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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.11.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-11-20
- Erscheinungsdatum
- 20.11.1915
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- Deutsch
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^ 270, 20. November 1815. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. und Zeitschriften an meine ägyptischen Landsleute auf der Insel Malta gelangen lassen, wobei ich in der freigebigsten Weise von meinen verehrten Herren Verlagskollegcn unterstützt wurde. H. Finck (früher Kairo), z. Zt. V.-Feldwebcl d. Ldst. XXXIII. Unter Bezugnahme auf Nr. 231 des Bbl., die mir infolge Truppenverschicbungen erst dieser Tage zuging, teile ich Ihnen mit, daß ich schon seit langem eine fliegende Feldbuchhandlung in und unmittelbar hinter der Front eingerichtet habe. Franz Tamm, Sanitäts-Feldwebel in e. Reserve-Jnf.-Rgt. än. Beiträge zur Geschichte des Buch, und Kunst handels in Nürnberg. II. Paulus Fürst und sein Kunstverlag. Von vr. Theodor Hampe. Mit 27 Textabbildungen. Gr. 8°. 125 S. Nürnberg 1915, A k - zidenz-Druckerei Sebald, Komm.-Verl. Brosch. In dieser Schrift hat sich der Verfasser der ebenso mtthevollen wie dankenswerten Aufgabe unterzogen, einen Überblick über Leben und Werk des Nürnberger Kunsthändlers Paulus Fürst zu geben, die beide für die Kulturgeschichte des 17. Jahrhunderts, insbesondere für die damaligen Entwicklungsvorgänge im Buch- und Kunsthandel wichtig genug erscheinen, um zum Gegenstand einer ausführlichen monographischen Darstellung gemacht zu werden. Nicht nur daß es sich bei dem weitbekannten Nürnberger »Bildermann« um einen der bedeutendsten Vertreter seiner Art handelt, sein Leben und Werk zeigen auch deutlich die Anfänge der beginnenden Spezialisierung im Buchhandel insofern, als sich der Schwerpunkt des Fürstschen Geschäfts nach der Richtung des Kunsthandels bereits derart verschoben hat, daß der ebenfalls vorhandene Buchhandel merklich in den Hintergrund tritt. Als Nebenprodukt der Forscherarbeit Or. Hampes ergeben sich außerdem manche interessanten kulturgeschichtlichen Einzelheiten, die dem Freund der Geschichte unseres Berufes wertvolle Aufschlüsse über die Zustände im Buch- und Kunsthandel des 17. Jahrhunderts zu geben vermögen. Über die berufliche Ausbildung Paulus Fürsts sind nur dürftige Nachrichten vorhanden. Er war Nürnberger Kind und erscheint zum ersten Male 1623 in den Akten der Meistersinger, wo er offenbar durch seinen Vater, den Hafner Nikolaus Fürst, eingeführt worden ist. Er mag etwa 1605 oder 1606 geboren worden sein. In Georg Fürst, der von 1604 bis 1630 urkundlich unter den Nürnberger Briefmalern und Formschneidern erscheint, dürfen wir wohl einen nahen Verwandten von Paulus Fürst erblicken, von dem er vielleicht die Anregung siir seinen Beruf als Kunsthändler empfangen hat. Im Gegensätze zu seinen Vorgängern im Berufe scheint Paulus Fürst sich aber nicht selbst als Graphiker betätigt zu haben, denn nirgends finden sich dafür Anhaltspunkte. Vielmehr läßt sein Verlag die Beschäftigung vieler namhaften Künstler, Zeichner und Stecher der damaligen Zeit er kennen, sodaß wir wohl annehmen können, daß Fürst zu den ersten Kunsthändlern gehört hat, die sich