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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.12.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-12-21
- Erscheinungsdatum
- 21.12.1915
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- Deutsch
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^ 296, 21. Dezember 1915. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Buchhändleriums erinnere und die Zeit ersehne, wieder als solcher tätig zu sein. Daß diese Zeit, und zwar eine für unser Deutsch land glorreiche und friedliche, bald komme, das walte Gottl Zur Beantwortung Ihrer Fragen möchte ich bemerken: 1. Es besteht ein Bedürfnis nach Büchern im Felde, das sich aber nur dann befriedigen läßt, wenn die Truppe im Siel- lungskampfe sich befindet. Da können Bücher leicht beschafft und regelmäßig durch die Feldpost zugestellt werden, auch hat der Sol dat Mutze, im Unterstand zu lesen. Anders ist cs im Bewegungs krieg. Man erhält tage-, ja wochenlang keine Post, auch ist der Geist durch das fortwährende Vorwärtsdrängen und durch die langen Märsche nicht mehr so aufnahmefähig wie sonst; das Interesse an allem, außer militärischen Dingen, erlahmt; es herrscht nur der Wunsch nach Ruhe. 2. Soweit mir bekannt ist, hat unser Truppenteil bisher keine Bücherschenkungen von Vereinen usw. erhalten. Nur Mün chener Zeitungen gehen uns in dankenswerter Weise von den bctr. Herren Verlegern zu. 3. Der Geschmack der Bücherliebhaber ist ganz verschieden; dies ergibt sich schon aus der Verschiedenartigkeit der Berufs klassen, in denen die Kameraden im Leben stehen. Unserem Telephontrupp gehören z. B. an: 1 Doktor, Lehrer der Mathematik in München, 1 Sekundaner, 1 Apotheker, 1 Feinmechaniker, 1 Postassistent und meine Wenigkeit. Bllcherbestellungen sind zum größten Teil von uns selbst gemacht worden, wobei ich os! meine Kameraden beraten habe. Bevorzugt wurden: die Insel-Bücher, Ullstein (besonders die Kriegsromane), Sammlung Göschen, Reclam, Hesse, Wiesbadener Volksbücher, Schatzgräber, Aus Natur und Geisteswelt u. a. Auch einige größere, meist geschichtliche Werke wurden angeschafft. Aus Reclam wurden gewählt: Wal lenstein, Braut von Messina, Faust, dann Lamprechts Porträt galerie berühmter Männer, einzelne Biographien und Novellen moderner Schriftsteller. Vermißt werden leider billige Aus gaben von Gottfried Keller, Conrad Ferdinand Meyer und Raabe. — Am Balkan ist auch lebhaftes Interesse für die einschlägigen Sprachen: Magyarisch, Serbisch, Bulgarisch usw. vorhanden. — Von religiösen Schriften nenne ich außer der Bibel die netten kleinen Betrachtungen ?. S. Kellers sE. Schrill) (W. Momber, Freiburg i. Br.), die Wohl mit das Beste in dieser Art bringen. Die kriegerischen Ereignisse haben auf manche Charaktere derart eingewirkt, daß ernste Lektüre bevorzugt, Kitsch dagegen — und leider ist in der Kriegsliteratur sehr viel davon zu finden — beiseite geschoben wird. 4. Zur Werbearbeit für das Buch halte ich Anzeigen in Ta geszeitungen, auch geschmackvolle Plakate in den Buchhandlungen und an Anschlagsäulen der Groß- und Kleinstädte, sowie Reklame marken am vorteilhaftesten, denn es wird kaum möglich sein, alle Adressen der Angehörigen von Kriegern ausfindig zu machen. Schließlich werden Literaturfreunde aus dem Heere selbst Wünsche nach Büchern äußern. 5. Soviel mir bekannt, ist in Sedan eine Buchhandlung, wenigstens sah ich neulich auf der Durchfahrt dort ein Plakat. Es dürfte sich aber empfehlen, an sämtliche Armee- Oberkommandos Gesuche um Errichtung von Feldbuchhandlungen zu richten und zu gleicher Zeit darauf hinzuweisen, gelernte feld graue Buchhändler dorthin abzukommandieren. Die Leiter sol cher Feldbuchhandlungen werden gewiß gern nach bestem Wissen Ratschläge über Bücherbedarf aus der Praxis heraus erteilen können. Beim .... korps existiert noch keine Buchhandlung. Interesse dafür wäre sicher vorhanden, da z. B. von den 4 ... . bataillonen 40°/» zum mindesten Einst-Berechtigte sind, die bisher ihren Bücherbedarf aus eigener Tasche durch Bezüge aus der Heimat gedeckt haben. Vielleicht ließe sich noch folgender Vorschlag machen: Neu