunehmen. Durch einen solchen Entschluß würden die Herren Ar beitgeber den Bestrebungen, für die erwerbstätigen Kreise den drin gend erforderlichen tüchtigen und geeigneten Nachwuchs sicherzustellen, wirksame Unterstützung zuteil werden lassen. Detailhandcls-Bcrufsgenossenschaft. — In dem im Bbl. 1915, Nr. 304 abgcdruckten Bericht über die 3. Genossenschaftsversammlung der Dctailhandels-Berufsgcnossenschaft muß es am Anfang des zweiten Teiles heißen: die Entscheidung über den endgültigen Sitz ist bis 1918 sstatt 1916) aufgeschoben worden. Neues Umrcchnungsverhältnis. — Das UmrechnungsvcrhältniS für Postanweisungen ist festgesetzt worden a) nach Bulgarien, den Dänischen Antillen und der Schweiz am 28. Dezember auf 100 Franken — 101 b) nach den Niederlanden und den niederländischen Kolonien am 27. Dezember auf 100 Gulden —232 24
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