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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.09.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 25.09.1908
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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10314 Bdrsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 224. 25. September 1N08. mehreren Schrotblättern treten im Original die weiß gebliebenen Stellen des Bildes mehr oder weniger plastisch aus dem schwarzen Untergrund heraus (Nr. 82, 23), bei Nr. 25 plastisch greifbar mit wirklicher Erhebung; sie liegen also in der Platte vertieft. Durch dieses plastische Hervortreten der weißen Stellen wird die dekorative Wirkung sehr gesteigert. Bei Nr. 15 macht es den Eindruck, als seien die Darstellung und die umrahmende Blumen- und Rankcnbordüre, jede für sich, von besonderen Platten abgedruckt. Auf Blatt 12 ist die Madonna von Me daillons mit den zwölf Aposteln, die ihre Attribute zeigen, ferner in den Ecken des Blattes von vier Medaillons umgeben, die die Symbole der vier Evangelisten enthalten. Jedem der sechzehn Medaillons ist der Name des betreffenden Apostels oder Evangelisten beigefügt, der jedoch auf dem Abdrucke in Spiegel schrift, also verkehrt erscheint. Die Platte von Blatt 12 scheint also ursprünglich von einem Goldschmied für die Dekoration eines Kultgegenstandes geschaffen worden und gar nicht dazu bestimmt gewesen zu sein, auf Papier abgedruckt zu werden, denn sonst würden die Namensinschriften der Apostel und Evangelisten auf dem Papierabzug nicht in Spiegelschrift erscheinen. Von den von vr. Schulz beschriebenen Schrotblättern ist Nr. 6 auf Pergament abgedruckt. Bei den Originalen Nr. 3 und 8 zeigt die bildliche Darstellung in der linken unteren Ecke ein Loch, das wahrscheinlich davon herrührt, daß die Bildplatte für den Abdruck mit einem Nagel auf einem Holzklotz befestigt wurde. Bei Blatt 21 zeigt sich links oben und rechts unten je ein viereckiges Loch für den Nagel. Die schrotkornförmigen kleineren oder größeren runden Löcher — Punkte, Perlen, Scheiben — die auf dem Abdrucke eines Schrot blattes weiß erscheinen, wurden mit Punzen in die Platte ein- gcschlagen. Vielleicht wurde, wie Lützow (a. a. O. S. 54) meint, auch eine Art von Geigenbohrern, wie sie die Uhrmacher haben, dazu benutzt. Diese Punkte kommen meist in einfacher Neben einanderstellung, besonders zur Wiedergabe von eintönigen Flächen, Stoffen, Hintergründen usw. vor, sind aber auch öfter mit kleineren Punkten und gekreuzten Linien gemischt, damit eine reichere stoff liche Wirkung oder Musterung erzielt wird. Zur Verstärkung der Modellierung werden gelegentlich dünne Vertikalstrtche in Weiß (z. B. Hauptfigur in Bl. 4) zu Hilfe genommen, die die gepunzten weißen Stellen durchschneiden und erst nach diesen eingc-schnitt n oder eingerissen sind. Die in den Schrotdlättern vorkommende gerade, gekrümmte oder gekreuzte Schraffierung ist mit dem Grab stichel hergestellt. In die Kreuzschraffierung sind hie und da (Blatt 7, 8) runde Schrots eingepunzt. Durch Schraffierung und schwarze Linien wird plastische Modellierung zu erreichen gesucht. Ebenso läßt man zur schärferen Hervorhebung der Konturen und zur reicheren Gliederung des Bildes schwarze Linien stehen, denen meist eine weiße Linie parallel läuft. Formen, die sich in einem Bilde öfter wiederholen, wie z. B. die weißen Lilien aus Gewändern, die weißen sternartigen oder blütensörmigen Figuren in Stoffen, die weißen Sterne am schwarzen Himmel sind jedenfalls mit besonderen Punzen hergestellt worden. Die Gesamtwirkung der in solcher Weise hergestellten Schrotblätter, sagt Lützow, ist ihrer komplizierten Technik wegen eine wett bedeutendere und glänzendere als die der schlichten alten Messerschnitte. Sic hängen durch die Werkzeuge des Stichels und der Punzen mit der Goldschmiedckunst und dem Kupferstich zusammen, wurden aber gewiß in der Regel nicht auf Holz, sondern auf Metall ausgesührt. Alle oben aufgezählten Schrorblätter des Germanischen Museums sind von vr. Schulz auf das eingehendste und sorg fältigste in technischer und künstlerischer Beziehung beschrieben worden. Ebenso befinden sich bei jedem Blatte Angaben über den vermutlichen Ursprung und über die Entstehungszeit, über die Verwandtschaft mit und etwaige Abhängigkeit von anderen Blättern, über Größe, Kolorit, Wasserzeichen, Preis usw. Da in weiteren Kreisen über Schrotblätter recht wenig bekannt ist, dürften einige Mitteilungen aus dem Werke von vr. Schulz er wünscht sein. Blatt Nr. 1 ist eine technisch sehr sorgfältige und auch künstlerisch hervorragende Leistung. Bei diesem Blatte sind so ziemlich alle der Schrotkunst eigenen Mittel angewandt. Es finden sich die gerade und gekrümmte Linie, die einfache und die