von der Eigcnherstellung losgelöst hatten und lediglich vom Vertriebe ihrer Vcrlagswerke lebten. Da gegen läßt seine Eigenschaft als Meistersinger eher eine literarische Tätigkeit vermuten, und man geht wohl nicht fehl, wenn man an nimmt, daß manche Verstexte auf seinen Kunstblättern von ihm selbst stammen. Wenn gleichwohl der Schwerpunkt von Paul Fürsts Unter nehmen im Kunstverlag zu suchen ist, so braucht man nicht zu glau ben, daß sich seine Handelstätigkeit auf den Messen allein auf den Vertrieb von Kunstblättern und Büchern erstreckt habe. Der Umstand, daß er in den Akten bald als Handelsmann, bald als Kunsthändler genannt wird, läßt nicht ausgeschlossen erscheinen, daß er auch andere Artikel geführt habe. Wenigstens ist aus der von A. Kirchhofs in den Leipziger Httlfs- und Jnvcntaricnbüchern aufgefundenen Inventur des Cornelius Caymox, auf dessen Kunstverlag sich Fürsts Unter nehmen ausbaute, zu erkennen, daß außer mit Kupferstichen, Holz schnitten, Flugblättern usw. auch mit niederländischen Hütchen, Hut schnüren, Nürnberger Dolchen, Gürteln und Ledergehängen, Spiegeln, Cpringreifen, Laternenborn, Ohrlöffeln, Halsbeuteln, Nähkissen, Ulmer Schreibtafeln, Federmessern und anderen Dingen ge handelt wurde. Seit 1639 bezog Paulus Fürst mit seinen Büchern und Waren regelmäßig die Leipziger Messen, wo er, wie ehedem die Caymox, in Auerbachs Hof feilhielt. Im gleichen Jahre erscheint er auch mit zwei Werken des eigenen Verlages in den Meßkatalogcn. In Leipzig wurde er samt seinem »Jungen« Hans Christoph Gabeler 1655 in ein Untersuchungs verfahren verwickelt, das auf Veranlassung des späteren Mitglieds der Bücherkommission, des Professors Johann Hülsmann 1654—1658 mit großer Zähigkeit gegen einige Buchhändler aus Magdeburg und Helmstedt wiegen Verbreitung eines angeblich gegen ihn gerichteten Pasquills betrieben wurde. Ein Exemplar der Schrift wurde auch bet Fürst gefunden, dem »Kaufmanne, so der Bildermann genennet wird«, und cs kostete diesem Mühe, die Aufsichtsbehörde davon zu überzeugen, daß er von dem Verbote nichts gewußt und auch keine größeren Bestände von der Frankfurter Messe mitgebracht habe. In Nürnberg hatte Paulus Fürst mit seinem Schwager Wolf Wernberger einen häßlichen Streit in Geldangelegenheiten und wurde wegen eines Drohbriefes mit einer Turmstrafe belegt. Da aber seine Frau durch den Schrecken Schaden an ihrer Gesundheit erlitt und sich bei ihm selbst, wie es in dem Nürnberger Ratsbeschluß heißt, »wider seine Hauptschwachheit eraignet« (Anfälle von Geistesstörung?), so wurde auf Fürbitte seiner Angehörigen die Turmstrafe nach einigen Tagen in eine Geldstrafe umgewandelt. Da es auch bei Fürsts Tode 1666 offenbar nicht mit rechten Dingen zuging, so vermutet der Heraus geber, daß er vielleicht bet einem seiner Anfälle selbst Hand an sich gelegt habe. Witwe und Kinder haben dann das Geschäft noch etwa dreißig Jahre betrieben. In dem aus dem letzten Lebensjahre Fürsts stammenden Titelblatt zu dem von seiner Tochter Helena in Kupfer stich herausgegebenen zweiten Teile des »Neuen Modelbuches«, das zwei Herren und zwei Damen, letztere mit Näh- und Wirkarbeiten beschäftigt, zeigt, glaubt der Herausgeber ein Bild der Familie Fürst, den Vater und Sohn gleichen Namens, die Mutter und die beiden