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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.12.1915
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- 1915-12-31
- Erscheinungsdatum
- 31.12.1915
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Redaktioneller Teil. .V 304, 31. Dezember 1915. Nach Winston Churchills*) neuestem Roman aus dem ameri kanischen Leben der Jetztzeit: L l?ar Oountrz- ist sogar schon vor Erscheinen mehr Nachfrage gewesen, als nach früheren Werken; er verspricht bei den englischen Lesern das beliebteste seiner Bücher zu werden. James Laue Aliens Roman aus dem amerikani schen Bürgerkriege: Ilm Sivorä ok Voutk, gewidmet »den Jüng lingen Englands in ihrem großen Kampfe«, ist ebensogut aus genommen worden, wie H. Sydnor HarrisonS neuestes Werk: LllAela's Lusiness. Hervorragende Erfolge haben einzelne KriegSbücher zu ver zeichnen, jedoch mutz hinzugefügt werden: auch manche große Fehlschläge, denn es währte nicht lange, so war der Markt mit Literatur über den Krieg, der von jedem nur denk baren Gesichtspunkte aus betrachtet wurde, überfüllt. Bern- hardis ungeheurer Absatz zu Beginn des Krieges hat sich bei späteren Werken ähnlicher Art nicht wieder holt, aber Bücher von Bedeutung haben in den meisten Fällen festen Fuß gefaßt. So erfreut sich z. B. das Buch des verstorbenen Or. Cramb, Lnxlanä ancl Kermanx in der neuen Schillingausgabe noch immer eines unverminderten Absatzes. Einen der größten Erfolge der letzten Zeit errang Frederick Scott Oliver, Orcloal dz- Haitis, von dem kurz nach Erscheinen 8000 Stück verkauft wurden. Ms Vaz? ok lke Reck Oross, dessen Rein gewinn dem »Times-Fonds für Kranke und Verwundete« zu- flietzt, erlebte schon im August die 6. Auflage, und auch andere patriotische Erscheinungen ähnlicher Art sind gut gekauft wor den. Ferner ist nach Büchern wie Theodore Roosevelt, Lmorica anck tke Morlck Mar; Lord Cromer, Lddas II. **) und Sir Gilbert Parker, Ms Vorlck in tke Onicibls starke Nachfrage gewesen. Des letzgenannten neue Erzählung: Mu dlsvsr Reov Ikour Imok hätte übrigens bei den erfolgreichen Romanen mit angeführt werden müssen. Weiter werden gut verlangt: vr. F. T. A. Smith, Ms Soul ok 6srmanx, schon in 5. Auflage; Stephan Graham, Russin anck tke Vorlck; A. Clutton-Brock, MouKkts on tks Var; H. W. C. Davis, Ms RoUtieal MouZkt ok klsinrisd von Meitsekke, sowie die englischen Übersetzungen der Werke Treitschkes selbst, besonders sein: 6ermanv, Rranee anck Islam. Washburn, Rielck Xotes krom tke Russian Rront; E. Clarke, karis IVaits; Ms lrisk Xu ns at Vpres dz- a msmber ok tks vommunitx; H. S. Souttar, L SuiZeon in Lslgium und Philip GidbS im pressionistische Studie: Me Soul ok IVar. Diesen können noch das vielbesprochene Buch einer englischen Erzieherin: IVKat I Rounck Out in tks Reuse ok a ksrman krinee und die englische Übersetzung von ll'aesuse zur Seite gestellt werden. Heutigen Tages neigt man schon mehr dazu, den Krieg als Geschichte auf- zusassen, und liest die von den Times fortlaufend herausgegebene Geschichte des großen Kampfes und ähnliche Werke, von denen wieder Buchans Erzählungen und Bellocs Bücher die beliebtesten sind. L. Weltsprachlerei. In Nr. 297 des Börsenblattes vom 22. Dezember 1914 findet sich ein kurzer Anssatz über »Weltsprachlerei«, der nicht unwidersprochen bleiben kann. Vorweg bemerken möchte ich, das; ich weder einem Esperanto-, noch einem Ido-Verein angehöre und daher niemandes Partei zu nehmen habe. Allerdings bin ich aber mit vielen vernünftigen Leuten darin einer Ansicht, das; es ungemein praktisch wäre, wenn man statt Grie chisch, Lateinisch, Französisch, Englisch, Italienisch usw. neben seiner Muttersprache nur eine einzige Kunstsprache zu lernen brauchte, die iu den Hauptkulturländern ebenfalls verstanden würde. Für diesen Zweck, nämlich die Schaffung einer internationalen Verkehrssprache, ist der Gedanke einer Kunstsprache zunächst gefaßt worden. Daß eine solche Kunstsprache ihren Zweck erfüllen kann, ist gar keine Frage, denn erstens ist sie leichter zu erlernen als jede der genannten na türlichen Sprachen, zweitens ist die Aussicht größer, daß man eine Sprache im Gedächtnis behält, als zwei oder drei, und für jemanden, der selten reist, mithin wenig in der Übung bleibt, ist es wiederum *) Nicht mit dem eben abgegangenen englischen Minister zu ver wechseln. Dieser, der auch Verfasser mehrerer Werke ist, wird in der englischen Literatur zur besseren Unterscheidung mit seinem vollen Namen: Leonard Spencer Winston Churchill geführt. **) Khcdive von Ägypten, geb. 14. Juli 1874. 