Kreuzschraffierung, sowie kleinere und größere, teilweise zur Er höhung der Wirkung verwandte und mit eigener Punze geschlagene Schroiperlen. Blatt Nr. 2 ist fast holzschnittartig und entbehrt der sonst bei Schrotblättern üblichen Perlung. Es ist zum größten Teil mit dem Reißmesser in sehr weiches Metall eingegraben. Bei Nr. 5 ist auffällig, daß der nackte Körper Christi fast ganz und gar aus derben gepunzten Perlen dargestellt ist. Nr. 6 zeigt eine virtuose Technik, eine meisterhafte Behandlung des Orna ments, dagegen eine auffallend schwache Behandlung des Figür lichen. Blatt 9 und 10 sind technisch sehr genau und bestimmt ausgeführt, wenn auch die Punze wegen der Art der Darstellung weniger angewendet wurde. Auch künstlerisch sind diese Blätter hervorragend. Nr. 12 weist in technischer Beziehung verschiedene Merkwürdig keiten auf. Eigentümlich ist nämlich, daß im Original die schwarzen Stellen der Darstellung vertieft erscheinen, während sich alles, was weiß ist, plastisch über die glatte Fläche deS Papiers heraushebt. Dies läßt sich wohl nur dadurch erklären, daß die geschwärzten Partien in der ebenen Fläche der Metallplatte liegen, die weißen Linien jedoch eingetieft stad und daß dann die Bildplatte bei ausnehmend scharfer Arbeit und weichem Metall (Messing?) mit bewußter Kraft in das vielleicht stark angefeuchtete und auf weicher Unterlage ruhende Papier eingepreßt wurde. Durch dieses Verfahren ist eine seltene Brillanz in der Wirkung erzielt worden, zumal auch in den Tiefen mit verschiedenen Höhenlagen gearbeitet worden ist. Auffallend ist ferner die Manier, die zur Modellierung des Mantels der Maria und zu derjenigen der Mondsichel mit dem in ihr befindlichen Antlitz angewendet wurde. Bet flüchtigem Hinsehen bietet sich eine d-m Punkticroerfahren sehr verwandte Manier. Bei genauer Betrachtung ergibt sich aber, daß diese samtartigen Partien aus einer Unmenge mit größter Mühe ein- geticfter, ganz zarter Strichlein hergcstellt worden sind. Sämtliche Linien sind mit großer Sicherheit und Feinheit geführt und scharf begrenzt. Neben dieser Eigenart in der Technik, die sich auf die Mittelachse des Blattes beschränkt, kommen auch einfache Schraffuren, und zwar im allgemeinen für die Markierung der Schatten, reichlich vor. Erwähnt wurde bereits, daß die In schriften auf Blatt 12 im Abdruck in Spiegelschrift erscheinen. Bei Blatt 13 fällt in technischer Beziehung die große Weichheit der Linien auf, die an einen Holzschnitt denken lassen könnte. Diese satte Weichheit erklärt sich aus einer forcierten Anwendung des Reißmessers über einem sehr empfindlichen Metall. Der Meister des Blattes schließt an seine schwarzen Linien gern Schraffuren an, die sich im Winkel nach den weißen Flächen hin verflüchtigen, wodurch eine sehr wirksame Modellierung erzielt wird. Diese Schraffierung ist besonders an den Fleischpartien und an den Falten des Obergewandes der Maria verwendet. Am Kopftuch zeigt sich eine andere Manier. Hier legt sich zur besseren Heraushebung aus dem mit Punkten reich gefüllten Untergründe neben die schwarze Linie eine breit ausgesparte weiße Linie. Das Futter des Kopftuches ist durch weiße Punkte belebt, die aber keineswegs stets rund sind und immer die gleiche Größe haben. Die obere Fläche ist kreuzweise schraffiert und mit weißen Punkten übersüt, die von größerer Regelmäßigkeit sind. Dem Meister von Nr. 13 ist übrigens das Versehen passiert, daß er die ganz sichtbare linke Hand der Madonna mit sechs dünnen langen Fingern versah. In Blatt 21 drängt sich die zwar mit Fleiß und Sorgfalt, aber im Übermaß angewandte gepunzte Punktierung stark hervor. Sie erstreckt sich aus den Körper des Drachen, das ganze Roß, die Tactsche und den Panzerschutz für die Arme und Beine des hl. Georg, auf die Felspartien, die Burg und die die Luft belebenden Ranken. Die Punkte sind zumeist winzig klein. Dadurch wird eins nicht geringe Eintönigkeit hervorgerufen, die der Künstler beim Roß und beim Drachen durch Einpunzen größerer regel mäßiger Punkte etwas zu beheben versucht hat. In den Fels partien sucht er durch Einfügen rautenförmiger Punkte einen Wechsel herbeizuführen. Die Baumkronen sind ebenfalls durch kleine, aber breitgelagerte Rauten gegliedert. Daneben ist auch der Grabstichel verwendet worden. An vielen Stellen finden sich Schraffuren. Das Gewand der Aja, der Brustpanzer und der Sattel zeigen dünne Kceuzlinien, die an den letztgenannten beiden Stellen mit weißen Punkten durchsetzt sind. An den Blumen des Bodens unter dem Roß sind die Blüten durch drei im Kleeblatt angeordnete Punkte angedeutet, die bald größer, bald kleiner und in beiden Fällen mit eigenen Punzen hergestellt sind. Alle Schatten sind durch satte schwarze Flächen bezeichnet. Dadurch,
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