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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.09.1908
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 14.09.1908
- Sprache
- Deutsch
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214. 14. September 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 8727 Zeugnis dafür gelten, daß die Kalligraphen und Miniatoren der Renaissance den Kampf gegen die Schwarzkunst tapfer ausnahmen und eine Zeitlang sich und ihr schönes Können zu behaupten wußten. Die deutschen Handschriften haben ihren Wert weniger in der Ausstattung als in ihrer Eigenschaft als Sprach denkmäler der niederdeutschen Zunge. Von nahezu dem selben Alter wie die erwähnten Lateinhandschriften Nr. 1176 und 1178, wie sie dem Stift Essen entstammend, sind zwei für unsre Gegend von ganz besonders hohem Wert, weil in ihnen die Sprache erklingt, die vor einem Jahr tausend in diesem fränkisch-sächsischen Grenzgebiet gebräuchlich war. Die Erhaltung der beiden Dokumente, Nr. 1215, der älteste Beichtspiegel in niederdeutscher Mundart, und Nr. 12l6, Heberollen des Stifts Essen und eine Homilie des angel sächsischen Bedas, ist den glücklichen Zufällen zu danken, daß elfteres auf das leere Blatt eines Meßbuchs nieder geschrieben und letzteres einem lateinischen Homilienbuch ein verleibt wurde. Nr. 1218, Ludolf von Suchens Beschreibung einer Wallfahrt nach Palästina, ist die um die Wende des fünfzehnten Jahrhunderts verfaßte niederdeutsche Übersetzung des etwa fünfzig Jahre früher lateinisch niedcrgeschriebenen Originals. Der leitende Gedanke bei Auswahl der Drucke ist — wie unschwer erkennbar — gewesen, den Reichtum der Bibliothek an solchen aus den ersten Jahrzehnten der Buch druckerkunst vornehmlich zur Geltung zu bringen. Daß die Bibliothek ein unbezweifeltes Erzeugnis der Gutenbergschen Presse besitzt, einen Jndulgenzbrief von 1455, wissen die Besucher ihres Lesesaals, in dessen Schaukästen er längere Zeit zu sehen war; gegenwärtig sind darin sehenswerte Ritualien aus dem Binterimschen Vermächtnisse ausgelegt. Von Nr. 1288, Hioinas äs ^.guino, Luinrna äs artisulis liäsi, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß auch dieses Werk gegen 1462 in Mainz und mit Gutenbergschen Typen hergestellt worden ist. Vom Mainzer Peter Schösser sind vorhanden: Nr. 1261, Augustinus, Os vivitats Oei, 1473; Nr. 1258, äoüannss äs Nniissrews-ta, Oxpositio super toto psaltsrio, 1476, und Nr.1537, OrsgoriusIX.,Ossists-Iium 1479. Nr. 1264,Augustinus, Oe singularitats olsrisoruw, von 1467, ist einer der ältesten Kölner Drucke; er stammt aus der Offizin von Ulrich Zell, die noch mit drei Werken, zwei von 1473 und einem von 1474, vertreten ist. Ferner finden sich von folgenden Druckern Kölns Werke aus den siebziger Jahren des fünf zehnten Jahrhunderts vor: Arnold Ther Hoernen (3), Joh. Koelhoff (2), Conrad Winters von Homburg (5), Joh. Guldenschaiff (1), unbekannt (1). Aus ältesten Druckorten ist an Erzeugnissen aus demselben Jahrzehnt zu sehen: Augsburg, von Günther Zainer, Basel, von Michael Wenßler (2) und Bernhard Richel, Nürnberg, von Joh. Sensenschmid und Heinr. Kefer (2), A. Frisner und Joh. Sensenschmied, Anton Koburgei, Straßburg, von Adolf Rusch (Oalbus äs -lanua, Oatüoüoon, ca. 1466), Heinrich Eggestein, Joh. Men- telin (2), Georg Husner und Joh. Beckenhaub, Rom, von Georg Laur von Würzburg, Venedig, von Johann von Cöln und Wendelin von Speyer und von Ant. Bartolomei. Unter Nr. 1312—1314 sind drei Ausgaben von Rolcvincks Oassi- snlns tswpornw verzeichnet, die lateinische, Köln 1474, ge druckt bei Conr. Winters von Homburg, die niederländische Übersetzung, Utrecht 1480, bei Jan Veldemar, und die ober deutsche, Basel 1481, bei Bernhard Richel. Nr. 1315 und 1316, die beiden lateinischen Ausgaben von Breyden- bach, Osrsgrinatio