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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.09.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-09-14
- Erscheinungsdatum
- 14.09.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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9742 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Fertige Bücher. 214, 14. September 1908. vor einigen Wochen in unserem Verlage erschienene Erstlingswerk - eines vielversprechenden jungen Talentes friedlich Otto Wdebrand Wenn das ^ebeir winkt gebunden ^ 4.—, geheftet ^ 3.— äußern sich heute schon sehr angesehene Blätter in VVerau; anrrirevnrnüe« WtilttN M. Post: Kein Zweifel, über Hildebrands Buch standen zwei strahlende Sterne: Knut Hamsun und Bernhard Kellermann! Wie Kellermann in seinem warmen, sonnentrunkenen Roman „Jngeborg" von Hamsun und seiner Art zu empfinden und zu schreiben erfüllt war, so lebt wieder Hildebrand in Kellermann. Aber diese glühend-bewegte Sprache ist nicht eine tote Nach ahmung eines anderen Manier! Hier wandelt einer leuchtende Spuren und ist doch ganz er selbst. Ein Eigener, inneren Reichtums voll. Gefühlsstrotzend, überquellend in jener Trunken heit der Dichterseele, die klingt und singt wie Saitenspiel und auch ihre Traurigkeit hinströmt wie eine Melodie. Und es ist eine traurige Melodie, die in Hildebrands Buch erklingt. Ein Buch vom Leiden, von Krankheit und Sterben. Ein junger Mensch schreit nach dem Leben und ist doch vom Tode gezeichnet. Ein Schwindsüchtiger streckt die Arme nach dem Glücke aus, und wie er mit lechzenden Sinnen dem Ruf des Lebens folgt, weicht Glück und Liebe scheu vor ihm zurück. Er bleibt allein, einsam mit seinen Schmerzen und seiner Sehnsucht. Der milde Erlöser Tod nimmt einen Menschen von der Erde, der diese schöne, reiche Erde über alles liebte, der verzückt an ihren Wundern ing. Und Hildebrands Buch weitet sich zu einem Hymnus an as Leben! Keine Krankheitsgeschichte mit klinischen Studien, keine leeren Klagen eines Leidenden, nein, ein anbetender Rausch der Schönheit, der Herrlichkeit der Welt, ein ekstastsches Natur umfangen. Das ist vor allem die Stärke des Buches, dieser selige Pantheismus, der den Verfasser zum Dichter macht. Licht, Luft, der Himmel, der Wald, jedwede Kreatur drängt sich an des Dichters Herz, und eine beseelte Welt spricht mit tausend Stimmen zu ihm. „Bund", Bern die Leiden eines Schwindsüchtigen und seine Verzückungen, ein Auf und Ab hoffnunggewährender Illusionen und eines verzweifelnden Erkennens der unbarmherzigen Wirk lichkeit — das bildet im wesentlichen den Inhalt dieses Ichromans. Vernimmt man, daß der Schauplatz der Handlung meistens ein Lungensanatorium im Schwarzwald ist, so denkt der Leser dieses Referates gewiß, ein so ungemütliches Buch voller pathologischer Zustände wolle er sich lieber zehn Schritte vom Leibe halten. Aber es steckt viel echte Schönheit in dem Buche. Und vor allem ist es nicht langweilig. Davor schützt den Leser schon der leidenschaftliche Stil. Heißer Atem wie der Föhn der Berge stürmt durch die Darstellung, die wir auch einem die Landschaft in Rotgold tauchenden Sonnenuntergang vergleichen könnten. Gerade weil vom Leben geschieden sein muß, winkt das Leben in dieser Dichtung so be sonders lockend. Drei, vier feine Mädchengestalten, jede von berückender Eigenart, erscheinen in den Erinnerungen des dem Tode Geweihten. Und alles, was da von den Werten des Lebens erzählt und geschildert wird, hat plastische Anschaulich keit. Gewiß, man erblickt die