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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.12.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-12-21
- Erscheinungsdatum
- 21.12.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 296, 21. Dezember 1915. XI.HI. Im Schützengraben. 1. Das Bedürfnis nach Büchern ist jetzt im Winter gleich Null. Der Nachtdienst beginnt bei Dunkelwerden und hört erst bei völligem Hellwerden wieder auf. Die kurze Tageszeit wird mit Schlaf und Dienst ausgefllllt. 2. Lesestoff ist in Schützengräben und Ruhestandorten ge nügend vorhanden, jedoch meistens alte, selten neuere Werks. 3. Es wird gelesen, was vorhanden ist; es fehlt die freie Wahl und damit die Möglichkeit eines Schlusses auf das lite rarische Bedürfnis des einzelnen; jedoch kann gesagt werden, daß Kricgsliteratur am wenigsten begehrt ist. Die Lebensanschau ungen haben sich bei den Truppen, die im Vormarsch sind, in dem Grade gehoben, in dem sie bei jenen im Schützengraben getrübt worden sind. 4. Wie es bei den Offizieren bestellt ist, weiß ich nicht; bei den Mannschaften fehlt das Geld. 5. Ich bin im dreizehnten Monat in ein und demselben Schützengraben und daher ohne Adressenkenntnis. Eduard Füsser,im Leibgrenadier-Regt. 190 (früher Reiscvertrcter des Bibliographischen Instituts sMcherj). XI.IV. Von vornherein möchte ich bemerken, daß ich mich bei einer Kolonne befinde, die nun schon fast ein volles Jahr Landwirt schaft treibt und sozusagen von Dorf zu Dorf zieht. 1. Ja. Es zeigt sich in dem Bezug von Büchern auf Grund von Inseraten in Zeitungen und Zeitschriften, entweder direkt vom Verlag oder durch die anzeigende Buchhandlung, sowie in der Besorgung durch Angehörige aus der Heimat, ferner durch Errich tung kleiner Bibliotheken aus Liebesgaben, Geschenken bzw. Stif tungen von Offizieren, Unteroffizieren und einzelnen Mannschaf ten auf den Wachstuben. 2. Schenkungen durch Vereine und Gesellschaften sind trotz wiederholten Ersuchens meinerseits nicht erfolgt. 3. Das kommt ganz auf die einzelnen Truppengattungen an. Zum Beispiel setzt sich unsere Kolonne fast ausschließlich aus Landwirten Oberbaycrns zusammen. Es würde sich hier nur um leichte Sachen handeln. Katholische Kalender wurden Weih nachten 1914 allerseits mit Vorliebe genommen. Meiner Ansicht nach dürfte es bei der Infanterie usw. wieder besser sein, da ja dort alle Berufe und Bildungsgrade vertreten sind. 4. Der billigste, einfachste und schließlich auch der erfolg reichste Weg scheint mir durch Verteilung von Prospekten usw. durch die Kommandobehörden. 5. Feldbuchhandlungen sind mir bis auf einige Zeitungs- Verkaufsstellen nicht bekannt. K. Ziegler, Offiz.-Stellv. in e. bahr. Magazin-F-uhrpark-Koloune. XI.V. Feuerstellung, Frankreich. Zweifellos ist ein großes Bedürfnis nach Büchern bzw. Lese stoff vorhanden, besonders hier in Frankreich bei diesem lang wierigen Stellungskriege. Soviel ich feststellcn konnte, wird alles gelesen, was nur aufzutreiben ist, am liebsten aber Wohl illu strierte Zeitschriften. Große Verdienste haben sich die Soldaten heime, die sich fast in allen größeren Etappenorten befinden, erworben. In ihren oft recht schmucken Heimen liegen neben Spielen die neuesten Zeitschriften aus, auch können aus einer Bibliothek Bücher für längere Zeit unentgeltlich entliehen werden. Gründer und Förderer der Heime ist der »Westdeutsche Jllng- lingsbund«. Kanonier Welchert, im Feld-Art.-Regt. Nr. 33. XI.VI. Im Felde. Seit Ende September 1914 liege ich mit meiner Batterie im Westen, und zwar immer auf derselben Stelle. In der ersten Zeit, nachdem wir ausgczogen waren, dachte man nicht ans Lesen. 