in tsrraw sanstaw, Mainz 1486 und Speier 1490, sind beide mit Karten versehen. Nr. 1237, die älteste niederdeutsche Bibel, gedruckt in Köln um 1478, ist zugleich darum bemerkenswert, weil ihre Holzschnitte von einem gleichzeitigen Illuminator koloriert worden sind. Ebenfalls koloriert sind die von Wohlgemuth und Pleyden- wurff geschaffenen Holzschnitte in Nr. 1320, Hartmann Schedels Weltchronik in deutscher Ausgabe. Dieses Werk, berühmt eben wegen seines bildlichen Schmuckes, ist in einem nichtkolorierten zweiten Exemplar, in der lateinischen Aus gabe (alle drei von 1493) und in einem Augsburger nicht illustrierten Nachdruck von 1497 vorhanden. Als einer der ältesten Belgischen Drucke verdient Nr. 1266 hervorgehoben zu werden; laut Angabe auf dem Titelblatt ist das Werk »gedruckt bei Solingen in der Papiermühle diesseits der Wupper« 1537. Nr. 1248, Caspar Ulenbergs Psalmen, in deutsche Reime gebracht und mit den Melodien versehen, ist ein Düsseldorfer Erzeugnis, 1589 gedruckt. In dieser Ausstellung kann man sich wieder einmal überzeugen, daß der Buchdruck schon in seinen Anfängen als wirkliche Kunst dasteht; eine so vollendete Technik, daß man meinen sollte, sie wäre nur allmählich durch fort bauende Generationen erworben; ein Reichtum an schönen Buchstabenformen und geschmackvolle Anordnung des Satzes. Diese herrlichen Wiegendrucke sind bekanntlich das Vorbild in unseren Tagen gewesen, das Ziel, zu der von ihnen wie spielend erreichten Höhe in ernstem Ringen sich wieder emporzuarbeiten. Hugo Püttmann. Zur Geschichte des Buchdrucks und Buchhandels in Jena zur Klassikerzeit. Von I. Ä. Eckardt. (Fortsetzung zu Nr. 210, 212 d. Bl.) Wenn man an Buchdruck und Buchhandel in Jena im neun zehnten Jahrhundert denkt, so gedenkt man auch des Namens Frommann: eng und untrennbar ist dieser mit dem Namen von Saal-Athen verbunden. Carl Friedrich Ernst Frommann war als Sohn des Buch händlers Nathanael Sigismund Frommann am 14. September 1765 in Züllichau geboren. Er besuchte das Gymnasium zu Neu ruppin und kam dann im Oktober 1782 zu August Mylius in Berlin in die Lehre. Im Begriffe, sich weiter in der Welt umzusehen, traf ihn die Nachricht von dem am 5. März 1786 erfolgten Tode des Vaters und zwang ihn, nach Hause zurückzukehren und das väterliche Geschäft fortzuführen; acht Jahre später, 1794, übernahm er dann das Geschäft, Sortiment wie Verlag, nebst Haus und Weinberg zu eigen. Der Verlag war nicht unbedeutend, Wörter bücher, Lehrbücher, theologische Werke bildeten seinen Haupt inhalt. Die Erfolge, welche der junge Frommann mit verschiede nen Verlagsunternehmungen hatte, ermunterten ihn zu neuen Unternehmungen, so zu der Herausgabe des ersten gr echisch- deutschen Lexikons, während es bis dahin nur griechisch-lateinische gab. Auf die Dauer behagte ihm aber der Aufenthalt in der kleinen, stillen, abgelegenen Provinzialstadt nicht, in der sich bei der da maligen schwerfälligen Art des Verkehrs der Verlag nicht ordent lich entwickeln konnte und wo er vor allem den dauernden Um gang mit geistig bedeutenden Menschen und literarischen Größen entbehren mußte. So trug er sich schon längere Zeit mit dem Gedanken, Sortiment, Haus und Weinberg, sobald sich Gelegen heit dazu böte, zu verkaufen und nach Thüringen oder Sachsen überzusiedeln. Auf einer Reise, die er 1792 nach Hamburg unter nahm, um dort Autoren für seinen Verlag zu gewinnen, hatte er im Hause des Buchhändlers Bohn dessen Nichte Johanna Char lotte Wesselhöft, eine Tochter des Konrektors am Johanneum, kennen gelernt, sich in das aufgeweckte Mädchen verliebt, sich bald darauf mit ihr verlobt und noch im Herbst des Jahres verheiratet. Auch dieses mag ihm den Entschluß erleichtert haben, obwohl seine Frau sich in Züllichau sehr wohl fühlte. 1270'
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