Welt hier gleichsam aus dem ver gitterten Fenster eines Gefängnisses, aber deshalb in nur um so leuchtenderen Farben. Einmal unternimmt der Kranke einen letzten Flug aus dem Sanatorium in das frohe Leben der Kunststadt an der Isar, wo er allerdings nur um so schmerz licher empfinden muß, daß er in diesem Strome zu schwimmen nicht mehr tauglich ist Aber die Bilder, die da an uns vor überziehen, sind von prachtvollem Kolorit. Schließlich sei noch bemerkt, daß nicht auf wehleidige Rührung hingearbeitet wird. Der Leser gelangt kaum zu einer Regung des Mitleides, weil die sehnsüchtigen Lebensphantasien in ihrer reichen epischen Fülle ihn mit angenehmen Bildern umgaukeln und als Schluß eindruck der Gedanke bleibt, wer in so schönen Träumen vom Tische des Lebens scheide, habe mehr davon gehabt, als wer sich mit allen Genüssen voll stopft. Das Vlaubuch, Berlin: F. O. Hildebrand ist, wenn ich nicht irre ein noch Unbekannter; um so nachdrücklicher möchte ich auf diesen neuen Namen in der Romanltteratur Hinweisen. Das vor liegende Werk ist jedenfalls eine hervorragende und nicht nur dichterisch hervorragende Tat. Es ist die Krankheitsgeschichte eines unheilbar Schwindsüchtigen; der Autor erhebt sie zu einer Ekstase des Schmerzes. Schmerz stählt, auch wenn man ihn nur mitleidet, Schmerz ist ein göttlicher Bildner — und der Schmerz, den ein Dichter hier aus einer todwunden Menschenseele in die Seele des Lesers senkt, ist ein wunderbares Samenkorn, aus dem der Baum der Erkenntnis aufwächst für manches Leid, da« wir vorher wohl ahnen, aber niemals in seiner ganzen furchtbaren Größe erfassen und be greifen konnten. Dieser Roman wirkt um so tragischer, als der Autor ihn in eine fast lyrisch feine Form gefaßt hat. Der Roman ist nicht nur von künstlerischem, sondern auch von hohem sittlichen Wert. Theodor Etzel. ^^Aische Tagwacht, Stuttgart. Ein schönes, aber unendlich trauriges Buch, ein Buch, das einer geschrieben hat, der dem sicheren Tod ins Auge schaut und nach dem Leben weint, heiß, schmerzlich, aber lautlos, nach dem Leben, das mit seinem fröh lichen Lärm und seinen roten Fahnen ihn jubelnd aus der Ferne grüßt. Ein schwindsüchtiger Dichter schildert seine kör perlichen und seelischen Leiden mit unheimlicher Deutlichkeit und einer Stimmungskunst, die dem Leser Tränen entlocken kann. Herzblut fließt in diesen Klagen. Man fühlt, daß hier einer spricht, dessen Auge und Herz die ganze trunkene Schönheit der Erde erfaßt hat, daß selbst sein Schmerz zur Melodie geworden ist. Hildebrand bleibt nicht stehen bei der Prägung seines per sönlichen Schmerzes, seine sehnsüchtige Klage weitet sich zu einem Hymnus auf das glühende Leben. Em Naturempfinden voll der reichsten und feinsten Beziehungen zeichnet ihn aus. Hildc- brand muß als ein großes und starkes Talent be grüßt werden. Otto Krille. Uber den Wassern", Münster i/W., Herausgeber?. vr. E. Schmidt: Der dies Buch, das zweifellos seinen Weg machen wird, schuf, ist sicher durch und durch eine Dichternatur, die auch da, wo das Leben Schönheit versagt, nicht heruntersteigt, sondern ihre Er habenheit und ihre Größe bewahrt. Es dürfte wohl hiernach außer Frage stehen, daß wir in HU-ebraad ein ««ueS, vielversprechende- Talent vor uns haben. Wir bitten die Herren Sortimenter um rege Verwendung. Um dies zu fördern, haben wir uns entschlossen, den Rabatt von 50°/o für 2 Probeexemplare bis zum 15. Oktober zu verlängern. -- Bezugsbedingungen auf rotem Bestellzettel. — Verlag ktzslü § Ls.. München.
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