ankündigungen von verschiedenen Verlegern in Art der Zettel pakete, direkt an die Kompagnien der einzelnen Formationen, die sich leicht ermitteln lassen, zu senden und zu bitten, die Prospekte beim Appell zu verteilen oder in der Kanzlei für Interessenten aufzulegen. Auf diese Weise würden die Leute ab und zu von Neuerscheinungen in Kenntnis gesetzt, die zu Bestellungen Veran lassung geben könnten. Feldtelephonist Kurt Knippe l. XI.VIII. Hammerstein, 6. Dezember 1915. Ich wurde vor einem Jahre nach meiner Ausbildungszeit in ein Gefangenenlager abkommandiert und kann die Fragen nur in Beziehung auf dieses beantworten. Es macht sich natürlich in einer so langen Zeit bei allen Ka meraden ein Lesebedürfnis fühlbar, denn des ewigen Kartespie- lens auf den ständigen Wachen, im Lazarett und auf anderen Kom mandos sind die Leute überdrüssig. Meist trifft man aber leider nur Schundliteratur (billige Kriminalromane und andere 10 Literatur) an. Ich habe oft meine eigenen Bücher, z. B. Insel- Bücherei usw., verborgt und dann stets gehört: ja, das war fein, oder dergl. Also an Interesse fehlt es nicht. Auch Offiziere wandten sich oft an mich. Ihre zweite Frage kann ich nur mit Nein beantworten. We der das Rote Kreuz, noch ein Verein hat uns je etwas zukommen lassen. Nur der katholische Pfarrer und die jüdische Gemeinde ließen ihren Angehörigen oft Andachtsbücher oder dergl. zu kommen. Wir haben hier das größte Russenlager, alle Gefange nen von der Front müssen hier durch. Bemerken möchte ich, daß das russische Rote Kreuz eine Leihbibliothek in 4 großen Kisten geschickt hat. Das Hauptinteresse beanspruchen natürlich Romane, dann Reisebeschreibungen; auch Zeitschriften werden gern gelesen, wäh rend für Kriegsliteratur wenig Interesse vorhanden ist. Es würde sich Wohl empfehlen, ein Zirkular an die betreffenden Ba taillone zu schicken, das den Kompagnien bei der Befehlsausgabe bckanntgegeben werden kann. Es werden genug andere Artikel, wie Stieselsohlen usw., empfohlen. In den Kompagnien wird Geld gesammelt und gestiftet. Ein Ausschuß für die Weihnachts feiern wird aus Unteroffizieren gebildet, die Geschenke einknufen sollen. Unter den üblichen Zigarren, Strümpfen usw. würden ein paar Bücher sicher Anklang finden. Karl Markert, Landsturm-Ers.-Bat., Hammerstein (Wpr.), Russenlager. IU. 29. November 1915. 1. Der Wunsch nach Büchern ist bei den Soldaten vorhanden, wie sich dies während der knappen Ruhestunden zeigt. In den mei sten Fällen bietet da ein gutes Buch willkommene Erholung und Sammlung. Tageszeitungen sind für gewöhnlich nach Kenntnis nahme der neuesten Telegramme erledigt. 2. Als Schenkung ist hier die kleine Bücherei einer Olden burger Realschule zu verzeichnen. Die anspruchslosen Merkchen erfreuen sich aber eines geringen Leserkreises. 3. Religiöse Bücher sind kaum in Betracht zu ziehen. Des gleichen finden Kriegsbücher keinen rechten Anklang. Dagegen wird ein gutes, ernstes Buch gern zur Hand genommen. Ein fesselnder, geschichtlicher Roman ist immer begehrt. Auch Bücher über das Wirtschaftsleben finden Leser. Leichte Sachen sind zuweilen gut angebracht, so besonders auch tendenziöse Kalender, die unter den Kameraden ausgetauscht werden. Was die Wand lung der Lebensanschauung anbetrifft, so kann man Wohl sagen, daß den im Felde stehenden Leuten vieles in einem neuen Lichte erscheint; früher ihnen gleichgültige Dinge haben Bedeutung ge wonnen, und der Krieg hat vielen die Augen über ihre Umwelt ge öffnet. Auf diese Weise ist auch dem Durchschnittsmenschen die Beschäftigung mit Literatur zum Bedürfnis geworden. 4. Bücher erbitten demgemäß die im Felde stehenden Offiziere und Mannschaften Wohl von selbst. Der Buchhandel braucht mit hin seine Werke nur in vornehmer, unaufdringlicher Weise anzu preisen. 5. Empfehlen würden sich vielleicht Eingaben, wie z. B. an die Etappendruckerei der . . . Armee, Schriftleitung Hauptmann M ; Nachrichtenbureau Generallt. von B , Chauny. R. Funcke. U. 2. Dezember 1915. 1. Ja, da alles, was es zu lesen gibt, mit nur geringen Ausnahmen von Hand zu Hand wcitergegeben wird. 16S1
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