7232 Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. Fertige Bücher. ^ 273, 24. November 1915. Professor Or. Alarx ZNsller-Berlin-Mllinersdorf über Liellev's neuesten Roman Fevrerr voin Ich: Der neue Roman Paul Kellers zeigt wieder einmal ganz das bekannte und liebe Gepräge des beliebten Erzählers. Lieb und zart und doch stark ist sein Ton: köstlich ist sein Humors iiber manchen Stellen liegt Milder Legendenglanz. Es ist kein Roman siir hastige und abgehetzte Leser, die in fieberhasier Spannung erhalten zu werden wünschen; am besten genießt man diese Geschichte in Geruhsamkeit, so wie Keller sie in Geruhsamkeit schus. Auch in seinen „Ferien vom Ich" zeigt sich Keller als echter Heimdichter: er gehört dabeii durchaus nicht zu jenen harmlosen Bolkserzähiern, die meinen, es genüge das reichliche Einsireuen dialektischer Wendungen, um ihrem Werke Erb geruch zu verleihen; aus dieses abgenutzte Kunstmtitel kann Keller ruhig verzichten, und so kommt es, daß sein liebes deutsches Landschastsbild bei aller schlesischen Echtheit doch auch W ftsaien, Rheinländer und Mecklenburger in gleicher Trau lichkeit heimatlich grüßt Mit feinstem, anheimelndem Humor beschreibt er den ewig wiederkehrenden Streit der befeindeten Nachbarstädte; all das Philiströse und Enge stellt er drollig uns vor Augen und bietet daneben in rührender Art mancherlei großes, wehes Menschengeschick; das schmerzliche Schicksal eines elternlosen Kindes; den wehen Groll eines betrogenen Mannes; den herben Groll einer palrizierhaften Großmutter und die Versöhnlichkeit eines herzensgütigen Onkels, der allen Menschen Frieden gönnen möchte. Eine Fülle bunter Gestalten läßt Keller in dieser Erzählung durcheinanderwirbeln. Mau könnte Ihn auch — ihn und seinen onkeihasten Helden — mit einem Shakespeareschen Lusisoielherzog vergleichen, dessen lächelnde Gastlichkeit keine Grenzen kennt, in dessen Märchenschioß die Tasel immer gedeckt ist. Und wie im,Shakespeareschen Lustspiel ist auch in diesem Roman an allerlei Verkleidungen kein Mangel; hier wie dort entsoringt dtc Freude an solcher Mummerei einer heiteren Freude an puppensvtelerischer Buntheit. Und gerade deshalb wirkt es künstlerisch fein, daß am Schloß nicht etwa nach Theaterart alles sich zu schönen versöhnten Gruppen reigenhast zusammenstellt, sondern daß dieses Stück Leben, wie alles Leben, „nie am Ende ist", sondern „Immer von neuem beginnt". Viele Stellen des Werkes, besonders der köstliche legendäre Beginn oder einzelne Schilderungen aus dem Klcinstabt- leben, dürsten dem Vortragenden wirkungsvolle Gaben bedeuten. Es ist ein reines, heiteres und ganz gesundes Buch. Berltn-Wtlmersbors. Pros. vr. Marx-Möller. Sämtliche fest und gleichzeitig L cond. verlangten Exemplare sind nunmehr expediert. Soweit die sehr erschöpften Vor räte der ersten 10 Auflagen es ermöglichen, werden teilweise noch bloße u cond.-Bestellungen Berücksichtigung finden. von» Aetz wird mit zu den willkommensten und begehrtesten Weihnachtsbüchern gehören. Brest«»»» rvtth. Gsttl «0»«. rutsche Lieder^ aus alter und neuer Zeit von Paul Lincke — <v. hollaenüer — Metier — Morena Zr. von Suppe — Einöüshofer — Lhrke — öranüt u. a. Der 477 Seiten starke San» enthält u. a. öle bekanntesten UN- beliebtesten Soldaten- und vaterlandslieder Singstimme mit 2hdgr. Rlavierbegeitung vollstänötge Texte. Leicht spielbar. Großer klarer Stich Lexikon 8" in elegantem Leinenbanü flls Ergänzung dieses überaus beliebten Sandes erschien eine Neue Folge in gleicher flusstattung mit gleich werivollem Inhalt Preis jedes Sandes N. 2.50 no. bar und ll/lS wenn auf beiliegendem Zettel bestellt: ^ 2 Exemplare fauch gemischt) zur Probe für N.4.50. /luslieferung nur bar. L 2 *cxemp»ark Schreitersthe Verlagsbuchhandlung, Serlin W.50