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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.08.1908
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- Erscheinungsdatum
- 29.08.1908
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- Deutsch
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201, 29. August 1908, Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s> d. Dtschn. Buchhandel. 9123 vr. meä. Ferd. Goetz-Leipzig-Lindenau die seltensten Turn- schriftcn der Entstehungszeit des deutschen Turnens 1808—1818, über Jahn und die Breslauer Turnfehde ausgestellt. Die Original briefe von Jahn, Eiselen, Maßmann u. a. wird der verehrte Turnersmann sich freilich schon einmal in Freiburg, der turnerischen Ruhmeshalle, selbst ansehen müssen. Von besonderem Werte für aufmerksame Statistiker sind die graphischen Darstellungen über Fortschritte und Betrieb des deutschen Turnens von Georg Drechsel in Bayreuth und Professor A. Wämser in Butzbach. Berlin UV. 30. vr. H. Bren dicke. Aus der Reisemappe eines deutschen Buchhändlers. (Vgl. Nr. 192 d. Bl.) II. Ein Sonntagsausflug nach den zahlreichen Helsingfors vor gelagerten. mit Villen bedeckten Inseln läßt mich einen Einblick in die anspruchslosen Vergnügungen der hauptstädtischen Be- völkerung tun. Die kleinen Dampfer, die den Verkehr nach den Inseln vermitteln, sind gedrängt voll von Männlein, Weiblein und sehr vielen Kindern, außerdem ist jede Familie mit reich lichem Proviant und Hängematten versehen. So zieht man scharenweise hinaus in die freie Natur, doch geht es trotz teil» weise beängstigender Fülle sehr ruhig und gemessen zu; das be kannte Berliner Sonntagsnachmittags - Grunewald - Tohuwabohu sucht man hier vergeblich. Im Walde zerstreut lagern sich die Familien und halten ihr Picknick, zahlreiche Ruder- und Segel boote beleben das Wasser, auch der Angelsport wird von den Finnen leidenschaftlich gepflegt. Die für Finnland so charakte ristische Vereinigung von Wald und Felsen, überall vom Wasser umflutet, die zahlreichen Inseln, Seen und Klippen geben der Landschaft eine Fülle eigenartiger Schönheit, die auf jeden bezaubernd wirkt, überhaupt kann ich unfern Touristen eine Reise nach Finnland nicht genug empfehlen; die von Lübeck und Stettin abgehenden Dampfer sind mit ihren Fahrpreisen sehr billig, Ver pflegung und Einrichtung sind tadellos, bei dem im Sommer fast immer ruhigen Wasser der Ostsee hat man Unannehmlichkeiten kaum zu befürchten. Freunde einer einzigartigen Natur, die für Sport aller Art, Segeln, Rudern, Angeln, Fischen und Jagen ganz vorzügliche Gelegenheiten bietet, werden sich in Finnland wohl fühlen; hinzu tritt, daß der Aufenthalt im Lande bei guter Verpflegung sich billig gestaltet und daß man selbst in abgelegeneren Gegenden auf gastliche Aufnahme und angenehmes Quartier rechnen kann. Nach einigen Tagen Aufenthalt führten mich meine Geschäfte wieder zurück nach Petersburg, diesmal mit der Eisenbahn auf dem Wege über Wiborg. Inzwischen war ein Wetterumschlag eingetreten, an den Ufern der Newa pfiff ein kalter Wind, und man heizte jetzt, wo im Kalender Sommer-Anfang stand, die Kamine; meinen Winterpaletot konnte ich des Abends wohl ge brauchen, leider befand er sich in Berlin. Fährt man von Petersburg nach Moskau, so benutzt man fast immer die Abendzüge; und das ist gut so, denn die Fahrt bietet so wenig des Interessanten, daß es sich nicht der Mühe lohnt, seine Zeit unnütz zu versäumen. Fährt man des Abends, so kann man sich des Nachts in den Schlafcoupss bequem aus ruhen und hat den Vorteil, bei der Ankunst in Moskau am nächsten Morgen sofort seiner Tätigkeit nachgehen zu können. Ist Petersburg die Residenzstadt Rußlands, der das zahlreiche Beamtentum, die Universität, das höfische Leben ein völlig west europäisches Gepräge gibt, so ist doch Moskau das eigentliche Herz des Landes, dessen kräftiger Pulsschlag uns einen Begriff von der Größe des Reiches und seiner unermeßlichen Schätze gibl. Jedenfalls lernt man echt russisches Leben in Moskau bester als in Petersburg kennen. Als bedeutendste Handelsmetropole Rußlands ist Moskau auch die erste Fabriksladt des Reiches. Günstige Eisenbahnver bindungen mit dem Westen Europas, ein strahlenförmig sich nach allen Seiten des Reiches, bis ins entfernteste Asien ausdehnendes Schienennetz machen Moskau zum natürlichen Bindeglied zwischen dem industriellen Europa und dem an Rohprodukten überreichen asiatischen, besonders sibirischen Markt. So ist es denn auch er