1690 leichter, die eine Kunstsprache zu repetieren, als soundsoviel na türliche. Was die Übersetzung von klassischen Werken in eine Kunstsprache anbctrifft, so ist dem nichts Ernstliches entgcgeuzuhalten. Jeder Über setzung sind Grenzen gezogen, die um so enger sind, je stärker die Art zu denken und zu empfinden bei den verschiedenen Völkern ausein andergeht. Eine Kunstsprache berücksichtigt diese Grenzen von vorn herein und steht zu den nationalen Sprachen etwa in dem Ver hältnis wie das Hochdeutsch zu den Dialekten; dies ist für alle ge bildeten Deutschen verständlich, aber es verzichtet absichtlich auf die dialektischen Feinheiten; ebenso märe eine eingeführte Kunstsprache für alle Kulturvölker verständlich, ohne jedoch alle nationalen Eigen tümlichkeiten wiedergcben zu wollen. Für die Wissenschaft wäre diese »objektivierende« Eigenschaft ge radezu unschätzbar; denn die Wissenschaft will ja möglichst allgemein gültig sein. Die Sachlichkeit wissenschaftlicher Werke könnte durch eine Kunstsprache nur gewinnen. Tie Wissenschaft muß von allem Gefühlsmäßigen absehen, und ihr würde aus dem Gebrauch einer Kunstsprache ein ähnlicher Vorteil erwachsen, wie er der Wissenschaft bereits aus der vollkommenen Vermeidung der Dialekte erstanden ist. Die soziale Bedeutung einer Weltsprache ist über jede Diskussion erhaben, denn jede sprachliche Vereinfachung erhöht die Verständigung der Menschen untereinander. Sehr viele (nicht etwa alle!) Motive die ses Weltkrieges wären unmöglich gewesen, wenn sich die Angehörigen der einzelnen Völker Jahrzehnte oder Jahrhunderte lang vermittelst einer Kunstsprache hätten verständigen und in ihrer nationalen Eigenart hätten verstehen lernen können; nur mit einer Kunstsprache sind z. B. internationale Kongresse erst eigentlich möglich, während sie bei der Verschiedensprachigkeit meist mehr verstimmend als einigend wirken, da alle Idiome durcheinanderschwirren, wie beim Turmbau zu Babel. Kann die Weltsprache auch für den Buchhandel von direktem In- teresse sein? Ganz gewiß, denn wenn wirklich in einigen Kultur ländern eine Weltsprache bestände, so würde sich ein vollkommen neues und großes Absatzgebiet in den Sprechern der Kunstsprache eröffnen, und besonders wissenschaftliche und sonstige Fachwerke würden bedeu tend höhere Auflagen erreichen; sie hätten nicht nötig auf Übersetzung in soundsoviele Sprachen zu warten, sondern brauchten nur ein mal in die Kunstsprache übersetzt zu werden. Der Schaffung einer Kunstsprache stehen natürlich viele praktische Schwierigkeiten entgegen, und wie stets bei neuartigen Erfindungen steht hier zunächst das eine System dem andern gegenüber. Das ist jedoch eine notwendige und mithin durchaus erfreuliche Erschei nung. Soviel zu kürzester Orientierung über die Wcltsprachenfrage. Nach reiflicher Abwägung der Gründe und Gegengründe mag man nun zu der Auffassung von der Sache kommen, zu der man sich genötigt glaubt, doch ist wohl bereits durch obige Schilderung dar- gctan, daß die Weltsprache jedenfalls ein höchst ernstes wissenschaft liches Problem ist, und daß sie daher nicht zum Anlaß solcher billigen Witze dienen sollte, wie sie Herr M. zu machen beliebt. Im übrigen ist es ein Irrtum, weuu Herr M. meint, das; der Krieg die »Welt sprache« beseitigt habe; erst in diesem Jahre ist der Entwurf zu einer Weltsprache erschienen, die statt des romanischen Sprachstammcs einen deutschen wählt (»Wede« v. Or. A. Baumann. C. Huber, Diessen vor München). Auch hierüber kann man wissenschaftlich wieder ver schiedener Meinung sein, das Buch beweist aber, daß die angeblich' erledigte »Weltsprache« auch jetzt während des Krieges stark schöpfe risch auftritt und daß also gerade das Gegenteil von dem richtig ist, was Herr M. behauptet. Daß die Anhänger der Weltsprache jetzt Propaganda für ihre Idee machen sollten, ist ihnen doch wohl nicht zuzumuten; das würde in der Tat gegen die Grundlagen jeder Nc- rlametechnik verstoßen; da warten sie mit Recht lieber ab, bis der Krieg vorbei ist. Endlich erhebt Herr M. aufs neue den uralten Einwand gegen die Kunstsprachen, das; sie nicht lebendig seien in dem Sinne, wie cs die eigene Muttersprache ist, und er spricht von einer mangelnden Ehrfurcht gegen diese. Herr M. vergleicht die Muttersprache mit einem wohlgewachsenen Organismus im Gegensatz zu der Strohpuppe der Kunstsprache. Diese Gegenliberstellung ist jedesmal gemacht wor den, wenn die Wissenschaft eine praktische Synthese versuchte. Die ganze Zivilisation und Kultur aber beruht ausnahmslos auf der artigen »Kuustprodukten«, denn gerade die Umgestaltung der Natur ist das, was wir Kultur nennen. Wenn wir immer geduldig zusehcn wollten, bis sich alles »organisch entwickelt«, da könnten wir lange warten und manches Wunder dabei erleben. Nein, sondern w i r machen uns unsere Kultur selbst, w i r wolle« uns die Welt nach unserem Willen formen, wie wir es ja auch gegenwärtig in groß zügigster Weise tun. Von einer mangelnden Ehrfurcht gegen unsere Muttersprache und ihrer Beeinträchtigung durch eine Kunstsprache kann ebensowenig die Rede sein; denn die Kunstsprache steht immer
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