kunstverständigen Töchter Magdalena und Nosina Helena darstellend, zu erblicken. Wir hätten demnach in dem Stich, der in der Schrift wiedergegeben ist, eines der ältesten Bilder einer deutschen Buchhänd lerfamilie vor uns. Das Verzeichnis des Fürstschen Kunstverlages mit Abbildungen der hervorragendsten Blätter ist in der Hauptsache aus den reichen Beständen des Germanischen Museums zusammengestellt. Berücksich tigt sind außerdem in der Königl. Graphischen Sammlung, in der König!. Hof- und Staatsbibliothek und im Besitz des Antiquariats Jacques Nosenthal in München befindliche Blätter, sowie Bestände in dem an derartigen Flugblättern sehr reichen Kupferstichkabinett in Gotha. Die Zusammenstellung soll keinen Anspruch auf Vollstän digkeit erheben; vielmehr rechnet der Herausgeber mit der Notwendig keit einer Ergänzung durch Nachträge. Da nur wenige Blätter datiert oder sicher datierbar sind, mußte von einer chronologischen Reihen folge abgesehen werden. Die Einteilung erfolgte nach Stoffen. Wir finden da zunächst drei Abteilungen religiöser Darstellungen, von denen Nr. 1—16 Stoffe aus der Bibel, Nr. 17—65 Legendarische Dar stellungen und Heiligenbilder, Nr. 66—91 Andachts- und Erbanungs- blätter umfassen. Daran schließen sich die fünf Abteilungen mit weltlichen Stoffen: Nr. 92—116, Geschichtliche Ereignisse, Politische Allegorien, Himmelserscheinungen, Nr. 117—157, Bildnisse, Nr. 158 —186, Stadtansichten, Einzelne Denkmäler, Nr. 187—245, Nichtpolitische Allegorien und Nr. 246—369, Sittenbilder, Satiren, Fabeln, Ver schiedenes. Diese Einteilung muß als eine sehr glückliche bezeichnet werden, weil sie uns ermöglicht, Rückschlüsse auf die Bedürfnisse des damaligen Käufcrpnblikums und dessen geistige und künstlerische In teressen zu ziehen. Unter den von Fürst beschäftigten Künstlern sind zu nennen: Gregorius Frentzel, Lucas Schnitzer, Martin (oder Ma thias) von Sommer, Peter Troschel, Andreas Khol, I. F. Fleisch berger als Stecher, Leonhard Heberlein und Georg Strauch als Zeichner. In einem Anhang finden wir noch eine Zusammenstellung des Fürstschen Buchverlagcs nach den Frankfurter und Leipziger Meß katalogen von 1639 bis 1696. Auch diese Zusammenstellung, aus der nur die von Fürst ins Werk gesetzte Fortsetzung des Siebmacherschen Wappenbnchcs erwähnt sei, erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wenn sie auch wohl die wichtigsten und meisten Verlagswerke um faßt. Ciue ausgesprochene Vcrlagsrichtung oder Spezialisierung nach be stimmten Seiten hin ist noch nicht wahrnehmbar. Die Stoffe sind den verschiedensten Gebieten entnommen. Über den Vertrieb des Gesamtverlages und sonstiger Handels artikel erfahren wir aus der Voranzeige von Siebmachers Wappen buch, daß Fürst nicht nur die Messen in Frankfurt und Leipzig, son dern auch die Märkte in Wien, Linz und Graz besucht und seine Waren dort feilgehalten hat. So ist durch die eifrige Sammel- und Forschertätigkeit des Heraus gebers ein gutes Bild von dem Leben und Schaffen eines deutschen Kunst- und Buchhändlers des 17. Jahrhunderts entstanden, das nicht allein für unseren Beruf, sondern auch für das ganze Geistes- und Han- öelslebcn der damaligen Zeit wertvolle Aufschlüsse zu geben vermag. I>. 1519
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