1850 Es war auch keine Zeit dazu vorhanden. Nachts wurde gearbeitet (Bau von Beobachtungen, Schützen- und Laufgräben), tagsüber geschlafen, und die wenige freie zur Verfügung stehende Zeit wurde durch Erzählen und Briefschreiben in Anspruch genommen. Zu dieser Zeit funktionierte auch die Feldpost noch nicht recht. Zeitungen ließen lange auf sich warten. An Bücher dachte man gar nicht; man hätte sich auch keine schicken lassen können, da kein Platz dafür vorhanden war und man keine Extra-Pakete mitschleppcn wollte, wenn cs einmal weiterginge. Erst später, als die Unterstände etwas wohnlicher eingerichtet waren, anfangs Dezember 1914, ließ ich mir die ersten Bändchen der Universal- Bibliothek kommen, aus der uns besonders die Bücher über die Ereignisse von 1870/71 interessierten. 2. Von Vereinen und Gesellschaften hat unsere Formation, soviel mir bekannt ist, keine Bücher erhalten. 3. Es werden Bücher verschiedensten Inhalts gelesen. Neben Casanovas Erinnerungen aus galanter Zeit fand ich Ull steins Kriegsbücher, Ullstein-Bücher, die Trilogie von Walter Bloem, Schilderungen von 1813—15 und 1870/71. Bisher konnte man in Th., unserm nächsten Etappenorte, Zeitungen kaufen, ferner Lustige Blätter, Jugend, Simplicissimus, aber noch keine Bücher. Erst seit kurzem sind Ullstein-Bücher und Bände aus Engelhorns Romanbibliothek erhältlich. Als vor 6 Wochen von unserm Bataillon eine Kantine eröffnet wurde, ließ ich für diese versuchsweise Bücher aus Reclams Universal-Biblio- thek und Kürschners Bücherschatz, zusammen 30 Exemplare kom men, die in kurzer Zeit verkauft waren. Eine zweite Sendung ging ebenfalls schnell weg. Es wurde mit Freuden begrüßt, daß Gelegenheit zum Bllcherkauf geboten war, und täglich gefragt, wann neue Sendungen eingehen würden. Auch Ullstein-Bücher, die in der Kantine zu haben sind, finden Abnehmer. Die kriegerischen Verhältnisse üben auf die Lebensanschau ungen der Heeresangehörigen verschiedenen Einfluß aus. Darauf näher einzugehen würde jedoch zu weit führen, sodaß ich mich auf ein paar Bemerkungen über den Einfluß beschränken möchte, den die jetzigen Verhältnisse auf das literarische Bedürfnis der Soldaten ausgeübt haben. Mancher Soldat hat jetzt zum Buche gegriffen, der früher kein Interesse am Lesen hatte. Zuerst mags aus Langerweile geschehen sein, später lasen sie, wie ich merkte, aus Liebe zur Sache. Ich hatte, wie schon gesagt, Bücher verschiedenen Inhalts kom men lassen, die ich an meine Kameraden verlieh. Sogar die Romane in Zeitschriften wurden gelesen. Sobald ich sie durch gesehen und gelesen hatte, begannen sie ihren Lauf durch unfern Unterstand und zum Schluß durch das Lager. So bildete sich mit der Zeit ein kleiner Lesezirkel. Wie oft wurde ich gefragt : »Noch keine,Woche' eingetrosfen?« Einzelnen Kameraden habe ich Bü cher ins Feld besorgt. 4. Eine schwierige Aufgabe wird es sein, die im Felde ste henden Mannschaften zu veranlassen, ihren Angehörigen zu Weih nachten Bücher z» schenken. Obwohl es der Geldbeutel vieler Krieger nicht erlaubt, große Geschenke zu machen, so wird doch hier und da der oder jener Gebrauchsgegenstand zu Weih nachten gekauft werden. Warum nicht auch ein gutes billiges Buch? Zweckmäßig wäre es, wenn die Buchhändler-Vereine in den gelesensten Tageszeitungen ihrer Stadt eine dementsprechende Anzeige veröffentlichen würden, da die meisten Leute eine Zei tung beziehen. Ernst Fleischer. XUVI1. Kraljevo (Serbien), 24. November 1915. Viel später, als es mein Wille war, komme ich dazu, Ihnen zu antworten. Gerade Mitte Oktober befanden wir uns auf dem Marsche nach Serbien, und seit wir hier sind (das ersehen Sie wohl aus den Tagesberichten), geht es rastlos Tag für Tag, oft Nacht für Nacht im Eilschritt aus grundlosen Wegen durchs serbische Land. Ein Kommando hält mich einige Zeit in Kraljevo fest, und ich benutze schnell die Gelegenheit, Ihnen nach bestem Wissen zu antworten. Serbien ist mein dritter Kriegsschauplatz, aber ich muß gestehen, daß ich, trotz mancherlei Strapazen und Unbequemlichkeiten, in freien Minuten mich immer gern meines
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