klärlich, daß der Handelsstand in Moskau in jeder Beziehung die führende Rolle hat. An die Stelle der verschwenderischen Geburts aristokratie früherer Jahrhunderte ist längst die kühl berechnende, sparsamere Geldaristokratie getreten. Der von Jahr zu Jahr sich steigernde internationale Handels verkehr bringt es mit sich, daß der Typ des nationalrussischen Kaufmanns hier schon sehr selten wird. Die Handelsherren der alten Schule, die Milltonen-Umsätze machen und deren ganze Buchführung in einem Heft besteht, wo die Notizen mit Hilfe von Stecknadeln gemacht werden, trifft man nur noch in wenigen Exemplaren im Samoskaretschje-Stadtteil an. Auch in diesen Kreisen bricht sich mehr und mehr die Überzeugung Bahn, daß man mit einem geschulten modernen Bureaupersonal und doppelter Buchführung seinem Geschäft am besten dient. Einen hervorragenden Anteil an der handelspolitischen Entwickelung Moskaus hat unstreitig das deutsche Element, einen Einfluß, der sich schon vor der Zeit Peters des Großen, unter Zar Feodor Alexejewitsch (1676—1682) stark geltend machte, wo man den deutschen Kaufleuten und Handwerkern die deutsche Vorstadt »Njömezkaja Hobodä- zum Wohnort angewiesen hatte. Der Fremde, der Moskau zum erstenmal betritt, ist erstaunt über die vielen deutschen Firmenschilder und Namen in den Straßen; vielfach wird in den Geschäften Deutsch gesprochen, häufig hört man die heimischen Laute im Verkehr. In erster Linie wohl sind es Zuverlässigkeit und ausdauernder Fleiß, der dem deutschen Element einen so gewichtigen Einfluß verschafft hat. Heute noch mehr als je kann der russische Gutsbesitzer seinen deutschen Verwalter und der russische Fabrikherr seinen deutschen Direktor nicht entbehren; mit Vorliebe übergibt der Rüste seine Bestellung einem deutschen Handwerker, weil er dort prompte und gediegene Arbeit erwartet; gern geht er zum deutschen Kauf mann, dem er mehr Vertrauen schenkt als seinem jüdischen Mit bürger. Freilich sieht auch der russische Kaufmann nicht selten neidisch auf das raschere Vorwärtskommen seines deutschen Kollegen. Was hier im allgemeinen vom Einfluß des deutschen Ele mentes gesagt wurde, gilt im besonderen auch von den deutschen Buchhändlern, die sich hier eine achtunggebietende Stellung zu verschaffen und zu erhalten gewußt haben. Ebenso wie für den allgemeinen Handel so ist Moskau auch das Zentrum des rus sischen Buchhandels, das Leipzig Rußlands. Die gute Verbindung nach allen Teilen des Reiches, sowie die billigen Bücherfrachten machen Moskau wie geschaffen zum Kommissionsplatz. Und man muß es dem Moskauer Buchhändlerverein mit seinem sehr rüh rigen Präsidenten an der Spitze zugestehen, daß er sich der Vor teile seiner zentralen Lage stets bewußt ist und mit Eifer an dem Ausbau seiner Organisation arbeitet. Daß man Leipzig mit seinen langbewährten Institutionen und Organisationen sich gern zum Muster nimmt, kann uns deutsche Buchhändler nur mit Genugtuung erfüllen. Tatsächlich nimmt denn auch der Kom missionsbuchhandel von Jahr zu Jahr einen größeren Umfang an, und heute schon haben einzelne Firmen mehr als hundert Kommittenten aus der Provinz zu bedienen. Der Geschäftsgang war hier selbst in den unruhigen Zeiten ein ziemlich reger, und im allgemeinen hatten unsere Kollegen hier wohl weniger ge litten, als man draußen im Reiche angenommen hat. Vor allem war cs hauptsächlich der Poststreik, der einzelnen Firmen empfind liche Verluste brachte. Es würde zu weit führen, wenn ich hier einen wenn auch nur kurzen Überblick all des Interessanten und Sehenswerten, was Moskau bietet, geben würde. Der Kreml mit seinen unermeßlichen Schätzen und historischen Sehenswürdigkeiten, der eine Welt für sich bildet, die -Reihen- mit ihren schier uneischöpflichen Waren lagern europäischen und asiatischen Ursprungs, das Zusammen strömen so vieler Nationen, die vielen hervorragenden Gebäude und Kirchen, alles dieses bietet dem Fremden so viel des Interessanten und läßt ihn so viel Einblicke in russische Kultur und nationale E genhetten gewinnen, daß er sich gern an seinen Aufenthalt in -Mütterchen Moskau«, der Sladt der Kirchen und Glockengeläute, erinnert. Zudem ist man als Fremder nirgend irgendwelchen Belästigungen ausgesetzt, in Berufs- und Gesell schaftskreisen wird man in gastfreundlichster Weise ausgenommen. Die unteren Klaffen sind freundliche, harmlose Geschöpfe, frei von so ziemlich allem Buchwissen, devot und zu allen Diensten 1190'
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